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»Die Entscheidung hat uns sehr schockiert«

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Überraschende Premiere: Breaking ist zum ersten Mal olympisch. 32 Athlet:innen werden sich in diesem Sommer in Paris batteln. Als Sportdirektorin des Deutschen Tanzsportverbands vertritt Antonia Neher die neue Disziplin. Im Interview erzählt sie über den Weg ins olympische Programm, die Herausforderungen für den Verband und wie es nach den Spielen weitergeht.

Zur Person

Antonia Neher ist Sportdirektorin beim Deutschen Tanzsportverband und dort zuständig für den Leistungssport, derzeit vor allem für den Bereich Breaking. 2023 unterstützte sie die Tänzer:innen bei einigen Turnieren als Betreuerin, da es in diesem Bereich sehr wenige weibliche Fachkräfte gibt. In ihrer aktuellen Funktion schaut sie, was gut läuft, was verbessert werden muss, wo Unterstützung oder Personal benötigt wird.

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Wie wurde Breaking olympisch?
Jeder Ausrichter der Olympischen Spiele hat die Möglichkeit, fünf weitere Sportarten zu benennen, die ins Programm sollen. Paris hat neben Kajak-Cross und Formula Kite Breaking ausgewählt. Nach der Entscheidung ging es auf deutscher Seite darum, welcher Verband für diese Sportarten zuständig ist. Da wir sowohl Mitglied im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) als auch in unserem Weltverband, der World DanceSport Federation (WDSF), sind, haben wir 2019 den Zuschlag bekommen. 

Wie finden Sie das?
Wir haben uns sehr gefreut und es auch als große Chance für den Verband gesehen. Schließlich ist es das erste Mal in der Geschichte, dass eine Tanzdisziplin olympisch wird. So können wir die junge Lebensart aufgreifen und selbst moderner werden. Aber es ist natürlich bis heute mit viel Arbeit verbunden. 

Worin bestand die größte Herausforderung?
Breaking war weder ein Teil des strukturierten Sports noch eine Disziplin, die zu unserem Verband gehörte. Das heißt, wir mussten schauen, wie wir Zugang zu den Tänzer:innen bekommen, damit sie Mitglied in einem Verein werden und auch an Ranglistenturnieren teilnehmen. Das gab es vorher nicht und war auch für die Szene etwas ganz Neues. Beim Breaking tanzt und trainiert jede und jeder für sich. Auch mussten wir strukturelle Vorgaben des DOSB erfüllen. Das heißt: Wie berufe ich einen Kader, oder wie sieht die Wertung bei Turnieren aus? Das alles mussten wir quasi von Grund auf neu aufbauen. 

»Es gab auch Tänzer:innen, die das boykottiert haben«

Antonia Neher, Sportdirektorin beim Deutschen Tanzsportverband

Gab es auch negative Stimmen zu der Entscheidung, dass Breaking jetzt olympisch ist?
Ja, es gab auch negative Stimmen: »Man nehme ihnen die Freiheit am Tanz.« Wir haben ja bestimmte Regularien, nach denen die Tänzer:innen bewertet werden, und die schränken natürlich ein. Damit können manche nicht umgehen und wollen bestimmte Moves nicht nur für eine gute Punktzahl bekommen. Es gab auch welche, die das boykottiert haben. Aber viele haben es auch als Chance gesehen, sich oder die Sportart zu repräsentieren. 

Wie wird Breaking in Deutschland aktuell wahrgenommen?
Ich denke, dass wir durch die Aufnahme in das olympische Programm eine hohe mediale Aufmerksamkeit bekommen haben. Insofern können wir uns nicht beklagen. Toll wäre es, wenn Kinder oder Erwachsene Breaking im Fernsehen sehen und es dann ausprobieren wollen. Wenn das Interesse da ist, könnten die Vereine auch mehr Kurse anbieten. Das wäre natürlich auch für uns ein Mehrwert. Wir haben jetzt mit den ersten Trainerausbildungen begonnen, damit es auch lizenzierte Fachkräfte gibt, die die Vereine unterstützen können. In Zukunft möchten wir auch mit Sportpsycholog:innen noch intensiver zusammenarbeiten.

Inwiefern sind Sportpsychologinnen und -psychologen bei dieser Tanzsportart so wichtig?
Ähnlich wie beim Turnen haben die Tänzer:innen auch beim Breaking ihre festen Abfolgen im Kopf, die sie zeigen möchten. Durch starke Nervosität kann es passieren, dass sie einen Blackout haben und das Set abbrechen. Mentaltrainer:innen oder Sportpsycholog:innen helfen ihnen, mit solchen Situationen gut umgehen zu können. 

Für Jilou ist Paris die einzige Chance, bei Olympia dabei zu sein. Denn bei den nächsten Spielen 2028 in Los Angeles ist Breaking nicht gesetzt. Wie beurteilen Sie das?
Der Beschluss, dass Los Angeles Breaking nicht im Programm haben will, ist Mitte Oktober 2023 gefallen. Die Entscheidung hat uns sehr schockiert, weil die Sportart ursprünglich aus Amerika kommt. Wir haben eigentlich fest damit gerechnet, dass sie in vier Jahren erneut dabei ist. Los Angeles hat sich für fünf Sportarten entschieden, die in den USA sehr viele Zuschauer anziehen und die Stadien füllen. Das sind Baseball-Softball, Cricket, Flag Football, Lacrosse und Squash. Breaking ist noch eine zu kleine Sportart, mit nur 32 Athlet:innen in Paris. Eine konkrete Begründung haben wir für diese Entscheidung aber nicht bekommen. 

Wird es trotzdem für Breaking eine sportliche Zukunft geben?
Wir haben natürlich viel Arbeit in die ganze Organisation und Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Paris gesteckt und wissen jetzt, dass es mindestens acht Jahre dauern wird. Nach der Bekanntgabe mussten wir der Szene und unseren Athlet:innen, die schon fest etabliert sind, erklären, wie es weitergeht. Aber auch ohne Olympia wird es den strukturierten Sport und Weltmeisterschaften geben. Der nächste internationale Wettkampf sind dann die World Games 2025, quasi die Olympischen Spiele für die nicht-olympischen Sportarten. Dort sind auch unsere anderen Tanzsportarten zu Hause. Und wir sind nach wie vor gesetzt für die Youth Olympic Games 2026. Unsere Arbeit war nicht ganz umsonst.

Wie sieht es aus finanzieller Sicht aus? Wie kann der Sport in den nächsten Jahren weiterhin im Fokus stehen, und wie können sich die Tänzer:innen finanziell abgesichert fühlen?
Auf dem Level bleiben zu können, ist gar nicht so leicht. Wir werden schon damit zu kämpfen haben. Auch wird sich der Status des Verbands wieder ändern. Wir gehören dann nicht mehr zum olympischen Spitzensport, was Einfluss auf die finanzielle Förderung hat. Aktuell sind wir ein vorolympischer Verband. Das heißt, wir bekommen andere Zuschüsse als nicht-olympische Verbände. Nach den Olympischen Spielen in Paris werden wir wieder als nicht-olympischer Verband gelistet. Wenn Breaking 2032 erneut dabei ist, fangen wir im Prinzip wieder von vorne an. Das wird drei bis vier Jahre im Vorfeld bekannt gegeben. Wenn ja, bekommen wir erneut den olympischen Status und eine stärkere finanzielle Förderung. Diese vier vorolympischen Jahre sind toll, und wenn man dann herausrutscht, dann sind die nächsten vier Jahre meistens mühsamer. Wir haben da leider sehr wenig Planungssicherheit. 

Text Maria Dünninger
Foto Maurice Stach

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»Breaking ist für mich keine Eintagsfliege, sondern ein Schmetterling«

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Als einzige deutsche Breakerin hofft Jilou auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris. Die Berlinerin hat sich aus einfachen Verhältnissen an die Weltspitze gekämpft. Unsere Autorin hat sie in der Hauptstadt besucht.

Zur Person

 Jilou, Jahrgang 1992, ist in Köln aufgewachsen und lebt aktuell in Berlin. Mit 13 Jahren hat sie mit dem Breaking beim MTV Köln begonnen. Zu ihren größten Erfolgen zählt der zweimalige Gewinn der Bronzemedaille bei den WM 2019 und 2021.

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Klicken Sie sich durch die Bildergalerie: Bei Breakerin Jilou stehen Achtsamkeit und Optimismus im Vordergrund
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»Sorry, aber das mache ich nicht aus dem Stand. Da muss ich mich erst aufwärmen«, erwidert Jilou auf die Anweisung der Fotografin, zu Beginn ein paar einfache Breaking-Posen für den Artikel zu machen. Was im ersten Moment etwas eigen wirkt, entpuppt sich als ernst gemeinte Antwort einer Spitzensportlerin. Für die Breakerin sind 30 Minuten Aufwärmen und Dehnen vor jedem Tanz Pflicht. Foam Roller, Fitnessband, Knieschoner, Yoga-Elemente – sie überlässt nichts dem Zufall. Auch nicht beim Treffen in Berlin-Mitte. Backstein an den Wänden, die S-Bahn über den Köpfen, die Spree fließt vorm Fenster vorbei – der Showroom nahe der Jannowitzbrücke passt perfekt zu diesem urbanen Sport, in dem das Fotoshooting und der Videodreh für diesen Artikel entstehen sollen. Mit verschiedenen Fotomotiven im Kopf sollte es gleich losgehen. Doch Jilou weiß, was sie kann und was sie braucht. Breaking verlangt enorme Flexibilität. Es ist nicht einfach nur Tanzen. Ihr Körper ist ihr Kapital. Jede Verletzung könnte die alles entscheidende Qualifikation für Paris gefährden.

Breakdance, korrekterweise Breaking genannt, feiert in diesem Jahr seine Premiere als olympische Disziplin. Jilou ist vermutlich die einzige deutsche Vertreterin. Ob sie es tatsächlich nach Paris schafft, entscheidet sich im Juni, knapp zwei Monate vor Beginn der Spiele. Eine Teilnahme wäre die Krönung ihrer Karriere. 

Sehen Sie im Video: Jilou zeigt ihr Können im Breaking

Bei den Wettkämpfen – oder besser Battles – zeigen zwei Tänzer:innen abwechselnd ihr Können und versuchen einander zu übertrumpfen. Eine Jury entscheidet über Faktoren wie Originalität, Musikalität, Sauberkeit der Bewegungen und Präsenz. Es gibt viele Dinge im Battle, auf die die Sportler:innen spontan reagieren müssen. Die Teilnehmenden haben zum Beispiel keinen Einfluss auf die Musik, die gespielt wird. Und auch die Bewegungen des Gegners sind nicht vorhersehbar. Jilou entscheidet in jeder Runde neu, wie sie beginnt, welche Elemente sie einbaut und wie sie endet. Nichts wiederholt sich.

