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»Den Job muss man lieben, um durchzuhalten«

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Wenig Personal, mehr Aufgaben – und die Belastung steigt: Beamt:innen müssen aktuell extreme Herausforderungen bewältigen. Drei erzählen, wie sie den Arbeitsalltag meistern und welche Aktivität bei ihnen für Ausgleich sorgt

Credit: iStock-holaillustrations
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»Wenn ich aus dem Gefängnis raus bin, warte ich vor dem Tor auf dich!« Solche Drohungen sind keine Seltenheit im Arbeitsalltag von Marcel Schoberth. Der 43-Jährige ist Justizvollzugsbeamter in einer Strafanstalt in der Nähe von Hamburg. Gefährliche Situationen gehören zu seinem Job. »Erst vor Kurzem wurde ein Kollege von mir mit kochendem Wasser überschüttet«, erzählt er. Es komme auch vor, dass man in eine Zelle gehen müsse, in der ein bewaffneter Insasse sitze. Für Marcel Schoberth heißt es dann: ruhig bleiben. Wirklich schlimme Unfälle sind ihm bisher noch nicht passiert. Diesen Umstand verdankt er auch seinem Team. »Ich habe großes Glück, mit extrem guten Kolleginnen und Kollegen zusammenzuarbeiten. Wir helfen uns, zum Beispiel wenn es brenzlig wird«, betont er. Dass er erfahrene Mitarbeitende hat, ist in seinem Bereich tatsächlich ein Glücksfall. Seit 2016 sind in deutschen Justizvollzugsanstalten rund 2000 Stellen nicht besetzt. »Viele fallen altersbedingt weg, aber es rückt kaum neues Personal nach«, sagt René Müller, Personalratsvorsitzender der Justizvollzugsanstalt Hamburg. 120 Ausbildungsplätze gibt es hier jährlich für den Beruf als Justizvollzugsbeamter. Nur 25 Personen haben 2023 diese Chance genutzt und eine Ausbildung begonnen. Wer sie auch abschließen wird, ist jetzt noch nicht klar. » Gleichzeitig steigt die Belastung für die aktuellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie kämpfen nicht nur mit dem Personalmangel, auch der Job wird härter. Denn die Anzahl an psychisch kranken Gefangenen ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Woran das liegt, weiß Müller: »Der Maßregelvollzug, also die geschlossene Abteilung, ist hoffnungslos überfüllt.« Dadurch gebe es viele Insassen, die trotz einer psychischen Auffälligkeit im Justizvollzug untergebracht werden. »Für den Umgang mit solchen Personen sind wir aber nicht ausgebildet«, merkt Justizvollzugsbeamter Schoberth an. Und das macht den ohnehin schweren Job noch belastender. »Ich kann nach der Arbeit zwar gut abschalten, aber man nimmt immer etwas mit nach Hause«, erzählt er. Er kennt viele Kolleginnen und Kollegen, die das nicht so gut wegstecken. Das merke man auch am Krankenstand.

In guter Gesellschaft: Etwa 1,7 Millionen Beamt:innen gibt es derzeit in Deutschland
Jobzufriedenheit trotz Stress: Rund zwei Drittel der Staatsdiener mögen ihren Beruf

Doch der Justizvollzug ist nicht der einzige betroffene Bereich im öffentlichen Dienst. Dem Beamtentum steht ein Jahrzehnt des Wandels bevor: Aktuell gibt es rund 5,2 Millionen Staatsdiener in Deutschland. Verbeamtete Personen machen mit mehr als 1,7 Millionen rund ein Drittel dieser Zahl aus. Die Unternehmensberatung McKinsey geht davon aus, dass bis 2025 altersbedingt 1,5 Millionen aus dem Dienst ausscheiden werden. Gleichzeitig rücken immer weniger junge Leute nach. Aktuell sind bereits 360 000 Stellen im öffentlichen Dienst unbesetzt. Schätzungen zufolge werden bis zum Jahr 2030 rund 840 000 Stellen offen bleiben. Gerade an den Schulen wächst der Personalbedarf stark. Der Babyboom in den 2010er-Jahren sorgt dafür, dass es immer mehr Schüler:innen geben wird. Bis 2025 werden bundesweit weitere 30 000 Lehrkräfte benötigt. Zugleich gibt es in den Lehrerberufen einen besonders hohen Krankenstand. Alice Müller-Grünow kann davon ein Lied singen. Sie ist Grundschullehrerin im Großraum Bergisch Gladbach. »Aktuell fallen jede Woche mindestens zwei Lehrerinnen aus«, erzählt sie. Gerade Vertretungsunterricht sei eine hohe Belastung – sowohl für die Kinder als auch für die Lehrerinnen und Lehrer, die einspringen müssen. Obendrein sind viele Schulen bereits ohne Ausfälle knapp besetzt. Dabei sei es bei einer Tätigkeit wie dieser besonders wichtig, in einem guten gesundheitlichen und psychischen Zustand zu sein. »Bei Kindern muss man immer zu 100 Prozent präsent sein. Wenn ich gestresst oder unruhig bin, überträgt sich das immer auf meine Schülerinnen und Schüler und dann schaukelt es sich hoch«, so die 55-Jährige. 

»Die erste Phase von Corona war wahnsinnig überfordernd. Jeden Tag war man mit etwas Neuem konfrontiert«

Stefan Wesselmann, Schulleiter

Auch in der Schulverwaltung ist die Belastung in den vergangenen Jahren stark gestiegen. »Die erste Phase von Corona war wahnsinnig überfordernd. Jeden Tag war man mit etwas Neuem konfrontiert«, fasst Stefan Wesselmann die zwei Ausnahmejahre zusammen. Er arbeitet als Rektor einer großen Schule in Hessen, zugleich ist er ehrenamtlicher Landesvorsitzender des Verbands für Bildung und Erziehung. »Durch mein Ehrenamt bekomme ich auch von anderen Schulen im Land mit, vor welchen Herausforderungen Lehrkräfte aktuell stehen«, erklärt er. Neben den Nachwehen der Coronakrise sei durch den Ukrainekrieg auch eine Welle an Flüchtlingskindern nach Deutschland gekommen, die in der Schule besondere Betreuung benötigten. In Hessen gebe es an großen Schulen Intensivklassen für Kinder ohne Deutschkenntnisse. »Dafür muss aber auch das passende Lehrpersonal gefunden werden«, meint Wesselmann. An der Schule von Lehrerin Müller-Grünow dagegen werden die Kinder in der Regel in den regulären Klassen untergebracht. »Man muss davon ausgehen, dass man pro Klasse ein bis drei geflüchtete Schülerinnen oder Schüler betreut. Für die muss man natürlich den Unterricht anpassen und meistens auch die Zusatzförderung selbst übernehmen«, berichtet sie. Ein weiteres Problem für viele Berufsgruppen im öffentlichen Dienst ist die fehlende Sichtbarkeit in der Gesellschaft. Dies zumindest bestätigt das »Bleibebarometer«, eine Studie des Bundesministeriums des Innern und für Heimat aus dem Jahr 2021. Dort haben 68 Prozent der Teilnehmenden angegeben, dass ihre Behörde keine klare Arbeitgebermarke habe oder sie diese gar nicht beurteilen könnten. Eigentlich müsste man gerade in der schwierigen Zeit die eigene Marke stärken, damit die verschiedenen Berufsgruppen mehr gesehen und als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen werden. Doch aktuell arbeiten die wenigsten Bereiche aktiv daran. Zu viele andere Themen und Aufgaben gibt es, die bearbeitet werden müssen. 

Marcel Schoberth

Beruf: Justizvollzugsbeamter
Jahrgang: 1980
Verbeamtet seit: 2015
Mein Job in drei Worten: Spannend, herausfordernd und erfüllend.
Meine Aufgaben: Sicherheit in der Anstalt gewährleisten, Insassen versorgen und an der Resozialisierung arbeiten.
Deswegen mag ich meinen Job: Ich mag die Action und meine tollen Kolleg:innen.
Das belastet mich: Es fehlt Personal. Zusätzlich kommen immer mehr psychisch auffällige Personen zu uns, die wir besonders intensiv betreuen.
Mein persönlicher Ausgleich: Ich gehe ins Fitnessstudio, aber es hilft auch, ein Stück Kuchen mit meinen Kolleg:innen zu essen. Und natürlich meine Familie.

Alice Müller-Grünow

Beruf: Grundschullehrerin
Jahrgang: 1968
Verbeamtet seit: 1994
Mein Job in drei Worten: Aufregend, spannend, herausfordernd.
Meine Aufgaben: Unterrichten, Kinder emotional auffangen und im Austausch mit den Eltern stehen.
Deswegen mag ich meinen Job: Ich mag die Arbeit mit den Kindern und im Team, das gibt einem wahnsinnig viel zurück.
Das belastet mich: Es kommen immer neue Aufgaben dazu, die Klassen werden größer und die Kinder brauchen eine intensivere Betreuung. Hinzu kommen Probleme wie ein großer Mangel an Lehrkräften und fehlende Ausstattung.
Mein persönlicher Ausgleich: Tennisspielen, Joggen oder Golfen.

Stefan Wesselmann

Beruf: Schulleiter
Jahrgang: 1974
Verbeamtet seit: 1999
Mein Job in drei Worten: Täglich eine Wundertüte.
Meine Aufgaben: Schulorganisation, Beratung von Lehrkräften, Ansprechpartner für außerschulische Organisation und Eltern und viel Konfliktmanagement.
Deswegen mag ich meinen Job: Weil ich mit so vielen tollen Menschen zusammenarbeiten darf.
Das belastet mich: Der Fachkräftemangel, aber auch, dass immer mehr Aufgaben in die Schule verlegt werden. Schule wird häufig als Dienstleister angesehen.
Mein persönlicher Ausgleich: Ich bin gerne draußen und fahre nach Möglichkeit jeden Tag mit dem Fahrrad in die Schule. Aber auch mein Ehrenamt.

Gemeinsam stark: Die Allianz Berufs- und Dienstunfähigkeitspolice und die private Krankenversicherung

Beamt:innen, die durch eine Erkrankung ihren Arbeitsplatz verlieren, haben Anspruch auf Versorgung durch den Dienstherrn. Das reicht jedoch oft nicht aus. Denn Beamt:innen haben am Anfang ihrer Berufslaufbahn in der Regel keine gesetzliche Absicherung. Die Allianz Berufs- und DienstunfähigkeitsPolice wirkt in zwei Phasen dagegen. In der ersten Phase ist die Absicherung höher, da keine Versorgung durch den Dienstherrn besteht. Ab Verbeamtung auf Lebenszeit greift die Versorgung durch den Dienstherrn und verringert die Versorgungslücke. Deshalb versichert die Allianz in die- ser zweiten Phase eine bedarfsgerecht niedrigere Rente. Der Beitrag ändert sich dabei nicht. Die Rentenhöhe für beide Phasen ist bei Abschluss wählbar und kann zusätzlich über Anlässe erhöht werden.

Die Private Krankenversicherung ist essenziell für Beamt:innen und unterstützt bereits vor der Dienstunfähigkeit. Denn auch die Krankenversicherung wird nur zum Teil vom Dienstherrn gedeckt. Die Beihilfetarife der Allianz vermeiden hohe Restkosten und schließen wichtige Versorgungslücken. Besonders interessant für Personen in belastungsintensiven Jobs: Es gibt umfangreiche Leistungen für die Psychotherapie oder für Coachingangebote.

Mehr als nur Stress: Jede vierte Lehrkraft in Deutschland zeigt Burn-out-Symptome
Fehlende Sichtbarkeit: Beschäftigte im öffentlichen Dienst wünschen sich mehr Anerkennung

Mit der Außenwahrnehmung haben auch Justizvollzugsbeamter Schoberth und seine Kolleg:innen zu kämpfen. »Wir sind für große Teile der Bevölkerung unsichtbar«, beklagt er. Und wenn die Berufsgruppe doch mal in Serien oder Filmen auftauche, würde sie als Wärter oder Schließer dargestellt. »Das finde ich unmöglich. Unser Job ist so viel mehr als das«, sagt er. Trotz aller Widrigkeiten und Vorurteile macht Schoberth seine Arbeit sehr viel Spaß. »Ich mag den Nervenkitzel und das unglaublich enge kollegiale Verhältnis.« Und selbst Insassen können an vielen Tagen auch sehr nett sein. »Manchmal kommt man mit ihnen auch ins Gespräch. Aus solchen sehr persönlichen Unterhaltungen nehme ich viel mit – beruflich wie auch privat.« Leider bleibe für Resozialisierungsmaßnahmen häufig am wenigsten Zeit, obwohl diese zum Berufsprofil eines Justizvollzugsbeamten gehören. »Wir haben einfach viel zu viel mit der Wahrung von Sicherheit und Ordnung zu tun«, kritisiert Schoberth. 

