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»Theriesenwüste«: Mehr als nur ein weites Feld

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Bereits zum zweiten Mal in Folge bleibt die Münchner Theresienwiese Ende September leer. Das berühmte Oktoberfest wurde aufgrund der anhaltenden Pandemie erneut abgesagt. Doch wenn das Oktoberfest Pause macht, serviert Mutter Natur auf der Theresienwiese Kuba-Spinat, Knoblauchsrauke und Kamillentee. Protokoll einer botanischen Feldforschung

Leidenschaft für das Grüne: Botaniker Jürgen Feder hat sich auf Stadtpflanzen spezialisiert

Wer zum ersten Mal hier ist, muss denken, die Münchner haben sich auf dem Oktoberfest zu oft ihre Gehirnzellen weggespült. Warum, um alles in der Welt, sollte man diesen Ort sonst als Wiese bezeichnen? Die Theresienwiese ist keine Wiese, sondern ein 42 Hektar großer, lebensfeindlicher Meteoritenkrater aus Schotter und Beton. Die Anwohner haben ein Wort dafür: Theresienwüste.

Für die Stadt gilt die Theresienwiese auch nicht als Grünfläche, sondern als Veranstaltungsort. Hier, südwestlich des Stadtzentrums, lässt man sich in Tracht durch Bierzelte schieben, hängt benebelt im Kettenkarussell oder verzehrt auf Öko-­Weihnachtsfestivals Veggie­-Döner und Bio-Glühwein. Nach dem Fest ist vor dem Fest. Der Münchner sucht hier den Rausch, nicht die Natur. Kaum vorstellbar, aber einst war die Fläche Weideland. Als Therese von Sachsen­ Hildburghausen vor mehr als 200 Jahren per Heirat Prinzessin von Bayern wurde, benannte ihr Volk das Grün vor den Toren der Stadt nach ihr. Botanisch betrachtet ging es seitdem steil bergab. Wo ist sie hin, die Wiese auf der Wiesn?

Wenn einer das beantworten kann, dann ist es Jürgen Feder. Er ist selbst ernannter »Extrembotaniker« und Autor des Buchs »Feders fantastische Stadtpflanzen«. Er sucht die Flora dort, wo keiner sie vermutet: an Autobahnraststätten, auf Bahnhöfen, unter öffentlichen Mülleimern. Seine Überzeugung: Auf dem Land habe die Monokultur die Pflanzenwelt im Griff, vielseitig sei die Flora heute allein in der Stadt.

»Hier sind Pflanzen, die es gern mögen, wenn man sie tritt«

Jürgen Feder, Stadtbotaniker

Es ist ein sonniger Junitag, was blühen kann, blüht – die richtige Jahreszeit für eine Arteninventur. Jürgen Feder ist aus Bremen angereist. Irgendwann ruft er an, weil er die Theresienwiese nicht findet. Nach kurzer Standortbeschreibung stellt sich heraus: Er steht direkt davor. Kein Wunder, dass die Orientierung schwerfällt, eine Wiese gibt es hier ja auch nicht zu sehen. Auf dem Untersuchungsfeld angekommen, stellt sich heraus, dass er das wichtigste Utensil des Tages vergessen hat: seine Artenliste zum Abhaken. »Ist aber kein Problem«, sagt er: »Ich habe ein fotografisches Gedächtnis, die Liste fülle ich zu Hause aus.« Dann rennt er los. Seine Mission: So viele wilde Arten finden, wie möglich. Gräser, Blumen, Unkraut, was auch immer zu einer Wiese gehört.