Auch ihren eigenen Lebensweg hat Jilou immer selbst gestaltet – trotz vieler Hindernisse. Geboren 1992 in Freiburg, wuchs Jilou Rasul in einer Künstlerfamilie in Köln-Mühlheim auf. Ihr Vater war Maler, der aus dem Irak nach Deutschland geflohen war. Ihre Mutter war eine leidenschaftliche Tänzerin. Geld war in ihrer Familie nicht immer ausreichend vorhanden. In der Schule konnte sie nicht einfach mit auf Klassenfahrt, sondern musste sich jedes Mal vor der Klasse outen und um finanzielle Hilfe bitten. »Ich glaube, die meisten Menschen, die nicht in solchen Verhältnissen aufgewachsen sind, wissen gar nicht, woran man alles denken muss«, erinnert sie sich. Ihre Jugend bestand aus: Anträgen, Anträgen, Anträgen. »Wenn ich den Antrag für die Ermäßigung in der Mensa vergessen hatte, durfte ich dort nicht essen und habe dann manchmal gar nichts gegessen«, erklärt sie. Um sich ihre Karriere als Breakerin zu finanzieren, arbeitete Jilou als Tanzlehrerin, tanzte auf Messen und in vielen großen Shows, wie in Peter Maffays »Tabaluga«. Für eine dreimonatige Tanzausbildung zog sie nach Berlin, wo sie seit 2017 lebt.

»Es ist eine Kultur, meine Kultur«

Breakerin Jilou

Trotz aller Widerstände profitiert Jilou auch von den Herausforderungen als Jugendliche. Sie hat früh gelernt, selbstständig zu sein. Das kommt ihr heute zugute. Denn seit ihrer möglichen Olympiateilnahme ist ihr Zeitplan vollgepackt mit Terminen. Und die managt sie größtenteils allein. Ob Sponsoren oder Fans – sie kann sich vor Anfragen kaum noch retten. Journalist:innen aus der ganzen Republik verfolgen gespannt ihre Geschichte. Ein bis zwei Interviews pro Woche sind für sie normal. Es könnten auch mehr sein. Aber der Fokus soll auf dem Tanzen bleiben.

Denn für Jilou ist Breaking mehr als ein Sport. Einerseits ist es ihr Ventil, um Stress oder Negatives herauszulassen. Auch deshalb sei die Szene in Berlin im Vergleich zu der in anderen Städten besonders aktiv und der Anteil an herausragenden Tänzer:innen groß. »Viele haben hier eine schwierige persönliche Geschichte«, weiß Jilou, »und viele trainieren deswegen besonders intensiv.« Andererseits bedeutet Breaking für sie auch Zugehörigkeit. »Es ist eine Kultur, meine Kultur«, sagt sie. Denn durch ihren Migrationshintergrund sei es oft nicht so einfach zu wissen, wo man hingehöre. »Bei Breaking kann ich sagen: Hier gehöre ich hin. Das ist meine Community, und die macht mich stark«, erzählt Jilou. Der Zusammenhalt in dieser Gemeinschaft ist über Grenzen hinweg enorm. »In anderen Ländern versuche ich deswegen auch heute noch, Tänzer:innen zu kontaktieren. Die Locals nehmen mich sofort in ihre Gruppe auf, geben mir einen Schlafplatz und zeigen mir Orte und Menschen, die Touristen nie sehen würden.« 

Volle Konzentration: 30 Minuten Aufwärmen und Dehnen vor jedem Tanz sind für die Breakerin Pflicht

Als Jilou 2006 mit dem Tanzen anfing, träumte noch kein Breaker, keine Breakerin von einer Olympiateilnahme – schon gar nicht in den Jahren zuvor. Die Tanzform entstand Anfang der 70er-Jahre auf den legendären Hip-Hop-Partys in der New Yorker Bronx. MCS, Breaker, DJs und Graffiti-Künstler fanden dort ihren Platz. Es ging vor allem darum, eine gute Zeit zu haben und sich miteinander zu messen. Es war egal, woher man kam und wer man war, Hauptsache man liebte das, was man tat. 

Auch bei Jilou war es Liebe auf den ersten Blick. Ihre Mutter hatte zufällig den »Battle of the Year«, einen internationalen Breakdance-Wettbewerb, im Fernsehen gesehen. Sie wusste sofort, dass dieser Sport ihre Tochter erfüllen könnte. Jilou, die bereits im Bett lag, wurde von ihrer Mutter geweckt, und das, was sie auf dem Bildschirm sah, fesselte sie sofort. »Das wirkte viel kreativer und freier als das Kunstturnen, das ich damals im Verein betrieb«, sagt sie. Beim Turnen gab es immer nur ein klares Richtig oder Falsch. Beim Breaking ist Jilou hingegen eigentlich nie an dem Punkt, an dem sie sagt: »Die Choreografie endet mit diesem Rückwärtssalto.« Sie verließ den Turnverein und machte ihre ersten Schritte in die künstlerische Freiheit im Breakdance-Kurs beim MTV Köln. 

Heute zählt Jilou zu den großen Vorbildern in der Szene. Nachwuchstänzer:innen fragen sie nach ihren persönlichen Ratschlägen zu ihrem Werdegang und zu Tanzmoves. Jilou glänzt auch, weil sie als starke Breakerin mehr Frauenpower in den von Männern dominierten Sport gebracht hat. Ihr größtes Idol war dabei die Britin Roxy. »Roxy brach damals Tabus. Sie trug Lippenstift, warf sich beim Tanzen die Haare über die Schultern, legte sich auf den Bauch und wackelte mit den Beinen. Sie war die Vorreiterin für Sex-Appeal und Weiblichkeit im Breaking«, erzählt Jilou. Gesehen hat sie Roxy zum ersten Mal im Fernsehen bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London. Die Breakerin habe sie inspiriert, genau diesen Weg zu gehen und dafür zu kämpfen. »Beim Breaking muss es einfach möglich sein, sich so zu zeigen, wie man ist, das zu tragen, worauf man Lust hat«, sagt Jilou. 

»Wenn du auf der Tanzfläche nicht so oft performen kannst, nehmen dich die Leute kaum wahr«

Leider haben heute Männer immer noch mehr Möglichkeiten, sich mit guten, gleichaltrigen Breakern zu vergleichen. In Deutschland haben Frauen das nicht. Es ist noch nicht lange her, da gab es nur vier andere gute Breakerinnen. »Natürlich konnte ich auch viel von den Männern lernen«, erzählt Jilou, »aber das körperliche Niveau der Jungs war einfach viel höher. Dementsprechend bin ich damals nicht so weit gekommen.« Dadurch konnte sie auch nicht so viel Erfahrung sammeln. »Wenn du immer nur fünf Runden tanzt, dann sind diese fünf Runden vielleicht gut. Aber wenn man dann im Wettbewerb zehn Runden tanzen muss, schaut man als Frau in die Röhre.« Damit verschwinde auch ihre Präsenz bei den Veranstaltungen. »Wenn du auf der Tanzfläche nicht so oft performen kannst, nehmen dich die Leute kaum wahr.« Das »Gesehen werden« sei so wichtig, weil Breaking ein Ausdruck der eigenen Individualität ist und jeder Tänzer und jede Tänzerin für das gefeiert werden sollte, was er oder sie ist.

Einen weiteren Push in puncto Aufmerksamkeit hat es für sie als Breakerin durch Olympia gegeben. Nur bei der Anerkennung sieht sie immer noch Luft nach oben. Noch werde die Szene von vielen Menschen belächelt, gerade auch in der Sportwelt. »Ich muss mich leider immer noch erklären und beweisen«, sagt sie, »mir wird zum Beispiel oft die nervige Frage gestellt, ob ich davon leben könne.« Jilou hofft, dass ihre Sportart durch die Spiele im Sommer den »Respekt« bekommt, den sie verdient. 

Für die heute 31-Jährige werden die Olympischen Spiele in Paris die letzte Chance sein, sich auf der größten Bühne des Sports zu präsentieren. Selbst wenn ihr Körper mitspielt – ihre Sportart wird bei den Spielen 2028 in Los Angeles nicht vertreten sein. Das hat das Olympische Komitee schon beschlossen. Deswegen möchte sie sich neben dem Sport ein weiteres Standbein aufbauen. Aktuell interessiert sie sich für Wirtschaftspsychologie. Wie tickt die Sportbranche? Wie kann man Breaking für jede:n zugänglich machen und zu mehr Bekanntheit verhelfen? Jilous Kopf ist voller Ideen. »Viele verstehen nicht, dass wir den Sport vermarkten müssen. Wir sind noch nicht an dem Punkt, dass der Sport uns vermarktet«, erklärt sie. Auch wenn es mit der Olympiateilnahme vorerst ein einmaliges Erlebnis bleibt, sieht Jilou für ihre Leidenschaft eine glänzende Zukunft voraus: »Breaking ist für mich keine Eintagsfliege, sondern ein Schmetterling.«

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Text Maria Dünninger
Fotos Karolin Klüppel

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»Exotische Pflanzen sind für Insekten oft völlig wertlos«

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Es muss nicht immer ein eigener Garten sein – auch auf dem Balkon können Sie für Insekten eine kleine Oase schaffen. Erfahren Sie im Interview mit Janna Einöder vom NABU Berlin, wie so ein insektenfreundlicher Balkon aussieht und warum wir die kleinen Sechsbeiner oft unterschätzen. Plus: die Top 4 der idealen Balkonpflanzen

Zur Person

Janna Einöder hat ihren Master in Umweltbiologie in Utrecht gemacht. Ihre Masterarbeit schrieb sie zum Thema Hummeln. Seit 2020 arbeitet sie in der NABU-Landesgeschäftsstelle Berlin als Pressereferentin und Referentin für Stadtgrün. Die gebürtige Kölnerin hat einen eigenen Balkon. Dort beobachtet sie sehr gerne ihren Kübel, in dem sie Pflanzen und Kräuter wild wachsen und aussamen lässt.

Zum Start in die Balkonsaison lesen Sie auch diese Beiträge: 
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Warum sind Insekten so wichtig für unsere Umwelt?
Insekten gehören einfach zu unserem Leben dazu. Ohne sie wäre die Welt nur halb so schön, finde ich. Sie haben wichtige Funktionen für uns und unsere Ökosysteme. Die für uns sehr wichtige Aufgabe ist die Bestäubung unserer Wildpflanzen, aber auch unserer Früchte und Gemüsepflanzen. Sie sind aber auch Verwerter und Regulatoren: Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Zersetzung von organischem Material oder sind wertvoll beim Regulieren von Krankheiten.

Welche Insekten sind denn die besten Bestäuber?
Die meisten denken dabei sofort an die Honigbiene. Aber Honigbienen sind recht faul und bestäuben nicht so akkurat. Sie fliegen immer sehr gerne auf Blüten einer gleichen Farbe oder einer gleichen Art, daher werden sie auch so gerne für die Bestäubung von Nutzpflanzen verwendet. Wildbienen hingegen sind kleiner, verweilen länger auf der Blüte und können so den Pollen gut verteilen. Aber es gibt auch noch andere Bestäuber, die man nicht unbedingt auf dem Schirm hat – die Fliegen. Erwachsene Schwebfliegen ernähren sich ausschließlich von Nektar und Pollen und bestäuben sehr gut. Sie sind für mich die Hidden Champions.

Was würde passieren, wenn es keine Insekten mehr gäbe?
Das Ökosystem würde aus dem Gleichgewicht geraten. Vögel hätten viel weniger bis gar keine Nahrung mehr und die Bestäubungsleistung würde nachlassen. Der aktuelle ökonomische Wert wurde allein in Deutschland auf 3,8 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Das heißt, wenn es keine Insekten mehr gäbe, würde das auf jeden Fall erhebliche Kosten für Mensch und Natur bedeuten.

