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Kaffeetipps to go

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Auf Infoscreens in ganz Deutschland erscheinen derzeit Gesundheitstipps, präsentiert von der Allianz Private Krankenversicherung. 1890 digital nimmt die Ratschläge auf – und vertieft das Wissen in Experteninterviews. Teil 13: Dr. Matthias Riedl deckt Mythen rund um den Muntermacher Kaffee auf.

Zur Person

Dr. Matthias Riedl, Jahrgang 1962, ist ärztlicher Direktor am Medicum Hamburg, Europas größtem Zentrum für Ernährung und Diabetes. Er zählt zu den renommiertesten Ernährungsmedizinern Deutschlands, hat die App »myFoodDoctor« entwickelt und mehr als 30 Bücher über gesunde Ernährung geschrieben. Sein Werk »Unser Essen – Killer und Heiler« war »Spiegel«-Bestseller.

Herr Dr. Riedl, der erste Kaffee am Morgen – und kurze Zeit später geht’s auf die Toilette. Gibt es hier einen kausalen Zusammenhang?
In der Tat. Der im Kaffee enthaltene Wirkstoff Koffein erhöht die Filterfunktion der Nieren, wodurch mehr Urin gebildet wird.

Besteht dann bei übermäßigem Kaffeekonsum die Gefahr einer Dehydrierung, also eines akuten Flüssigkeitsmangels?
Da zitiere ich Franz Kafka: »Kaffee dehydriert den Körper nicht. Ich wäre sonst schon Staub.« Aber im Ernst: Diese vermeintliche Gefahr gehört in den Bereich der Ernährungsmythen. Denn die harntreibende Wirkung von Kaffee ist nur von kurzer Dauer und hat somit keinen negativen Einfluss auf unsere tägliche Flüssigkeitsbilanz.

Ist also die Tradition, zum Espresso ein Glas Wasser zu trinken, aus besagtem Mythos entstanden?
Unter anderem. Aber diese Gewohnheit finde ich sehr gut. Denn es ist eine weitere Möglichkeit, den täglichen Flüssigkeitsbedarf zu decken. 

»Ein mäßiger Kaffeekonsum, also drei bis vier Tassen pro Tag, ist sogar gesund.«

Dr. Matthias Riedl

Wie viel Kaffee pro Tag ist gesundheitlich unbedenklich?
Eine allgemeingültige Empfehlung ist schwer zu treffen, da sich Kaffee von Mensch zu Mensch unterschiedlich auswirkt. Aber Studien belegen: Ein mäßiger Kaffeekonsum, also drei bis vier Tassen pro Tag, ist sogar gesund.

So wirkt sich die antientzündliche Wirkung von Koffein positiv auf den Leberstoffwechsel aus. Wer beispielsweise an einer nichtalkoholischen Fettleber erkrankt ist, sollte Kaffee auf seinen Speiseplan setzen. Außerdem steigert Koffein in Maßen den Antrieb, die Stimmung und Denkgeschwindigkeit sowie das Konzentrationsvermögen eines Menschen. 

Wie lange dauert es, bis der Körper Koffein abgebaut hat?
Nach fünf Stunden wurde circa die Hälfte des Koffeins abgebaut. Die Geschwindigkeit hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab, wie etwa dem Gewicht, Geschlecht, Alter oder der Stoffwechselrate. 

Gibt es so etwas wie eine Koffeinabhängigkeit? 
Ja. Die chronische Abhängigkeit von koffeinhaltigen Getränken wird Coffeinismus genannt. Koffein wirkt als psychoaktive Substanz, die das zentrale Nervensystem stimuliert. Aber je mehr Koffein man zu sich nimmt, desto größer ist die körpereigene Toleranz gegenüber dem Wirkstoff. Wird beispielsweise der Kaffeekonsum reduziert, können Entzugssymptome auftreten. Angefangen bei Kopfschmerzen über Müdigkeit bis hin zu Reizbarkeit und Depressionen.

Filterkaffee, Espresso oder French Press: Welche Zubereitungsart ist am gesündesten? 
Fast alle Studien beziehen sich auf schwarzen Filterkaffee ohne Milch und Zucker. Welche Rolle die Sorte und die Zubereitung spielen, muss noch genauer untersucht werden. Aber so viel lässt sich sagen:

Im Vergleich zu Filterkaffee enthält Espresso weniger Säure, da diese beim langen Rösten verloren geht. Daher ist Espresso verträglicher für den Magen. Wer erhöhte Cholesterinwerte im Blut hat, sollte aber lieber Filterkaffee trinken. Hintergrund ist, dass das Filterpapier die Stoffe Cafestol und Kahweol auffängt, die sich negativ auf den Cholesterinspiegel auswirken. Auch bei einer French Press empfehle ich den Einsatz eines Filters. So lassen sich die sogenannten Diterpene herausfiltern, die ebenfalls nicht förderlich für den Cholesterinspiegel sind. 