»Unsere Tätigkeit ist wichtig für die ganze Bevölkerung.«

Marcel Schoberth, Justizvollzugsbeamter

Auch Müller-Grünow ist nach 29 Jahren immer noch mit ganzem Herzen Lehrerin. »Die Arbeit mit den Kindern macht mir großen Spaß und man bekommt wahnsinnig viel zurück«, betont sie. »Den Job muss man lieben, um durchzuhalten.« Diese Zufriedenheit spiegelt sich auch im »Bleibebarometer« wieder – trotz der steigenden Belastung. Zwei Drittel der Befragten waren mit ihrer Arbeit zufrieden. Auffälligerweise ist dabei die Aufgabenzufriedenheit höher als die Arbeitgeberzufriedenheit. Das bedeutet, dass die Sinnhaftigkeit der Arbeit für Angestellte im öffentlichen Dienst, und damit auch für Beamtinnen und Beamte, einen hohen Stellenwert hat. Wer die Aufgaben in seinem Job als wichtig erachtet, macht sie auch lieber. Dazu zählt für Schulleiter Wesselmann die positive Rückmeldung von Eltern, Schüler:innen und Lehrkräften. »Wenn ich in stressigen Phasen auch nur eine positive Rückmeldung bekomme, fühle ich mich in meiner Arbeit ernst und wichtig genommen. Das entschädigt für vieles«, erzählt er. Auch für ihn ist sein Beruf eine Berufung. »Als junger Mensch konnte ich mich damals nicht entscheiden, ob ich lieber Jurist, Seelsorger oder Lehrer werden wollte. Jetzt bin ich alles«, scherzt Wesselmann. Auch das »Bleibebarometer« bestätigt die Wahrnehmung. Wertschätzung ist unter den Befragten der am häufigsten genannte Faktor für mehr Jobzufriedenheit. Auch für Justizvollzugsbeamten Schoberth besonders entscheidend: »Unsere Tätigkeit ist wichtig für die ganze Bevölkerung. Ohne ein funktionierendes Strafvollzugssystem würde vieles andere auch nicht funktionieren. Außerhalb meines Arbeitsplatzes bekomme ich von der Gesellschaft wenig Dankbarkeit.« 

Auch wenn Lob und Anerkennung über manchen Ärger hinwegtrösten, artet die steigende Belastung inzwischen zu einem ernsthaften Problem aus. »Burn-out ist auch unter Staatsdienern ein wachsendes Phänomen«, weiß DiplomPsychologin Gabriele Bringer. Sie ist Geschäftsführerin der Stresszentrum Berlin GmbH und arbeitet als Trainerin und Beraterin für betriebliches Gesundheitsmanagement. Hier liegen ihre Schwerpunkte in den Bereichen Stress und Burnout. Ganz wichtig sei, bereits auf die ersten Anzeichen zu achten und dann direkt zu handeln. »Zu den Anfangssymptomen gehören anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung«, so Bringer. Gleichzeitig merkten viele Betroffene, dass die Leistung im Job leidet. Auch wenn man sich immer weiter aus dem sozialen Umfeld zurückziehe, solle man aktiv werden. Zudem könnten sich auch körperliche Symptome zeigen, wie diffuse Schmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden. Bringer betont: »Es ist wichtig, dass man diese Symptome ernst nimmt. Denn aus einem Burn-out können sich weitere psychische oder psychosomatische Störungen entwickeln.« Depression, Angststörung und körperliche Beschwerden sind da nur einige Beispiele. Ein Weg aus dem Stress führt über den Ausgleich. »Bewegung und Sport am Abend sind besonders wichtig, um abzuschalten«, sagt Bringer. Wenn man sich nach der Arbeit durch andere Aktivitäten fordere, könne man den Arbeitstag wirklich mental hinter sich lassen.

»Das Vorurteil, dass Lehrerinnen und Lehrer so viele Ferien und freie Zeit haben, hält sich hartnäckig, aber es stimmt gar nicht.«

Alice Müller-Grünow, Grundschullehrerin

Erste Warnzeichen für Erschöpfung hat auch Schulleiter Wesselmann schon bei sich beobachtet. Erst vor Kurzem war er bei einem Vortrag zum Thema Burn-out im Job und musste sich selbst eingestehen, dass auch er unter einigen Symptomen leidet. Aber er macht auch schon vieles richtig. »Wann immer es geht, fahre ich 17 Kilometer mit dem Rad in die Schule. Und auch wieder zurück. Da kommt und geht man viel fitter.« Auch die ehrenamtliche Arbeit ist für ihn ein Ausgleich. Für die richtige Work-Life-Balance sorgt auch Schoberth. Nach seinem Job im Gefängnis verbringt er gern Zeit im Fitnessstudio. Seine Prävention gegen ein Burn-out. »Mir ist es wichtig, die Anzeichen zu erkennen«, erzählt er, »denn ich bekomme es immer häufiger bei Kollegen mit. Man ist schneller weg, als einem lieb ist.« Lehrerin Müller-Grünow geht nach der Arbeit gerne joggen oder am Wochenende zum Tennis. Wenn sie nicht gerade arbeitet. »Das Vorurteil, dass Lehrerinnen und Lehrer so viele Ferien und freie Zeit haben, hält sich hartnäckig«, sagt sie, »aber es stimmt gar nicht.« Sie arbeite regelmäßig am Wochenende oder in den Ferien, kontrolliere Arbeiten und bereite den Unterricht vor. Das Problem der schlechten gesellschaftlichen Wahrnehmung wird in Beamtenberufen häufig beobachtet. Denn trotz der stetig wachsenden Anforderungen und der zunehmenden Stressfaktoren im Berufsalltag haben Beamt:innen häufig mit Spott zu kämpfen, wenn sie über Burn-out sprechen. Zu Unrecht, wie schon das »Bleibebarometer« zeigt. Bereits im Jahr 2021 gibt ein Drittel der Befragten an, dass sie die Arbeit krank mache.

Doch wie kann man die Belastung in Berufen des öffentlichen Diensts reduzieren? Laut des »Bleibebarometers« sind eine höhere Bezahlung, mehr Flexibilität und eine bessere Ausstattung für alle Befragten wichtig. Doch das Geld dafür scheint immer noch zu fehlen. Immerhin ist die Bundesrepublik Deutschland verschuldeter denn je. Trotz der klammen Staatskassen wünscht sich Lehrerin Müller-Grünow mehr Unterstützung aus der Politik: »Es wäre schon ein Fortschritt, wenn die Ausstattung besser werden würde. Wenn etwas mehr Geld in die Bildung fließen würde, könnten auch mehr Leute eingestellt werden.«

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Text Selena Gruner
Fotos Henning Kretschmer, Martin Lamberty, Felix Schmitt

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Oh, du Unerfreuliche

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Gerichtsstreit bringende Weihnachtszeit: Wir haben die Akten der Allianz Rechtsschutzversicherung durchgesehen und erkannt, dass nicht jeder Advent besinnlich bleibt. Einige Konflikte in Tannenbaum-Nähe enden vor Gericht. Fünf echte Fälle aus gegebenem Anlass 

###CustomElementStart###inform-teaser###{"title":"So meistern Sie die Weihnachtszeit","text":"Fr\u00f6hliche Weihnacht \u00fcberall. Na ja, fast. Denn alle Jahre wieder gehen mit den Feiertagen in vielen Familien Stress, Streitigkeiten und Sticheleien einher. Wir glauben, es geht auch ohne. Hier ein paar Tipps, wie Sie das Fest auf jeden Fall genie\u00dfen k\u00f6nnen.","isMail":false,"link":"https:\/\/www.allianz-vor-ort.de\/landingpage\/1890\/post\/19271?homepagekey=azd","newTab":true,"btn":"Zum Beitrag","btnColor":"#003781"}###CustomElementEnd###
###CustomElementStart###inform-teaser###{"title":"Neu: Allianz Sofort-Rechtshilfe","text":"Selbst wer keine Allianz Versicherung hat, kann jetzt unkompliziert f\u00fcr nur 29 Euro eine telefonische Erstberatung durch eine\u00a0unabh\u00e4ngige, erfahrene Rechtsanw\u00e4ltin oder einen Rechtsanwalt erhalten. Das Deutsche Institut f\u00fcr Service-Qualit\u00e4t\u00a0(DISQ) zeichnete die Allianz Sofort-Rechtshilfe als Versicherungsprodukt des Jahres 2023 aus.","isMail":false,"link":"https:\/\/www.allianz.de\/recht-und-eigentum\/rechtsschutzversicherung\/rechtsberatung\/","newTab":true,"btn":"Jetzt informieren","btnColor":"#F86200"}###CustomElementEnd###
Fall 1: Ausgerutscht

Rechtzeitig alle Weihnachtsgeschenke zu besorgen, ist der Schlüssel zu einem entspannten Advent. Denkt auch Sabine K., als sie von einem erfolgreichen Einkaufsbummel mit der S-Bahn nach Hause fährt. Als dann noch Schnee vom Himmel fällt, scheint die Vorweihnachtszeit perfekt. Doch die weiße Pracht wird ihr schnell zum Verhängnis. Sie rutscht auf dem noch nicht gestreuten Bahnsteig aus und bricht sich das Bein. Die Folge: zwei schmerzhafte Wochen im Krankenhaus und ein zusätzlicher Rechtsstreit mit dem Betreiber der S-Bahn. Der weist nämlich alle Verantwortung von sich – da der Schnee plötzlich einsetzte, sei es nicht seine Verpflichtung, den Bahnsteig sofort zu streuen. Außerdem hätte Sabine K., so der Betreiber, einfach nicht genug aufgepasst. Das lässt Frau K. nicht auf sich sitzen, zu Recht: Ein Gericht spricht ihr Schadensersatz und Schmerzensgeld zu.

Fall 2: Abgerutscht

Warum nur andere an Weihnachten beschenken und nicht auch sich selbst, denkt sich Max E.? Also erfüllt er sich pünktlich zum Fest einen Herzenswunsch und kauft einen Oldtimer. Den will er am 2. Weihnachtsfeiertag seinen Verwandten vorführen, fährt damit zum Familientreffen und parkt vor einem Einfamilienhaus. Da es in den Vortagen viel geschneit hat, löst sich eine Dachlawine und richtet bei dem Oldtimer erheblichen Schaden an. Max E. verlangt daraufhin Schadensersatz, doch die Hausbesitzer sehen die Schuld nicht bei sich: Sie seien nicht für den Schnee auf ihrem Dach verantwortlich. Max E. schaltet daraufhin seinen Anwalt ein, und der verhilft ihm schließlich zur Erstattung der Reparaturkosten.

Fall 3: Durchgerutscht

Von O bis O – also Oktober bis Ostern –, so lautet der Merkspruch für die Umstellung auf Winterreifen. Wem dieser Termin durchrutscht, muss mit Gefahren rechnen, wie der nächste Fall zeigt. Weil ein Autofahrer nach einer schneereichen Nacht trotzdem mit Sommerreifen unterwegs ist, kann er bei einer roten Ampel nicht rechtzeitig bremsen und kracht in den vor ihm fahrenden Bus. In diesem befindet sich Luis S., der durch den Aufprall stürzt und sich dabei seinen Arm bricht. Deswegen verlangt er nun Schmerzensgeld und Schadensersatz vom Autofahrer. Der sieht die Schuld nicht bei sich: Da seine Reifen auf der schneebedeckten Straße ausrutschten, sei der Unfall durch höhere Gewalt entstanden. Luis S. schaltet seine Anwältin ein, doch auch die Ankündigung einer Klage kann den Autofahrer nicht von seiner Meinung abbringen. Ein Gericht spricht Luis S. schließlich Schmerzensgeld und Schadensersatz zu. Zudem wird der Autofahrer noch zu einem Bußgeld und einem Punkt in Flensburg verurteilt. 

