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Auf den Zahn gefühlt: Die richtige Mundhygiene

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Auf Infoscreens in ganz Deutschland erscheinen derzeit Gesundheitstipps, präsentiert von der Allianz Private Krankenversicherung. 1890 digital nimmt die Ratschläge auf – und vertieft das Wissen in Experteninterviews. Teil zwölf: Zahnärztin Eva Buckenhofer spricht über die richtige Zahnpflege.

Zur Person

Eva Buckenhofer ist Zahnärztin in der Familienzahnarztpraxis Dres J. & P. Max und S.-M. Linder in Unterföhring. Nach ihrem Studium der Zahnheilkunde an der Universität in Ulm konzentriert sie sich unter anderem auf konservierende Zahnheilkunde und ästhetische Zahnheilkunde.

Schon als Kinder haben wir gelernt, mindestens zweimal täglich die Zähne zu putzen. Was aber oft vergessen wird: Wie oft sollten wir eigentlich unsere Zahnbürste wechseln? 

Alle drei Monate. So die offizielle Empfehlung. Aber es hängt von mehreren Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Abnutzungsgrad. Wenn die Zahnbürste etwa nicht trocken gelagert wird, kann Feuchtigkeit die Borsten beschädigen und verformen. Gleiches gilt, wenn man beim Zähneputzen zu viel Druck ausübt. Gibt es also sichtbare Verschleißerscheinungen, sollte man die Zahnbürste austauschen. 

Welche Faktoren spielen noch eine Rolle?

Nach einer Erkältung oder Grippe ist es ratsam, die Zahnbürste sofort zu wechseln, um eine erneute Infektion zu vermeiden. 

Weich, mittel, hart: Welchen Härtegrad empfehlen Sie bei Zahnbürsten?

Ich persönlich empfehle Ersteres: Weiche Borsten sind besonders schonend für Zahnfleisch und -schmelz. Und sie kommen im Vergleich zu harten Borsten besser in die Zahnzwischenräume. 

Und was ist dann die Daseinsberechtigung von harten Borsten?

Das ist eine gute Frage. (lacht) Um es diplomatisch zu formulieren: Am Ende soll jede oder jeder die Zahnbürste wählen, die am besten zu den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben passt. 

Manchmal muss es am Morgen schnell gehen: Was ist das Minimum in puncto Zahnpflege? 

Ich sage immer: Vier Minuten am Tag – also je zwei Minuten morgens und abends – hat jede:r. Wenn es am Ende fünf Minuten werden – umso besser. Entscheidend ist, dass in dieser Zeit alle Zahnflächen gründlich bearbeitet werden. 

Wie wichtig ist der Einsatz von Zahnseide? 

Elementar wichtig. Die Zahnzwischenräume machen bis zu einem Drittel der Zahnoberfläche aus. Dort sammeln sich Plaque und Essensreste an. Durch normales Zähneputzen allein lassen sich diese aber nur unzureichend entfernen.

Die Hauptsache ist, dass Zahnseide fleißig verwendet wird.

Eva Buckenhofer

Zahnseide vor oder nach dem Zähneputzen?

Für davor spricht, dass die Zwischenräume dann schon gereinigt sind und das in der Zahnpasta enthaltene Fluorid besser in den Zwischenräumen wirken kann. Für danach, dass ein Großteil der Plaques schon entfernt ist – und die Zahnseide nicht mehr so viel erledigen muss. Am Ende gilt: Die Hauptsache ist, dass Zahnseide fleißig verwendet wird.

Welche Zahnpasta empfehlen Sie als Zahnärztin?

Auch das hängt wieder von den individuellen Bedürfnissen ab. Wenn jemand beispielsweise weißere Zähne haben möchte, kann man gelegentlich eine Zahnpasta mit höherem RDA-Wert (Relative Dentin Abrasion, Anm. d. Red.) verwenden. Je höher der Wert, desto stärker wirkt die Zahnpasta beim Entfernen von Verfärbungen. Für den täglichen Gebrauch eignet sich die Zahnpasta allerdings nicht, da die Grobkörnigkeit zu einer Abschabung der Zahnhartsubstanz führt. Menschen mit empfindlichem Zahnfleisch oder frei liegenden Zahnhälsen sollten hier besonders vorsichtig sein und eher eine sensitive Zahnpasta benutzen, die schonender für Zahnfleisch und -schmelz ist. 

Aber egal, für welche Zahnpasta man sich letztendlich entscheidet: Wichtig ist, dass sie Fluorid enthält, das den Zahnschmelz stärkt und vor Karies schützt.

Mittlerweile wird einigen Zahnpasten Aktivkohlepulver hinzugefügt. Das soll eine natürliche Reinigung und ein sanftes Bleaching beim Zähneputzen bewirken. Was ist dran? 

Von Zahnpasta mit Aktivkohle rate ich aus den gerade genannten Gründen eher ab. Eine aktuelle Studie hat zwar nachgewiesen, dass das Putzen mit Aktivkohle einen Aufhellungseffekt hat. Doch auch hier funktioniert die grobkörnige Aktivkohle wie Schleifpapier und trägt den Zahnschmelz ab; Aktivkohle hellt also nicht die Zahnsubstanz auf. Wer hellere Zähne haben möchte, sollte sich von seinem Zahnarzt oder seiner Zahnärztin zu einem professionellen Bleaching oder einer Zahnreinigung beraten lassen. 

Wie oft pro Jahr sollte man zur professionellen Zahnreinigung gehen?

Eine professionelle Zahnreinigung ist wie Wellness für die Zähne – daher auf jeden Fall regelmäßig. Empfohlen wird zweimal jährlich. Bei Menschen mit sehr guter Mundhygiene kann auch ein Besuch pro Jahr ausreichen. Haben Patienten oder Patientinnen Zahnersatz in Form von Kronen und Brücken oder ein hohes Risiko für Karies und Parodontitis, dann braucht es etwas mehr Nachhilfe. In diesem Fall empfehle ich eine bis zu quartalsweise Reinigung. 

Zum Abschluss: Welcher Zahnpflege-Mythos ist Ihr absoluter Favorit? 