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Text
Steffen Geggus
Foto Simon Koy, privat

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Menschen

»Die Entscheidung hat uns sehr schockiert«

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Überraschende Premiere: Breaking ist zum ersten Mal olympisch. 32 Athlet:innen werden sich in diesem Sommer in Paris batteln. Als Sportdirektorin des Deutschen Tanzsportverbands vertritt Antonia Neher die neue Disziplin. Im Interview erzählt sie über den Weg ins olympische Programm, die Herausforderungen für den Verband und wie es nach den Spielen weitergeht.

Zur Person

Antonia Neher ist Sportdirektorin beim Deutschen Tanzsportverband und dort zuständig für den Leistungssport, derzeit vor allem für den Bereich Breaking. 2023 unterstützte sie die Tänzer:innen bei einigen Turnieren als Betreuerin, da es in diesem Bereich sehr wenige weibliche Fachkräfte gibt. In ihrer aktuellen Funktion schaut sie, was gut läuft, was verbessert werden muss, wo Unterstützung oder Personal benötigt wird.

Lesen Sie auch: Breakerin Jilou erzählt von ihrem Traum von Olympia
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Wie wurde Breaking olympisch?
Jeder Ausrichter der Olympischen Spiele hat die Möglichkeit, fünf weitere Sportarten zu benennen, die ins Programm sollen. Paris hat neben Kajak-Cross und Formula Kite Breaking ausgewählt. Nach der Entscheidung ging es auf deutscher Seite darum, welcher Verband für diese Sportarten zuständig ist. Da wir sowohl Mitglied im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) als auch in unserem Weltverband, der World DanceSport Federation (WDSF), sind, haben wir 2019 den Zuschlag bekommen. 

Wie finden Sie das?
Wir haben uns sehr gefreut und es auch als große Chance für den Verband gesehen. Schließlich ist es das erste Mal in der Geschichte, dass eine Tanzdisziplin olympisch wird. So können wir die junge Lebensart aufgreifen und selbst moderner werden. Aber es ist natürlich bis heute mit viel Arbeit verbunden. 

Worin bestand die größte Herausforderung?
Breaking war weder ein Teil des strukturierten Sports noch eine Disziplin, die zu unserem Verband gehörte. Das heißt, wir mussten schauen, wie wir Zugang zu den Tänzer:innen bekommen, damit sie Mitglied in einem Verein werden und auch an Ranglistenturnieren teilnehmen. Das gab es vorher nicht und war auch für die Szene etwas ganz Neues. Beim Breaking tanzt und trainiert jede und jeder für sich. Auch mussten wir strukturelle Vorgaben des DOSB erfüllen. Das heißt: Wie berufe ich einen Kader, oder wie sieht die Wertung bei Turnieren aus? Das alles mussten wir quasi von Grund auf neu aufbauen. 

»Es gab auch Tänzer:innen, die das boykottiert haben«

Antonia Neher, Sportdirektorin beim Deutschen Tanzsportverband

Gab es auch negative Stimmen zu der Entscheidung, dass Breaking jetzt olympisch ist?
Ja, es gab auch negative Stimmen: »Man nehme ihnen die Freiheit am Tanz.« Wir haben ja bestimmte Regularien, nach denen die Tänzer:innen bewertet werden, und die schränken natürlich ein. Damit können manche nicht umgehen und wollen bestimmte Moves nicht nur für eine gute Punktzahl bekommen. Es gab auch welche, die das boykottiert haben. Aber viele haben es auch als Chance gesehen, sich oder die Sportart zu repräsentieren. 

Wie wird Breaking in Deutschland aktuell wahrgenommen?
Ich denke, dass wir durch die Aufnahme in das olympische Programm eine hohe mediale Aufmerksamkeit bekommen haben. Insofern können wir uns nicht beklagen. Toll wäre es, wenn Kinder oder Erwachsene Breaking im Fernsehen sehen und es dann ausprobieren wollen. Wenn das Interesse da ist, könnten die Vereine auch mehr Kurse anbieten. Das wäre natürlich auch für uns ein Mehrwert. Wir haben jetzt mit den ersten Trainerausbildungen begonnen, damit es auch lizenzierte Fachkräfte gibt, die die Vereine unterstützen können. In Zukunft möchten wir auch mit Sportpsycholog:innen noch intensiver zusammenarbeiten.