Fall 4: Anwalt eingeschaltet

Viele Menschen gehen mit besonders liebevoller Sorgfalt auf die Suche nach Weihnachtsgeschenken. Umso ärgerlicher, wenn man nach der Bescherung feststellen muss, dass das Geschenk sich nicht in einwandfreiem Zustand befindet. So geschehen bei einem Kaschmirpullover, bei dem während der Bescherung ein Loch entdeckt wird. Das Problem soll schnell durch einen Umtausch gelöst werden, doch der Onlinehändler weigert sich und will auch nicht den Kaufpreis erstatten. Das Loch sei erst nach dem Verkauf entstanden. Es muss erst wieder ein Anwalt eingeschaltet werden, um den Onlinehändler umzustimmen. 

Fall 5: Handy ausgeschaltet

Weihnachtsurlaub als besinnliche und erholsame Zeit zwischen den Jahren, das hat auch Nina M. geplant und deswegen ihr Diensthandy bei Urlaubsantritt ausgeschaltet. Ihr neuer Chef verlangt allerdings permanente Erreichbarkeit, auch im Urlaub. Nina M.s bewusste Entscheidung gegen seine Forderung ist für ihn Grund genug, sie zu entlassen. Pünktlich zu Heiligabend findet Nina M. also die Kündigung in ihrem Briefkasten. Da sie auf ihr Recht auf Erholung besteht, geht sie gerichtlich gegen die Kündigung vor und gewinnt. Die Kündigung muss zurückgezogen werden. Da Nina M. aber nicht in einem solchen Arbeitsklima tätig sein will, lässt sie mithilfe ihres Anwalts ihren Arbeitsvertrag aufheben und erhält außerdem noch eine Abfindung. 

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Text Melanie Kiefersauer
Illustrationen Elsa Klever

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»Die Paralympischen Spiele sind für mich ein leuchtendes Ziel«

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Nach einem schweren Reitunfall hat Gianna Regenbrecht ihre Leidenschaft für die Para-Dressur entdeckt. Mit ihrem Pferd Tommy trainiert sie hart für die Teilnahme an den Paralympics und für ihren Traum, vor dem Schloss von Versailles zu reiten 

Die Allianz und ihre Agenturen fördern Sportveranstaltungen auf allen Ebenen – vom örtlichen Jugendturnier bis zum Spitzensport. Denn Gesundheit, Inklusion und Teamgeist liegen einem Versicherer am Herzen. Seit 2021 ist die Allianz auch weltweiter Partner der olympischen und paralympischen Bewegung. Das Engagement ist auf acht Jahre ausgelegt und baut auf der seit 2006 bestehenden Zusammenarbeit mit der paralympischen Bewegung auf.

»Ich habe eine intensive emotionale Bindung zu meinem Pferd – wie in einer Beziehung zu einem Menschen. Ich bin nicht nur für mich, meinen Körper, meine Fitness und meine geistige Gesundheit verantwortlich, sondern auch für mein Pferd. Obwohl wir erst seit ein paar Monaten zusammen trainieren, möchte ich mit Tommy zu den Paralympischen Spielen nach Paris. Ein passendes Pferd zu finden, ist wie die Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen. Ich bin nicht in einer traditionellen Reiterfamilie aufgewachsen. Nur mein Opa war immer sehr pferdebegeistert. Reiten war für mich anfangs bloß ein Hobby, ich besaß kein eigenes Pferd. Ich hatte einfach großen Spaß daran und wurde immer häufiger von Leuten gebeten, ihre Pferde auszubilden. 2014 kam dann der Bruch: Ich hatte einen schweren Reitunfall. Damit endete vorerst alles. Es folgten zwei große Operationen, ein langer Krankenhausaufenthalt und eine zeitaufwendige Rehabilitation. Am Ende stand die Diagnose: inkomplette Querschnittlähmung.Trotzdem bin ich wieder aufs Pferd. Allerdings erst mal in Form einer Therapie namens Hippotherapie. Die Wärme und die gleichmäßigen Bewegungen, die vom Pferd ausgehen, sind super bei Querschnittverletzungen. Für mich war das sowohl körperlich als auch mental die richtige Therapie. Als ich mich besser fühlte, wollte ich unbedingt wieder in den Sattel und das Reiten wieder sportlich angehen. Von anfänglicher Skepsis habe ich mich nicht abhalten lassen. Meine frühere Trainerin half mir, mit meinem neuen Körpergefühl wieder reiten zu lernen. Dafür brauchte es sehr viel Geduld und sehr hohe Frustrationstoleranz.

Es ist viel Zeit vergangen. In diesem Februar jährte sich mein Unfall zum zehnten Mal, und heute höre ich oft: >Gianna, du sitzt auf dem Pferd, das ist so cool, man sieht dir dein Handicap gar nicht an.< Das ist natürlich ein großes Lob für mich. Dafür habe ich wirklich viele Stunden geschwitzt, viele Stunden im Sattel gesessen und hart gearbeitet.

Ziemlich schnell ist dann der Nachwuchsbundestrainer der Para-Dressur auf mich aufmerksam geworden und erkannte, was möglich ist. So bin ich in den Profibereich hineingerutscht und mit den Jahren reingewachsen. In der Saison 2019 haben auch wirklich alle gesehen: Oh, da geht was! 

Gianna Regenbrecht

Jahrgang: 1993

Wohnort: Münster

Beruf: Medizinstudentin

Disziplin: Para-Dressur

Heimatverein: Reitverein St. Georg Wadersloh/DOKR Olympiastützpunkt

Größte Erfolge: jeweils 6. Platz bei der WM im Team und Einzel

Meine bislang schlimmste Sportverletzung: Schulterverletzung

Ritual vor Wettkampf: Pferd selbst einpflechten

Ritual nach Wettkampf: beim Pferd bedanken

Tomorrowland

Spitzname: Tommy

Alter: 7 Jahre

Rasse: Oldenburger 

Größe: 1,77 m

Ein Team seit: 5 Monaten 

Das liebe ich an ihm: Hat ein Herz aus Gold!

Mein Engagement in der Para-Dressur ist aber nicht nur eine sportliche, sondern auch eine finanzielle Herausforderung. Die Siegerprämien sind minimal, und es ist schwierig, Sponsoren zu finden, da der Para-Reitsport in Deutschland leider unter dem Radar bleibt. In den ersten Jahren im Nachwuchskader hatte ich ein Sportstipendium der Uni und der Sportstiftung NRW und war wirklich froh, wenn ich gerade so bei null herausgekommen bin. Ich habe viel aus eigener Tasche bezahlt, weil ich mega Bock auf den Sport habe. Und ich hatte tolle Menschen an meiner Seite, die ebenfalls richtig Lust auf diese Reise hatten. Allen voran meine Trainerin Claudia Mense, die so viele Stunden unbezahlt in mich investiert. Dafür bin ich unendlich dankbar, und sie ist bis heute meine wichtigste Unterstützung. Mittlerweile bin ich im Perspektivkader und bekomme mehr Rückendeckung, zum Beispiel von der Deutschen Sporthilfe. Aber es ist einfach ein sehr teurer Sport, da ich eben nicht nur für mich, sondern auch für meinen vierbeinigen Partner aufkommen muss. Das Pferd und mich so zu organisieren, dass wir passend Höchstformen abliefern, ist immer wieder ein Drahtseilakt. Aber ich bin sehr dankbar, dass ich seit Jahren so viele tolle Menschen an meiner Seite haben, die mich unterstützen, an mich glauben und fördern.

Aktuell gehöre ich zu einer Gruppe von zehn Reiterinnen und Reitern, die eine intensive Vorbereitung durchlaufen. Bis Juni werden vier ausgewählt, die dann nach Paris fahren dürfen. Die Paralympischen Spiele sind für mich seit vielen Jahren ein leuchtendes Ziel am Horizont. In den vergangenen Jahren habe ich mich nie getraut, das Ziel >Paris 2024< auszusprechen, weil ich es mir selbst gar nicht zugetraut habe. Die erfolgreiche Teilnahme an der WM 2022 war für mich aber ein richtiger Push, und mit meinem neuen vierbeinigen Partner Tommy nimmt das ganze Bild für mich Formen an, und ich freue mich sehr auf das kommende Jahr. Die Wettkämpfe werden vor dem Schloss Versailles stattfinden. Ich habe schon erste Aufnahmen gesehen. Die haben sich eingebrannt und sind sehr präsent in meinem Kopf. Eine Medaille zu gewinnen, wäre nicht nur die Erfüllung eines sportlichen Traums, sondern auch eine Belohnung für die harte Arbeit und mein Durchhaltevermögen.«

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Protokoll Maria Dünninger
Fotos Maximilian Mann

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Kleiner Piks, große Wirkung

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Blut spenden kann Leben retten. Das klingt einfach, aber viele schrecken aus Angst davor zurück. Unsere Autorin wagt sich zum ersten Mal zur Blutspende – und erzählt von ihren Eindrücken.

Zur Person

Theresa Atzl zögerte jahrelang, Blut zu spenden. Kurz vor Weihnachten und in einer Zeit, in der die Zahl der langjährigen Blutspender:innen schrumpft, entschied sie sich zu ihrem ersten Blutspendetermin.

Meine Hände sind feucht, mein Herz klopft viel zu schnell, und ich habe ein flaues Gefühl im Magen. »Was tue ich mir da an?«, denke ich mir. Doch dann gewinnt meine Stimme der Vernunft wieder die Oberhand: Ich mache das für einen guten Zweck, um Leben zu retten. In Deutschland werden täglich 14.000 Blutspenden benötigt. Es kann wirklich alle Menschen treffen, egal ob nach einem Unfall oder bei einer Operation.

Dass Blutspenden ein wichtiges Thema ist, hat mir bereits mein Opa gepredigt. Bis jetzt habe ich es aber noch nie zu einer Blutspende geschafft. Wenn ich ehrlich bin, ist der Grund dafür ziemlich einfach: Ich hatte Angst davor. Wovor genau, kann ich gar nicht sagen. Ich habe keine Angst vor Nadeln, der Anblick von Blut macht mir nichts aus. Aber der Gedanke, dass mir ein halber Liter Blut entnommen wird, ist mir nicht geheuer. 500 Milliliter – das entspricht immerhin einer halben Packung Milch. Doch gerade zur Weihnachtszeit wird in mir der Wunsch wach, anderen etwas Gutes zu tun. Was gibt es Besseres, als Menschenleben zu retten? Davon abgesehen wird es immer wichtiger, dass auch junge Menschen ihr Blut spenden. Durch den demografischen Wandel fallen immer mehr langjährige Blutspender:innen aus. Also vereinbare ich ganz nach dem Motto »Jetzt oder nie« meinen ersten Blutspendetermin.

Eine Bluttransfusion ist für viele Menschen die einzige Überlebenschance

In den Tagen vor dem Termin versuche ich mich selbst davon zu überzeugen, dass ich nicht nervös sein muss. Dass es sicher nicht schlimm wird. Dass das schon viele Menschen vor mir gemacht haben. Und wenn die das schaffen, dann schaffe ich das auch. Also mache ich das, was mir am besten hilft: Ich versuche mich so gut es geht auf die neue Erfahrung vorzubereiten. Dazu recherchiere ich viel im Internet, was man vor einer Blutspende beachten soll. Meine Ergebnisse: ausreichend essen und viel trinken – am besten zwei Liter.