»Die schlechten Zähne habe ich von meinen Eltern geerbt«, höre ich sehr häufig. Und ja, es gibt tatsächlich genetisch bedingte Faktoren, die das Risiko für bestimmte Zahnprobleme erhöhen. Ein Beispiel ist Amelogenesis imperfecta – eine Erkrankung, bei der die Bildung des Zahnschmelzes beeinträchtigt ist, was jedoch extrem selten ist.

Am Ende beeinflusst aber nicht so sehr das Erbe der Eltern die Zahngesundheit, sondern die Mundhygiene, die Ernährung und der Lebensstil. 

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Text Steffen Geggus
Fotos Simon Koy, privat

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Menschen

»Als ich von der Militärpolizei verhört wurde, ging mir ganz schön die Düse«

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Pamela Beckmann und Sinje Gottwald teilen eine Leidenschaft: Mit dem Motorrad entdecken sie die ungewöhnlichsten Orte der Welt. Im Interview erzählen sie von ihren Reisen. Ein Gespräch über extreme Gastfreundschaft, unkonventionelle Reparaturtechniken und Schlager-Singen in der Wüste.

Zur Person

Pamela Beckmann (43) hat durch ihre Arbeit bei einer Agentur für BMW Motorrad vor rund zehn Jahren ihre Leidenschaft fürs Motorradfahren entdeckt. Inzwischen arbeitet sie für Suzuki. Seitdem unternimmt die Frankfurterin regelmäßig Abenteuerreisen – auch gemeinsam mit ihrer Freundin Sinje Gottwald – und berichtet darüber auf ihrem Blog unter Moto Pamikaze. 

Zur Person

Sinje Gottwald (40) jagt Rekorden hinterher. Als erster Mensch überhaupt hat sie den afrikanischen Kontinent von Norden bis Süden alleine auf dem Elektromotorrad durchquert. Zuvor war sie drei Jahre lang mit einer BMW auf der Straße unterwegs, um die Welt zu umrunden. Bis ihr von der Coronapandemie ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde. Mittlerweile lebt die Stuttgarterin in Barcelona.

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Ihre letzte große Reise war eine Tour durch Westafrika. Ausgerechnet nicht mit dem Motorrad, sondern mit dem Auto. Wie kam es dazu?

Sinje Gottwald: Der Anlass war tatsächlich ein sehr trauriger. Ich bin 2017 mit dem Motorrad losgefahren, um einmal die Welt zu umrunden. 2020 wollte ich als letzten Kontinent Afrika durchqueren. Als die Coronapandemie ausbrach, konnte ich die Reise nicht fortsetzen. Die Flughäfen und Grenzen wurden dichtgemacht. Ich schaffte es gerade noch, einen Flug von Dakar im Senegal zurück nach Deutschland zu bekommen. Leider musste ich dort mein Motorrad zurücklassen, weil ich so kurzfristig keine Transportmöglichkeit finden konnte. Außerdem hätte der Preis für eine Schiffsüberführung den Wert des Motorrads weit überstiegen. Vor Kurzem hat sich dann erst die Chance ergeben, gemeinsam mit Pamela nach Dakar zu reisen, um nach mehr als drei Jahren mein geliebtes Motorrad zurückzuholen. 

Pamela Beckmann: Wir sind in Deutschland gestartet und von Spanien nach Afrika übergesetzt. In fünf Tagen sind wir von Marokko nach Senegal durchgerauscht. Auf direktem Wege, eine lange, gerade Straße an der Küste entlang. Von der heißen, einsamen Wüste bis in die grüne Natur, wo wilde Affen herumspringen und der tosende Verkehr in Dakar einen komplett überwältigt.

Was ist die wichtigste Eigenschaft, wenn man durch Kontinente wie Afrika reist?

Sinje Gottwald: Geduld. Die braucht man schon allein an den Grenzübertritten. Wir mussten dort ständig mit Beamten diskutieren. Immigration, Zoll und Versicherung – wir saßen stundenlang herum und wussten gar nicht, wann es weitergeht. Ob es überhaupt weitergeht. Und gute Laune, weil viele Grenzbeamte eher hilfsbereit sind, wenn man auch mal lacht und ein paar Witze macht. Das ist aber nicht immer so. Viele Leute bieten den Grenzbeamten auch Geld an. Man braucht dafür eine gute Menschenkenntnis und muss Situationen lesen können. Jede Grenze funktioniert anders. 

Woran denken Sie am liebsten zurück?

Sinje Gottwald: Mein persönliches Highlight war die Fahrt durch Mauretaniens Hauptstadt Nouakchott. Der Verkehr ist chaotisch, ein bisschen aggressiv. Man muss cool bleiben, weil man ständig das Gefühl hat, gleich fährt einem von rechts, links, hinten oder vorne jemand rein. Die meisten Menschen hätten die Fahrt als puren Stress wahrgenommen, aber wir konnten zum Glück darüber lachen. Deswegen reise ich eigentlich lieber allein oder nur mit Menschen, die so ticken wie ich. Pamela ist so eine Person, die in solchen Situationen die Nerven und ihren Humor behält. 

Pamela Beckmann: Wir haben Tränen gelacht. Ich glaube, das ist eine wichtige Basis. Die Reise war ein echter Freundschaftsbeweis. Ich glaube, es hat unter anderem so gut funktioniert, weil wir auch in den unangenehmen Situationen Freude hatten. Während wir bei 40 Grad durch die Wüste gefahren sind, hat Sinje aus vollem Halse auf dem Beifahrersitz Schlager gesungen. 

Sinje Gottwald: Aber auch die Gastfreundschaft der Einheimischen ist eindrucksvoll. Einmal haben wir in einem marokkanischen Laden länger als eine Stunde nach Souvenirs gestöbert. Bis zur Mittagspause. Die Besitzerin des Ladens hat uns aber nicht nach draußen gebeten, sondern uns zum Tajine-Essen eingeladen. Diese Geste hat uns sehr berührt. Es war einfach schön zu sehen, wie schnell man dort Verbindungen aufbauen kann.

Gastfreundschaft, die durch den Magen geht: In Marrakesch teilte Ladenbesitzerin Farah ihre selbst zubereitete Tajine mit den Touristinnen

Was unterscheidet Motorradreisende von Tourist:innen?

Sinje Gottwald: Wenn man nicht alle Motorradfahrer:innen betrachtet, sondern wirklich nur Abenteuerreisende, ist es oft das Unbekannte, das sie reizt. Touristinnen und Touristen legen meist eher Wert auf Sicherheit und Komfort. Ich will nicht wissen, was mich erwartet. Ich will in Situationen geraten, die mich fordern und in denen ich eine Lösung finden muss. 