Haben Sie eine Zahl, wie viele Insekten mittlerweile ausgestorben oder bedroht sind?
Pauschal kann man das definitiv nicht sagen, weil ganz viele Daten fehlen. Dazu zählen Rote Listen, die nicht mehr aktualisiert werden. Auch Expert:innen werden weniger, die sich richtig gut mit den jeweiligen Arten auskennen. In Berlin gelten zum Beispiel 13 Prozent aller Arten als ausgestorben oder verschollen und 31 Prozent als gefährdet. Doch auch hier fehlen Daten zur aktuellen Lage. Indizien für einen massiven Rückgang zeigen lokale Erhebungen wie die Krefelder Studie aus dem Jahr 2017. Biolog:innen haben die Biomasse der Insekten in Schutzgebieten in Nordwestdeutschland gemessen. Es wurde ein Rückgang von 75 Prozent festgestellt. Das ist erschreckend.

Wer oder was hat denn den größten Einfluss auf das Insektensterben?
Ein großes Problem sind die Versiegelung und zunehmende Inanspruchnahme von Flächen. Vor allem für Bodeninsekten ist das eine Katastrophe, weil ihnen der ganze Lebensraum genommen wird, aber auch anderen Insekten fehlt immer mehr Lebensraum. Auch die Klimakrise beschleunigt das Artensterben, denn lange Hitze- und Dürreperioden oder Starkregenereignisse können für Insekten lebensbedrohlich werden.

Viele Insekten suchen sich mittlerweile ihren Lebensraum in der Stadt. Wie geeignet ist dieses Habitat wirklich für sie?
Tatsächlich sind Städte ein Refugium für viele Insekten, vor allem für Fluginsekten. Wildbienen, zum Beispiel, lieben die vielfältigen Nischen in der Stadt. Hier in Berlin gibt es viele Kopfsteinpflasterstraßen, wo sie sich perfekt in den Zwischenräumen einnisten können – sofern es Nahrungspflanzen in der Nähe gibt. In einer Großstadt leben aber vorrangig Insekten, die robuster sind und gut mit Störungen und Lärm umgehen können. Beispiele für die Anpassungsfähigkeit sind die Wildbienen, die in Blumenkästen nisten. Doch auch hier in der Stadt schwinden Lebensräume durch Versiegelung.

»Damit sich Insekten wohlfühlen, braucht es immer diesen Dreiklang: Nahrung, Lebensraum und Nistplatz.«

Janna Einöder, NABU Berlin

Wie kann man seinen Balkon so gestalten, dass sich Insekten dort wohlfühlen?
Damit sich Insekten wohlfühlen, braucht es immer diesen Dreiklang: Nahrung, Lebensraum und Nistplatz. Das heißt, man sollte vor allem heimische Sträucher, Stauden oder Ähnliches anbieten. Daran sind die Insekten angepasst. Exotische Pflanzen können zwar prächtig aussehen, sind für Insekten jedoch oft völlig wertlos. Strukturelemente sind immer toll, beispielsweise sandige Ecken, trockene Pflanzenstängel, Bambusstäbe oder Holzscheite. Wasserstellen sind vor allem im Sommer sehr wichtig. Da reicht ein Blumenuntersetzer mit ein bisschen Moos oder Steinen darin, damit die Insekten landen und dort trinken können.

Wenn ich Geld sparen möchte, könnte ich auch in den Wald oder auf die Wiese, um dort Totholz oder Steine mitzunehmen?
Ja, das wäre eine Möglichkeit. Aber man sollte auf jeden Fall darauf achten, ob auf dem Holz oder auf der Rinde nicht schon kleine Insekten leben. Denn: Wenn man auf einem Balkon ganz oben wohnt und im Wald einen Totholzast mitnimmt, der eigentlich ganz gut im Schatten gelegen hat, dann verändert man dort auch den Lebensraum sehr stark. Deswegen würde ich vielleicht lieber die Nachbarn fragen, wenn sie im Garten einen Baum gefällt haben und nicht wissen, wohin mit dem Holz und den Ästen.

Was sollte man auf seinem Balkon vermeiden?
Gift steht für mich an erster Stelle. Pestizide gegen Blattläuse, gegen Schnecken etc. bitte auf keinen Fall einsetzen. Selbst wenn man das nur einmal und lokal macht, weiß man nicht, wie weit das getragen wird. Das geht dann in den Boden, und wenn dieser nicht ausgetauscht wird, kann das große Schäden anrichten. In einem gesunden Ökosystem werden die vermeintlichen Schädlinge zu Nützlingen für andere Insekten. Der Marienkäfer und die Blattlaus sind einfach eine super Kombination. Leider gibt es in vielen Baumärkten schöne Pflanzen, die oft mit viel Gift und Torf hochgezogen wurden, und dann nach zwei Wochen zu Hause anfangen zu kränkeln. Außerdem bringen sie unseren Insekten gar nichts, denn sie produzieren oft keinen Nektar, und die Insekten sind nicht an sie angepasst. Am besten ist es, heimische Pflanzen zu kaufen, die man auch im Internet bestellen kann. Es gibt auch regionale Baumschulen oder Gärtnereien, die einheimische Ware anbieten. Zudem sollte man unbedingt Torferde vermeiden, denn Torfabbau ist absolut klimaschädlich.

Welche Pflanzen können gut nebeneinander wachsen?
In einem Kasten sollte man Pflanzen zusammenbringen, die ähnliche Ansprüche und eine ähnliche Wuchskraft haben. Stauden, die trockenen, sauren Boden mögen, sollten beispielsweise nicht neben solchen gepflanzt werden, die humusreichen, nassen Boden bevorzugen. Gleich und Gleich gesellt sich gerne. Trockenheitsliebende Kräuter wie zum Beispiel Thymian und Rosmarin passen gut nebeneinander.

Welche Pflanzen wachsen ganzjährig sehr gut auf dem Balkon?
Am besten sind mehrjährige Stauden oder Pflanzen, die auch auf Wiesen vorkommen, zum Beispiel die Wiesenflocken- oder Glockenblumen. Ein Phlox blüht bei mir auch schon seit fünf Jahren üppig und lang. Viele Kräuter kommen auch immer wieder und blühen dann schön, wie der Thymian. Auch der Schnittlauch hat zum Beispiel eine ganz tolle Blüte, die man nur sieht, wenn man ihn wachsen lässt. Wenn der Balkon etwas größer ist, sind Beerensträucher wie die Himbeere oder Schwarze Johannisbeere ganz toll und ein Gewinn für Mensch und Tier: Die Beeren sind superlecker und gut für die Insekten.

Vier Pflanzen, die auf Ihrem Balkon nicht fehlen dürfen

1. Glockenblume 

Glockenblumen verdanken ihren Namen den hübschen glockenförmigen Blüten, die je nach Art und Sorte zwischen Mai und September erscheinen. Da die Blüten meist weit geöffnet sind, dienen sie vielen Insekten wie Bienen und Schmetterlingen als Nahrungsquelle.

Glockenblumen können von März bis Oktober gepflanzt werden. Wer sie im Frühjahr pflanzt, kann sich den ganzen Sommer über an ihren Blüten erfreuen. Glockenblumen bevorzugen einen sonnigen bis halbschattigen Standort. Regelmäßiges mäßiges Gießen reicht aus, Nässe mögen sie nicht. Die meisten Glockenblumen wie Bart-, Kaukasus-, Rapunzel-, Wiesen- und Zwergglockenblume sind winterhart.

2. Echter Lavendel

Lavendel eignet sich hervorragend als Balkonpflanze, da er Sonne und Wind gut verträgt. Er lockt zuverlässig Insekten wie Hummeln an. Der Topfballen darf leicht feucht sein, aber überschüssiges Wasser muss ablaufen können. Lavendel liebt einen hellen, sonnigen Standort und braucht Wärme für eine reiche Blüte.

3. Scharfer Mauerpfeffer 

Der Scharfe Mauerpfeffer ist eine heimische Pflanze. Das Dickblattgewächs wird nur bis zu zehn Zentimeter hoch und deswegen auch gerne für eine Dachbegrünung verwendet. Von Juni bis Juli zeigt er seine gelben Blüten, die vor allem bei Bienen, aber auch anderen Insekten, hoch im Kurs stehen. Der Mauerpfeffer bevorzugt einen vollsonnigen, hellen und warmen Platz. Die Pflanze mag es gern trocken, regelmäßig gießen muss man sie also nicht. Mauerpfeffer ist bis -20 Grad Celsius winterhart. 

4. Echter Thymian

Der Echte Thymian wird 10 bis 40 Zentimeter hoch. Von Mai bis in den Herbst hinein öffnet er kleine rosa bis violette Blüten, die von Wildbienen gerne als Nahrungsquelle angenommen werden. Das Gewürzkraut liebt ein sonniges Plätzchen mit einem locker-sandigen und kalkhaltigen Boden – im Idealfall aber geschützt vor Wind und Regen. Ist das gegeben, ist die Pflanze sehr pflegeleicht, gelegentliches Gießen reicht.

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Text Maria Dünninger
Illustrationen Anne Quadflieg, Adobe Stock/ruskpp, AdobeStock/Keiko Takamatsu, iStock/Olaf Simon

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Menschen

»Ich habe keine Sekunde gezögert, diese Chance zu ergreifen«

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Julian Lammering leidet an einer genetisch bedingten Bewegungsstörung. Lange Zeit dachte er, Spitzensport sei nur etwas für andere. Doch nach dem Abitur kam alles anders. Der heute erfolgreiche Rollstuhlbasketballer darf mit seinem Team auf die Teilnahme an den Paralympics in Paris hoffen – ein Porträt.

Zur Person

Credit: Katharina Kemme

Julian Lammering, Jahrgang 2004, spielt derzeit als Center beim BBC Münsterland. Er sitzt aufgrund der hereditären spastischen Spinalparalyse, kurz HSP, im Rollstuhl. Seit 2023 ist er Mitglied der Nationalmannschaft und feierte mit seinem Team bereits Erfolge als WM-Achter und EM-Vierter.

Credit: Katharina Kemme
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Mit 14 war Julian Lammering übergewichtig, fand Rollstuhlfahren uncool und dachte, Spitzensport sei nur etwas für andere. Für die, die beim Schulsport mitmachen konnten. Deren Beine gut genug funktionierten, um von einer Karriere als Fußballprofi zu träumen. Dass das bei ihm nichts werden würde, war klar. Mit einer genetisch bedingten Bewegungsstörung träumt man solche Träume nicht. Da hofft man, dass die Lehrer als Ziel für Klassenausflüge nicht wieder die 533 Treppenstufen hoch gelegene Aussichtsplattform des Kölner Doms oder einen Sport- und Erlebnispark auswählen. Lammering ist das passiert. »An einer Regelschule ist es hart«, sagt er.  

Heute ist Julian Lammering 19 Jahre alt, hat sein Abitur in der Tasche und ist mittlerweile in Topform. Sein Oberkörper ist muskelbepackt. An seinen
Händen zeugen dicke Schwielen von vielen Stunden im Rollstuhl. Der ist ihm längst nicht mehr peinlich, sondern sein Sportgerät. Er hegt und pflegt die
14.000 Euro teure Hightech-Sonderanfertigung mit Hingabe. Julian Lammering ist Rollstuhlbasketballer geworden. Einer der besten im Land. Seit 2023
Mitglied der Nationalmannschaft, WM-Achter und EM-Vierter. Er darf sich Hoffnungen auf eine Teilnahme an den Paralympischen Spielen im kommenden Sommer in Paris machen.