Bei meiner Recherche wird mir auch die Notwendigkeit von Blutspenden endgültig klar. Denn trotz aller wissenschaftlichen Entwicklungen und des medizinischen Fortschritts kann Blut nicht künstlich hergestellt oder ersetzt werden. Eine Bluttransfusion ist für viele Menschen die einzige Überlebenschance. Aktuell werden die meisten Bluttransfusionen in der Krebstherapie, bei Herz-, Magen- und Darmerkrankungen sowie bei Verletzungen aus Unfällen eingesetzt. Bei schweren Unfällen kann es sogar sein, dass ein Mensch mehr als zehn Blutkonserven bekommt. Außerdem lerne ich, dass ich mit jeder Spende bis zu drei Menschen helfen kann, denn mein Blut wird nach der Entnahme in drei Präparate aufgeteilt. Das alles sind Gründe, die mich in meinem Entschluss nur bekräftigen.

Klicken Sie sich durch die Bildergalerie: Diese Stationen durchläuft man vor der Blutspende 
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Am Tag der Blutspende frühstücke ich also erst einmal ausgiebig und trinke viel Wasser. Das sind gleich zwei Herausforderungen: Frühstücken mit einem flauen Magen ist nicht angenehm, und zwei Liter Wasser vor zehn Uhr trinke ich normalerweise auch nicht. Mit vollem Magen finde ich mich schließlich am Ort des Geschehens ein: der Kantine am Allianz Standort Unterföhring. Hier finden regelmäßig Blutspende-Aktionen für Mitarbeitende statt. 

Mit feuchten Händen und klopfendem Herzen überlege ich mir, ob ich nicht doch einen Rückzieher machen soll. Doch schon stehe ich bei der Anmeldung, wo ich freundlich begrüßt werde. Hier bekomme ich meinen medizinischen Fragebogen und kann mich auch direkt als Stammzellenspenderin registrieren lassen. 

Ist der Hämoglobinwert zu niedrig, darf man nicht spenden

Ich setze mich an einen leeren Tisch, um meinen medizinischen Fragebogen auszufüllen. Mit den Angaben sollen Vorerkrankungen und Risikofaktoren bereits vorab erkannt werden. Ich fülle meinen Fragebogen besten Gewissens aus. Später werde ich ihn noch einmal mit einer Ärztin zusammen durchgehen. Vorher muss jedoch mein Hämoglobinwert gemessen werden. Ist der zu niedrig, habe ich zu wenig rote Blutkörperchen in mir und darf nicht spenden. Kurz keimt in mir der Wunsch auf, dass ich so doch noch um die Spende herumkomme. Ein ziemlich feiger Gedanke für eine Menschenretterin – also verwerfe ich ihn schnell wieder. Ein kleiner Piks in den Finger, ein Tropfen Blut, prompt zeigt das Gerät eine 15,6 – und zerschlägt damit meine Auswegpläne. Mein Wert liegt absolut im Normbereich, und ich bekomme das Go für die Spende. 

Anschließend geht es zum Gespräch mit der Ärztin. Hier gehen wir gemeinsam noch einmal meinen ausgefüllten Fragebogen durch. Dann werden meine Körpertemperatur – 36,3 Grad – und mein Blutdruck gemessen. Dieser ist ziemlich hoch, denn langsam bin ich nicht mehr nur ein bisschen nervös, sondern wirklich aufgeregt.

Jetzt gibt es aber kein Zurück mehr für mich. Schneller als ich gucken kann, liege ich auf einer von circa 15 Liegen. Die Helferin schnürt mir den Arm ab und prüft meine Vene. Ich bekomme eine Packung Tempos in die Hand gedrückt. Wenn ich damit pumpe, fließt das Blut schneller. Schon steckt die Nadel in meinem Arm, und das erste Blut wird abgenommen. Dann erklärt sie mir ganz genau, wie das Blut aus meinem Arm in den Behälter fließt. Dieser bewegt sich in kreisenden Bewegungen, damit das Blut nicht stillsteht. Das sieht ein bisschen wie der Breakdance auf dem Oktoberfest aus. Der Gedanke, dass meine Blutkörperchen Achterbahn fahren, erheitert mich. So langsam fällt die Anspannung von mir ab. Bis jetzt ist die Blutabnahme überhaupt nicht schlimm. Im Gegenteil: Ich spüre nicht einmal, dass Blut aus mir herausfließt.

Klicken Sie sich durch die Bildergalerie: Vom Piks zum Imbiss danach – so verläuft eine Blutspende 
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Neben mir habe ich einen kleinen Monitor, der mir anzeigt, wie viel Blut bereits entnommen ist und wie schnell es fließt. Geht die Zahl in den roten Bereich, ist mein Blut zu langsam, und ich muss wieder mit meiner Packung Taschentücher pumpen. Das ist gut, denn so bin ich beschäftigt. Ich gucke weiter auf den Monitor und drücke fleißig, weil mein Blut heute nicht schnell fließen will. Meine zwei Liter Wasser haben wohl nicht so viel geholfen. Blut ist also wirklich dicker als Wasser.

Ich habe gerade die 400-ml-Marke geknackt, da dreht sich die Welt vor meinen Augen plötzlich ein bisschen zu schnell. Ich höre die Geräusche etwas gedämpfter als sonst. Und mein Kopf fühlt sich an, als würde mein Gehirn jetzt Achterbahn fahren. Ich sage sofort der Helferin Bescheid. Sie stellt mein Kopfteil zurück, sodass ich komplett liege und lagert meine Beine hoch. Sofort geht es mir wieder besser. Bei 460 ml hören wir auf, fürs erste Mal soll es genug sein. Danach bleibe ich noch etwas liegen. Ein Arzt kommt, um meinen Blutdruck zu kontrollieren. Da dieser stabil ist, darf ich mich hinsetzen und eine Cola trinken. 

Ich fühle mich schon wieder fast normal, ein bisschen kalt ist mir noch. Nach zehn Minuten darf ich aufstehen und werfe noch meinen Zettel zum vertraulichen Selbstausschluss in die Urne. Hier muss ich angeben, ob meine Spende auch wirklich verwendet werden darf. Danach geht es weiter in den Wartebereich. Egal, wie es einem nach der Spende geht, hier sollte jeder mindestens 30 Minuten bleiben, etwas essen, trinken und sich stärken. Ich mache mir einen Pfefferminztee und verdrücke eine Banane.

Im Notfall: Eine Blutspende kann Leben retten

Während ich so dasitze und der warme Tee in meinen Magen fließt, lasse ich mein Spendenerlebnis Revue passieren. Ich fühle mich erleichtert, dass ich meinen Einsatz gut überstanden habe und bin wirklich stolz auf mich, dass ich mich dazu überwunden habe. Mein Fazit: Es war überhaupt nicht schlimm. Dass mir zwischendurch schwindelig wurde, kann auch an meiner Aufregung gelegen haben. Selbst wenn nicht: Ich nehme es gerne in Kauf, dass es mir zehn Sekunden nicht gut geht, wenn ich dadurch anderen Menschen helfen kann. Ich bin mir sicher, dass ich die Spende beim nächsten Mal viel besser wegstecken werde. Denn so viel ist mir klar: Es wird auf jeden Fall ein nächstes Mal für mich geben.

Wer sich ebenfalls informieren möchte oder einen Termin zur Blutspende buchen will, findet alle relevanten Informationen dazu unter: https://www.drk-blutspende.de/ 

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Text Theresa Atzl
Fotos Simon Koy

Kategorien
Menschen

Bode an die Freude

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Ob Motorrad oder Rennrad – die Überholspur war für Erasmus Bode der Weg ins Glück. Bis eine fatale Diagnose sein rasantes Leben plötzlich ausbremste. 1890 digital hat den heute todkranken Dortmunder einen Tag lang begleitet 

Zur Person

Erasmus Bode, Jahrgang 1959, ist vor elf Jahren an Amyotrophe Lateralsklerose, kurz ALS, erkrankt. Er lebt mit seiner Familie in Dortmund.

Endlich. Pfleger Philipp fährt ihn mit dem Rollstuhl in den Garten. Am Teich angekommen, fragt Erasmus Bode seinen Helfer: »Bereit für eine Dummheit?« Pfleger Philipp schmunzelt. Vorsichtig zieht er ihm die beiden Silikonröhrchen aus der Nase. Streift ihm die Gummibänder seiner Atemmaske vom Kopf. Bode schließt die Augen. Seine Nasenflügel blähen sich auf wie die Nüstern eines Rennpferdes. Der Brustkorb hebt sich ein wenig. Bode gibt alles. Alles, was die restlichen fünfzehn Prozent seines Lungenvolumens noch so schaffen. Der Morgen duftet herrlich. Nach frisch gemähtem Gras und feuchter Erde. In der Nacht hat es geregnet. »Lecker«, flüstert der gebürtige Kölner, öffnet wieder seine Augen und lächelt. »Schön, zwischendurch was zu schnuppern.«

Nach zehn Minuten ist die olfaktorische Freiheit wieder vorbei. Pfleger Philipp mahnt: »Erasmus, du musst deine Maske aufziehen!« Die Maske. Bode, Jahrgang 1959, muss sie eigentlich rund um die Uhr tragen. Nur zum Essen darf er sie abnehmen. Seine Atemmuskulatur ist inzwischen so schwach, dass er technische Hilfe beim Schnaufen braucht. Die Luft pumpt nun ein Kompressor durch seine Nase. Bode lässt sich also wieder brav seinen Plastikrüssel überstreifen. Selbst kann er das nicht mehr. Sein Körper ist bis auf den Kopf komplett gelähmt. 

Mit Wahrscheinlichkeiten braucht man bei ihm nicht zu kommen

Andächtig blickt er mit seinen klaren blauen Augen jetzt auf den Gartenteich. Einer der wenigen Wohlfühlorte, die ihm seit der Krankheit geblieben sind. Stundenlang kann er hier aufs Wasser starren. Flora und Fauna beobachten. Details entdecken. Als talentierter Zeichner hat er sich früher schon für seine Umwelt begeistern können. Mit Bleistift hat er etwa gern Insekten auf Papier skizziert. »Lass mal schauen, ob was passiert«, spricht er zu seinem Pfleger, »bevor wir die schönste Rennstrecke der Stadt besuchen.« Die beiden Männer betrachten den Tümpel. Ein paar blau-schillernde Libellen tanzen über die moosgrüne Oberfläche. Das wars. Die Natur scheint gerade keine Lust auf Spektakel zu haben. »Einmal ist einer der Goldfische aus dem Teich gesprungen und hat eine Libelle im Flug geschnappt«, sinniert er. Natürlich sei sowas selten. Aber mit Wahrscheinlichkeiten brauche man ihm nicht zu kommen. Schließlich habe die Natur auch bei ihm zugeschnappt. Unerwartet. Einfach so. Wie ein dämlicher Goldfisch. 

Strahlend: Für zehn Minuten kann Erasmus Bode seine Atemmaske abnehmen
Barrierefreiheit: Mit dem Bus fährt Bode gerne zum Phoenix-See, wenn auch gemütlicher als früher.

Es geht zur Bushaltestelle. Selbst an so einem kühlen Tag zieht es Bode nach draußen. Es regnet nicht. Das ist die Hauptsache. »Die ganze Elektronik im und am Rollstuhl darf nicht nass werden«, betont der studierte Maschinenbauingenieur, »sonst kann sie kaputt gehen.«

Die Krankheit hat ihn Geduld gelehrt

Pfleger Philipp lenkt den Rollstuhl lässig über den Bürgersteig. »Pass auf den Hubbel auf!« Bodes flache Stimme stemmt sich gegen das nahende Hindernis. Sein Pfleger bremst ab. »‘Tschuldigung, Erasmus. Ich dreh um. Da hinten ist’s nicht so ruckelig.« Jede kleine Erschütterung verursacht dem steifen Körper inzwischen Schmerzen. Der Grund, warum der Mann aus Haut und Knochen auch nur noch in seinem Rollstuhl schlafen kann – tägliches Umhieven ins Pflegebett wäre zu qualvoll. Es reicht, wenn er das einmal pro Woche für den Toilettengang ertragen muss. Eine zweistündige Prozedur, die manchmal nur mit Schmerzmitteln gelingt.