Inwiefern sind Sportpsychologinnen und -psychologen bei dieser Tanzsportart so wichtig?
Ähnlich wie beim Turnen haben die Tänzer:innen auch beim Breaking ihre festen Abfolgen im Kopf, die sie zeigen möchten. Durch starke Nervosität kann es passieren, dass sie einen Blackout haben und das Set abbrechen. Mentaltrainer:innen oder Sportpsycholog:innen helfen ihnen, mit solchen Situationen gut umgehen zu können. 

Für Jilou ist Paris die einzige Chance, bei Olympia dabei zu sein. Denn bei den nächsten Spielen 2028 in Los Angeles ist Breaking nicht gesetzt. Wie beurteilen Sie das?
Der Beschluss, dass Los Angeles Breaking nicht im Programm haben will, ist Mitte Oktober 2023 gefallen. Die Entscheidung hat uns sehr schockiert, weil die Sportart ursprünglich aus Amerika kommt. Wir haben eigentlich fest damit gerechnet, dass sie in vier Jahren erneut dabei ist. Los Angeles hat sich für fünf Sportarten entschieden, die in den USA sehr viele Zuschauer anziehen und die Stadien füllen. Das sind Baseball-Softball, Cricket, Flag Football, Lacrosse und Squash. Breaking ist noch eine zu kleine Sportart, mit nur 32 Athlet:innen in Paris. Eine konkrete Begründung haben wir für diese Entscheidung aber nicht bekommen. 

Wird es trotzdem für Breaking eine sportliche Zukunft geben?
Wir haben natürlich viel Arbeit in die ganze Organisation und Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Paris gesteckt und wissen jetzt, dass es mindestens acht Jahre dauern wird. Nach der Bekanntgabe mussten wir der Szene und unseren Athlet:innen, die schon fest etabliert sind, erklären, wie es weitergeht. Aber auch ohne Olympia wird es den strukturierten Sport und Weltmeisterschaften geben. Der nächste internationale Wettkampf sind dann die World Games 2025, quasi die Olympischen Spiele für die nicht-olympischen Sportarten. Dort sind auch unsere anderen Tanzsportarten zu Hause. Und wir sind nach wie vor gesetzt für die Youth Olympic Games 2026. Unsere Arbeit war nicht ganz umsonst.

Wie sieht es aus finanzieller Sicht aus? Wie kann der Sport in den nächsten Jahren weiterhin im Fokus stehen, und wie können sich die Tänzer:innen finanziell abgesichert fühlen?
Auf dem Level bleiben zu können, ist gar nicht so leicht. Wir werden schon damit zu kämpfen haben. Auch wird sich der Status des Verbands wieder ändern. Wir gehören dann nicht mehr zum olympischen Spitzensport, was Einfluss auf die finanzielle Förderung hat. Aktuell sind wir ein vorolympischer Verband. Das heißt, wir bekommen andere Zuschüsse als nicht-olympische Verbände. Nach den Olympischen Spielen in Paris werden wir wieder als nicht-olympischer Verband gelistet. Wenn Breaking 2032 erneut dabei ist, fangen wir im Prinzip wieder von vorne an. Das wird drei bis vier Jahre im Vorfeld bekannt gegeben. Wenn ja, bekommen wir erneut den olympischen Status und eine stärkere finanzielle Förderung. Diese vier vorolympischen Jahre sind toll, und wenn man dann herausrutscht, dann sind die nächsten vier Jahre meistens mühsamer. Wir haben da leider sehr wenig Planungssicherheit. 

Text Maria Dünninger
Foto Maurice Stach

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Menschen

»Breaking ist für mich keine Eintagsfliege, sondern ein Schmetterling«

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Als einzige deutsche Breakerin hofft Jilou auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris. Die Berlinerin hat sich aus einfachen Verhältnissen an die Weltspitze gekämpft. Unsere Autorin hat sie in der Hauptstadt besucht.

Zur Person

 Jilou, Jahrgang 1992, ist in Köln aufgewachsen und lebt aktuell in Berlin. Mit 13 Jahren hat sie mit dem Breaking beim MTV Köln begonnen. Zu ihren größten Erfolgen zählt der zweimalige Gewinn der Bronzemedaille bei den WM 2019 und 2021.