Höhenflug: Mit dem Rollstuhlbasketball hat er einen
Sport gefunden, der ihm neues Selbstbewusstsein schenkt
Schule ade: Julian Lammering darf nach Schulschluss in der Sporthalle der Josefschule in Warendorf trainieren

Ein Montagnachmittag Ende Oktober. Lammering fährt mit seinem in die Jahre gekommenen Toyota Yaris auf den Hof der Josefschule im münsterländischen Warendorf. Wenn dort kein Unterricht mehr ist, darf er das. Er lädt seinen Rollstuhl aus und schiebt ihn zur Sporthalle. Sehr kleine Strecken kann er noch gehen. Seine Erkrankung, eine hereditäre spastische Spinalparalyse, abgekürzt HSP, ist fortschreitend. Erblich bedingt kommt es zu einer zunehmenden Degeneration im Rückenmark. Eine erhöhte Muskelspannung (Spastik) und Schwäche in der Beinmuskulatur führen zu einer immer stärkeren Gangstörung.  

Bei Lammering fiel die Erkrankung im Alter von drei Jahren auf. Damals wurde sein Gang plötzlich unsicher. Seine Mutter hatte gerade seinen kleinen Bruder Maximilian zur Welt gebracht. Und da auch sie eine Bewegungsstörung hat, angeblich, weil sie bei ihrer Geburt einem Sauerstoffmangel ausgesetzt war, hieß es zunächst, der kleine Julian mache aus Eifersucht auf das neue Baby die Mutter nach. »Es war ein langer Weg, bis die Ärzte verstanden haben, dass ich nicht nur so tue«, sagt Lammering. 

Dabei kam auch heraus, dass die Mutter ebenfalls HSP hat. Man hatte ihr immer versichert, ihre Bewegungsstörung sei nicht vererbbar. Nun haben beide Söhne dieselbe Erkrankung wie ihre Mutter. »Sie sagt aber immer, dass sie uns trotzdem bekommen hätte, wenn sie es gewusst hätte«, erzählt Lammering. »Weil sie gelernt hat, dass man auch mit dieser Einschränkung sehr gut leben kann.« Für ihre beiden Söhne gilt das besonders, seit sie den Rollstuhlbasketball entdeckt haben.  

»Ich habe geweint und wollte nach Hause«

Julian Lammering, Rollstuhlbasketballer

Julian Lammering war 13 Jahre alt. Bis dahin hatte er Bogenschießen und Reiten ausprobiert. Viel mehr gab es nicht für Jungs wie ihn in seinem Heimatort Gescher im Kreis Borken nahe der niederländischen Grenze. So war er zum übergewichtigen Sportmuffel geworden. Rollstuhlbasketball wurde nur in Münster angeboten, eine knappe Stunde Fahrt von seinem Zuhause entfernt. Als Lammering das entdeckte, ging er dort einmal pro Woche zum Training – und wurde nur anderthalb Jahre später, mit 15, zu einem Sichtungslehrgang der U-19-Nationalmannschaft eingeladen. 

Es ging für drei Tage nach Köln. »Ich habe geweint und wollte nach Hause«, erinnert sich Lammering sechs Jahre später. »Ich bin ein absoluter Familienmensch und habe Ferienlager gehasst.« Aber er hielt durch. Und wurde am Ende ins U-23-Nationalteam berufen. Er sollte zwei Wochen später mit nach Dubai zu einem Turnier fliegen. »Ich war fassungslos. Aber ich habe keine Sekunde gezögert, diese Chance zu ergreifen.« Heute sind Reisen Normalität für Lammering. Er ist mit seiner Bundesligamannschaft BC Münsterland in Deutschland unterwegs und mit den Nationalmannschaften der U 23 und der Herren in der ganzen Welt. »Ich habe einen Sport gefunden, in dem ich gut sein kann, in dem ich andere abziehen kann, das war total wichtig für mein Selbstbewusstsein«, erklärt er.

Harte Zeiten: Der Schulsport war für Julian Lammering damals eine Qual
Lässig versenkt: Auch beim Sitzbasketball hängt der Korb mit 3,05 Metern so hoch wie bei den »Fußgängern«

Die Sporthalle hat Lammering an diesem Montagnachmittag ganz für sich allein. Er schaltet die Lichter ein und lässt einen der Basketballkörbe hinunter. »Shooting« steht auf seinem dicht getakteten Wochenplan. Am Abend folgt noch »Fitti«, eine Trainingseinheit im Fitnessstudio. Die Muskeln am Oberkörper sind nicht nur für die Optik, sondern helfen Lammering auch im Spiel. Beim Rollstuhlbasketball geht es körperlich fast noch etwas mehr zur Sache als beim »Fußgänger«-Basketball. Es wird geschoben und gerempelt, da gilt es gegenzuhalten. 

Lammering schnallt sich in seinem Rollstuhl fest. Füße, Knie, Oberschenkel, Hüften – alles wird mit breiten Gurten fixiert. Dann legt er los. Anschieben, dribbeln, den Rollstuhl nur mit den Hüften elegant in eine Kurve legen – und Wurf. Wieder und wieder schickt Lammering den Ball auf die Reise in Richtung Korb. Am Anfang gehen noch viele daneben, dann laufen die Systeme des Athleten langsam warm. Schließlich ist ein Ball nach dem anderen ein Treffer. Der Korb hängt wie bei den Fußgängern in 3,05 Metern Höhe. »Wir können nicht dunken«, sagt Lammering, »aber alles andere können wir genauso.«

Seit dem vergangenen Sommer absolviert er bei seinem Verein in Warendorf einen Bundesfreiwilligendienst. Er leitet eine AG an einer Schule und hilft bei diversen Arbeiten im Klub. Vor allem aber trainiert er. Zu den drei Trainingseinheiten mit seiner Bundesligamannschaft kommen viel »Shooting« und viel »Fitti«, außerdem steht einmal Physiotherapie auf seinem Wochenplan. »Das Wichtigste sind die Überstunden«, sagt Lammering. Inzwischen steht ihm der Schweiß auf der Stirn. Er rollt wieder los, dribbelt, wirft, trifft. »Wenn du den Ball nicht in den Korb wirfst, kann dir kein Trainer helfen.«

Klein, aber seins: Julian Lammering wohnt mit seiner Freundin in einem Einzimmerappartement in Warendorf

Der Sportmuffel ist längst zum disziplinierten Musterathleten mit klaren Vorstellungen hinsichtlich seiner Zukunft gereift. Nach einem Jahr »allein wohnen light« in der Nähe der Heimat will er im nächsten Herbst mit seiner Freundin Tuva vom beschaulichen Warendorf aus weiterziehen, in eine neue Stadt zu einem neuen Klub. Als Rollstuhlbasketball-Profi könne man gut genug verdienen, um sich sein Studium zu finanzieren, sagt Lammering. Psychologie soll es bei ihm werden. Sie will Tiermedizin studieren. Aktuell wohnen die beiden auf engstem Raum in einem Einzimmerappartement zusammen. Das funktioniere gut, sagen sie. Er trainiert, sie macht ihr Abitur. Da bleibt nicht viel Zeit, sich auf die Nerven zu gehen.

Und Partys? Enge Spiele seien besser, sagt Lammering: »Da ist man so unter Adrenalin, das toppt jede Party.« Mit 15, 16 Jahren sei er viel unterwegs gewesen. Inzwischen lebe er nach dem Credo: »Feiern muss sich lohnen. Man schließt es nicht komplett aus, sondern reduziert es auf ein paar Gelegenheiten, zu denen es sich dann richtig lohnt.« Seine Freundin ist da ganz auf seiner Wellenlänge. Sie hat keine Bewegungseinschränkung, spielt aber auch Rollstuhlbasketball beim BBC Münsterland. So hat sich das Paar kennengelernt. Ihre Schwester und sein Bruder sind ebenfalls im Verein. 

Dass die Lammerings über riesiges Talent verfügen, sei immer deutlich zu sehen gewesen, sagt Tuva: »Mir war immer klar, dass Julian irgendwann in die Nationalmannschaft kommt.« Und Maximilian folgt den Spuren seines Bruders – ins Bundesligateam und in die U-23-Nationalmannschaft ist der 16-Jährige bereits aufgestiegen. Als Nächstes will der Ältere den Sprung zu den Paralympischen Spielen vormachen. Paris 2024 ist sein großes Ziel. Er sagt: »Wenn man es zu den Paralympics geschafft hat, hat man alles geschafft.«

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Text Susanne Rohlfing
Fotos Katharina Kemme

Kategorien
Menschen

»Als ich von der Militärpolizei verhört wurde, ging mir ganz schön die Düse«

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Pamela Beckmann und Sinje Gottwald teilen eine Leidenschaft: Mit dem Motorrad entdecken sie die ungewöhnlichsten Orte der Welt. Im Interview erzählen sie von ihren Reisen. Ein Gespräch über extreme Gastfreundschaft, unkonventionelle Reparaturtechniken und Schlager-Singen in der Wüste.

Zur Person

Pamela Beckmann (43) hat durch ihre Arbeit bei einer Agentur für BMW Motorrad vor rund zehn Jahren ihre Leidenschaft fürs Motorradfahren entdeckt. Inzwischen arbeitet sie für Suzuki. Seitdem unternimmt die Frankfurterin regelmäßig Abenteuerreisen – auch gemeinsam mit ihrer Freundin Sinje Gottwald – und berichtet darüber auf ihrem Blog unter Moto Pamikaze. 

Zur Person

Sinje Gottwald (40) jagt Rekorden hinterher. Als erster Mensch überhaupt hat sie den afrikanischen Kontinent von Norden bis Süden alleine auf dem Elektromotorrad durchquert. Zuvor war sie drei Jahre lang mit einer BMW auf der Straße unterwegs, um die Welt zu umrunden. Bis ihr von der Coronapandemie ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde. Mittlerweile lebt die Stuttgarterin in Barcelona.

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Ihre letzte große Reise war eine Tour durch Westafrika. Ausgerechnet nicht mit dem Motorrad, sondern mit dem Auto. Wie kam es dazu?

Sinje Gottwald: Der Anlass war tatsächlich ein sehr trauriger. Ich bin 2017 mit dem Motorrad losgefahren, um einmal die Welt zu umrunden. 2020 wollte ich als letzten Kontinent Afrika durchqueren. Als die Coronapandemie ausbrach, konnte ich die Reise nicht fortsetzen. Die Flughäfen und Grenzen wurden dichtgemacht. Ich schaffte es gerade noch, einen Flug von Dakar im Senegal zurück nach Deutschland zu bekommen. Leider musste ich dort mein Motorrad zurücklassen, weil ich so kurzfristig keine Transportmöglichkeit finden konnte. Außerdem hätte der Preis für eine Schiffsüberführung den Wert des Motorrads weit überstiegen. Vor Kurzem hat sich dann erst die Chance ergeben, gemeinsam mit Pamela nach Dakar zu reisen, um nach mehr als drei Jahren mein geliebtes Motorrad zurückzuholen. 

Pamela Beckmann: Wir sind in Deutschland gestartet und von Spanien nach Afrika übergesetzt. In fünf Tagen sind wir von Marokko nach Senegal durchgerauscht. Auf direktem Wege, eine lange, gerade Straße an der Küste entlang. Von der heißen, einsamen Wüste bis in die grüne Natur, wo wilde Affen herumspringen und der tosende Verkehr in Dakar einen komplett überwältigt.

Was ist die wichtigste Eigenschaft, wenn man durch Kontinente wie Afrika reist?