Klicken Sie durch die Bildergalerie: Er ist stolz auf seine Familie, die Reisen und Hobbies
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Doch Bode nimmt die Umstände gelassen. Die Krankheit hat ihn Geduld gelehrt. Zuvor nicht gerade eine seiner Stärken. »Ich bin lieber von Haltestelle zu Haltestelle gesprintet, als lange auf den Bus zu warten«, gesteht er. Heute harrt der ehemals passionierte Rennradler aus, bis Bus Nummer 439 mit einer Verspätung von acht Minuten antuckert. Der Fahrer aussteigt. Zur Tür schlendert. Sich zum Fahrzeugboden bückt. Mürrisch am Griff rumfummelt. Um am Ende die Rampe auf den Gehweg krachen zu lassen. 

Die große Barrierefreiheit wartet hingegen am Phoenix-See. Dortmunds Vorzeige-Naherholungsgebiet hat Bode neuerdings für sich entdeckt. »Nirgends kann ich mich so unbeschwert bewegen«, sagt der Wahl-Ruhrpottler. Denn seit sechs Monaten ist der Technikfan stolzer Besitzer einer neuartigen Datenbrille. Der Clou: Mit dem Hilfsmittel kann Bode ganz allein seinen Rollstuhl steuern. Und zwar mit dem, was ihm noch geblieben ist: seiner Kopfbewegung. Besonders auf ebenen Strecken funktioniert die Steuerung bestens. Sie erleichtert seinen Alltag enorm. Etwa, wenn er im Supermarkt einkauft oder das Museum besucht. 

Bode ergänzt: »Oder auch für ein bisschen Fahrspaß.« Er nickt und der Rollstuhl surrt den breiten Radweg am Ufer entlang. Bode gibt Gas. Das Tacho-Display an der Armlehne springt auf sechs Stundenkilometer. Höchstgeschwindigkeit. Ein Witz für den Ex-Motorradfahrer. Aber Pfleger Philipp muss sich jetzt schon etwas mehr bemühen, hinterher zu trotten. Bode grinst.

Ein wenig fühlt sich das wie damals an. Als er noch mit seiner Familie über die Straßen Europas gedüst ist. Er auf seiner »BMW R1200 GS« im Gespann mit den Kindern und seiner Frau Susanne als Sozia. Was haben seine beiden Töchter gejauchzt, wenn Papa in der Kurve den Beiwagen ein wenig zum Abheben brachte. »Ich werde ihr Lachen nie vergessen«, erzählt Bode. 

»Es war eine harte Vorstellung, als Pflegefall zu enden«

Erasmus Bode, ALS-Patient

Über 300.000 Kilometer ist er Motorrad gefahren – mehr als mit dem Auto. Dabei ist ihm auch zum ersten Mal aufgefallen, dass etwas nicht stimmte. »Plötzlich konnte ich den Kopf nicht mehr richtig im Fahrtwind halten«, sagt er. Danach sind ihm beim Joggen die Beine weggeknickt. Seine Haltung krümmte sich. Irgendwie mutierte der Körper vom fitten Ausrufezeichen zum seltsam wackeligen Fragezeichen. Antworten darauf wussten die Mediziner anfangs auch nicht. Erst nach einem Jahr Klinik-Odyssee hat der damals 53-Jährige die richtige Diagnose bekommen.

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»Es war eine harte Vorstellung, als Pflegefall zu enden«, erklärt er. Unterstützt hat ihn in dieser schweren Zeit auch die Allianz Private Krankenversicherung (APKV). Seit mehr als 30 Jahren ist Bode Kunde. Vor allem der Service der Allianz Pflegebegleiter war für ihn eine enorme Hilfe. Das ist ein Service der APKV, den Vollversicherte exklusiv und kostenlos in Anspruch nehmen können. Ihnen und ihren Angehörigen steht Unterstützung telefonisch zur Verfügung – so lange, bis die Krankheit überstanden oder eine geeignete und langfristige Pflege und Weiterversorgung organisiert ist. »Es gibt ja viele Angebote, um sich besser durch den deutschen Pflegebürokratie-Dschungel zu schlagen«, sagt Erasmus Bode, »aber bei der Allianz wurde ich immer ehrlich und kompetent beraten.«

Am späten Nachmittag trifft das Duo wieder zuhause ein. Bode ist erschöpft. Pfleger Philipp schiebt ihn vor sein Aquarium im Wohnzimmer. Bodes Blick ruht auf den Anemonen. Ihre Nesselarme gleiten in der Strömung hin und her, wiegen ihn fast in den Schlaf. Er murmelt: »In dunklen Momenten haben sie mich schon glücklich gemacht.«

Klicken Sie durch die Bildergalerie: Es sind die kleinen Freuden im Alltag
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Doch inzwischen richtet Bode seinen Blick auf die lichten Momente. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die ihn mehr denn je erfreuen. Eine Eigenschaft, die seine Frau an ihm am meisten bewundert: »Mein Mann hat oft mehr Kraft als ich.« Selbst vor dem Tod hat Bode keine Angst mehr – obwohl er so lange wie möglich weiterleben will. »Ich habe alles erreicht, was ich mir für mein Leben gewünscht habe«, resümiert er. Dazu zählen seine Familie, seine Freunde, die vielen Reisen und Hobbies. 

Um 20 Uhr kommt Pfleger Martin zum Schichtwechsel. Nach dem Abendessen schiebt er ihn vor den Fernseher. Bode schaut gerne Actionfilme. Am liebsten mit Schauspieler Liam Neeson. Heute läuft »Unknown Identity«. Dabei beschließt die rheinische Frohnatur den Tag mit einer letzten Torheit. Genüsslich lässt er sich mit Schokolade und Gummibärchen füttern. Eigentlich hat er Diabetes. »Aber wozu gibt’s Insulinspritzen?! Das Leben ist doch so kurz.«

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Text Sonja Hoogendoorn
Fotos Martin Lamberty 

Kategorien
Menschen

»Ich investiere keine Energie in einen Plan B«

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Breakerin Jilou träumt nicht einfach nur, sie manifestiert ihr Ziel im Schlaf: eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris. Ihre Sportart ist zum ersten Mal olympisch, und auch Jilou will eine Pionierin sein – selbst wenn der Druck sie manchmal überwältigt.

Die Allianz und ihre Agenturen fördern Sportveranstaltungen auf allen Ebenen – vom örtlichen Jugendturnier bis zum Spitzensport. Denn Gesundheit, Inklusion und Teamgeist liegen einem Versicherer am Herzen. Seit 2021 ist die Allianz auch weltweiter Partner der olympischen und paralympischen Bewegungen. Das Engagement ist auf acht Jahre ausgelegt und baut auf der seit 2006 bestehenden Zusammenarbeit mit der paralympischen Bewegung auf.

Jahrgang: 1992

Wohnort: Berlin

Beruf: Profisportlerin      

Disziplin: Breaking 

Heimatverein: 84TIL

Größte Erfolge: 2019 & 2021: WM-Bronzemedaille 

Meine bisher schlimmste Sportverletzung: Bänderriss Sprunggelenk

Ritual vor dem Wettkampf: Im Trainingsbuch Runden aufschreiben 

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###CustomElementStart###inform-teaser###{"title":"\u00bbBreaking ist f\u00fcr mich keine Eintagsfliege, sondern ein Schmetterling\u00ab","text":"Wir haben Jilou in Berlin besucht. Neben beeindruckenden Bewegungen gab Jilou Einblicke in ihr Leben. Und sie verr\u00e4t, wie sie es geschafft hat, sich ganz nach oben zu tanzen","isMail":false,"link":"https:\/\/www.allianz-vor-ort.de\/landingpage\/1890\/post\/20615?homepagekey=###homepageKey###","newTab":true,"btn":"Zum Beitrag","btnColor":"#003781"}###CustomElementEnd###

»Zum Breaking habe ich erst über Umwege gefunden, am Anfang stand eindeutig meine Lust an der Akrobatik. Die hat mich 1999 zuerst zum Kunstturnen geführt. Den Sport habe ich tatsächlich intensiv betrieben, aber mir fehlte irgendwie die künstlerische Freiheit. Ich wollte auch mal aus der Figur ausbrechen. Ich habe es daraufhin im Zirkus probiert. Doch selbst dort war ich nicht so frei, weil die Choreografie immer um eine Show gebaut wird. 2006 sah meine Mutter im Fernsehen zufällig das >Battle of the Year< – das ist ein internationaler Breakdance-Wettbewerb – und schickte mich kurzerhand in meinem Heimatverein MTV Köln in einen Breaking-Kurs. So fing alles an.

Am Breaking gefällt mir, dass man eigentlich nie fertig ist. Man kommt nie an den Punkt, an dem man sagt: >Die Choreografie endet mit diesem Rückwärtssalto.< Beim Breaking probiere ich einen Rückwärtssalto, dann versuche ich auch gleichzeitig meine Füße zu fassen, meine Arme zu kreuzen und mich im Anschluss noch auf den Kopf zu drehen. Die Bewegung geht immer weiter, keine Choreografie ist gleich. Oft geht es nicht nur darum, wie schwer der Trick ist, sondern wie einzigartig und wie gut er zu deinem Stil passt. Beim Breaking kann ich ganz ich selbst sein und das machen, worauf ich Lust habe, ohne mich an irgendwelche Normen halten zu müssen.

2028 wird unsere Sportart bei den Olympischen Spielen in Los Angeles nicht dabei sein. Das Organisationskomitee hat sich gegen Breaking entschieden. In Paris geht es deshalb für mich um alles oder nichts. Niemand weiß, was nach den Spielen passiert. 

Sport ist im Allgemeinen gut für die physische und mentale Gesundheit. Doch manchmal muss ich aufpassen, dass ich den Wettkampfgedanken nicht zu sehr in den Vordergrund rücke – sonst laufe ich Gefahr, mich selbst zu sehr in Frage zu stellen. Bin ich gut genug? Kann ich das? Schaffe ich das? Bei der Weltmeisterschaft 2021 habe ich mich sehr unter Druck gesetzt. Nach dem Battle und dem Gewinn der Bronzemedaille stand ich unter der Dusche und musste plötzlich heftig weinen, alles musste raus, das war schon krass. Bei den Olympischen Spielen spüre ich wieder einen enormen Druck. Denn: Ich bin vielleicht die einzige Deutsche, die es nach Paris schafft.

Wenn ich an die Spiele denke, bin ich total aufgeregt und freue mich auch sehr, dass Breaking im Moment so viel Aufmerksamkeit bekommt. Natürlich habe ich auch ein bisschen Angst, dass ich mich nicht qualifizieren könnte – im Moment sieht es zum Glück sehr gut aus. In einen Plan B stecke ich definitiv keine Energie. Denn ich glaube ganz fest daran, dass Träume in Erfüllung gehen. Ob ich wirklich dabei bin, entscheidet sich im Juni.

Für mich sind Träume auch eine Art Manifestation. Ich versuche ganz bewusst, mit dem Gedanken einzuschlafen, bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Und natürlich träume ich auch von einer Medaille. Wenn ich mich qualifiziere, dann gehöre ich zu den besten 16 Breakerinnen, und dann ist alles offen – jeder startet bei null.

Meine Medaille würde ich allen Menschen widmen, die mich ehrlich unterstützt haben. In den ersten sieben, acht Jahren habe ich nicht viel Liebe aus Deutschland bekommen. Erst als ich den internationalen Durchbruch schaffte, ging es los. Da habe ich mir oft gedacht: >Hey, ihr hättet mich doch auch schon früher unterstützen und mir sagen können, dass ich gut bin.<«

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Protokoll Maria Dünninger
Fotos Karolin Klüppel

Kategorien
Menschen

»Wenn ich es zu den Paralympics schaffe, lasse ich mir ein Tattoo stechen«

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Julian Lammering hat für seinen Sport sein ganzes Leben umgekrempelt. Als Rollstuhlbasketballer hat er zum ersten Mal gespürt, dass er etwas erreichen kann. Und nicht nur das: Mit seinem Team darf er sogar von den Paralympischen Spielen in Paris träumen.

Die Allianz und ihre Agenturen fördern Sportveranstaltungen auf allen Ebenen – vom örtlichen Jugendturnier bis zum Spitzensport. Denn Gesundheit, Inklusion und Teamgeist liegen einem Versicherer am Herzen. Seit 2021 ist die Allianz auch weltweiter Partner der olympischen und paralympischen Bewegungen. Das Engagement ist auf acht Jahre ausgelegt und baut auf der seit 2006 bestehenden Zusammenarbeit mit der paralympischen Bewegung auf.