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Klicken Sie sich durch die Bildergalerie: Bei Breakerin Jilou stehen Achtsamkeit und Optimismus im Vordergrund
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»Sorry, aber das mache ich nicht aus dem Stand. Da muss ich mich erst aufwärmen«, erwidert Jilou auf die Anweisung der Fotografin, zu Beginn ein paar einfache Breaking-Posen für den Artikel zu machen. Was im ersten Moment etwas eigen wirkt, entpuppt sich als ernst gemeinte Antwort einer Spitzensportlerin. Für die Breakerin sind 30 Minuten Aufwärmen und Dehnen vor jedem Tanz Pflicht. Foam Roller, Fitnessband, Knieschoner, Yoga-Elemente – sie überlässt nichts dem Zufall. Auch nicht beim Treffen in Berlin-Mitte. Backstein an den Wänden, die S-Bahn über den Köpfen, die Spree fließt vorm Fenster vorbei – der Showroom nahe der Jannowitzbrücke passt perfekt zu diesem urbanen Sport, in dem das Fotoshooting und der Videodreh für diesen Artikel entstehen sollen. Mit verschiedenen Fotomotiven im Kopf sollte es gleich losgehen. Doch Jilou weiß, was sie kann und was sie braucht. Breaking verlangt enorme Flexibilität. Es ist nicht einfach nur Tanzen. Ihr Körper ist ihr Kapital. Jede Verletzung könnte die alles entscheidende Qualifikation für Paris gefährden.

Breakdance, korrekterweise Breaking genannt, feiert in diesem Jahr seine Premiere als olympische Disziplin. Jilou ist vermutlich die einzige deutsche Vertreterin. Ob sie es tatsächlich nach Paris schafft, entscheidet sich im Juni, knapp zwei Monate vor Beginn der Spiele. Eine Teilnahme wäre die Krönung ihrer Karriere. 

Sehen Sie im Video: Jilou zeigt ihr Können im Breaking

Bei den Wettkämpfen – oder besser Battles – zeigen zwei Tänzer:innen abwechselnd ihr Können und versuchen einander zu übertrumpfen. Eine Jury entscheidet über Faktoren wie Originalität, Musikalität, Sauberkeit der Bewegungen und Präsenz. Es gibt viele Dinge im Battle, auf die die Sportler:innen spontan reagieren müssen. Die Teilnehmenden haben zum Beispiel keinen Einfluss auf die Musik, die gespielt wird. Und auch die Bewegungen des Gegners sind nicht vorhersehbar. Jilou entscheidet in jeder Runde neu, wie sie beginnt, welche Elemente sie einbaut und wie sie endet. Nichts wiederholt sich.

Auch ihren eigenen Lebensweg hat Jilou immer selbst gestaltet – trotz vieler Hindernisse. Geboren 1992 in Freiburg, wuchs Jilou Rasul in einer Künstlerfamilie in Köln-Mühlheim auf. Ihr Vater war Maler, der aus dem Irak nach Deutschland geflohen war. Ihre Mutter war eine leidenschaftliche Tänzerin. Geld war in ihrer Familie nicht immer ausreichend vorhanden. In der Schule konnte sie nicht einfach mit auf Klassenfahrt, sondern musste sich jedes Mal vor der Klasse outen und um finanzielle Hilfe bitten. »Ich glaube, die meisten Menschen, die nicht in solchen Verhältnissen aufgewachsen sind, wissen gar nicht, woran man alles denken muss«, erinnert sie sich. Ihre Jugend bestand aus: Anträgen, Anträgen, Anträgen. »Wenn ich den Antrag für die Ermäßigung in der Mensa vergessen hatte, durfte ich dort nicht essen und habe dann manchmal gar nichts gegessen«, erklärt sie. Um sich ihre Karriere als Breakerin zu finanzieren, arbeitete Jilou als Tanzlehrerin, tanzte auf Messen und in vielen großen Shows, wie in Peter Maffays »Tabaluga«. Für eine dreimonatige Tanzausbildung zog sie nach Berlin, wo sie seit 2017 lebt.

»Es ist eine Kultur, meine Kultur«

Breakerin Jilou

Trotz aller Widerstände profitiert Jilou auch von den Herausforderungen als Jugendliche. Sie hat früh gelernt, selbstständig zu sein. Das kommt ihr heute zugute. Denn seit ihrer möglichen Olympiateilnahme ist ihr Zeitplan vollgepackt mit Terminen. Und die managt sie größtenteils allein. Ob Sponsoren oder Fans – sie kann sich vor Anfragen kaum noch retten. Journalist:innen aus der ganzen Republik verfolgen gespannt ihre Geschichte. Ein bis zwei Interviews pro Woche sind für sie normal. Es könnten auch mehr sein. Aber der Fokus soll auf dem Tanzen bleiben.