Sinje Gottwald: Geduld. Die braucht man schon allein an den Grenzübertritten. Wir mussten dort ständig mit Beamten diskutieren. Immigration, Zoll und Versicherung – wir saßen stundenlang herum und wussten gar nicht, wann es weitergeht. Ob es überhaupt weitergeht. Und gute Laune, weil viele Grenzbeamte eher hilfsbereit sind, wenn man auch mal lacht und ein paar Witze macht. Das ist aber nicht immer so. Viele Leute bieten den Grenzbeamten auch Geld an. Man braucht dafür eine gute Menschenkenntnis und muss Situationen lesen können. Jede Grenze funktioniert anders. 

Woran denken Sie am liebsten zurück?

Sinje Gottwald: Mein persönliches Highlight war die Fahrt durch Mauretaniens Hauptstadt Nouakchott. Der Verkehr ist chaotisch, ein bisschen aggressiv. Man muss cool bleiben, weil man ständig das Gefühl hat, gleich fährt einem von rechts, links, hinten oder vorne jemand rein. Die meisten Menschen hätten die Fahrt als puren Stress wahrgenommen, aber wir konnten zum Glück darüber lachen. Deswegen reise ich eigentlich lieber allein oder nur mit Menschen, die so ticken wie ich. Pamela ist so eine Person, die in solchen Situationen die Nerven und ihren Humor behält. 

Pamela Beckmann: Wir haben Tränen gelacht. Ich glaube, das ist eine wichtige Basis. Die Reise war ein echter Freundschaftsbeweis. Ich glaube, es hat unter anderem so gut funktioniert, weil wir auch in den unangenehmen Situationen Freude hatten. Während wir bei 40 Grad durch die Wüste gefahren sind, hat Sinje aus vollem Halse auf dem Beifahrersitz Schlager gesungen. 

Sinje Gottwald: Aber auch die Gastfreundschaft der Einheimischen ist eindrucksvoll. Einmal haben wir in einem marokkanischen Laden länger als eine Stunde nach Souvenirs gestöbert. Bis zur Mittagspause. Die Besitzerin des Ladens hat uns aber nicht nach draußen gebeten, sondern uns zum Tajine-Essen eingeladen. Diese Geste hat uns sehr berührt. Es war einfach schön zu sehen, wie schnell man dort Verbindungen aufbauen kann.

Gastfreundschaft, die durch den Magen geht: In Marrakesch teilte Ladenbesitzerin Farah ihre selbst zubereitete Tajine mit den Touristinnen

Was unterscheidet Motorradreisende von Tourist:innen?

Sinje Gottwald: Wenn man nicht alle Motorradfahrer:innen betrachtet, sondern wirklich nur Abenteuerreisende, ist es oft das Unbekannte, das sie reizt. Touristinnen und Touristen legen meist eher Wert auf Sicherheit und Komfort. Ich will nicht wissen, was mich erwartet. Ich will in Situationen geraten, die mich fordern und in denen ich eine Lösung finden muss. 

Pamela Beckmann:  Im Gegensatz zum Auto ist man komplett der Witterung ausgeliefert und bei Unfällen quasi schutzlos. Ich persönlich gehe bei meinen Reisen und Motorradabenteuern bis an meine Grenzen und darüber hinaus. 

Was darf in Ihrem Gepäck nicht fehlen?

Sinje Gottwald: Zur Grundausstattung gehören Medikamente und ein Satellitengerät. Falls ich mal irgendwo lande, wo ich keinen Handyempfang habe oder in eine Notsituation gerate. Passende Motorradklamotten für das jeweilige Klima, Kameraausstattung. Und dann natürlich Ersatzteile für das Motorrad und Werkzeug. Klamotten, Zahnbürste, eine Kreditkarte und ein bisschen Bargeld in verschiedenen Währungen. Und alle Dokumente mit digitaler Sicherheitskopie, von internationalen Führerscheinen bis zu Zolldokumenten fürs Motorrad.

Pamela Beckmann: Mir ist wichtig, dass ich hochwertige Funktionskleidung dabei habe. Meine Isomatte und mein Daunenschlafsack sind ein Muss, damit ich einigermaßen komfortabel übernachten kann. Damit habe ich schon auf 4000 Metern bei minus 4 Grad geschlafen und nicht gefroren. 

Wie spontan planen Sie Ihre Übernachtungen auf solchen Reisen? Einfach irgendwo das Zelt aufschlagen?

Pamela Beckmann: Bei mir ist es wirklich so. Manchmal nehme ich Unterkünfte. Oft aber auch keine. Oder wir fahren so lange, bis wir einen schönen Ort zum Übernachten entdecken. Wenn wir Kilometer machen müssen, fahren wir auch bis in die Nacht und schlagen dann schnell unser Zelt auf. 

Sinje Gottwald: Der ungewöhnlichste Ort, an dem ich bisher gecampt habe, war an einem Gaskrater in Turkmenistan. Damals war der Ort noch relativ unbekannt, ich war die ganze Nacht komplett alleine dort. Das ist eine der schönsten Erinnerungen aus allen meinen Reisen. Mitten in der Natur, wo keiner weiß, dass man existiert. 

Weite Wildnis: Zwei Drittel Mauretaniens sind Wüste. Auf dem Weg in den Süden, kurz vor der Grenze zu Senegal, wird die Landschaft grüner

Wie oft geht Ihnen unterwegs etwas an der Maschine kaputt?

Sinje Gottwald: Während meiner Weltreise gab es regelmäßig Probleme mit dem Motorrad. Es hatte aber schon bei Reisebeginn mehr als 100.000 Kilometer auf der Uhr. Einmal in Brasilien hatte ich plötzlich Wasser im Benzin. Ich habe mit anderen Reisenden gesprochen, um einen guten Mechaniker zu finden. Der konnte zwar das Problem beheben, hat dafür aber ein anderes Problem kreiert. Damit muss man immer rechnen. 

Pamela Beckmann: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in vielen ärmeren Ländern mehr repariert wird. Bei uns wird alles immer gleich ausgetauscht, und man muss ewig auf Ersatzteile warten. In Georgien war mal meine Lichtmaschine kaputt. Ein Mechaniker hat sie in seiner Werkstatt einfach mit einem Draht repariert. So war meine Maschine nach zwei Tagen wieder einsatzbereit, und ich konnte weiterfahren.

Was war bisher Ihr schlimmster Unfall?

Sinje Gottwald: Der war im Iran mit einem anderen Auto. Ich hatte mich dabei verletzt und konnte danach erst mal eine Weile nicht mehr richtig Motorrad fahren. Es kamen sofort die Polizei und der Krankenwagen, aber niemand hat Englisch gesprochen. Die Frau, die im Auto saß, hat stundenlang nur geschrien. Am Ende wurden mein Motorrad und mein Pass konfisziert. Ich wurde auf eine Polizeiwache gebracht, habe ein Bußgeld gezahlt und musste eine Vereinbarung in Farsi unterschreiben. Bis heute weiß ich nicht, was ich da unterzeichnet habe. Aber ich wusste, wenn ich es nicht tue, bekomme ich mein Motorrad nicht zurück.

Pamela Beckmann: Ich bin schon öfter gestürzt, aber nie richtig schlimm. Nur einmal, als ich in Kolumbien am Trampolin de la Muerte unterwegs war. Eine berüchtigte Straße, wo viele Menschen bei Autounfällen sterben. Ich bin damals mit dem Motorrad weggerutscht und habe mir dabei das Außenband vom Knie abgerissen. Das habe ich aber ausgehalten und bin bis zu meiner Rückreise nach Deutschland vier Tage weitergefahren. Hier im Krankenhaus war dann mein Knie ziemlich geschwollen. 

»Im Iran werden Tourist:innen häufiger beobachtet, weil sie auffallen.«

Pamela Beckmann

Hatten Sie auch mal richtig Angst? 

Pamela Beckmann: Ja. Im Iran wurde ich von der Militärpolizei angehalten. Am Tag zuvor hatte ich eine SIM-Karte gekauft und über einen VPN-Zugang Nachrichten nach Europa geschickt. Das ist im Iran für Ausländer verboten. Der Polizist hat mich direkt angesprochen, ob ich eine SIM-Karte habe. Ich habe gelogen. Er ist dann erst mal mit meinem Reisepass abgehauen. Als ich dann von der Militärpolizei verhört wurde, ging mir ganz schön die Düse. Aber ich bin ruhig geblieben und habe den Ausweis am Ende wieder bekommen. Zurück im Hotel habe ich die SIM-Karte sofort auseinandergebrochen und weggeschmissen. Im Nachhinein hatte ich den Verdacht, dass die Polizei mich zuvor beschattet hatte. Im Iran werden Touristen häufiger beobachtet, weil sie auffallen.

Hat es eigentlich Vorteile, als Frau zu reisen?

Sinje Gottwald: Es hat sowohl Vorteile als auch Nachteile. Viele Menschen begegnen mir als Frau gegenüber hilfsbereiter und offener. Gerade in Ländern, wo man es nicht vermutet. Im Iran beispielsweise haben sich die Leute gefreut, als sie mich auf meiner Maschine gesehen haben. Überall haben sie ihre Daumen hoch gezeigt, aus dem Auto, am Straßenrand. Manchmal haben mich kleine Kinder gefragt, ob ich eine Frau bin. Sie waren ganz verwirrt, mich auf dem Motorrad zu sehen. Aber ich hatte nie negative Erlebnisse. 

Trotzdem muss man als Frau in gewissen Situationen vorsichtiger sein. In manchen Ländern bin ich nachts lieber nicht durch die Stadt gelaufen. Wenn ich draußen in der Natur gezeltet habe, habe ich darauf geachtet, dass keiner wusste, dass ich da bin. Ich bin dennoch definitiv der Meinung, dass auch als Frau auf Reisen alles möglich ist, wenn man gewisse Regeln für sich definiert und diese auch einhält. Mir ist bisher auf meinen Reisen nichts Schlimmes passiert, dazu gehört viel Glück, und das weiß ich auch.

Als Motorradfahrer:in braucht man auch eine gute Versicherung. Worauf achten Sie hier besonders? 

Pamela Beckmann: Für meine Motorradreisen schließe ich immer eine spezielle Auslandskrankenversicherung mit einer integrierten Rückholungsklausel ab. Zusätzlich braucht man eine Motorradversicherung. Die muss man in vielen Ländern vorweisen können, wenn man von der Polizei angehalten wird. Beispielsweise in Marokko oder im Senegal. Für unsere Westafrika-Reise habe ich zur Vollkaskoversicherung meines VW-Busses einen Aufschlag bezahlt und wäre im Schadensfall – mit Selbstbeteiligung – abgesichert gewesen. 

Welche Reiseziele nehmen Sie als Nächstes ins Visier? 

Sinje Gottwald: Ich würde gerne noch einmal nach Südamerika fahren und den Kontinent durchqueren. Außerdem würde uns momentan Armenien interessieren. Aber das ändert sich ständig. 

Pamela Beckmann: Meistens hat eine von uns eine verrückte Idee und steckt die andere damit an. Das macht ja auch eine gute Freundschaft aus, dass die andere dann einfach blind sagt: »Na klar, da mach ich mit.«

Wieder vereint: Nach drei Jahren konnte Sinje Gottwald ihr geliebtes Motorrad in Dakar endlich wieder in die Arme schließen
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Text Magdalena Scheck
Fotos privat

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Saubere Sache: 8 Tipps für nachhaltiges Putzen

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Steigende Temperaturen und eine erwachende Natur – der Frühling ist die Zeit des Neubeginns. Doch wenn die Sonne die Räume wieder häufiger mit Licht durchflutet, bringt sie gnadenlos zum Vorschein, dass es höchste Zeit für den Frühjahrsputz ist. Reinigungsexpertin Kerstin Ochs gibt acht Tipps, wie Sie schneller, effizienter und nachhaltiger ans Ziel kommen.

