Das schöne Wetter lockt Mensch und Tier aus dem Winterschlaf und in die Natur. Doch wie können alle gut im Einklang miteinander in die Wandersaison starten? Im Interview spricht die Co-Vorsitzende des Bundesverbands Naturwacht e.V. Milena Kreiling über die wichtigsten Tipps
Zur Person
Milena Kreiling (Jahrgang 1991) ist Rangerin im Nationalpark Unteres Odertal in Brandenburg. Sie hat einen Bachelor in Waldwirtschaft und Umwelt und einen Master in Biodiversität und Umweltbildung. Aktiv ist sie nebenbei als Co-Vorsitzende im Bundesverband Naturwacht.
Frau Kreiling, aktuell zeigt sich das Wetter in Deutschland von seiner besten Seite. Mit steigenden Temperaturen und der erwachenden Natur kommt auch die Wanderlust wieder. Welche Dinge muss man jetzt besonders beachten, um sich auf eine Tour gut vorzubereiten?
Ein blauer Himmel und eine gute Wetterprognose können gerade zu Beginn der Saison zu einer unpassenden Kleidungswahl verleiten. Womit viele nicht rechnen: Das Wetter kann sich rasch ändern und gerade in höheren Lagen liegt häufig noch Schnee. Daher ist es besonders wichtig, auf die richtige Kleidung zu achten.
Und welche wäre das?
Ich empfehle den guten alten Zwiebellook – eine bewährte Methode, um für alle Wetterbedingungen gerüstet zu sein. Außerdem sollte man sein Schuhwerk bewusst wählen. Wir bekommen immer wieder mit, dass Leute Flip-Flops am Berg tragen. Das ist nicht nur unbequem, sondern kann rasch extrem gefährlich werden.
Was müssen Wandersleute zu dieser Jahreszeit in der Natur beachten?
Im Frühling brüten viele heimische Vögel, sowohl auf den Bäumen als auch auf dem Boden. Daher sollte man auf den gekennzeichneten Wegen bleiben und Hunde anleinen – auch wenn es nicht überall vorgegeben ist. In Naturschutzgebieten ist dies jedoch das ganze Jahr über Pflicht.
Und wer denkt, Zecken sind erst im Sommer gefährlich – weit gefehlt. Denn sie lauern schon ab Temperaturen von 4 Grad in Sträuchern und Wiesen. Wer es sich also vor lauter Glück über das frühsommerliche Wetter in der Wiese gemütlich macht, der sollte zu Hause angekommen, besonders aufmerksam nach den kleinen Tieren absuchen.
Die Kleidung sitzt, dann kann die Tour ja losgehen: Wie plant man seine Wanderungen am besten?
Mein Tipp ist, sich nicht nur auf die gängigen Wander-Apps zu verlassen. Denn das kann oft schiefgehen. Manchmal sind dort nämlich Routen vermerkt, die es gar nicht gibt. Außerdem wird das Schwierigkeitslevel von der Community bestimmt und ist damit sehr subjektiv. Das merke auch ich: Zum Teil sind Wanderungen als einfach eingestuft, die ich als erfahrene Wanderin völlig anders bewerten würde. Das gilt natürlich auch für den umgekehrten Fall. Meine Empfehlung sind also offizielle Routen, die man gut auf den jeweiligen Webseiten der Schutzgebiete und teils auch in den Wander-Apps finden kann. Auch Naturführer sind sehr verlässlich. Grundsätzlich sollte man sich aber an den ausgewiesenen Wanderwegen in der Region orientieren.
»Die Leute wissen häufig nicht genug über das Gebiet, in dem sie wandern.«
Rangerin Milena Kreiling
Als Rangerin kommen Sie viel mit Wander:innen in Kontakt. Welche Fehler sehen Sie immer wieder?
Die Leute wissen häufig nicht genug über das Gebiet, in dem sie wandern. Das ist aber sehr wichtig. Denn es gelten je nach Gebiet unterschiedliche Vorgaben und Regeln. In einem Nationalpark darf man beispielsweise kein Feuer machen, nicht zelten und keine Wildpflanzen sammeln – auch nicht zum Eigenbedarf.
Das Sammeln von Wildpflanzen und Pilzen ist in den letzten Jahren ein größerer Trend geworden. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Generell freue ich mich natürlich immer darüber, wenn sich Menschen mit der Natur befassen. Gerade beim Sammeln passiert das natürlich sehr intensiv. Allerdings kann dieses Hobby auch gefährlich werden. Nehmen wir beispielsweise Bärlauch. Viele Menschen machen sich im Wald auf die Suche nach dem beliebten Kraut – verwechseln es dann aber oft mit zwei giftigen Doppelgängern: Maiglöckchen und Herbstzeitlose. Ein anderes Beispiel: Waldmeister sollte geerntet werden, bevor er blüht. Denn mit Beginn der Blüte steigt der (giftige) Cumaringehalt.
Als Rangerin sind Sie sehr nah an der Natur dran. Bemerken Sie Veränderungen durch den Klimawandel?
Ja, sehr sogar. Der Klimawandel und die damit einhergehende Veränderung der Landschaft verändert auch meinen Beruf. Trockene Sommer machen beispielsweise Wanderungen weniger sicher, da sie zu Trockenstress in den Wäldern führen. Daher wird die Wegesicherung ein immer größeres Thema bei uns. Und auch Extremwetterereignisse treten vermehrt auf, zum Beispiel Waldbrände. Die Zusammenarbeit mit Feuerwehr und Brandwache findet dann häufig auch in der Nacht statt. Deswegen ist es mir besonders wichtig, Leute für die Umwelt und den Klimawandel zu sensibilisieren.
Was würden Sie sich von Wander:innen wünschen?
Mehr gegenseitige Rücksichtnahme. In der Natur sind ganz viele Interessensgruppen unterwegs – da ist es wichtig, auf die Bedürfnisse von allen zu achten. Sei es auf den Wegen zu bleiben, um keine Tiere zu stören. Sich über die Gebiete zu informieren, um die Natur zu achten. Oder Müll wieder mitzunehmen, damit die Natur auch für andere Besucher:innen schön bleibt.
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Foto Klara Jüttner