Credit: Katharina Kemme

Jahrgang: 2004

Wohnort: Warendorf

Beruf: Bundesfreiwilligendienst beim BBC Münsterland

Disziplin: Rollstuhlbasketball 

Heimatverein: BBC Münsterland

Größte Erfolge: 2022 WM-Vierter mit der U 22, 2023 WM-Achter und EM-Vierter mit den Herren 

Mein größtes Vorbild: mein Vater

Ritual vor dem Wettkampf: einen Moment Zeit nehmen und noch mal alles durchgehen

Getränk nach dem Sieg: Proteinshake

Essen vor dem Wettkampf: Porridge

»Ich bin 2019 zum ersten Mal zur U-22-Nationalmannschaft eingeladen worden, es ging zu einem Turnier nach Dubai. Danach musste ich entscheiden: Entweder mache ich weiter wie bisher, trainiere einmal die Woche und bin damit zufrieden, dass ich einmal etwas Großes mitgenommen habe. Oder ich mache das leistungstechnisch und krempele mein komplettes Leben um, damit ich in diesem Sport so gut wie möglich werde. Ich habe mich für Letzteres entschieden. 

Der Rollstuhlbasketball hat mir zum ersten Mal die Bestätigung gegeben, etwas erreichen zu können. Basketball ist endlich mal eine Sache, die ich besser kann als andere. Sonst hatten immer nur die anderen Träume. Fußballprofi zu werden zum Beispiel. Aber so etwas schminkt man sich halt ab. Man merkt schon als sechs-, siebenjähriger Junge, dass das nicht realistisch ist mit diesen Beinen. Ich konnte nie sprinten, ich war immer maximal der Torwart bei allem. Jetzt konnte ich auch mal mit einer Sache angeben. Und es hat mir total viel Spaß gemacht, mich mit Leuten im gleichen Alter mal so richtig zu batteln. Ich habe gemerkt, wenn ich mich da richtig reinhänge, kann ich etwas Cooles daraus machen. 

Dann kam die Coronapandemie. Und weil ich inzwischen in Warendorf beim BBC Münsterland in der 1. Bundesliga spielte, durfte ich trotz aller Beschränkungen weitertrainieren. Das war für mich das Größte. Ich musste nicht wie die meisten anderen mit allem aufhören. Während der Pandemie hatte ich nichts außer dem Sport. Ich habe alle freie Zeit genutzt und Vollgas gegeben. Da kam dann hinzu: Ich mache diesen Sport aus Spaß – aber er wird jetzt Hauptbestandteil meines Lebens, und selbst wenn es mal keinen Spaß macht, weiß ich, dass das zu höheren Zielen beiträgt. Ich wollte in die Herren-Nationalmannschaft, ich will bei den Top-Klubs spielen, ich will zu den Paralympischen Spielen.

Letztes Jahr war ich mit der U 22 bei der WM in Thailand, dieses Jahr durfte ich mit zur Herren-WM nach Dubai und zur Herren-EM in Rotterdam. Aber die Paralympics sind das Größte. Wenn man es dorthin geschafft hat, dann hat man alles geschafft. Mit einem Kumpel habe ich abgesprochen: Wenn ich es zu den Paralympics schaffe, lasse ich mir ein Tattoo stechen. Ob es schon für Paris klappt, steht natürlich auf wackligen Beinen. Wir müssen uns als Team noch qualifizieren, und ich muss es in die Mannschaft schaffen. Aber die Chance besteht. Das geht noch gar nicht richtig in meinen Kopf rein. Das ist verrückt.«

Gute Nachricht: Rollstuhlbasketballer Julian Lammering hat mit seinem Team das Ticket für Paris 2024 gelöst.
Die deutsche Herrennationalmannschaft im Rollstuhlbasketball hat sich beim Repechage-Turnier in Antibes, Frankreich für die Paralympischen Spiele qualifiziert. Das Team von Bundestrainer Michael Engel gewann das entscheidende Spiel gegen den Iran mit 70:39. Herzlichen Glückwunsch!

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Protokoll Susanne Rohlfing
Fotos Katharina Kemme

Kategorien
Menschen

Zeit, dass sich was dreht

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Sofern es nicht regnet, fährt unsere Autorin Rad. Doch in München macht das nicht immer Spaß – Autos verstopfen die Straßen, Radwege sind zugeparkt. Tage, an denen es nicht zu brenzligen Situationen kommt, sind jene, an denen sie wegen des Wetters die U-Bahn nimmt. Innenansichten einer nicht ganz ungefährlichen Bewegung.

Zur Person

Sina Horsthemke hat in der Fahrradstadt Münster studiert. Bis heute hat sie kein Auto, aber drei Fahrräder. Mit denen radelt die freiberufliche Journalistin in ihr Büro, nach Feierabend an der Isar entlang oder am Wochenende durchs Alpenvorland. Ihr ältestes Rad gehörte früher ihrem Opa, der damit in den Ferien bis nach Ungarn fuhr.

Muss ich wie heute zum Hauptbahnhof, habe ich die Wahl. Ich kann bequem mit der U-Bahn fahren und bin nach sechs Minuten am Ziel. Oder ich steige aufs Rad. Das dauert zehn Minuten länger, aber ich bewege mich an der frischen Luft. Zudem muss ich mich in der Erkältungszeit nicht in einen überfüllten Waggon quetschen und kann direkt zu den Gleisen gehen, anstelle des langen unterirdischen Wegs zwischen U-Bahn und Fernzug. Sofern es nicht regnet, entscheide ich mich daher für das Fahrrad. Nicht nur für den Weg zum Bahnhof, sondern eigentlich immer, wenn ich innerhalb der Stadt irgendwohin muss.

Ich bin eine von vielen. 80 Prozent der Münchner:innen besitzen ein verkehrstüchtiges Fahrrad, etwa 20 Prozent der Wege innerorts legen die Menschen hier auf zwei Rädern zurück. Die Zahlen sind zuletzt gestiegen: Während 2002 nur 10 Prozent der Wege auf das Fahrrad entfielen, waren es 2008 schon 14 Prozent. Mehr als 80 Prozent der Menschen, die hier regelmäßig radeln, nutzen ihr Fahrrad in der warmen Jahreszeit täglich. An heißen Sommertagen registrieren die Dauerzählstellen an beliebten Radrouten mehr als 19.000 Fahrräder. Selbst schlechtes Wetter hält viele nicht davon ab, in die Pedale zu treten: Mehr als 8000 Menschen passieren die Zählstellen an Regentagen auf Fahrrädern. 

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Wenn so viele radeln, muss das in München Spaß machen, könnte man meinen. Von meinem Weg zum Bahnhof macht mir nur die erste Hälfte Spaß. Da geht es zunächst bergab – von Obergiesing runter zur Isar und mit Schwung über die Wittelsbacher Brücke auf die andere Seite. Am Arbeitsamt vorbei führt ein breiter Radweg. Doch je näher ich dem Bahnhof komme, desto mühsamer wird die Fahrt. Nicht, weil ich nicht fit wäre. Es ist die Gegend rund um den Hauptbahnhof, die für Menschen auf Fahrrädern anstrengend ist: Autos verstopfen die Straßen. Lieblos schmale Radwege sind zugeparkt, von Baumwurzeln holprig durchwachsen, oder sie enden unverhofft mitten im Verkehr. Und regelmäßig nehmen Baustellen den wenigen Platz für Fahrräder weg.

Wer hier radelt, dem wird klar, warum die Imagekampagne »Radlhauptstadt München« acht Jahre nach ihrem Start ausgelaufen ist. Zwar verlaufen etwa 260 Kilometer Fahrradrouten Münchens in Grünanlagen oder auf landwirtschaftlichen Wegen, und angeblich sind 91 Straßenabschnitte als Fahrradstraßen ausgewiesen. Eine Fahrradhauptstadt ist München aber wahrlich nicht. Und das ist nicht nur meine Meinung. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) hat in seinem Fahrradklima-Test 2022 München auf Platz fünf der großen Städte einsortiert. Bremen führt das Ranking an, auf den Rängen zwei und drei folgen Frankfurt und Hannover vor Leipzig. Zu den Aufholern gehören Köln, Bonn und Koblenz, wo sich offenbar viel getan hat. In München hat sich laut ADFC seit 2020 nichts verbessert.

Radweg mitten auf der Straße: Das kann gut funktionieren, wie hier in der Nähe der Theresienwiese in München, oder weniger gut – wie am Ostbahnhof

Ich bekomme das am nächsten Morgen zu spüren. Im Berufsverkehr radle ich zu einem renommierten Verlagshaus im Nordosten der Stadt, der Tag soll mit einer Redaktionskonferenz starten. Am Anfang läuft’s ganz gut: Gekonnt schlängele ich mich am Ostfriedhof über eine riesige Kreuzung, auf der in alle Richtungen Schienen verlaufen. Radelnde müssen hier nicht nur auf Autos, Busse und Trambahnen achten, sondern gleichzeitig auf den Boden schauen, damit sich die schmalen Fahrradreifen nicht in einer der zahllosen Tramschienen verkanten. Ist das sturzfrei überstanden, biege ich die nächste rechts ab und nähere mich meiner persönlichen Radfahrhölle: dem Ostbahnhof. Es gibt in der Stadt schlimmere Passagen für Radelnde. Doch wenn ich dort vorbei und pünktlich sein muss, verliere ich regelmäßig die Nerven.

Mein Hauptproblem auf dieser Route: Die Ampelschaltungen sind fürs Autofahren gemacht, und Kreuzungen gibt es reichlich. Wer in Fahrradgeschwindigkeit unterwegs ist, hat meist »rote Welle« und darf gefühlt alle 150 Meter ein Päuschen machen. Der Radweg, der an einer der großen Kreuzungen mitten auf der Straße verläuft, ist gut gemeint, aber nicht ganz ungefährlich: Heute gerate ich zwischen zwei Busse, die plötzlich nach rechts zur Haltestelle rüberziehen und dabei den Radweg kreuzen. Als der Bahnhof hinter mir liegt und es endlich wieder rollt, muss ich noch einmal bremsen: Eine Kehrmaschine setzt rückwärts in eine Seitenstraße und überquert dabei den Fahrradweg. Der Fahrer schaut in die andere Richtung.

Zum Glück hatte ich in dieser Stadt noch nie einen Unfall mit dem Fahrrad. Doch ich bin mir sicher: Wäre ich nicht so defensiv unterwegs, sondern bestünde immer auf mein Recht, käme es bei jeder Tour zu einem Crash. Am häufigsten mit Autofahrer:innen, die rechts abbiegen und mich auf dem Radweg übersehen. Dann mit solchen, die aus Ausfahrten schießen, ohne nach links zu schauen. Beinah lächerlich oft bekomme ich es mit einem weiteren Klassiker zu tun: sich plötzlich öffnenden Autotüren, denen man auf dem Rad nur mit einem riskanten Schlenker ausweichen kann, falls Bremsen nicht mehr möglich ist. Ich wünschte, durch München zu radeln wäre einfacher. Aber Tage, an denen es nicht zu brenzligen Situationen mit dem Fahrrad kommt, sind jene, an denen ich wegen des Wetters die U-Bahn nehme.

Mahnmal: Sogenannte Ghostbikes erinnern in München an Menschen, die beim Radfahren tödlich verunglückten. Dieses wurde für einen 75-Jährigen aufgestellt, der im Sommer 2016 am Nockherberg starb

Gleichzeitig bin ich froh, dass ich bisher unfallfrei durchgekommen bin. Andere sind das nicht. 2022 ereigneten sich in München 21 tödliche Verkehrsunfälle, neun der Toten waren mit dem Rad unterwegs. Wo sie zu Tode kamen, platzieren Freiwillige seit einigen Jahren zum Gedenken weiß lackierte Fahrräder. Mehr als 20 solcher Ghostbikes soll es in der Stadt inzwischen geben, auf meinem Heimweg komme ich an einem davon vorbei. Es erinnert an einen 75-jährigen Mann, der im Sommer 2016 am Nockherberg ums Leben kam.