Zur Person

Kerstin Ochs beteiligt sich seit mehr als
30 Jahren maßgeblich an der Entwicklung und Umsetzung zahlreicher freiwilliger Initiativen der Wasch-, Pflege- und Reinigungsmittelindustrie für mehr Nachhaltigkeit und Sicherheit im Haushalt. Sie ist seit der Gründung des FORUM WASCHEN im Jahr 2001 Mitglied – bis Ende 2012 noch als Vertreterin von Henkel, seit 2013 als »unabhängige Expertin«.

Das gründliche Reinigen der Wohnung zu Beginn des Jahres hat eine lange Tradition. Der Frühjahrsputz stammt aus der Zeit, als die Bauern während des Jahres oft keine Zeit hatten, Haus und Hof gründlich zu reinigen. Früher wurde auch oft mit Kohle geheizt, und um die spärliche Wärme in den Räumen zu halten, wurde wenig gelüftet. Die Folge: Der Ruß setzte sich überall ab. Der Dreck konnte erst weggeputzt werden, wenn es draußen wärmer wurde – mit Frühlingsbeginn.

Selbst ohne Kohleheizung hat das Ritual bis heute noch Bestand. Denn viele geraten im Frühling in Aufbruchstimmung, wollen die Reste des Winters im wahrsten Sinn des Wortes wegfegen. Gerade in christlich geprägten Ländern ist die Lust an der jährlichen Reinigung auch abhängig vom Osterfest, für das die Menschen sich und ihr Heim traditionell herausputzen. Wie das heute am besten und nachhaltigsten funktioniert, zeigen die Empfehlungen unserer Expertin Kerstin Ochs.

 

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8 Tipps für ein nachhaltig sauberes Zuhause
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1. Die Mischung machts nicht

Nachhaltigkeit und Selbstgemachtes sind eng miteinander verknüpft – deshalb ist die eigene Herstellung von Putz- und Waschmitteln im Internet besonders gefragt. Allerdings warnt Reinigungsexpertin Kerstin Ochs vor deren Verwendung: »Oft werden die selbst gemachten Mischungen einfach in unbeschriftete Limoflaschen abgefüllt und im Schrank aufbewahrt.« Das berge das Risiko, dass jemand sie für trinkbar hält. Unkenntnis über Inhaltsstoffe, die richtigen Mischverhältnisse oder die Haltbarkeit könne zu schlimmen Schäden führen. Ochs erklärt: »Wenn das Produkt verkeimt und man es nicht bemerkt, kann es uns krank machen. Und ob die Wohnung mit dem Selbstgemachten richtig sauber wird, ist auch fraglich. Also lieber etwas Fertiges kaufen.«

2. Mit Essen schrubbt man nicht

Lebensmittel sollten nach Ansicht der Reinigungsexpertin nicht in der Putzmittelkiste landen. »Das bekannte Backpulver enthält nicht nur Natron, sondern auch Mehl oder Stärke. Diese beiden Bestandteile sind ein idealer Nährboden für Bakterien«, erklärt Ochs. Sie kennt viele Menschen, die Backpulver im Badezimmer verwenden, um Fliesen zu reinigen. Insbesondere die Fugen, die etwas poröser sind als die glatten Fliesen, bieten Keimen einen optimalen Lebensraum.

3. Keine Qual der Wahl

Sollte man lieber zum günstigen oder teuren Putzmittel greifen? »Sie alle erfüllen ihren Zweck«, sagt Ochs. Doch beim Vergleich der Rezepturen einzelner Produkte lassen sich durchaus Unterschiede feststellen. Hochpreisige Waschmittel etwa enthalten mehr oder hochwertigere Inhaltsstoffe, die die Fasern intensiver pflegen oder bestimmte Arten von Schmutz auch bei niedrigen Temperaturen lösen können.

4. Die Unterschätzten 

Welche Reinigungsmittel gehören unbedingt in den Haushalt? Reinigungsexpertin Ochs empfiehlt: »Ein Allzweckreiniger ist vielseitig einsetzbar und eignet sich für fast alle Oberflächen.« In der Küche empfiehlt sie einen fettlösenden Reiniger, während für das Badezimmer und die Toilette ein kalklösendes Produkt unverzichtbar sei. Der wahre Alleskönner unter den Putzmitteln ist für Ochs allerdings der Glasreiniger. Diesen könne man nicht nur für Spiegel, Glastische und Vitrinen verwenden, sondern auch zum Entfernen von kleineren Flecken im Teppich. »Sogar eingetrocknete Matschflecken habe ich damit schon rausbekommen«, verrät Ochs. Diese kann man mit etwas Glasreiniger einsprühen und dann mit einem sauberen, zu einem Knubbel geformten Lappen vorsichtig »herausdrücken«. Achtung: Dabei niemals reiben! Ein weiteres unterschätztes Produkt sei das Handspülmittel. Dazu meint Ochs: »Ich persönlich reinige meine Fenster mit einem Eimer Wasser und einem Spritzer Handspülmittel. Anschließend streife ich die Scheibe mit einem Abzieher trocken.« Danach empfiehlt Ochs den Glasreiniger, um übrig gebliebene Schlieren oder Seifenreste wegzuwischen.

5. Wasser marsch? 

Um Wasser zu sparen, ist es laut Ochs ratsam, sowohl die Spül- als auch die Waschmaschine vollständig zu beladen und das Eco-Programm zu wählen – selbst wenn dies etwas länger dauert. Beim Handspülen von Geschirr sollte man niemals unter fließendem Wasser arbeiten. Als Richtlinie empfiehlt Ochs, etwa fünf Liter Wasser im Spülbecken zu verwenden: »Diese Menge hängt natürlich auch von der Größe des Beckens ab. Es ist wichtig, das Geschirr vollständig eintauchen und abspülen zu können.«

Auch beim Reinigen des Bodens müsse nicht übermäßig viel Wasser verwendet werden. Hierbei komme es darauf an, wie stark der Boden oder die Oberfläche verschmutzt seien: »Wenn die Reinigungslösung gesättigt ist, wie es fachsprachlich heißt, sollte sie ausgetauscht werden«, so Ochs. Nachhaltiger sind auf jeden Fall kluge Putzroutinen. »Wenn ich direkt mit dem dreckigsten Boden beginne, ist das Wasser natürlich relativ schnell verschmutzt und muss gewechselt werden«, sagt Ochs. Besser sei es, mit dem Raum zu beginnen, der das Putzwasser am wenigsten schnell verschmutze. Aufpassen sollte man dabei mit zu hohen Temperaturen. Benutzt man hier heißes Wasser, trocknet die Oberfläche zu schnell, und es können Schlieren zurückbleiben. Am besten, man verwendet kaltes Wasser. Das gilt übrigens auch beim Fensterputzen. »Es ist ein falscher Mythos, dass man die Scheiben vorzugsweise bei strahlendem Sonnenschein putzen sollte«, erklärt Ochs. Die Erwärmung der Glasscheiben durch die Sonne begünstigt die berüchtigte Streifenbildung.

6. So bekommen Keime keine Beine

Abendduscher oder Morgenduscher? Diese Entscheidung beeinflusst laut Ochs, wie oft die Bettwäsche gewechselt werden sollte. Abendduscher gehen mit einem saubereren Körper ins Bett im Vergleich zu denen, die morgens duschen und die Verschmutzung des Tages mit ins Bett nehmen. Ochs betont jedoch, dass weitere Faktoren eine Rolle spielen: »Die Raumtemperatur im Schlafzimmer ist natürlich auch wichtig. Je heißer es ist, desto mehr Schweiß landet in den Laken.« Aber auch Menschen, die gern im Bett frühstücken oder vor dem Schlafengehen Hautpflegeprodukte auftragen, sorgen für mehr Schmutz. Als Faustregel rät Ochs, die Bettwäsche spätestens alle zwei Wochen zu wechseln.

Sogar täglich wechseln sollte man hingegen Küchentücher. »Denn der Bakterien-Hotspot ist die Küche«, sagt Ochs. Für Lappen und Putztücher macht sie keine Ausnahme. Diese sollten nach jedem Gebrauch in den Wäschekorb wandern, da die Gefahr der Verbreitung von Keimen zu groß ist. Besonders Schwämme sind anfällig für Keimbildung. »Diese brauchen wegen ihrer großen Oberfläche und der Hohlräume länger zum Trocknen«, erklärt Ochs. Die längere Feuchtigkeit begünstige die Vermehrung von Bakterien und Keimen. Deshalb heißt es: Lappen und Putztücher nach jedem Einsatz zur Schmutzwäsche geben und bei mindestens 60 Grad mit bleichhaltigem Waschmittel waschen. Die Bleiche entfernt eine Vielzahl von Flecken und tötet ab dieser Temperatur auch Keime ab. 

Um Verwechslungen zu vermeiden, empfiehlt Kerstin Ochs die Verwendung verschiedener Farben für Lappen in jedem Raum. Zum Beispiel könne man in der Küche immer blaue Lappen und im Bad immer gelbe verwenden.

7. Die Macht der Gewohnheit

Was gehört zur regelmäßigen Reinigungsroutine? Für Ochs stehen in der Küche definitiv die Arbeitsflächen der Küche ganz oben auf der Liste. Der Kühlschrank brauche nicht allzu häufige Aufmerksamkeit. Sie empfiehlt, ihn spätestens alle zwei Monate komplett zu entleeren, zu reinigen und auf verdorbene Lebensmittel zu überprüfen. Alles mit häufigem Hautkontakt sollte hingegen regelmäßiger gesäubert werden. In der Wohnung gehören dazu beispielsweise Lichtschalter, Türgriffe, Schränke, Wasserhähne und die Spültaste der Toilette. 

Effizienz werde auch durch das Arbeiten von oben nach unten geschaffen. Das bedeutet, zuerst die Möbel abzustauben und dann den Boden zu saugen. Innerhalb eines Raums sei es ratsam, von hinten nach vorne zu arbeiten, um nicht durch bereits gereinigte Bereiche gehen zu müssen.

8. Auf diese drei ist Verlass

»Auf die Euroblume und den Blauen Engel kann man sich hundertprozentig verlassen«, meint Reinigungsexpertin. Die Auswahl an Produkten mit diesen Umweltsiegeln sei allerdings überschaubar. Häufiger sehe man dagegen das internationale Produktlabel der Initiative »Nachhaltiges Waschen und Reinigen«, das sie 2005 mitentwickelt hat. Diese Initiative gewährleiste zwei Kontrollen. Sowohl der Hersteller als auch die Produkte müssen für das Siegel bestimmte Kriterien erfüllen und über deren Einhaltung regelmäßig rapportieren. Jedes Mitglied der Initiative muss festgelegte Berichtszeiträume einhalten und sich unangekündigten Überprüfungen unterziehen. 

Eine Ausnahme unter den Reinigungsmitteln bilden bei der Siegelvergabe allerdings hochwirksame Produkte wie Backofen- oder Rohrreiniger. »Sie müssen Inhaltsstoffe enthalten, die spezifische Reinigungsaufgaben erfüllen. Diese Inhaltsstoffe sind nicht mit den Kriterien des Blauen Engels oder der Euroblume vereinbar«, gibt Ochs zu bedenken.