Schon nach wenigen Sekunden ertönt ein heiserer Jubelschrei: »Kamille, überall Kamille!« Feder springt über den Platz, als wäre die Kamille auf der Flucht. Vorbei an zwei schwitzenden Männern, die im nördlichen Teil der Festwiese ein Zelt abbauen, eilt er über den Asphalt hin zu einem grünen Fleckchen. Und tatsächlich: Auf einer Insel aus Grashalmen strahlen kleine, weiß­gelbe Sonnen. Er zerreibt sie zwischen den Fingern, und es riecht nach Bauchweh und Wärmflasche. »Tee ist der Klassiker«, sagt Jürgen Feder, »aber man kann die Blüte auch wunderbar braten, das schmeckt toll!« Dass ausgerechnet an diesem Ort Kamille wächst, sei Zufall, sagt der Botaniker, »viel wahrscheinlicher sind hier Pflanzen, die es gern mögen, wenn man sie tritt.« Er ist es wohl gewöhnt, dass Laien auf solche Aussagen mit Stirnrunzeln reagieren, und lacht: »Echt jetzt, die gibt es! Trittpflanzen heißen die. Moment, ich suche schnell eine!« Dann rennt er wieder.

An einem Laternenmast wachsen besonders viele Grünpflanzen.
Natürliche Düngung: Dank Biertrinker und Hunde gedeiht die Vegetation am Laternenmast besonders üppig
Botaniker Jürgen Feder kniet auf einem Grünflächen-Abschnitt der Theresienwiese nieder und begutachtet die Pflanzen.
Eine Leidenschaft für das Grüne: Botaniker Jürgen Feder hat sich auf Stadtpflanzen spezialisiert

Jürgen Feder bei der Artenbestimmung zu beobachten ist, als schaue man einem großen, schlaksigen Kind im Spielzeugladen zu. Er stolpert mit leuchtenden Augen auf ein unscheinbares, blassgrünes Hälmchen zu, das sich durch eine Ritze im Asphalt gedrückt hat, kniet nieder und bestaunt es, als wäre es eine seltene Orchidee. Es ist nicht zu bestreiten: Der Mann mit den hellblauen Augen und der heiseren Stimme liebt Pflanzen über alles. »Vogelknöterich«, schreit er beglückt: »Der braucht es zum Beispiel, dass man ab und zu drauftritt. Und Mineralien kann der auch ab, da kann man draufpinkeln, so viel man will, der verträgt alles.« Mit diesen Worten reißt er sich ein Blatt von der Pflanze daneben ab und steckt es sich in den Mund. Kauend erklärt er: »Knoblauchsrauke, die kann man sich aufs Wurstbrot legen.« Jürgen Feder verdreht genießerisch die Augen und erklärt, dass die kleinen Blättchen wie Knoblauch schmecken, nur der Geruch baue sich schneller wieder ab. Ein paar Schritte weiter hat er schon wieder den Mund voll. Zwischen den Fingern hält er einen mickrigen Stängel mit herzförmigen Blättchen. »Beiß mal rein! Hirtentäschelkraut hat mehr Vitamine als eine Zitrone!« Es schmeckt leicht bitter, aber gar nicht übel. Feder starrt konzentriert in die Ferne und visiert bereits die nächste Beute an. Seine Sehkraft ist bewundernswert. Wo für die meisten Laien ein tristes, graues Nichts ist, scheint er auf Dutzende Meter Entfernung den reinsten Dschungel zu erkennen.

»Etwa die Hälfte der Pflanzenarten auf der Theresienwiese sind essbar«

Diesmal hat er etwas in der Hecke entdeckt, hinten, an der Grenze zur Straße. Er kniet sich auf eine Bank und rupft ein tellerförmiges, fleischiges Blatt aus der Hecke. »Kuba­-Spinat«, ruft er triumphierend. Der schmecke wie Feldsalat. Man könne ihn roh essen, aber auch wie Spinat kochen. Jürgen Feder genießt ihn pur und auf der Stelle. Von der Nachbarbank aus starren ihn drei ältere Dosenbiertrinker an. »Esst mehr Gemüse«, ruft er ihnen zu und grinst. Die Hälfte der Pflanzenarten hier sind essbar, schätzt der Botaniker.

Die Bestandsaufnahme geht weiter, und bei genauerem Hinsehen ist diese Fläche gar nicht mehr so öde und einheitlich, im Gegenteil: Mal geht man auf Beton, mal auf Kies, und auf der Südhälfte gibt es sogar größere grüne Flächen. Mitten im Grau tauchen manchmal wie aus dem Nichts Büschel hoher Gräser auf, zum Beispiel um Gullis herum oder an Laternenmasten. Kein Zufall, erklärt der Experte, sondern sogenannte Gailstellen, wo Wasser und Nährstoffe zusammenlaufen. »Das ist wie bei den Kuhfladen, da wächst drum herum auch immer mehr«, sagt er. Das gleiche Phänomen finde man in Dörfern um Misthaufen und Ställe herum.