Freude am Fahren habe ich auf anderen Strecken. Montags zum Beispiel, wenn ich durch den Englischen Garten zu einem Termin im Norden der Stadt radle. Ohne Autos und Ampeln durchs Grün zu rollen, mit frischer Luft in den Lungen und auf gutem Asphalt, macht einfach Spaß. Zu Unfällen kommt es hier laut der Münchner Radl-Unfallkarte so gut wie nie. Auch am Isarradweg oder auf der Rennradstrecke durch den Perlacher Forst Richtung Süden lässt es sich wunderbar ein paar Gänge hoch- und vom Stress abschalten. 

Und auf dem Weg in die Innenstadt freue ich mich regelmäßig über eine rote Neuerung: den etwa 2,30 Meter breiten Fahrradweg in der Fraunhoferstraße, dem vor drei Jahren 120 Parkplätze weichen mussten. Was ein Verkehrsversuch war und manche in Rage brachte, soll bleiben, entschied die Stadt.

Gut für alle, die hier mit dem Fahrrad unterwegs sind: Der Streifen ist optisch klar von der Fahrbahn abgetrennt und so breit, dass gefahrlos Überholmanöver möglich sind. Kurz vor dem Sendlinger Tor radelt es sich dann mit Freude über ein fertiges Teilstück des versprochenen Altstadt-Radlrings. Das 2019 als Reaktion auf ein Bürgerbegehren begonnene Bauprojekt könnte für Radelnde Grund zu feiern sein, macht sie aber eher wütend: Gerade einmal zwölf Prozent der 10,3 Kilometer langen Route um die Altstadt sind bisher entstanden. Geht der Ausbau in dem Tempo voran, ist mit der Fertigstellung im Jahr 2046 zu rechnen. Ich wäre dann fast in Rente. Ob ich dann noch Fahrrad fahren kann? #woistunserradlring fragt das Bündnis »Radentscheid München« inzwischen mit einem eigenen Hashtag. Ja, wo?

Statt über den Radlring rolle ich zwei Tage später in der Innenstadt vorsichtig an einer Autoschlange vorbei, die vor einer roten Ampel wartet. Viel Platz ist nicht zwischen meinem Bremsgriff und den Außenspiegeln, das gebe ich zu. Es ist eng, doch ich habe die Situation im Griff – trotzdem beschwert sich ein Herr lauthals aus seinem geöffneten Autofenster. Wo soll ich denn hin? Auf dem Gehweg sind zu viele Leute, einen Radweg gibt es nicht. Ich könnte mich 100 Meter weiter hinten hinter das letzte Auto in die Schlange stellen. Doch das sehe ich irgendwie nicht ein. Unter anderem dafür nehme ich ja das Fahrrad: um im Berufsverkehr schneller am Ziel zu sein als die Autos im Stau.

Lesen Sie auch: Wie man hoch hinaus kommt und Rad fährt, ohne sein Leben zu riskieren
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Text Sina Horsthemke
Fotos Verena Kathrein 

Kategorien
Menschen

»Wenn ich Gold gewinne, habe ich alles erreicht«

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Von der übergewichtigen Naschkatze zum disziplinierten Sportler: Boxer Nelvie Tiafack träumt von einer Teilnahme an den diesjährigen Olympischen Spielen in Paris. Doch der Weg dorthin, war das Anstrengendste, das er je erlebt hat

Die Allianz und ihre Agenturen fördern Sportveranstaltungen auf allen Ebenen – vom örtlichen Jugendturnier bis zum Spitzensport. Denn Gesundheit, Inklusion und Teamgeist liegen einem Versicherer am Herzen. Seit 2021 ist die Allianz auch weltweiter Partner der olympischen und paralympischen Bewegungen. Das Engagement ist auf acht Jahre ausgelegt und baut auf der seit 2006 bestehenden Zusammenarbeit mit der paralympischen Bewegung auf.

Boxer Nelvie Tiafack

Jahrgang: 1999

Wohnort: Bergheim bei Köln

Beruf: Sportsoldat

Disziplin: Boxen, Superschwergewicht, Linksauslage

Heimatverein: SC Colonia 06

Größte Erfolge: Gold bei der Europameisterschaft 2022 in Jerewan und zweimal Bronze bei den European Games (zuletzt 2023)

Mein größtes Vorbild: Mama

Ritual nach Wettkampf: Seilspringen zum Auflockern

Getränk nach dem Sieg: ein großer Schluck Wasser 

»Ich als Boxer bei Olympia? Das hätte ich mir als Kind niemals träumen lassen. Als ich acht Jahre alt war, kam ich zusammen mit meiner Mutter aus Kamerun nach Deutschland. Für mich ein fremdes, sauberes, aufgeräumtes Land – mit ganz vielen Süßigkeiten. Ich fühlte mich wie im Paradies. Allerdings wurde mir genau das zum Verhängnis, denn ich nahm zu und wurde – man kann es nicht anders sagen – immer fetter. Anfangs spielte ich noch Basketball und Fußball, aber bei meinem Gewicht war das für meine Knochen und Gelenke auf Dauer nicht gut. Ich musste abnehmen. Das heißt, vor allem deshalb fing ich überhaupt erst mit dem Boxen an. An Leistungssport habe ich damals überhaupt nicht gedacht, bis mein damaliger Trainer mich davon überzeugte, ernsthafter an die Sache heranzugehen. Nach nur zwei Monaten stand ich dann im Ring, und es gab schnell keine geeigneten Gegner mehr für mich. Nicht unbedingt, weil ich so begabt war. Damals siegte ich eher dank meiner Wucht als durch meine Technik. Ich boxe in der Linksauslage: Das linke Bein steht vorn, die linke Hand führt und bestimmt unter anderem die Distanz. Die rechte, hinten liegende Hand ist die Schlaghand. Die Fäuste sind wichtig, aber mindestens genauso wichtig sind die Füße, denn die Kraft kommt von unten. Wenn sich der Gegner beispielsweise sehr viel bewegt, kann man nicht einfach umsetzen, was man geplant hat. Ist jemand schnellfüßig, macht es den Kampf gleich viel schwerer. 

Was ich am Boxen so liebe, ist, dass ich im Ring machen kann, was ich will. Ich bin selbst für meinen Erfolg verantwortlich. Das ist im Teamsport anders. Ich finde es außerdem gut, körperlich immer auf Topniveau zu sein und meine Leistungen durch entsprechendes Training immer wieder abrufen zu können.

Ich habe inzwischen auch einige Titel gewonnen, aber für Olympia zu trainieren ist noch einmal eine andere Sache. Der Weg dahin war für mich bisher das Anstrengendste. Und jetzt habe ich es tatsächlich geschafft, mich zu qualifizieren. Dass ich so weit gekommen bin, löst bei mir Euphorie aus. Dabei zu sein ist eine Belohnung für die jahrelange Arbeit. Es ist die größte Bühne der Welt und eine Chance, die man eben nur alle vier Jahre hat. Die Olympischen Spiele sind für mich das Höchste. 

Schiefgehen kann natürlich immer was, aber ich rechne mit einem Platz auf dem Podest. Wenn ich mit Gold zurückkomme, habe ich alles erreicht, was ich im Sport jemals erreichen wollte. Normalerweise bin ich weniger emotional, aber im Fall einer Goldmedaille könnte dann schon ein Tränchen fließen – aus Erleichterung und dem Wissen darum, dass ich mir einen Traum erfüllen konnte. Das schaffen nicht so viele Menschen.«

Gute Nachricht: Boxer Nelvie Tiafack hat das Ticket für Paris 2024 gelöst.
Vier Kämpfe musste Nelvie beim Olympia-Qualifikationsturnier des IOC im italienischen Busto Arsizio bestreiten, und alle vier gewinnen. Das ist ihm gelungen. Im entscheidenden Kampf besiegte er den Serben Dusan Veletic klar nach Punkten. Der Super-Schwergewichtler fährt als einziger männlicher deutscher Boxer zu den Olympischen Spielen. Herzlichen Glückwunsch!

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Protokoll Petra Benesch
Fotos Marina Weigl

Kategorien
Menschen

Tour de Paris

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2024 finden in der französischen Hauptstadt die Olympischen und Paralympischen Spiele statt. Auch Denise Schindler, dreifache Weltmeisterin im Paracycling, will wieder an den Start gehen. Wir haben mit ihr vorab die Stadt erkundet und touristische Ziele für Radsportfans angesteuert. Plus: die Route zum Nachradeln. 

Die Allianz und ihre Agenturen fördern Sportveranstaltungen auf allen Ebenen – vom örtlichen Jugendturnier bis zum Spitzensport. Denn Gesundheit, Inklusion und Teamgeist liegen einem Versicherer am Herzen. Seit 2021 ist die Allianz auch weltweiter Partner der olympischen und paralympischen Bewegungen. Das Engagement ist auf acht Jahre ausgelegt und baut auf der seit 2006 bestehenden Zusammenarbeit mit der paralympischen Bewegung auf.

Zur Person

Denise Schindler wurde 1985 in Karl-Marx-Stadt geboren. Als Zweijährige rutschte sie bei Eis und Schnee aus und geriet unter eine Straßenbahn. In Folge des Unfalls wurde ihr rechter Unterschenkel amputiert. Als Leistungssportlerin ist sie seit 2010 aktiv. Schindler kann zahlreiche Erfolge für sich verbuchen, sie gewann Silber bei den Paralympics, ist Weltmeisterin, Europacup-Siegerin, Weltcup-Siegerin und Deutsche Meisterin. 

Klicken Sie sich durch die Bildergalerie: Denise Schindler erradelt Orte, die jeder Radsportfan gesehen haben muss
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Autos rasen, Bremsen quietschen, Räder rollen. Lkws verbreiten stinkende Abgase. Im Kreisverkehr rund um den Arc de Triomphe, mitten in Paris, steht nur das Bauwerk in der Mitte still, seit 1836 eines der massiven, ikonischen Wahrzeichen von Paris. Denise Schindler, Radsportstar der deutschen Paracycling-Szene, mehrfache Weltmeisterin und Paralympics-Medaillengewinnerin, ist verwirrt. »Ich habe einen echt guten Orientierungssinn«, sagt sie, »aber wo war das noch, dieser coole Fotospot – und aus welcher Richtung bin ich noch mal gekommen?« Sie schiebt ihr rot-schwarzes Bike über die Straße und wischt mit dem Zeigefinger über das Display ihres Handys.

Google Maps soll die Richtung weisen inmitten des Verkehrschaos am Ende der Champs-Élysées, wo Denise Schindler ihre Entdeckungstour startet. Auf den Spuren historischer Radsportereignisse, vorbei an touristischen Must-sees, voller Vorfreude auf die Olympischen und Paralympischen Spiele, die 2024 im Herzen der französischen Hauptstadt stattfinden werden. Statt zu Fuß oder per Metro ist Denise Schindler mit dem Rad unterwegs, einem sportlichen Cityrennrad der Marke BMC, in königsblauem Trikot und schwarzer Radlerhose. Pariser Schick auf die sportliche Tour.  

Straßenrennen: Denise Schindler auf den Straßen von Paris, wo 2024 die olympischen und paralympischen Radrouten entlangführen werden
Großzügig: Am Canal Saint-Martin genießt sie als Touristin die breiten Radwege

Das Sahnehäubchen von Paris: Mit dem Rad zum Montmartre

Etappe 1 führt vom Arc de Triomphe nach Nordosten, in immer enger und enger werdenden Kurven über jahrhundertealtes Kopfsteinpflaster hinauf – bis zur Sacré Coeur, der strahlend weißen Kirche auf dem Montmartre: Was auf einem Städtetrip eine gute, wenn auch schweißtreibende Alternative zur verstopften Metro oder zu kilometerlangen Fußmärschen ist, wird für die Leistungssportlerin Schindler fast schon zur Wettkampfvorbereitung. Im Sommer 2024 wird das Straßenrennen an der Champs-Élysées starten, wo jeden Sommer die Tour de France endet. 