Pamela Beckmann:  Im Gegensatz zum Auto ist man komplett der Witterung ausgeliefert und bei Unfällen quasi schutzlos. Ich persönlich gehe bei meinen Reisen und Motorradabenteuern bis an meine Grenzen und darüber hinaus. 

Was darf in Ihrem Gepäck nicht fehlen?

Sinje Gottwald: Zur Grundausstattung gehören Medikamente und ein Satellitengerät. Falls ich mal irgendwo lande, wo ich keinen Handyempfang habe oder in eine Notsituation gerate. Passende Motorradklamotten für das jeweilige Klima, Kameraausstattung. Und dann natürlich Ersatzteile für das Motorrad und Werkzeug. Klamotten, Zahnbürste, eine Kreditkarte und ein bisschen Bargeld in verschiedenen Währungen. Und alle Dokumente mit digitaler Sicherheitskopie, von internationalen Führerscheinen bis zu Zolldokumenten fürs Motorrad.

Pamela Beckmann: Mir ist wichtig, dass ich hochwertige Funktionskleidung dabei habe. Meine Isomatte und mein Daunenschlafsack sind ein Muss, damit ich einigermaßen komfortabel übernachten kann. Damit habe ich schon auf 4000 Metern bei minus 4 Grad geschlafen und nicht gefroren. 

Wie spontan planen Sie Ihre Übernachtungen auf solchen Reisen? Einfach irgendwo das Zelt aufschlagen?

Pamela Beckmann: Bei mir ist es wirklich so. Manchmal nehme ich Unterkünfte. Oft aber auch keine. Oder wir fahren so lange, bis wir einen schönen Ort zum Übernachten entdecken. Wenn wir Kilometer machen müssen, fahren wir auch bis in die Nacht und schlagen dann schnell unser Zelt auf. 

Sinje Gottwald: Der ungewöhnlichste Ort, an dem ich bisher gecampt habe, war an einem Gaskrater in Turkmenistan. Damals war der Ort noch relativ unbekannt, ich war die ganze Nacht komplett alleine dort. Das ist eine der schönsten Erinnerungen aus allen meinen Reisen. Mitten in der Natur, wo keiner weiß, dass man existiert. 

Weite Wildnis: Zwei Drittel Mauretaniens sind Wüste. Auf dem Weg in den Süden, kurz vor der Grenze zu Senegal, wird die Landschaft grüner

Wie oft geht Ihnen unterwegs etwas an der Maschine kaputt?

Sinje Gottwald: Während meiner Weltreise gab es regelmäßig Probleme mit dem Motorrad. Es hatte aber schon bei Reisebeginn mehr als 100.000 Kilometer auf der Uhr. Einmal in Brasilien hatte ich plötzlich Wasser im Benzin. Ich habe mit anderen Reisenden gesprochen, um einen guten Mechaniker zu finden. Der konnte zwar das Problem beheben, hat dafür aber ein anderes Problem kreiert. Damit muss man immer rechnen. 

Pamela Beckmann: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in vielen ärmeren Ländern mehr repariert wird. Bei uns wird alles immer gleich ausgetauscht, und man muss ewig auf Ersatzteile warten. In Georgien war mal meine Lichtmaschine kaputt. Ein Mechaniker hat sie in seiner Werkstatt einfach mit einem Draht repariert. So war meine Maschine nach zwei Tagen wieder einsatzbereit, und ich konnte weiterfahren.

Was war bisher Ihr schlimmster Unfall?

Sinje Gottwald: Der war im Iran mit einem anderen Auto. Ich hatte mich dabei verletzt und konnte danach erst mal eine Weile nicht mehr richtig Motorrad fahren. Es kamen sofort die Polizei und der Krankenwagen, aber niemand hat Englisch gesprochen. Die Frau, die im Auto saß, hat stundenlang nur geschrien. Am Ende wurden mein Motorrad und mein Pass konfisziert. Ich wurde auf eine Polizeiwache gebracht, habe ein Bußgeld gezahlt und musste eine Vereinbarung in Farsi unterschreiben. Bis heute weiß ich nicht, was ich da unterzeichnet habe. Aber ich wusste, wenn ich es nicht tue, bekomme ich mein Motorrad nicht zurück.

Pamela Beckmann: Ich bin schon öfter gestürzt, aber nie richtig schlimm. Nur einmal, als ich in Kolumbien am Trampolin de la Muerte unterwegs war. Eine berüchtigte Straße, wo viele Menschen bei Autounfällen sterben. Ich bin damals mit dem Motorrad weggerutscht und habe mir dabei das Außenband vom Knie abgerissen. Das habe ich aber ausgehalten und bin bis zu meiner Rückreise nach Deutschland vier Tage weitergefahren. Hier im Krankenhaus war dann mein Knie ziemlich geschwollen. 

»Im Iran werden Tourist:innen häufiger beobachtet, weil sie auffallen.«

Pamela Beckmann

Hatten Sie auch mal richtig Angst? 

Pamela Beckmann: Ja. Im Iran wurde ich von der Militärpolizei angehalten. Am Tag zuvor hatte ich eine SIM-Karte gekauft und über einen VPN-Zugang Nachrichten nach Europa geschickt. Das ist im Iran für Ausländer verboten. Der Polizist hat mich direkt angesprochen, ob ich eine SIM-Karte habe. Ich habe gelogen. Er ist dann erst mal mit meinem Reisepass abgehauen. Als ich dann von der Militärpolizei verhört wurde, ging mir ganz schön die Düse. Aber ich bin ruhig geblieben und habe den Ausweis am Ende wieder bekommen. Zurück im Hotel habe ich die SIM-Karte sofort auseinandergebrochen und weggeschmissen. Im Nachhinein hatte ich den Verdacht, dass die Polizei mich zuvor beschattet hatte. Im Iran werden Touristen häufiger beobachtet, weil sie auffallen.

Hat es eigentlich Vorteile, als Frau zu reisen?