Denn für Jilou ist Breaking mehr als ein Sport. Einerseits ist es ihr Ventil, um Stress oder Negatives herauszulassen. Auch deshalb sei die Szene in Berlin im Vergleich zu der in anderen Städten besonders aktiv und der Anteil an herausragenden Tänzer:innen groß. »Viele haben hier eine schwierige persönliche Geschichte«, weiß Jilou, »und viele trainieren deswegen besonders intensiv.« Andererseits bedeutet Breaking für sie auch Zugehörigkeit. »Es ist eine Kultur, meine Kultur«, sagt sie. Denn durch ihren Migrationshintergrund sei es oft nicht so einfach zu wissen, wo man hingehöre. »Bei Breaking kann ich sagen: Hier gehöre ich hin. Das ist meine Community, und die macht mich stark«, erzählt Jilou. Der Zusammenhalt in dieser Gemeinschaft ist über Grenzen hinweg enorm. »In anderen Ländern versuche ich deswegen auch heute noch, Tänzer:innen zu kontaktieren. Die Locals nehmen mich sofort in ihre Gruppe auf, geben mir einen Schlafplatz und zeigen mir Orte und Menschen, die Touristen nie sehen würden.« 

Volle Konzentration: 30 Minuten Aufwärmen und Dehnen vor jedem Tanz sind für die Breakerin Pflicht

Als Jilou 2006 mit dem Tanzen anfing, träumte noch kein Breaker, keine Breakerin von einer Olympiateilnahme – schon gar nicht in den Jahren zuvor. Die Tanzform entstand Anfang der 70er-Jahre auf den legendären Hip-Hop-Partys in der New Yorker Bronx. MCS, Breaker, DJs und Graffiti-Künstler fanden dort ihren Platz. Es ging vor allem darum, eine gute Zeit zu haben und sich miteinander zu messen. Es war egal, woher man kam und wer man war, Hauptsache man liebte das, was man tat. 

Auch bei Jilou war es Liebe auf den ersten Blick. Ihre Mutter hatte zufällig den »Battle of the Year«, einen internationalen Breakdance-Wettbewerb, im Fernsehen gesehen. Sie wusste sofort, dass dieser Sport ihre Tochter erfüllen könnte. Jilou, die bereits im Bett lag, wurde von ihrer Mutter geweckt, und das, was sie auf dem Bildschirm sah, fesselte sie sofort. »Das wirkte viel kreativer und freier als das Kunstturnen, das ich damals im Verein betrieb«, sagt sie. Beim Turnen gab es immer nur ein klares Richtig oder Falsch. Beim Breaking ist Jilou hingegen eigentlich nie an dem Punkt, an dem sie sagt: »Die Choreografie endet mit diesem Rückwärtssalto.« Sie verließ den Turnverein und machte ihre ersten Schritte in die künstlerische Freiheit im Breakdance-Kurs beim MTV Köln. 

Heute zählt Jilou zu den großen Vorbildern in der Szene. Nachwuchstänzer:innen fragen sie nach ihren persönlichen Ratschlägen zu ihrem Werdegang und zu Tanzmoves. Jilou glänzt auch, weil sie als starke Breakerin mehr Frauenpower in den von Männern dominierten Sport gebracht hat. Ihr größtes Idol war dabei die Britin Roxy. »Roxy brach damals Tabus. Sie trug Lippenstift, warf sich beim Tanzen die Haare über die Schultern, legte sich auf den Bauch und wackelte mit den Beinen. Sie war die Vorreiterin für Sex-Appeal und Weiblichkeit im Breaking«, erzählt Jilou. Gesehen hat sie Roxy zum ersten Mal im Fernsehen bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London. Die Breakerin habe sie inspiriert, genau diesen Weg zu gehen und dafür zu kämpfen. »Beim Breaking muss es einfach möglich sein, sich so zu zeigen, wie man ist, das zu tragen, worauf man Lust hat«, sagt Jilou. 

»Wenn du auf der Tanzfläche nicht so oft performen kannst, nehmen dich die Leute kaum wahr«

Leider haben heute Männer immer noch mehr Möglichkeiten, sich mit guten, gleichaltrigen Breakern zu vergleichen. In Deutschland haben Frauen das nicht. Es ist noch nicht lange her, da gab es nur vier andere gute Breakerinnen. »Natürlich konnte ich auch viel von den Männern lernen«, erzählt Jilou, »aber das körperliche Niveau der Jungs war einfach viel höher. Dementsprechend bin ich damals nicht so weit gekommen.« Dadurch konnte sie auch nicht so viel Erfahrung sammeln. »Wenn du immer nur fünf Runden tanzt, dann sind diese fünf Runden vielleicht gut. Aber wenn man dann im Wettbewerb zehn Runden tanzen muss, schaut man als Frau in die Röhre.« Damit verschwinde auch ihre Präsenz bei den Veranstaltungen. »Wenn du auf der Tanzfläche nicht so oft performen kannst, nehmen dich die Leute kaum wahr.« Das »Gesehen werden« sei so wichtig, weil Breaking ein Ausdruck der eigenen Individualität ist und jeder Tänzer und jede Tänzerin für das gefeiert werden sollte, was er oder sie ist.