Auf den breiten Boulevards, wo Fans aus aller Welt die Sportler:innen anfeuern werden, gehen heute, an einem für die Jahreszeit zu kühlen Sommertag Geschäftsleute ihrer Wege, Touristen bummeln durch die Straßen. Am Arc de Triomphe drapieren sich stark geschminkte und gestylte Frauen kunstvoll vor dem Bauwerk, während ihre meist männlichen Begleiter den besten Winkel suchen, um sie möglichst vorteilhaft für die sozialen Medien abzulichten. Manchmal bedeutet das, sich mitten im Verkehrschaos auf die Straße zu legen. Für eine Erkundung der Stadt auf eigene Faust braucht es Mut, so scheint es.    

Im mehrspurigen Kreisverkehr rund um den Arc de Triomphe fehlen Fahrbahnmarkierungen, über Vorfahrtsregelungen verständigt man sich mit Handzeichen oder Blickkontakt, ständig fahren noch mehr Fahrzeuge rein, während sich mittendrin der Verkehr staut: Hier bestätigen sich alte Vorurteile vom Pariser Verkehr aus der Hölle, der das Autofahren beschwerlich macht und weder Einheimischen noch Besuchern so richtig Lust aufs Radfahren macht. Das 8. Arrondissement bildet damit inzwischen eine Ausnahme. 

Denn Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, Paris zu einer hundertprozentigen Fahrradstadt zu machen. Mehr als 150 Millionen Euro hat die Regierung bereits in Fahrradwege und -infrastruktur investiert, etwa tausend Kilometer Radwege wurden geschaffen. Die einstige innerstädtische Rennstrecke, die Rue de Rivoli, die von der Bastille zum Louvre und der Place de la Concorde führt, ist inzwischen eine Fahrradhauptstraße – eine weitere Etappe auf Denise Schindlers Tour de Paris.  

»Ich bin begeistert«, ruft die Athletin, während sie einen breiten Radweg entlangradelt, der Fahrtwind pustet ihr die langen Haare aus dem Gesicht. Die 37-Jährige strahlt mit der Sonne um die Wette, die sich mittags doch noch blicken lässt. So gut ausgebaute Radwege kenne sie aus keiner anderen Großstadt, in München etwa, wo sie in der Nähe lebt, sei das Radfahren deutlich beschwerlicher und auch gefährlicher, erzählt sie im Vorbeifahren. 

Der Jim Morrison des Radsports

Nicht nur im Sattel ist Paris ein empfehlenswertes Ziel für radsportbegeisterte Menschen. Die Kulisse der Tour de France live zu besichtigen, kann sich allein schon lohnen. Genau wie ein Abstecher zum Père-Lachaise, dem Friedhof aus dem 19. Jahrhundert. Auf 43 Hektar Grünfläche sind hier zwischen verwitterten Grabsteinen ausgedehnte Spaziergänge möglich, mit dem Schließen des Friedhofstors versiegt gleichsam der Stadtlärm. 3,5 Millionen Menschen kommen jedes Jahr hierher. Viele von ihnen wollen die Gräber berühmter Persönlichkeiten sehen: Marcel Proust, Edith Piaf, Jim Morrison. Ein Schweizer, der mit seiner Familie gekommen ist, um die letzte Ruhestätte des Rennradfahrers Laurent Fignon (1960–2010) zu besuchen, spannt seinen Regenschirm auf und fragt die erkennbar als Radsportlerin gekleidete Denise Schindler nach dem Grab. Sie zeigt zur Wand gegenüber, wo eine Gedenktafel mit Foto den Sitz der Urne anzeigt. Der Besucher strahlt. Er erinnere sich genau daran, sagt er, als Fignon mit 22 Jahren die Tour de France gewann – und 1989 um acht Sekunden den Sieg verpasste, mit dem knappsten Abstand in der Geschichte der Tour. 

Urnengräber auf dem Père Lachaise in Paris
Letzte Ruhe: Auf dem Friedhof Père-Lachaise befinden sich zahlreiche Urnengräber, darunter auch das des Radrennfahrers Laurent Fignon (6. v. l.)
Denise Schindler beim Père Lachaise in Paris
Zurück in die Vergangenheit: Denise Schindler und die Autorin Sandra Michel stehen vor dem Eingang vom Friedhof Père-Lachaise
Video: Mit Denise Schindler durch die Olympiastadt 2024
Klicken Sie sich durch die Bildergalerie: Denise Schindler besucht das »Steel«, einen Treffpunkt für Rad- und Kaffeeliebhaber
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Boxenstopp im Kultcafé

Nächste Etappe: Zwischenstopp im Café »Steel Cyclewear«, einem Laden für Radsportbekleidung, der gleichzeitig ein Café ist. Denise Schindler erreicht gegen zwölf Uhr ihr drittes Etappenziel und bestellt Cappuccino mit Hafermilch. »Kaffee und Radsport gehören für mich einfach zusammen.« Sei es wegen des Koffeinkicks unterwegs oder einfach wegen der Geselligkeit; weltweit finden beide Leidenschaften häufig zusammen. Bei »Steel Cyclewear« läuft wahlweise schwarzer Kaffee aus der Glaskanne durch japanische Filteraufsätze, wird mit der Aero- oder Frenchpress aufgegossen, kommt klein und konzentriert als café expresso daher oder mit geschäumter Kuh-, Hafer- oder Sojamilch – Inhaber René hat hier einen Ort geschaffen, wo nicht nur Radsportfans Kaffee auf hohem Niveau genießen können. Neben den hellen, freundlichen Holztischen, wo auch Bananenbrot und Muffins serviert werden, hängt stylische Funktionskleidung für Touren bei jedem Wetter. Die modebewusste Denise Schindler streift mit der Hand über die bunten Trikots. Sie mag das Konzept, ebenso der niederländische Chefredakteur einer Bike-Zeitschrift, der hier seine Reserven auffüllt.

Auch daheim rund ums oberbayerische Olching liebt Denise Schindler die Kombi aus ausgedehnten Fahrradtouren und Geselligkeit. Mit einem Bekannten war sie im vergangenen Jahr zum Wörthsee gefahren, wo sie so unglücklich stürzte, dass sie sich das Steißbein brach. Einer von mehreren Tiefschlägen, die die Profisportlerin jäh aus der Trainings- und Wettkampfroutine rissen. Anfang 2023 führte eine Entzündung im Stumpf zu einem erneuten Krankenhausaufenthalt und einer langen Pause. Der Unterschenkel war einst amputiert worden, nachdem die damals zweijährige Denise unter eine Straßenbahn geraten war. Mit dem entzündeten Stumpf war es monatelang unmöglich, eine Prothese zu tragen – an Training war nicht zu denken. »Mental waren die vergangenen zwei Jahre eine sehr harte Zeit für mich«, sagt sie heute, nur um im nächsten Moment lächelnd eine Extrarunde für Fotoaufnahmen am Canal Saint-Martin zu drehen. Die Prothese stemmt sie wie ein Hightech-Tool fest ins Pedal. Etappensieg.   

Mit dem Fahrrad auf Entdeckungstour 

Unsere Tour führt an Orten vorbei, die vor allem für Radsportfans interessant sind. Dauer: ca. 1 Stunde und 40 Minuten; Wegstrecke: ca. 24 Kilometer 

  • Vom Arc de Triomphe, dem mehrspurigen Kreisverkehr, geht es entlang der mehrspurigen Boulevards steil nach Nordosten.
  • In immer enger werdenden Kurven fährt man über jahrhundertealtes Kopfsteinpflaster hinauf zur Basilika Sacré-Coeur auf dem Montmartre.
  • Auf dem Rückweg in die pulsierende Stadt lohnt sich ein Abstecher zum Canal Saint-Martin. Ab der U-Bahn-Station Jaurès fährt man ca. 1 Kilometer gemütlich und verkehrsberuhigt am Wasser entlang, bevor man links zum Père-Lachaise abbiegt, dem Friedhof mit den Gräbern berühmter Persönlichkeiten, unter anderem des Radrennfahrers Laurent Fignon.
  • Für eine kurze Verschnaufpause bietet sich das Café »Steel Cyclewear« an, ein Treffpunkt für Rad- und Kaffeeliebhaber.
  • Paris hat in den vergangenen Jahren in den Ausbau von Radwegen investiert, so auch in unsere Tourstrecke, der Rue de Rivoli, die von der Bastille, über den Louvre bis zur Place de la Concorde führt. 
  • Die Tour endet am Arc de Triomphe.
  • Ebenfalls einen Besuch wert: Eine halbe Autostunde entfernt liegt das Vélodrome National, eine große Mehrzweckhalle mit Radrennbahn, ein Austragungsort der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024. 
  • Etwas außerhalb des Stadtzentrums liegt das Stade de France, in dem die Eröffnungs- und die Abschlussfeier der Olympischen und Paralympischen Spiele stattfinden.
Tagsüber die Straßen von Paris erobern, abends vegetarisches Streetfood testen: Denise Schindler und Autorin Sandra Michel im Restaurant »SoumSoum«

Mehrere Ziele vor Augen führen zum Erfolg

Die Para-Athletin ist in Deutschland nicht nur ihren Fans bekannt. Schindler, die Veranstaltungskauffrau gelernt hat und mehrere Jahre für eine Eventfirma arbeitete, bevor sie sich in Vollzeit dem Sport widmete, ist Sprecherin der Athletenkommission des Weltradsportverbands UCI für Paracycling. Sie hält Vorträge zum Thema Inklusion und hat ein Buch zum Thema Resilienz verfasst: »Vom Glück, Pech zu haben. Wie man an einem Schicksalsschlag wachsen kann«. 

Ihr Tipp für einen guten Weg durchs Leben? Abends sitzt Denise Schindler bei israelischem Streetfood im Restaurant »SoumSoum« und überlegt. »Mehr als ein Ziel zu haben, ist für mich das Wichtigste«, sagt sie dann und nippt an einem Glas Rosé. »Denn im Leben läuft nicht immer alles nach Plan. Noch einmal bei den Paralympics 2024 zu starten, dass wäre natürlich fantastisch«, sagt sie. Falls es mit der Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen aber nicht klappen sollte, sei das keine Katastrophe. »Ich habe viel erreicht im Leben – und bereite mich langsam auf die Zeit nach meiner aktiven Karriere vor.« Wer sich gezwungen sieht, vom geplanten Weg abzuweichen, braucht immer eine Alternative – am besten mehrere. So lässt sich nicht nur eine Fahrradtour in der Großstadt gut bewältigen.  

Am Ende des Tages hat Denise Schindler viele Ziele in der Stadt angesteuert, einen Fahrradtunnel an der Seine entdeckt, an den Tuilerien Espresso getrunken und ist auf der letzten Etappe zurück zum Arc de Triomphe im goldenen Licht der untergehenden Sonne am zäh dahinkriechenden Feierabendverkehr vorbeigeflitzt. 

Retrospektive: Die Sportlerin blickt am Vélodrome National auf einige Schicksalsschläge zurück

Für den nächsten Tag bleiben ein paar Stopps außerhalb der Route, die sie ausnahmsweise per Taxi ansteuert: das Stade de France, wo einst die Spiele eröffnet wurden, die Gegend rund um die künftigen olympischen und paralympischen Dörfer in Saint-Denis – und das Vélodrome National in der Gemeinde Montigny-le-Bretonneux. 2024 werden hier die olympischen Bahnradwettbewerbe stattfinden. Heute ist die Halle schwach beleuchtet, die Zuschauerränge sind leer. Lange blickt Denise Schindler auf die hölzerne, von den vielen Rennen wie glatt polierte Bahn. Eine Träne rollt ihre Wange hinab. »Das hätte ich jetzt nicht gedacht«, kommentiert sie lapidar und wischt sich mit dem Handrücken über die Augen. Hier, wird sie gleich sagen, erinnere sie sich an die Kämpfe, die sie während unzähliger Rennen mit sich ausgetragen hat, die Krankheiten und Niederlagen, die sie hinnehmen musste – an »die ganzen Herausforderungen, die man schon bewältigt hat«. In diesem Moment aber schweigt sie. Vielleicht hat sie heute eines ihrer Ziele erreicht.

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Text
Sandra Michel
Mitarbeit Maria Dünninger
Fotos Stephanie Füssenich
Illustration Melanie Gandyra