Sinje Gottwald: Es hat sowohl Vorteile als auch Nachteile. Viele Menschen begegnen mir als Frau gegenüber hilfsbereiter und offener. Gerade in Ländern, wo man es nicht vermutet. Im Iran beispielsweise haben sich die Leute gefreut, als sie mich auf meiner Maschine gesehen haben. Überall haben sie ihre Daumen hoch gezeigt, aus dem Auto, am Straßenrand. Manchmal haben mich kleine Kinder gefragt, ob ich eine Frau bin. Sie waren ganz verwirrt, mich auf dem Motorrad zu sehen. Aber ich hatte nie negative Erlebnisse. 

Trotzdem muss man als Frau in gewissen Situationen vorsichtiger sein. In manchen Ländern bin ich nachts lieber nicht durch die Stadt gelaufen. Wenn ich draußen in der Natur gezeltet habe, habe ich darauf geachtet, dass keiner wusste, dass ich da bin. Ich bin dennoch definitiv der Meinung, dass auch als Frau auf Reisen alles möglich ist, wenn man gewisse Regeln für sich definiert und diese auch einhält. Mir ist bisher auf meinen Reisen nichts Schlimmes passiert, dazu gehört viel Glück, und das weiß ich auch.

Als Motorradfahrer:in braucht man auch eine gute Versicherung. Worauf achten Sie hier besonders? 

Pamela Beckmann: Für meine Motorradreisen schließe ich immer eine spezielle Auslandskrankenversicherung mit einer integrierten Rückholungsklausel ab. Zusätzlich braucht man eine Motorradversicherung. Die muss man in vielen Ländern vorweisen können, wenn man von der Polizei angehalten wird. Beispielsweise in Marokko oder im Senegal. Für unsere Westafrika-Reise habe ich zur Vollkaskoversicherung meines VW-Busses einen Aufschlag bezahlt und wäre im Schadensfall – mit Selbstbeteiligung – abgesichert gewesen. 

Welche Reiseziele nehmen Sie als Nächstes ins Visier? 

Sinje Gottwald: Ich würde gerne noch einmal nach Südamerika fahren und den Kontinent durchqueren. Außerdem würde uns momentan Armenien interessieren. Aber das ändert sich ständig. 

Pamela Beckmann: Meistens hat eine von uns eine verrückte Idee und steckt die andere damit an. Das macht ja auch eine gute Freundschaft aus, dass die andere dann einfach blind sagt: »Na klar, da mach ich mit.«

Wieder vereint: Nach drei Jahren konnte Sinje Gottwald ihr geliebtes Motorrad in Dakar endlich wieder in die Arme schließen
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Text Magdalena Scheck
Fotos privat

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Saubere Sache: 8 Tipps für nachhaltiges Putzen

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Steigende Temperaturen und eine erwachende Natur – der Frühling ist die Zeit des Neubeginns. Doch wenn die Sonne die Räume wieder häufiger mit Licht durchflutet, bringt sie gnadenlos zum Vorschein, dass es höchste Zeit für den Frühjahrsputz ist. Reinigungsexpertin Kerstin Ochs gibt acht Tipps, wie Sie schneller, effizienter und nachhaltiger ans Ziel kommen.

Zur Person

Kerstin Ochs beteiligt sich seit mehr als
30 Jahren maßgeblich an der Entwicklung und Umsetzung zahlreicher freiwilliger Initiativen der Wasch-, Pflege- und Reinigungsmittelindustrie für mehr Nachhaltigkeit und Sicherheit im Haushalt. Sie ist seit der Gründung des FORUM WASCHEN im Jahr 2001 Mitglied – bis Ende 2012 noch als Vertreterin von Henkel, seit 2013 als »unabhängige Expertin«.

Das gründliche Reinigen der Wohnung zu Beginn des Jahres hat eine lange Tradition. Der Frühjahrsputz stammt aus der Zeit, als die Bauern während des Jahres oft keine Zeit hatten, Haus und Hof gründlich zu reinigen. Früher wurde auch oft mit Kohle geheizt, und um die spärliche Wärme in den Räumen zu halten, wurde wenig gelüftet. Die Folge: Der Ruß setzte sich überall ab. Der Dreck konnte erst weggeputzt werden, wenn es draußen wärmer wurde – mit Frühlingsbeginn.

Selbst ohne Kohleheizung hat das Ritual bis heute noch Bestand. Denn viele geraten im Frühling in Aufbruchstimmung, wollen die Reste des Winters im wahrsten Sinn des Wortes wegfegen. Gerade in christlich geprägten Ländern ist die Lust an der jährlichen Reinigung auch abhängig vom Osterfest, für das die Menschen sich und ihr Heim traditionell herausputzen. Wie das heute am besten und nachhaltigsten funktioniert, zeigen die Empfehlungen unserer Expertin Kerstin Ochs.

 

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8 Tipps für ein nachhaltig sauberes Zuhause
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1. Die Mischung machts nicht

Nachhaltigkeit und Selbstgemachtes sind eng miteinander verknüpft – deshalb ist die eigene Herstellung von Putz- und Waschmitteln im Internet besonders gefragt. Allerdings warnt Reinigungsexpertin Kerstin Ochs vor deren Verwendung: »Oft werden die selbst gemachten Mischungen einfach in unbeschriftete Limoflaschen abgefüllt und im Schrank aufbewahrt.« Das berge das Risiko, dass jemand sie für trinkbar hält. Unkenntnis über Inhaltsstoffe, die richtigen Mischverhältnisse oder die Haltbarkeit könne zu schlimmen Schäden führen. Ochs erklärt: »Wenn das Produkt verkeimt und man es nicht bemerkt, kann es uns krank machen. Und ob die Wohnung mit dem Selbstgemachten richtig sauber wird, ist auch fraglich. Also lieber etwas Fertiges kaufen.«

2. Mit Essen schrubbt man nicht

Lebensmittel sollten nach Ansicht der Reinigungsexpertin nicht in der Putzmittelkiste landen. »Das bekannte Backpulver enthält nicht nur Natron, sondern auch Mehl oder Stärke. Diese beiden Bestandteile sind ein idealer Nährboden für Bakterien«, erklärt Ochs. Sie kennt viele Menschen, die Backpulver im Badezimmer verwenden, um Fliesen zu reinigen. Insbesondere die Fugen, die etwas poröser sind als die glatten Fliesen, bieten Keimen einen optimalen Lebensraum.