Klicken Sie durch die Bildergalerie: Die Kräuter der Münchner Festwiese

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Als er sich einem eingezäunten Spielplatz nähert, setzt Jürgen Feder ein diabolisches Grinsen auf. »Giftig, ganz giftig!«, zischt er und hat sich schon über den Zaun gewuchtet. An der Wippe bückt er sich nach einem gelb blühenden Kraut. »Da haben wir was ganz Besonderes aus Südafrika«, erklärt er: »Schmalblättriges Greiskraut, das macht sofort Durchfall.« Dass es auf dem Spielplatz den Kindern gefährlich werden könnte, beeindruckt ihn nicht. Er zuckt nur die Achseln: »Man sollte seinen Kindern immer genug Eis kaufen, dann kommen die auch nicht auf Ideen.«

Es geht weiter Richtung Süden. Jürgen Feder hüpft, bleibt abrupt stehen, hockt sich hin, springt wieder auf und bewegt sich lustvoll kauend über die Fläche, die schon viel lebendiger scheint als noch vor einer halben Stunde. Erneut ein Aufschrei: »Ich fasse es nicht, da hinten ist eine Rote-Listen­-Art!« Feder sprintet los. In 20 Metern Entfernung haben seine Adleraugen etwas entdeckt. Als er wieder bei Atem ist, erzählt er, dass es sich um einen Rauen Hahnenfuß handele, lateinisch Ranunculus sardous. Er beugt sich schnaufend darüber. »Stufe 3, das heißt, gefährdet«, keucht er: »Das ist echt toll!« In Südeuropa sei der Ranunculus sardous häufiger, hier eigentlich nicht. Dass das Gewächs gerade auf einer Festwiese stehe, sei aber wiederum nicht verwunderlich. »Das liegt wieder am Tritt«, sagt er: »Hier gehen viele Menschen, sie stellen Bierzelte auf, Brauereipferde trampeln herum. All das macht Konkurrenzarten kaputt, die dem Hahnenfuß den Boden wegnehmen würden.« Die gefährdete Pflanze sei robust genug, diese Art der Belastung wegzustecken. Solche Pflanzen nenne man auch Störzeiger, weil sie Störungen brauchen. Menschen, Tiere, Traktoren und zur Not eben auch: das größte Volksfest der Welt. Wäre die Theresienwiese ein Naturschutzgebiet, würden all die Trittpflanzen verschwinden. »Mein erster Fund dieses Jahr«, flüstert Feder und streicht liebevoll über die kleine, gelbe Hahnenfußblüte. Er sieht glücklich aus.

»So eine riesige unbebaute Fläche mitten im Zentrum ist ein Highlight, das hat nicht jede Stadt.«

Jürgen Feder nähert sich einer Böschung im Westen und setzt eine Detektivmiene auf: »Aha, hier machen wohl viele Hunde hin.« Man braucht ihn gar nicht fragend anzuschauen, er ahnt auch so, dass Erklärungsbedarf besteht. Während er den Hang hochsteigt, zeigt er auf den Boden: Löwenzahn. »Das ist ein Nährstoffjunkie, genau wie dieser Stumpfblättrige Ampfer hier, ein Güllezeiger, oder auch das Kletten­-Labkraut da hinten.« Er rupft ein großflächiges Blatt ab und hält es sich ans T­-Shirt. Die Klette bleibt am Stoff hängen. »Irgendeinen Dünger scheint es hier zu geben«, sagt er nachdenklich, und diesmal hilft ein wenig Münchner Insiderwissen: Er steht mitten in dem Bereich, den man hier auch »Kotzwiese« nennt. Hierhin verziehen sich die Oktoberfestbesucher, die keine Lust aufs Schlangestehen vorm Klohäuschen haben oder die speien müssen.