Einen weiteren Push in puncto Aufmerksamkeit hat es für sie als Breakerin durch Olympia gegeben. Nur bei der Anerkennung sieht sie immer noch Luft nach oben. Noch werde die Szene von vielen Menschen belächelt, gerade auch in der Sportwelt. »Ich muss mich leider immer noch erklären und beweisen«, sagt sie, »mir wird zum Beispiel oft die nervige Frage gestellt, ob ich davon leben könne.« Jilou hofft, dass ihre Sportart durch die Spiele im Sommer den »Respekt« bekommt, den sie verdient. 

Für die heute 31-Jährige werden die Olympischen Spiele in Paris die letzte Chance sein, sich auf der größten Bühne des Sports zu präsentieren. Selbst wenn ihr Körper mitspielt – ihre Sportart wird bei den Spielen 2028 in Los Angeles nicht vertreten sein. Das hat das Olympische Komitee schon beschlossen. Deswegen möchte sie sich neben dem Sport ein weiteres Standbein aufbauen. Aktuell interessiert sie sich für Wirtschaftspsychologie. Wie tickt die Sportbranche? Wie kann man Breaking für jede:n zugänglich machen und zu mehr Bekanntheit verhelfen? Jilous Kopf ist voller Ideen. »Viele verstehen nicht, dass wir den Sport vermarkten müssen. Wir sind noch nicht an dem Punkt, dass der Sport uns vermarktet«, erklärt sie. Auch wenn es mit der Olympiateilnahme vorerst ein einmaliges Erlebnis bleibt, sieht Jilou für ihre Leidenschaft eine glänzende Zukunft voraus: »Breaking ist für mich keine Eintagsfliege, sondern ein Schmetterling.«

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Text Maria Dünninger
Fotos Karolin Klüppel

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Die XXL-Motoren-Montage

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Nordex zählt zu den weltweit größten Produzenten von Windkraftanlagen. Bei der Versicherung der Produktionsstätten vertraut das Unternehmen aus Rostock schon seit mehr als zehn  Jahren auf die Allianz. Ein Werksbesuch in den Hallen der Turbinenfertigung.

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Klicken Sie sich durch die Bildergalerie: Die Personen hinter den Windrädern
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Auch bei der Antriebsmontage gibt es sie: Minuten der Romantik. Dann schlägt sogar das Herz eines noch so sachlichen Konstrukteurs ein kleines bisschen höher. Denn wenn sich die Karosserie und der Motor auf dem Fließband vereinen, erreicht die Fertigung eines Fahrzeugs ihren Höhepunkt. »Hochzeit« nennen Autobauer diese Verkupplung der wichtigsten Maschinenteile. Auch bei Nordex in Rostock fiebert Manufacturing Engineer Till Sachse dieser Zeremonie entgegen. »Das erfordert immer wieder besonderes Fingerspitzengefühl«, erklärt der 31-jährige Ingenieur. 

In den Werkshallen des Windkraftanlagen-Herstellers »heiraten« der Maschinenträger und der Generatorträger – die beiden bilden das Herzstück eines sogenannten Maschinenhauses. Diese 70 Tonnen schweren, 4 Meter hohen und 13 Meter langen, mit Glasfaserkunststoff verkleideten Kraftwerke werden im Rostocker Produktionsstandort von Nordex zusammengebaut und auf den Transport vorbereitet. Das Maschinenhaus sorgt dann auf dem Turm der Windkraftanlage in erster Linie dafür, dass die Rotorblätter immer passend im Wind stehen und ihre Drehung in Strom umgewandelt wird. 