3. Keine Qual der Wahl

Sollte man lieber zum günstigen oder teuren Putzmittel greifen? »Sie alle erfüllen ihren Zweck«, sagt Ochs. Doch beim Vergleich der Rezepturen einzelner Produkte lassen sich durchaus Unterschiede feststellen. Hochpreisige Waschmittel etwa enthalten mehr oder hochwertigere Inhaltsstoffe, die die Fasern intensiver pflegen oder bestimmte Arten von Schmutz auch bei niedrigen Temperaturen lösen können.

4. Die Unterschätzten 

Welche Reinigungsmittel gehören unbedingt in den Haushalt? Reinigungsexpertin Ochs empfiehlt: »Ein Allzweckreiniger ist vielseitig einsetzbar und eignet sich für fast alle Oberflächen.« In der Küche empfiehlt sie einen fettlösenden Reiniger, während für das Badezimmer und die Toilette ein kalklösendes Produkt unverzichtbar sei. Der wahre Alleskönner unter den Putzmitteln ist für Ochs allerdings der Glasreiniger. Diesen könne man nicht nur für Spiegel, Glastische und Vitrinen verwenden, sondern auch zum Entfernen von kleineren Flecken im Teppich. »Sogar eingetrocknete Matschflecken habe ich damit schon rausbekommen«, verrät Ochs. Diese kann man mit etwas Glasreiniger einsprühen und dann mit einem sauberen, zu einem Knubbel geformten Lappen vorsichtig »herausdrücken«. Achtung: Dabei niemals reiben! Ein weiteres unterschätztes Produkt sei das Handspülmittel. Dazu meint Ochs: »Ich persönlich reinige meine Fenster mit einem Eimer Wasser und einem Spritzer Handspülmittel. Anschließend streife ich die Scheibe mit einem Abzieher trocken.« Danach empfiehlt Ochs den Glasreiniger, um übrig gebliebene Schlieren oder Seifenreste wegzuwischen.

5. Wasser marsch? 

Um Wasser zu sparen, ist es laut Ochs ratsam, sowohl die Spül- als auch die Waschmaschine vollständig zu beladen und das Eco-Programm zu wählen – selbst wenn dies etwas länger dauert. Beim Handspülen von Geschirr sollte man niemals unter fließendem Wasser arbeiten. Als Richtlinie empfiehlt Ochs, etwa fünf Liter Wasser im Spülbecken zu verwenden: »Diese Menge hängt natürlich auch von der Größe des Beckens ab. Es ist wichtig, das Geschirr vollständig eintauchen und abspülen zu können.«

Auch beim Reinigen des Bodens müsse nicht übermäßig viel Wasser verwendet werden. Hierbei komme es darauf an, wie stark der Boden oder die Oberfläche verschmutzt seien: »Wenn die Reinigungslösung gesättigt ist, wie es fachsprachlich heißt, sollte sie ausgetauscht werden«, so Ochs. Nachhaltiger sind auf jeden Fall kluge Putzroutinen. »Wenn ich direkt mit dem dreckigsten Boden beginne, ist das Wasser natürlich relativ schnell verschmutzt und muss gewechselt werden«, sagt Ochs. Besser sei es, mit dem Raum zu beginnen, der das Putzwasser am wenigsten schnell verschmutze. Aufpassen sollte man dabei mit zu hohen Temperaturen. Benutzt man hier heißes Wasser, trocknet die Oberfläche zu schnell, und es können Schlieren zurückbleiben. Am besten, man verwendet kaltes Wasser. Das gilt übrigens auch beim Fensterputzen. »Es ist ein falscher Mythos, dass man die Scheiben vorzugsweise bei strahlendem Sonnenschein putzen sollte«, erklärt Ochs. Die Erwärmung der Glasscheiben durch die Sonne begünstigt die berüchtigte Streifenbildung.

6. So bekommen Keime keine Beine

Abendduscher oder Morgenduscher? Diese Entscheidung beeinflusst laut Ochs, wie oft die Bettwäsche gewechselt werden sollte. Abendduscher gehen mit einem saubereren Körper ins Bett im Vergleich zu denen, die morgens duschen und die Verschmutzung des Tages mit ins Bett nehmen. Ochs betont jedoch, dass weitere Faktoren eine Rolle spielen: »Die Raumtemperatur im Schlafzimmer ist natürlich auch wichtig. Je heißer es ist, desto mehr Schweiß landet in den Laken.« Aber auch Menschen, die gern im Bett frühstücken oder vor dem Schlafengehen Hautpflegeprodukte auftragen, sorgen für mehr Schmutz. Als Faustregel rät Ochs, die Bettwäsche spätestens alle zwei Wochen zu wechseln.

Sogar täglich wechseln sollte man hingegen Küchentücher. »Denn der Bakterien-Hotspot ist die Küche«, sagt Ochs. Für Lappen und Putztücher macht sie keine Ausnahme. Diese sollten nach jedem Gebrauch in den Wäschekorb wandern, da die Gefahr der Verbreitung von Keimen zu groß ist. Besonders Schwämme sind anfällig für Keimbildung. »Diese brauchen wegen ihrer großen Oberfläche und der Hohlräume länger zum Trocknen«, erklärt Ochs. Die längere Feuchtigkeit begünstige die Vermehrung von Bakterien und Keimen. Deshalb heißt es: Lappen und Putztücher nach jedem Einsatz zur Schmutzwäsche geben und bei mindestens 60 Grad mit bleichhaltigem Waschmittel waschen. Die Bleiche entfernt eine Vielzahl von Flecken und tötet ab dieser Temperatur auch Keime ab. 

Um Verwechslungen zu vermeiden, empfiehlt Kerstin Ochs die Verwendung verschiedener Farben für Lappen in jedem Raum. Zum Beispiel könne man in der Küche immer blaue Lappen und im Bad immer gelbe verwenden.

7. Die Macht der Gewohnheit

Was gehört zur regelmäßigen Reinigungsroutine? Für Ochs stehen in der Küche definitiv die Arbeitsflächen der Küche ganz oben auf der Liste. Der Kühlschrank brauche nicht allzu häufige Aufmerksamkeit. Sie empfiehlt, ihn spätestens alle zwei Monate komplett zu entleeren, zu reinigen und auf verdorbene Lebensmittel zu überprüfen. Alles mit häufigem Hautkontakt sollte hingegen regelmäßiger gesäubert werden. In der Wohnung gehören dazu beispielsweise Lichtschalter, Türgriffe, Schränke, Wasserhähne und die Spültaste der Toilette. 