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Text Maria Dünninger
Illustrationen Ayşe Dinçer

Kategorien
Menschen

Mit Denise durch Paris

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Von rasant bis entspannt – Denise Schindler hat sich für uns aufs Fahrrad geschwungen. Bei der Fahrt durch Frankreichs Hauptstadt zeigt uns die Weltmeisterin im Paracycling ihre persönlichen Lieblingsorte. Eine Tour d’Amour in fünf Etappen

Über die Pariser Radler-Infrastruktur kann die dreifache Weltmeisterin im Paracycling nur eins sagen: »Ich bin begeistert!« So gut ausgebaute Radwege kenne sie aus keiner anderen Großstadt. Allein deswegen lohne es sich, auf Taxi, Metro oder Auto zu verzichten und die Metropole mit dem Velo zu erkunden. Die Ausnahmeathletin nimmt uns daher mit auf eine Radentdeckungsreise durch die Olympiastadt – auf den Spuren historischer Radsportereignisse und vorbei an touristischen Must-sees.

Bevor im Sommer die Pariser Straßen zur Radrenn-Wettkampfstätte werden, präsentieren wir in den kommenden Wochen alle Highlights in einer fünfteiligen Kurzvideoserie.

3. Etappe: Rue de Rivoli

2. Etappe: Steel Cycle Cafe

1. Etappe: Prachtstraße Champs-Élysées

Denise Schindler beim Eiffelturm in Paris
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Die Route zum Nachradeln 

Ihre Tour führt an Orten vorbei, die vor allem für Radsportfans interessant sind. Dauer: ca. 1 Stunde und 40 Minuten; Wegstrecke: ca. 24 Kilometer 

  • Vom Arc de Triomphe, dem mehrspurigen Kreisverkehr, geht es entlang der mehrspurigen Boulevards steil nach Nordosten.
  • In immer enger werdenden Kurven fährt man über jahrhundertealtes Kopfsteinpflaster hinauf zur Basilika Sacré-Coeur auf dem Montmartre.
  • Auf dem Rückweg in die pulsierende Stadt lohnt sich ein Abstecher zum Canal Saint-Martin. Ab der U-Bahn-Station Jaurès fährt man ca.
    1 Kilometer gemütlich und verkehrsberuhigt am Wasser entlang, bevor man links zum Père Lachaise abbiegt, dem Friedhof mit den Gräbern berühmter Persönlichkeiten, unter anderem des Radrennfahrers Laurent Fignon.
  • Für eine kurze Verschnaufpause bietet sich das Café »Steel Cyclewear« an, ein Treffpunkt für Rad- und Kaffeeliebhaber.
  • Paris hat in den vergangenen Jahren in den Ausbau von Radwegen investiert, so auch in unsere Tourstrecke, der Rue de Rivoli, die von der Bastille über den Louvre bis zur Place de la Concorde führt. 
  • Die Tour endet am Arc de Triomphe.
  • Ebenfalls einen Besuch wert: Eine halbe Autostunde entfernt liegt das Vélodrome National, eine große Mehrzweckhalle mit Radrennbahn, ein Austragungsort der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024. 
  • Etwas außerhalb des Stadtzentrums liegt das Stade de France, in dem die Eröffnungs- und die Abschlussfeier der Olympischen und Paralympischen Spiele stattfinden.
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Text Maria Dünninger
Video Max-Martin Bayer
Fotos Stephanie Füssenich
Illustration Melanie Gandyra

Kategorien
Service

Wie Kuscheln das Immunsystem stärkt

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Auf Infoscreens in ganz Deutschland erscheinen derzeit Gesundheitstipps, präsentiert von der Allianz Private Krankenversicherung. 1890 digital nimmt die Ratschläge auf – und vertieft das Wissen in Experteninterviews. Teil 11: Diplom-Psychologin Gabriele Bringer erklärt, warum gegenseitige Berührung effektiver ist als Selbstliebe

Zur Person

Portrait von Diplom-Psychologin Gabriele Bringer

Die Diplom-Psychologin Gabriele Bringer ist Leiterin der Beratungsstelle »Stresszentrum Berlin«. Seit 1991 arbeitet sie als selbstständige Trainerin, Beraterin und Seminarleiterin im Bereich Wirtschaftspsychologie. Ihre Schwerpunkte liegen auf den Bereichen Stress und Burn-out, Kommunikation und betriebliches Gesundheitsmanagement.

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Warum stärkt ausgerechnet Küssen unser Immunsystem?
Küssen auf den Mund wirkt ein bisschen wie eine Schluckimpfung. Wer küsst, nimmt natürlich Speichel des Kusspartners auf. Der enthält Bakterien und Viren, die unser Immunsystem stimulieren, weil es sich mit den neuen Keimen auseinandersetzen muss. Aber auch die anderen Zärtlichkeiten können indirekt die Abwehrkräfte stärken.

Wirklich? Inwieweit?
Wenn Menschen sich einander liebevoll zuwenden, streicheln oder Händchen halten, werden das »Kuschelhormon« Oxytocin und das »Glückshormon« Endorphin ausgeschüttet. Diese wiederum hemmen das Stresshormon Cortisol. Sinkt der Stresslevel und steigert sich das Wohlbefinden, stärken diese Mechanismen automatisch auch das Immunsystem des Körpers. Das funktioniert sogar, wenn man sich selbst streichelt. 

Aber trotzdem ist eine gegenseitige Berührung effektiver als die Selbstliebe, oder?
Definitiv. Der Mensch braucht die gegenseitige Berührung. Nicht nur für sein Immunsystem. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass es auch weniger Aggressionen unter Freunden gibt, in denen Berührungen untereinander häufig sind. Das Gleiche gilt für Sportmannschaften. Eine US-Studie mit Basketballern hat gezeigt, dass Teams eine viel bessere Leistung zeigten, in denen besonders viele Po-Klapse und Schulter-Boxer gängige Praxis waren. 

Es reichen also schon kurze Berührungen?
Ja. In den USA konnten Wissenschaftler:innen zeigen, dass eine leichte und kurze Berührung am Arm oder an der Schulter ihrer Kund:innen genügte, damit Kellner:innen mehr Trinkgeld bekamen. Dabei war es egal, ob die Gäste Männer oder Frauen waren. 

Haben Berührungen noch mehr positive Effekte?
Massagen werden zum Beispiel bei Krebspatientinnen und -patienten eingesetzt, um die Nebeneffekte von Chemotherapie und Bestrahlung zu verringern. Verschiedene Meta-Studien haben gezeigt, dass solche Massagetherapien helfen, Ängste abzubauen, Depressionen entgegenzuwirken und sogar Schmerzen zu lindern. 

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Interview Sonja Hoogendoorn
Fotos Simon Koy, privat

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Menschen

»Den Franz nannten alle nur Billy the Kid«

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Als Auszubildende bei der Allianz lernten sich Hubert Windsperger und Franz Beckenbauer 1959 in München kennen. Aus den gemeinsamen Lehrjahren entstand eine enge Freundschaft. Der heute pensionierte Versicherungsvertreter erzählt über seine schönsten »Kaiser«-Erlebnisse und lustige Berufsschulzeiten

Zur Person 

Hubert Windsperger (geb.1945) wuchs mit sieben Geschwistern im bayerischen Wolfratshausen auf. Von 1959 bis 1962 absolvierte er bei der Allianz seine Lehre als Versicherungskaufmann. Dort lernte er Franz Beckenbauer kennen, mit dem er bis kurz vor dessen Tod eng befreundet war. Neben der Arbeit spielte er viele Jahre als Profi-Fußballer bei Clubs wie dem FC Bayern, FC Freiburg oder Preußen Münster

Herr Windsperger, Sie sind der Trauerfeier zu Ehren von Franz Beckenbauer in der Allianz Arena ferngeblieben. Warum?
Das ist mir zu viel Trubel. Wenn sich die große Aufregung gelegt hat, werde ich in aller Ruhe und Stille sein Grab besuchen und mich verabschieden. 

Wie haben Sie Franz Beckenbauer kennengelernt?
Wir haben uns im Sommer 1959 in der Bayerischen Versicherungsbank getroffen. Die BVB war damals eine Tochtergesellschaft der Allianz, in der ein großer Teil des Sachversicherungsgeschäfts gebündelt war, also ein Vorläufer der heutigen Allianz Versicherungs-AG. Das war während unserer Aufnahmeprüfung. Die fand damals den ganzen Tag in den Räumen am Hauptsitz in der Theresienstraße in München statt. 

Was hat er für einen Eindruck auf Sie gemacht?
Er war sehr schüchtern. Aber ich auch. Wir beide waren auch mit Abstand die Jüngsten. Gerade mal 14 Jahre alt. Und wir waren die Einzigen, die nur einen Volksschulabschluss hatten. Die andern hatten alle ihre Mittlere Reife und waren schon um die 16. 

Warum durften Sie trotzdem an der Prüfung teilnehmen?
Weil wir beide super Abschlusszeugnisse hatten. Es heißt ja immer, dass der Franz seine Ausbildung nie so ernst genommen hat. Das stimmt auch in gewisser Weise. Aber er war ein sehr schlauer Schüler. In der Volksschule hatte er gute Noten. 

Aber Sie waren auch sehr gut. Ihre Ausbildung haben Sie 1962 mit Auszeichnung abgeschlossen.
Das stimmt. Ich habe meine Handelskammerprüfung als bester Lehrling von München und Oberbayern abgeschlossen. 

War die Lehrzeit bei der Allianz sehr schwer?
Ja. Wir hatten sehr strenge Lehrer, und die Ausbildung war sehr umfangreich. Wir hatten einmal die Woche Berufsschule und Abteilungsunterricht, einen Tag die Woche Schadensunterricht, Stenografie, Maschinenschreiben und Hausunterricht. Dazu gab es aber sehr schöne Lehrfahrten in die Umgebung, wo wir die Chance hatten, die anderen Allianz Lehrlinge besser kennenzulernen. Die anderen Berufsschüler:innen haben uns beneidet, dass wir so vieles lernen durften. Franz und ich waren ja in der Berufsschulklasse die Einzigen von der Allianz. Die anderen kamen von anderen Versicherungen. 

Klicken Sie sich durch die Bildergalerie: Hubert und Franz: eine Allianz fürs Leben
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Was haben Sie sich von ihrem ersten Lehrlingsgehalt gekauft?
Ich habe damals 69 Mark im Monat verdient. Davon gingen 16 Mark für die Bahnfahrkarte ab, weil ich ja am Anfang immer von meinem Wohnort Wolfratshausen nach München gependelt bin. Vom restlichen Geld habe ich mir tatsächlich meinen ersten Anzug gekauft. Ein dunkelgraues Teil mit feinen Streifen. Dafür bin ich mit meiner Mutter zu C&A nach München gefahren. 

Den mussten sie für die Arbeit tragen?
Ja. Damals mussten alle Männer mit Anzug und Krawatte ins Büro kommen. Ich weiß noch, wie ich diesen Anzug dann das erste Mal auf dem Weg zur Arbeit getragen habe. Es hat stark geregnet. Als ich bei der Allianz ankam, war die Hose unten zehn Zentimeter kürzer. Es war leider nicht der beste Stoff. (lacht)

Haben Sie während Ihrer Lehrzeit viel mit Franz Beckenbauer zu tun gehabt?
Wir wurden dicke Freunde. Obwohl er am Anfang ja schüchtern war, konnten wir prima über Fußball sprechen. Das war unsere gemeinsame Leidenschaft. Da taute er auf. Er spielte ja schon in der B-Jugend beim FC Bayern. Was ich besonders genossen habe, waren die gemeinsamen Pausen bei ihm Zuhause in Giesing.