»Kotzwiese«, sagt Feder nachdenklich und nickt zufrieden: »Daran wird es liegen.« Zwei Stunden später entdeckt der Extrembotaniker immer noch Neues. Jürgen Feder hält einen dünnen Halm namens Hain-­Rispengras hoch. »Typisch ist, dass das Blatt im 90­-Grad-­Winkel vom Stengel absteht«, sagt er.

Mehr als 80 Arten hat der Freund der Stadtpflanzen inzwischen katalogisiert und angesichts dieser Liste zeigt er sich hochzufrieden mit der Theresienwiese. »Das ist eine grüne Lunge«, findet er. »So eine riesige unbebaute Fläche mitten im Zentrum ist ein Highlight, das hat nicht jede Stadt.« Die Theresienwiese hat einen neuen Fan, und zwar einen, der noch nie auf der Wiesn war. Und auch das steht nach diesem Tag fest: Das Wort »Theresienwüste« können die Münchner aus ihrem Wortschatz streichen.

Menschengetümmel: So voll war die Theresienwiese bereits seit zwei Jahren nicht mehr

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Text
   Veronika Keller
Foto   westend61/Leon Fischer, westend61/Biederbick&Rumpf, Dieter Mayr

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Tierisch alt: Die haben ganz schön was auf dem Buckel

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Von wegen Eintagsfliege – manche Tierarten werden richtig, richtig alt. Da kann sich Homo sapiens ruhig mal ein Beispiel nehmen

140 Jahre 

Der Hummer — Ziemlich stolz war das New Yorker Restaurant »City Crab and Seafood« auf einen Riesenfang, der um Neujahr 2009 herum einige Tage im Schaubecken schwamm: ein Hummer mit einem Gewicht von satten neun Kilogramm. Erst tauften Kunden ihn auf den Namen George, dann schätzten Experten sein Alter auf 140 Jahre. Der greise George durfte daraufhin zurück in den Atlantik. Dort wird er sich eine neue Felsspalte gesucht haben, wo Hummer den Tag über dösen, um nachts auf Jagd zu gehen. Gefährlich wird ihnen dabei (außer Fischern) kaum jemand. Wie auch, mit diesen Waffen? Die Greifschere ist mit scharfen Zähnen ausgestattet, die große Knackschere zertrümmert locker Krebspanzer. Zusammen machen sie gut die Hälfte seines Körpergewichts aus.

Wir lernen: beherzt zukneifen, wenn Ärger droht.

176 Jahre

Die Riesenschildkröte — Sie sieht schon alt aus, wenn sie zur Welt kommt. Ihr Hals ist faltig, ihre Haut grau, und ihre Bewegungen sind unglaublich langsam. Warum sollten sich Riesenschildkröten auch beeilen? Sie leben an den schönsten Orten der Erde, zum Beispiel auf dem Galapagos-Archipel im Pazifik. Dort wächst alles, was sie gern fressen: Kräuter, Beeren, Flechten und Gräser. Mit der Verdauung sind sie die ersten 20 bis 30 Lebensjahre ausgelastet, dann kommt einmal jährlich die Paarung dazu, bis sie mit etwa 100 Jahren sterben. Harriet, die angeblich noch Charles Darwin persönlich fing, wurde sogar 176. Blöd nur, dass diese Schildkröten nicht mehr allein in ihrem Paradies wohnen. Eingeschleppte Schweine, Katzen und Ratten bedrohen ihren Nachwuchs.

Wir lernen: einen Gang runterschalten.

100 Jahre

Der Papagei — Es lohnt sich, einem Papagei das Sprechen beizubringen, denn seine Kindheitserinnerungen sind bisweilen ziemlich interessant. Heute lebende Senioren können noch unter Kaiser Wilhelm aufgewachsen sein. Große Papageien wie Aras werden bis zu 100 Jahre alt und sind damit die einzigen Vögel, die uns Menschen überleben. Entsprechend oft werden sie als Haustiere vererbt. Ihre natürlichen Lebensräume sind tropische und subtropische Gebiete wie das Amazonasbecken oder der Norden Australiens. Sie ernähren sich größtenteils vegetarisch und halten engen Kontakt zu ihren Artgenossen, mit denen sie in großen Schwärmen zusammenleben. Ihrem Partner sind sie ihr ganzes langes Leben lang treu.