Effizienz werde auch durch das Arbeiten von oben nach unten geschaffen. Das bedeutet, zuerst die Möbel abzustauben und dann den Boden zu saugen. Innerhalb eines Raums sei es ratsam, von hinten nach vorne zu arbeiten, um nicht durch bereits gereinigte Bereiche gehen zu müssen.

8. Auf diese drei ist Verlass

»Auf die Euroblume und den Blauen Engel kann man sich hundertprozentig verlassen«, meint Reinigungsexpertin. Die Auswahl an Produkten mit diesen Umweltsiegeln sei allerdings überschaubar. Häufiger sehe man dagegen das internationale Produktlabel der Initiative »Nachhaltiges Waschen und Reinigen«, das sie 2005 mitentwickelt hat. Diese Initiative gewährleiste zwei Kontrollen. Sowohl der Hersteller als auch die Produkte müssen für das Siegel bestimmte Kriterien erfüllen und über deren Einhaltung regelmäßig rapportieren. Jedes Mitglied der Initiative muss festgelegte Berichtszeiträume einhalten und sich unangekündigten Überprüfungen unterziehen. 

Eine Ausnahme unter den Reinigungsmitteln bilden bei der Siegelvergabe allerdings hochwirksame Produkte wie Backofen- oder Rohrreiniger. »Sie müssen Inhaltsstoffe enthalten, die spezifische Reinigungsaufgaben erfüllen. Diese Inhaltsstoffe sind nicht mit den Kriterien des Blauen Engels oder der Euroblume vereinbar«, gibt Ochs zu bedenken.

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Text Maria Dünninger
Illustrationen Ayşe Dinçer

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Menschen

Mit Denise durch Paris

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Von rasant bis entspannt – Denise Schindler hat sich für uns aufs Fahrrad geschwungen. Bei der Fahrt durch Frankreichs Hauptstadt zeigt uns die Weltmeisterin im Paracycling ihre persönlichen Lieblingsorte. Eine Tour d’Amour in fünf Etappen

Über die Pariser Radler-Infrastruktur kann die dreifache Weltmeisterin im Paracycling nur eins sagen: »Ich bin begeistert!« So gut ausgebaute Radwege kenne sie aus keiner anderen Großstadt. Allein deswegen lohne es sich, auf Taxi, Metro oder Auto zu verzichten und die Metropole mit dem Velo zu erkunden. Die Ausnahmeathletin nimmt uns daher mit auf eine Radentdeckungsreise durch die Olympiastadt – auf den Spuren historischer Radsportereignisse und vorbei an touristischen Must-sees.

Bevor im Sommer die Pariser Straßen zur Radrenn-Wettkampfstätte werden, präsentieren wir in den kommenden Wochen alle Highlights in einer fünfteiligen Kurzvideoserie.

3. Etappe: Rue de Rivoli

2. Etappe: Steel Cycle Cafe

1. Etappe: Prachtstraße Champs-Élysées

Denise Schindler beim Eiffelturm in Paris
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Die Route zum Nachradeln 

Ihre Tour führt an Orten vorbei, die vor allem für Radsportfans interessant sind. Dauer: ca. 1 Stunde und 40 Minuten; Wegstrecke: ca. 24 Kilometer 

  • Vom Arc de Triomphe, dem mehrspurigen Kreisverkehr, geht es entlang der mehrspurigen Boulevards steil nach Nordosten.
  • In immer enger werdenden Kurven fährt man über jahrhundertealtes Kopfsteinpflaster hinauf zur Basilika Sacré-Coeur auf dem Montmartre.
  • Auf dem Rückweg in die pulsierende Stadt lohnt sich ein Abstecher zum Canal Saint-Martin. Ab der U-Bahn-Station Jaurès fährt man ca.
    1 Kilometer gemütlich und verkehrsberuhigt am Wasser entlang, bevor man links zum Père Lachaise abbiegt, dem Friedhof mit den Gräbern berühmter Persönlichkeiten, unter anderem des Radrennfahrers Laurent Fignon.
  • Für eine kurze Verschnaufpause bietet sich das Café »Steel Cyclewear« an, ein Treffpunkt für Rad- und Kaffeeliebhaber.
  • Paris hat in den vergangenen Jahren in den Ausbau von Radwegen investiert, so auch in unsere Tourstrecke, der Rue de Rivoli, die von der Bastille über den Louvre bis zur Place de la Concorde führt. 
  • Die Tour endet am Arc de Triomphe.
  • Ebenfalls einen Besuch wert: Eine halbe Autostunde entfernt liegt das Vélodrome National, eine große Mehrzweckhalle mit Radrennbahn, ein Austragungsort der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024. 
  • Etwas außerhalb des Stadtzentrums liegt das Stade de France, in dem die Eröffnungs- und die Abschlussfeier der Olympischen und Paralympischen Spiele stattfinden.
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Text Maria Dünninger
Video Max-Martin Bayer
Fotos Stephanie Füssenich
Illustration Melanie Gandyra

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Menschen

Zurück zu den Wurzeln: Neue Gedichte über den Wald

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Den Bäumen in Deutschland geht es schlecht. Diesem Trauerspiel möchte 1890 digital etwas entgegensetzen: Wir haben Künstlerinnen und Poeten gebeten, den Wald zu würdigen. Ein Vers- und Video-Experiment.

Dichter lieben den Wald. Er verkörpert seit dem Mittelalter das Wilde und Wundersame – einen Sehnsuchtsort, wo Trolle und Wichtel im Wurzelwerk steinalter Baumriesen hausen. Heute geht es dem Wald schlecht. Das stellt ohne jede Romantik der Waldzustandsbericht fest, den die Bundesregierung jährlich herausgibt: 2021 brachte das schlimmste Ergebnis seit Beginn der Aufzeichnungen.

Die Redaktion von 1890 digital hat Musiker und Dichterinnen gebeten, neue Verse über den Wald zu verfassen und vorzutragen. Die daraus entstandenen Texte und Videos sind emotionaler als Amtsberichte. Sie betrauern oder lobpreisen, sind zornig, witzig oder euphorisch – und können durch die Macht des Wortes zum Schutz der Wälder beitragen.