Um den Maschinen- und Generatorträger zu verbinden, braucht es kein Fließband, sondern die kräftigen Hände von Kranführer Alexander Brandhorst. Konzentriert packt er vier schwere Eisenketten, die an einem Kran unter der Hallendecke befestigt sind. Eine nach der anderen hakt er in den Generatorträger ein. Dann hängt er sich seine Fernbedienung um den Hals und lässt das neun Tonnen schwere und rund vier Meter hohe Bauteil in die Luft steigen und steuert es über den Gang des Werks auf die andere Seite der Produktionsstationen. Dort wartet der Maschinenträger schon gut fixiert auf der Basis des Maschinenhauses. Langsam wird das Paar zusammengeführt und gegeneinander verschraubt. Millimeter für Millimeter justiert Kranführer Brandhorst nach, damit die Zentrierdorne in die vorgefertigten Löcher des Maschinenträgers passen. Ein kleiner »Wetten-dass«-Moment, wo einst Baggerfahrkünstler mit der Schaufel den Nippel durch die Lasche zogen. 

Ferngesteuertes Hightech statt Schienen

Auch wenn der Routinier das mehrmals täglich macht, sagt er: »N’ bisschen kribbelig ist das schon. Aber uns ist noch nie ein Brautpaar vom Tisch gefallen.« Mit »Tisch« meint er die gelben Stahlplatten auf acht Füßen. Auf denen wandern die Maschinenhäuser von Station zu Station. Und zwar mittels ferngesteuerter Hightech-Apparate. Wie eckige Mega-Saugroboter fahren diese unter die Tische, hieven sie samt Gondel hoch und transportieren die halb fertigen Baugruppen weiter. Die Innovation hat die starre Fließbandfertigung auf Schienen überflüssig gemacht. Heute kann man so die Halle des ehemaligen Dieselmotorenwerks viel flexibler und effektiver nutzen.  

Ebenso den Geräuschpegel hat man durch den Verzicht auf die Schienen in der 9500 Quadratmeter großen Halle gesenkt – selbst wenn manchmal der Schlagschrauber schrillt, der Gabelstapler über den Flur surrt oder ein Arbeiter seinem Kollegen etwas zuruft. Auch unter den Mechaniker:innen herrscht konzentriertes Werkeln. Kein hektisches Schrauben. Kein nervöses Justieren. Man merkt nicht, dass hier alle einen sportlichen Takt zu erfüllen haben. 17 Stationen durchläuft ein Maschinenhaus, bis sämtliche Teile montiert sind. Für jede Station haben die Mitarbeitenden vier Stunden Zeit. Im Wesentlichen werden vier Hauptkomponenten verbunden: Stahlunterbau, Generator, ein Schalthaus für die Elektrik – und später im Windpark der Triebstrang. Gearbeitet wird in Schichten, sodass nach sieben Tagen ein Produkt einsatzbereit ist. Und weil parallel an mehreren Maschinenhäusern geschraubt wird, können pro Woche bis zu 20 Stück das Werk verlassen.

Natürlich ergeben sich dabei auch Herausforderungen, wie Sachse es formuliert. Besonders wenn es zu Verzögerungen kommt – etwa durch fehlerhafte Materialien oder verspätete Anlieferung. »Einmal wurde eine Stahlkonstruktion geliefert, die falsch konserviert worden ist«, erinnert er sich. Das Problem: verminderte Reibung. »Wir mussten alle Gewinde und Bohrungen erst mal gründlich säubern.« Ein Prozess, der eine Stunde dauerte – so lange stand die Linie still. Erst danach konnte die Produktion weiterlaufen. Solche Verzögerungen passieren jedoch selten. »Wir rechnen mit einer Linienverfügbarkeit von 90 Prozent«, erklärt Sachse. 

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Innenleben mit rund 9600 Einzelteilen

Eine in der Produktion notwendige Zahl, aber auch eine erstaunliche. Immerhin werden in einem Maschinenhaus mehr als 1200 Komponenten verbaut – die wiederum aus insgesamt rund 9600 Einzelteilen bestehen und aus der ganzen Welt kommen. Zum Beispiel Stahlunterbauten aus China. Oder Generatoren aus Deutschland. Glasfaserkunststoff aus Litauen. Transformatoren aus Österreich. Drehkränze aus Mexiko. Schrumpfscheiben aus Italien. Hydrauliksysteme aus der Türkei. Oder Getriebe made in Sachsen.  Triebstränge und Schaltschränke baut Nordex selbst. 

Die hiesige Montage ist mittlerweile in der internationalen Branche etwas ganz Besonderes. Auch Nordex fertigt zum Teil im Ausland, um kostengünstig zu produzieren und die Transportwege in internationale Märkte zu verkürzen. Das Unternehmen hat beispielsweise Produktionsstandorte in Brasilien, Mexiko, Spanien und Indien, setzt aber ebenso auf den Standort Deutschland. Erst 2023 hat die Geschäftsführung rund zwei Millionen Euro in die Modernisierung der heimischen Fertigung investiert. Damit man beim Bau der immer größeren und schwereren Turbinen-Generationen global mithalten kann. Dazu kommt, dass 60 Prozent der Aufträge aus Europa stammen und so kürzere und bessere Transportwege für die Riesenbauteile genutzt werden können. 