Wir lernen: Plaudern hält jung!

Unsterblich

Die Qualle — Turritopsis dohrnii heißt diese Qualle, eine glockenförmige Glibbergestalt mit einem Durchmesser von etwa fünf Millimetern. Sie kommt in allen angenehm temperierten Teilen der Weltmeere vor und kennt nur den Katastrophentod. Will heißen: Wenn sie nicht gefressen oder an Land gespült wird, ist sie potenziell unsterblich. Turritopsis startet nach der Fortpflanzung eine Verjüngungskur, bei der sie einen Zustand erreicht, der dem in ihrer sehr frühen Kindheit ähnelt. Ihre Zellen verwandeln sich, ähnlich wie menschliche Stammzellen, in »Alleskönner« zurück. Aus diesen formatiert sie sich neu und beginnt ihr Leben von vorn. Immer wieder. Diese selbstständige Wiedergeburt ist einzigartig auf der Welt.

Wir lernen: öfter mal einen Neustart machen.

30 Jahre

Die Termite — Für die meisten Lebewesen gilt die Regel: je mehr Nachkommen, desto früher der Tod. Bei Termiten ist es anders. Eine Königin legt 30 000 Eier am Tag und wird trotzdem locker an die 30 Jahre alt. Unter den Insekten ein unfassbar hohes Alter. Zusammen mit ihrem ebenso langlebigen Partner, dem König, teilt sie sich eine Kammer im Termitenbau. Von dort aus regiert das Paar einen Staat aus blinden Arbeitern und Soldaten, die selbst nur zwei bis drei Monate lang leben. Im Bau wohnen zudem gern Käfer, Fliegen und Vögel zur Untermiete. Forscher vermuten, dass sich das hohe Alter der Termiten durch ebendieses soziale WG-Leben erklären lässt. Ähnlich verhält es sich bei ihren ärgsten Feinden, den Ameisen. Ausgerechnet die werden fast genauso alt. 

Wir lernen: öfter mal Leute nach Hause einladen.

400 Jahre

Der Eishai – Kryoniker sind Leute, die ihren Körper kurz nach dem Tod einfrieren lassen, um in einer Zukunft mit besserer Medizin wiederbelebt zu werden. Wie gut Kälte bereits vor dem Tod konserviert, zeigt der Eishai, der sein ganzes Leben in arktischen Gewässern bei Temperaturen um den Gefrierpunkt verbringt. Mindestens 400 Jahre schafft er so – Rekord unter den Wirbeltieren. Wer so viel Zeit hat, kann es ruhig angehen lassen. Sleeper Shark heißen die Tiere auf Englisch, weil sie einschläfernd langsam durchs Polarmeer treiben. Nachwuchs bekommen sie erst ab vier Meter Länge, da sind sie etwa 150 Jahre alt. Leider gehen sie Fischern oft schon vorher ins Netz. 

Wir lernen: öfter mal die Heizung runterdrehen.

500 Jahre 

Die Islandmuschel — Wie ein anonymer Großstädter lebt die Muschel in der Nord- und Ostsee in riesigen Kolonien. Denn zwischen ihren Schalen bleibt sie lieber für sich. Sie ist zu beschäftigt mit ihrem Job, Wasser zu filtrieren. Dabei frisst sie tierisches Plankton, frei Haus geliefert. Sobald ihr alles zu viel wird, schließt sie ihre Schale und vergräbt sich im Schlick. In dieser Phase bekommt sie keinen Sauerstoff, was eigentlich den Tod bedeuten müsste. Die Islandmuschel aber stellt in ihrem Urlaub ihren Stoffwechsel um, sodass in dieser Zeit keine Sauerstoffradikale ihr Erbgut schädigen können, was als Hauptgrund des Alterns gilt. Danach geht es wieder an die Arbeit. So schafft sie 400 bis 500 Jahre.

Wir lernen: Schlammpackung buchen und Luft anhalten.

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Text                   
  Katharina Fuhrin
Illustrationen    Max Birkl