Als nachhaltigem Versicherer liegt der Allianz der Wald besonders am Herzen – er ist ein Ort, der unsere Zukunft lebenswert macht. Ihn zu schützen bedeutet, vorzusorgen.

Irgendwo hier muss sie sein

Zur Person

Mareike Fallwickl  arbeitet als freie Autorin für Verlage, Zeitungen und Zeitschriften. In ihren Büchern, Kurzgeschichten und auf Instagram beschäftigt sich die gebürtige Österreicherin vor allem mit feministischen, queeren und diversen Themen. Am 16. April erscheint ihr neues Buch »Und alle so still«.

Sie haben unsere Schwesterlichkeit vergraben, sie haben sie vergraben im Wald, dort hinten vielleicht oder weiter links, wir wissen es nicht. Sie haben uns die Schwesterlichkeit entrissen, bevor wir sie greifen konnten, bevor wir sie in uns verwurzeln und leben konnten. Sie sind raffiniert und schlau und schnell, wir waren schläfrig und weich. 

Jetzt bleibt uns nur das Suchen. 

Wir schnüffeln an Rinden und Moosen, irgendwo hier muss sie sein. 

Mit entschlossenen Schaufeln sind sie durch die Bäume gehetzt, gesagt haben sie: Ihr seid Feindinnen, merkt es euch, ihr seid Konkurrentinnen, handelt danach, es gibt keine Schwesternschaft, verinnerlicht es. Ein endloses Echo, fast hat es uns zum Platzen gebracht, wie hätten wir einen anderen Gedanken fassen sollen, ein Gefühl oder einen Widerstand. Wir haben ihnen geglaubt. Sie mussten nicht kämpfen gegen uns. Das haben wir selbst erledigt. 

Wir waren Körper, gezwungen, an der Aufmerksamkeit vorbei zu existieren, minimiert, um in die unterste Schublade zu passen oder in ein Schaufelgrab, wir wurden angeschaut, immer wurden wir angeschaut und nie gesehen. Wir waren brav, wir sind mitgelaufen. 

Und plötzlich gestolpert. 

Denn da war dieser Schmerz.

Er hat sich durchgebohrt, jahrhundertealt und gallenbitter. Er hat uns wachgerüttelt, als wir es uns gemütlich gemacht hatten in den Lügen, den flockigen, süßen, weil es so einfach ist, zu hassen, jede Frau, jede einzelne Frau und dadurch auch uns selbst, gewürgt hat uns der Schmerz, herausgebrochen ist er aus unseren Bäuchen, in die Knie sind wir gegangen. 

So viel mehr, hat der Schmerz geschrien, so viel mehr könnt ihr sein, vereint und verschlungen, zusammen und mächtig. Da haben wir begriffen, was fehlt, warum es hohl brennt in uns. 

Und jetzt sind wir hier. Sie jagen uns, sie sind schlau und schnell. Wir schnüffeln, wir suchen, die Himbeergeister lachen uns aus, aber freundlich. Unsere Schwesterlichkeit wurde vergraben, wir haben nicht gelernt, sie zu erkennen, denn wie sie aussieht, wissen wir nicht. 

Vielleicht müssen wir etwas aus dem Waldboden ziehen, egal was, und sagen: das ist sie, wir haben sie, und dann erfinden wir unsere Geschichte neu, erzählen sie ab da anders. Erzählen sie so, wie sie hätte sein sollen, was spielt es für eine Rolle, solange wir sie gemeinsam schreiben. 

wie konjugiert man waldsterben?

Waldpoet Dalibor Marković

Waldpoet Dalibor Markovic

Dalibor Marković ist Schriftsteller und Lautpoet. Im Zuge seiner Recherchen für seinen zuletzt erschienenen Roman »Pappel« hat er sich intensiv mit dem Wald beschäftigt. Das Gedicht »wie konjugiert man waldsterben?« verbindet Text mit rhythmischen Beatbox-Elementen. Dalibor Marković lebt in Frankfurt am Main und Mexico-City.

angenommen
ein baum
hätte einen account
bei den üblichen plattformen 

das profilbild wäre hinten himmelblau mit einem grünlichen blatt vorne
die kurzbeschreibung wäre
lebensform komma bedrohte
darunter herz und sektkorkensymbole 

der baum würde täglich posten 
unterschiedliche selfie-posen manchmal den stamm im fokus oder
oben die krone 

bilder mit farbfilter manchmal auch ohne 
habt ihr mehr an den fotos interesse oder
wollt ihr was wissen über photosynthese wäre eine der umfragen zwischen den pics 

follower antworten und wischen nach links
videos hätten eindeutig die meisten likes
wieder so eine bläuliche meise am zweig am
besten gefilmt an schönen sommertagen
das erweckte gefühle in den kommentaren

»oh my god«
… 
»bester tag«
… 
»I like trees«
… 
»nice leaves«
… 

»dios mio«
… 
»link in bio«

»beautiful«

»you single?«
… 

»cooles zeug«
… 
»bei dir läuft«

»respect«

»please act«

würde der baum eines Tages darunter schreiben
»bitte handelt«
würde erscheinen bei übersetzung anzeigen
mit dem daumen drücken auf eine app reicht nicht aus um etwas zu verändern

auch die daumen zu drücken und zu denken
wird sich schon jemand kümmern um die wälder 
die letzten posts nun waren gesetzt in großbuchstaben
der text war sozusagen 
übersetzt in
folgende sprachen 

I’m the tree 
that you need 
he she it as well indeed 

ja sam stablo
ti me trebaš stalno 
on ona ono isto stvarno 

Übersetzung:
ich bin ein baum
den du brauchst
er sie es
ganz sicher auch 

ich der baum
den du brauchst
er sie es ganz sicher auch 

we are woods
soon you should 
help before they’re gone for good 

mi smo šuma
vi svi skupa pomozite da oni zive sutra 

Übersetzung: 
wir sind wald
ihr müsst mal helfen denn sie sterben bald

wir sind wald
ihr müsst mal 
helfen denn
sie sterben bald

nicht mehr

Waldpoet Christian Schmidt

Christian Schmidt schreibt und fotografiert, um aufzuräumen – das Nutzlose kommt weg, das Essenzielle an die richtigen Stellen. Zuletzt erschien sein Roman »Die schönste Frau der Welt neben mir« im Omnino Verlag (Berlin).

wir sehen den Wald
vor lauter Bäumen nicht,
weil uns Lärm, Dreck, Profit erstickt

wir sehen ihn erst,
wenn es Bäume
nicht mehr

Abenteuer Wald

Waldpoet Robert Schütze

Robert »BOB« Schütze ist Gründungsmitglied und Bassist der seit 1997 bestehenden Berliner Kultband MiA. Den Wald hat der Musiker in der Pandemie noch einmal neu kennen- und schätzen gelernt – und seine Erfahrungen lyrisch verarbeitet. »Abenteuer Wald« ist sein erstes veröffentlichtes Gedicht.