Turbinen-Herzstück: So sieht das Maschinenhaus eines Windrades von innen aus. Die mechanische Bewegung der Rotorblätter wird durch Triebstrang und Generator in elektrische Energie umgewandelt. Der Transformator wandelt dann die Spannung so um, dass der erzeugte Strom durch Kabel im Turm über weite Strecken bis in die lokalen Netze transportiert werden kann.

Die ambitionierten Ziele der Bundesregierung

Zudem glaube man an den Ausbau von Windkraft hierzulande. »Auch wenn – oder ich sollte besser sagen: gerade weil – die Bundesregierung immer noch mit ihren Plänen hinterherhinkt«, meint Sachse. Das große Ziel des sogenannten Erneuerbare-Energien-Gesetzes steht nach wie vor: Bis zum Jahr 2030 sollen mindestens 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen. Allein die Leistung durch Windkraftanlagen an Land muss sich bis dahin mit 115 Gigawatt fast verdoppeln. Ende 2040 sollen es sogar 160 Gigawatt sein. Zwei Prozent der Landesfläche Deutschlands wären dafür erforderlich. Aktuell beträgt die installierte Leistung der 28 667 Onshore-Windräder der Republik insgesamt nur 61 Gigawatt. Deswegen montieren im Stammsitz heute mehr als 770 Mitarbeitende die Hälfte aller Nordex-Maschinenhäuser. Das sind rund 700 Stück pro Jahr, was einer Leistung von etwa 3,4 Gigawatt entspricht

Die Investition in die heimische Zukunft zeigt sich auch in den 50 Azubis, die Nordex aktuell ausbildet. Eine davon ist Sabrina Rietz. Sie absolviert gerade ihr zweites Ausbildungsjahr als Mechatronikerin in der Nabenfertigung. »Die Arbeit macht mir Megaspaß«, sagt die 28-Jährige. Besonders gefalle ihr die Abwechslung. Sie darf in alle Bereiche reinschnuppern, egal ob Hydraulik, Pneumatik, Elektrotechnik oder Mechanik. »Ich freue mich auch schon total darauf, wenn ich für die Reparatur direkt aufs Windrad darf«, erzählt die gebürtige Rostockerin. Denn neben der Fertigung bietet Nordex seinen Kunden auch die Instandhaltung seiner Windparks. Ihr Faible fürs Handwerk hat Rietz durch ihre Familie entdeckt. Ihre Eltern sind Metzger, ihre Oma war Schlosserin. Aber die Entscheidung für Nordex habe sie vor allem wegen der Nachhaltigkeit getroffen. »Ich habe eine kleine Tochter«, erklärt Rietz, »ich möchte, dass sie eine lebenswerte Zukunft hat.«

»Mich überzeugt bei Nordex einfach die Sinnhaftigkeit der erneuerbaren Energieerzeugung«

Manufacturing Engineer Till Sachse

Die Turbinenleistung hat sich seit 1999 versechsfacht

Auch Sachse überzeugt die nachhaltige Arbeit. »Als Ingenieur habe ich in der Industrie eigentlich überall gute Arbeitschancen. Aber mich überzeugt bei Nordex einfach die Sinnhaftigkeit der erneuerbaren Energieerzeugung«, sagt der studierte Maschinenbauer. »Und natürlich die rasante Entwicklung zu immer leistungsstärkeren Turbinen«, ergänzt er. Allein bei Nordex hat sich die technische Entwicklung seit 1999 enorm gesteigert. Hat man damals noch Turbinen mit rund 1 Megawatt Leistung gebaut, verlassen heute mit der neuen Delta-4000-Generation Exemplare mit bis zu 6 Megawatt das Werk. 

Gerade wird so ein fertiges Prachtstück bei Station 17 von vier Mitarbeitern in einer Plastikplane verpackt. Sie versiegeln das Loch an der Front des Maschinenhauses. Dort, wo später auf dem Windradturm die Nabe mit den Rotorblättern montiert wird. Das Hallentor öffnet sich, und ein Schwerlasttransporter fährt rückwärts rein. Kranführer Brandhorst lässt das Maschinenhaus wieder in die Höhe steigen und sanft auf die Ladefläche des Lkw absinken. Mechaniker fixieren es mit schweren Eisenketten. Danach rollt der Laster Richtung Straße. 

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Text Sonja Hoogendoorn
Fotos Maximilian Mann