Nicht Ruhe nicht Geborgenheit 

Ist was ich spüre hier im Wald. 

Es ist die Lust auf Abenteuer. 

Sein Anblick entfacht in mir ein Feuer.

Will ihn durchdringen und erkunden,

Mir Wege bahnen, Pfaden folgen, 

Auf immer neuen Runden. 

Wähne mich in einem anderen Leben, 

Fernab von Großstadt, dieser Zeit.

Von Fantasie getrieben 

Zu immer neuem Spiel bereit.

Entdecke Wurzeln einer Sehnsucht, 

Die nur hier erblüht.

Tief verzweigte Triebe,

Hier leb’ ich sie aus, wie es mir beliebt.

Lass meinen Blick nun schweifen

Durch Kulisse und Gebiet.

Seh’ neben Vielfalt und Schönheiten

ein Parcours der vor mir liegt.

Die Äste einer Buche 

Bilden ein’ Pfad ins Wipfelzelt

Ständig auf der Suche 

Nach dem Kitzel in meiner Welt.

Hier oben sitz’ ich nun und lausche,

Sauge ein und atme aus.

Das Intro startet – Blätterrauschen.

Dann schwillt es an und baut sich auf.

Gib mir Amsel, gib mir Drossel, 

Gib mir Fink und gib mir Star,

Kann ja doch keinen unterscheiden 

Alles nur eine Vogelschar.

Doch klingt ihr Lied in meinen Ohren 

Wie durchdacht und komponiert. 

Alles fügt sich hitverdächtig

Von DJ Nature produziert.

Genug der Rast, des Träumens,

Noch einmal kräftig inhalieren, 

dann geht’s auf zu neuen Runden.

Die nächste Challenge wartet hier.

Aus dem Zyklus: kippelemente

Waldpoetin Alisha Gamisch 

Alisha Gamisch, geboren 1990 in Tegernsee, studierte in München und London Anglistik und Germanistik. Sie ist Lyrikerin,  Prosaautorin und Lehrerin. 2020 erschien ihr Band »Lustdorf« im Verlagshaus Berlin, welcher vom Haus für Poesie zu den besten Lyrikdebüts 2020 gewählt wurde. Jüngst veröffentlichte sie den Gedichtzyklus »kippelemente« in der Anthologie Blickwinkel: Momento Futuro des Goethe-Instituts Mexiko. Daraus stammt die Basis ihres Texts für das 1890-digital-Projekt. Der Zyklus setzt sich mit Naturbegegnungen und dem Gefühl der Bedrohung durch den Klimawandel auseinander.

I.

was gehen wir spazieren in den frühling
der nicht kommt
was erwarten wir uns?

dass bäume geheimnisse ausplaudern
wie neugierige väter
dass wege sich zu rundgängen beugen

was soll dieses vertrauen in eine wiederkehr
dieses verlassen darauf, dass moos sich um uns kümmern wird

wer sagt, dass im gehölz kein arm liegt
kein altes wägelchen in dem der biber sich verschanzt hat

wir wissen doch nicht, ob da hinten am waldrand etwas sickert
wir atmen hier ohne zu filtern was

dass es keine rehe mehr gibt, nur noch hirsche
wundert uns nicht

dass durchleuchtete spinnweben austrocknen und bröckeln

dass käfer sich in rinden einkleiden
stört uns erst, wenn sie die farbe wechseln

wir dachten
alles fällt und wächst wieder nach oben
wer fällt, fällt weich und vermodert

da wussten wir noch nicht
dass die bäume längst begonnen haben
einander zu stützen

dass ganzheit begonnen hat
sich zu verästeln

dass zapfen sich weigern zu samen
wie kämpferische gebärmütter

der boden immer schneller luft ausstößt
bis er kippt

Und ich bin der Wald

Waldpoetin Sabine Magnet

Sabine Magnet ist Lyrikerin, Autorin und Journalistin. 2012 erschien ihr erster Gedichtband »Poesía Clandestina«. 2017 startete sie POETRY TO GO, eine Poesieperformance, bei der sie Gedichte auf Bestellung verfasst – aus dem Stegreif und auf ihrer Schreibmaschine getippt. In der Weiterentwicklung entsteht daraus immer wieder Konzeptkunst, die in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt wird. 2020 veröffentlichte sie das Kinderbuch »Der Gagahof« sowie den Gedichtband »Poetry to go«. Das Gedicht »Ich bin der Wald« schrieb sie exklusiv für 1890 digital. Sabine Magnet lebt in München.

Das Grün umschließt mich, hüllt mich ein in vielberauschte Stille,

Moos federt meinen schweren Kopf und Blätter legen sich auf meine Lider,

Ich öffne meine Lippen, sauge ein und inhaliere Energie und Fülle,

durch meine Lungen weht das Leben und es hallt in meinem ganzen Körper wider.

Und meine Sohlen öffnen sich und Wurzeln graben daraus in die Erde

Und mein Gesicht dreht sich ganz langsam und bestimmt in Richtung Licht.

Und zwischen Rinden, Nadeln, Farnen löse ich mich auf und werde ein Teil des Ganzen.

Und ich bin der Wald, der spricht.

Und ich erzähle von den alten Narben und zeige hustend meine neuen Wunden,

Ein Schatten meiner selbst, ich glühe, überall mein Blut und mein Gewebe.

Ich bin der Wald und ich bin du, wir zwei sind untrennbar verbunden

Und du und alles andere kann nur dann leben, wenn ich lebe.

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Text Detlef Dreßlein, Robert Schütze, Alisha Gamisch, Sabine Magnet
Bilder Max-Martin Bayer, Ole Zimmer, Gyöngyi Tasi