Was haben Sie dort gemacht?
Zusammen gegessen und Fußball gespielt. Seine Mutter hat immer für uns Mittagessen gekocht. Ich war schon ein halber Sohn für sie. Am liebsten mochten wir ihre Petersilienkartoffeln mit gebratenem Rindfleisch. Danach ging es für ein halbes Stündchen zum Kicken. Franz wohnte in einem alten Haus am Ostbahnhof. In der Nähe gab es einen kleinen Ascheplatz. Da haben wir immer zu zweit gekickt. Das machten wir so einmal die Woche, wenn wir aus Harlaching am Vormittag vom Versicherungsunterricht kamen. Da hatten wir drei Stunden Zeit, bis wir am Nachmittag dann nach Steinhausen ans andere Ende der Stadt mussten. Dort hatten wir dann Stenografie und Maschinenschreiben. 

War Franz Beckenbauer ein guter Stenografie-Schreiber?
Nun, er war ein besserer Maschinenschreiber. Da haben wir uns gegenseitig geholfen. Ich konnte Steno besser. Irgendwie hatte er es nicht so mit Abkürzungen beim Schreiben. Selbst auf seinen Autogrammkarten hatte er als Spieler immer mit vollem Namen unterschrieben. Obwohl der ja relativ lang war.

Sie sagten, dass Franz Beckenbauer manchmal seine Ausbildung nicht ganz so ernst genommen hatte. Wie äußerte sich das?
Nun, den Franz nannten wir alle nur Billy the Kid, weil er in der letzten Reihe sehr oft heimlich Wildwestromane gelesen hatte. (lacht) 

Am Ende hat er dann aber wie Sie seine Ausbildung abgeschlossen und in der Kraftbetriebsabteilung der Allianz gearbeitet. Hat man als Sachbearbeiter damals eigentlich mehr Autounfälle als heute bearbeitet? Immerhin gab es noch keine Anschnallpflicht, und auch mit dem Alkohol am Steuer nahm man es in Deutschland noch nicht so ernst.
Nein. Die Anschnallpflicht kam zwar erst 1970, und die Promillegrenze war 1953 bei 1,5 und wurde erst 1973 auf 0,8 gesenkt. Aber in den 50er- und 60er-Jahren gab es auch noch nicht so viele Autos wie heute. Außerdem konnten die alten Automodelle noch nicht so schnell fahren, und sehr viele Straßen glichen eher einer Buckelpiste als einer glatten Asphaltbahn. Das hat das Tempo automatisch gedrosselt. (lacht)

Junger Abwehrstar: Eine Autogrammkarte von Hubert Windsperger, Profispieler beim FC Bayern von 1962–1966

Auch Sie haben nach der Ausbildung weiter für die Allianz als Versicherungsvertreter gearbeitet. Sowohl Franz Beckenbauer als auch Sie haben aber zeitgleich Profifußball gespielt. Wie konnten Sie das vereinbaren?
An diesem Punkt verdanke ich der Allianz eine ganze Menge. Auch deswegen bin ich ihr bis heute immer treu geblieben. Ich bin 1964 Profi beim FC Bayern geworden. Franz selbst hat mich in den Verein geholt. Ich hätte mir das vorher nie zugetraut. Aber einmal kam er heimlich mit einem Trainer vom FC, und sie haben mich beim Spielen beobachtet. Da habe ich mich ganz gut angestellt. (lacht) Na ja, als wir dann 1965 mit der Mannschaft in die erste Bundesliga aufgestiegen sind, habe ich von der Allianz eine Sondergenehmigung bekommen. Ich habe von acht bis zwölf Uhr gearbeitet und durfte nachmittags trainieren. Außerdem haben sie mich in den Außendienst versetzt, damit ich mir den Beruf und das Spielen freier einteilen konnte. 

Sie haben auch für andere deutsche Klubs gespielt.
Ja. Und die Allianz war da immer sehr kulant – zum Beispiel als ich vier Jahre für Preußen Münster gespielt habe. Da konnte ich in einer dortigen Allianz Vertretung arbeiten. Natürlich war ich als Bundesligaspieler aber auch für die Versicherung interessant. Ich habe sogar einmal während eines Spiels in der Halbzeit Werbedurchsagen für die Allianz durch den Stadionlautsprecher gemacht. Außerdem konnte ich durch meine zunehmende Bekanntheit auch viele Versicherungskundinnen und -kunden gewinnen.

Warum haben Sie dann Ihre Fußballerkarriere aufgegeben?
Ich bin sehr heimatverbunden und wollte wieder zurück nach Wolfratshausen. Außerdem hat mir die Arbeit bei der Versicherung wirklich mehr Spaß gemacht. Ich habe dann dort meine eigene Allianz Vertretung aufgebaut. Das war für mich auch die sicherere Zukunftsperspektive. Selbst als erfolgreicher Fußballer ist irgendwann das Spiel vorbei, und du musst schauen, wie es beruflich weitergeht. 

Franz Beckenbauer hatte sich anders entschieden. Waren Sie jemals neidisch auf ihn?
Nie! Im Gegenteil. Wissen Sie, Franz war damals sogar mal kurz davor, das Fußballspielen ganz aufzugeben. Er ist ja schon mit 18 Jahren Vater geworden. Die Mutter des Kindes, seine damalige Freundin Ingrid Grönke, lernte er bei der Allianz kennen. Als sein Trainer das mitbekam, hat er ihn in die 2. Mannschaft degradiert. Ein uneheliches Kind war ein Skandal. Franz hat das sehr mitgenommen. Er wollte aufgeben, aber ich habe ihm Mut gemacht. Durch mich hat er weitergemacht. Es wäre Wahnsinn gewesen; so ein Ausnahmetalent gehört auf den Fußballplatz. 

Wie werden Sie Franz Beckenbauer in Erinnerung behalten?
So wie auf dem Plattencover mit seinem Schlager »Gute Freunde kann niemand trennen«. Die Erstpressung mit der Widmung von Franz steht heute noch in meinem Schlafzimmer. Da schau ich jeden Tag drauf. Das war 1966. Wir haben das Lied mit der Mannschaft im Tonstudio aufgenommen und hatten so viel Spaß. Wir haben uns alle nicht so ernst genommen. Jeder wusste natürlich, dass er nicht singen kann. Ich weiß, dass das Lied auch viel Spott geerntet hat – Fußballer, die so einen banalen Text trällern. Aber diese einfachen Worte sagen heute mehr denn je, wie ich zu Franz stehe: Uns kann niemand trennen. Auch der Tod nicht. 

Freunde für immer: Die Erstpressung von Franz Beckenbauers Schlager-Single mit Widmung (1966) hält Windsperger bis heute in Ehren
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Text Sonja Hoogendoorn
Fotos privat, IMAGO / WEREK

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Menschen

»Auch ein Sehender sollte beim Judo die Augen schließen«

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Liebe auf den zweiten Wurf: Alles, was er nach seiner Erblindung plötzlich nicht mehr konnte, klappte auf der Judomatte noch. Die Sportart hat Lennart Sass motiviert, nicht aufzugeben. Jetzt will er Gold bei den Paralympischen Spielen in Paris gewinnen

Die Allianz und ihre Agenturen fördern Sportveranstaltungen auf allen Ebenen – vom örtlichen Jugendturnier bis zum Spitzensport. Denn Gesundheit, Inklusion und Teamgeist liegen einem Versicherer am Herzen. Seit 2021 ist die Allianz auch weltweiter Partner der olympischen und paralympischen Bewegungen. Das Engagement ist auf acht Jahre ausgelegt und baut auf der seit 2006 bestehenden Zusammenarbeit mit der paralympischen Bewegung auf.

Jahrgang: 2000

Wohnort: Heidelberg

Beruf: Jura-Student                         

Disziplin: Para-Judo; Schadensklasse: J1 (blind), Gewichtsklasse: 73  

Heimatverein: Rendsburger TSV

Größte Erfolge: 2022 Vize-Weltmeister, Vize-Europameister, 2023 Dritter bei den World Games, Vize-Europameister

Meine bislang schlimmste Sportverletzung: Schultereckgelenksprengung

Ritual vor Wettkampf: Motivationsmusik hören, Körper von oben bis unten abklopfen

Ritual nach Wettkampf: Wettkampf Revue passieren lassen

»Handball war mein Sport, den ich viele Jahre leidenschaftlich gespielt habe. Im Jahr 2016, mit 16 Jahren, erblindete ich plötzlich. Die Erbkrankheit LHON brach aus. Das hat natürlich mein Leben verändert. Unter anderem musste ich mich schweren Herzens von meiner Mannschaft verabschieden. Zum Glück aber hatte ich noch eine zweite große Leidenschaft: Judo.

Mit fünf Jahren stand ich zum ersten Mal auf der Judomatte. Ich war ein energiegeladener Junge und habe schon immer das Kämpfen und Raufen gesucht. Judo ist ein Sport, bei dem ich diese Energie rauslassen konnte. Ich bin damals wie heute für meinen Heimatverein in Rendsburg auf die Matte gegangen. Nach meiner Erblindung empfing mich der Verein wie selbstverständlich mit offenen Armen. Viele der Bewegungen und Techniken hatte ich noch im Kopf und konnte deshalb weiterhin aus dem Vollen schöpfen. Der einzige Unterschied zu früher: Ich starte jetzt mit dem Griff am Gegner.

Ich durfte in beiden Welten kämpfen und ich würde sagen, dass ich jetzt ein stärkeres Körpergefühl habe. Ich würde jedem raten, die Augen beim Kampf zu schließen, weil man dann nicht durch visuelle Reize abgelenkt ist, sondern voll und ganz bei sich bleibt. Sobald ich gegriffen habe, kann ich meinen Gegner genau fühlen, kontrollieren und im besten Fall meinen Stil durchkämpfen.

Mein starkes Selbstvertrauen auf der Matte hat mir auch im Alltag Selbstbewusstsein und damit Unabhängigkeit gegeben. Alles, was ich damals plötzlich nicht mehr konnte, ging auf der Matte noch. Judo war mein Fels in der Brandung. Daran bin ich gereift. Wenn ich meine sportliche Entwicklung anschaue, stelle ich stolz fest: Ich bin in den letzten Jahren über mich hinaus gewachsen. Wer hätte gedacht, dass sich meine Leidenschaft aus der Kindheit so positiv entwickeln würde?

In Heidelberg trainiere ich nun seit gut einem Jahr. Dort konnte ich mein Jura-Studium (4. Semester in Kiel), nahtlos fortsetzen. Heidelberg ist mein paralympischer Stützpunkt, dort sind meine Nationaltrainer und weitere paralympische Athleten. Ich trainiere dort außerdem im Bundesliga-Team Heidelberg/Mannheim mit sehenden Judoka. Davon profitiere ich sehr, weil es Topathleten sind, die sich auch auf unseren Griff, neutrale Kampfstellung, eine Hand am Arm Rever, einstellen.

Über die Nationalmannschaft durfte ich bisher Länder bereisen, die ich sonst nie besucht hätte. Anders als beim Handball reise ich für einen Wettkampf nicht ins nächste Dorf, sondern eher in weiter entfernte Länder. Es ist schon eine ziemliche Herausforderung Sport, Studium und Freizeit unter einen Hut zu bekommen. Doch mit Struktur, Willenskraft und Disziplin funktioniert das. Ich spreche immer gerne von Zeit haben und mehr Zeit nehmen. Aber bisher funktioniert es und ich bin auch optimistisch, dass es bis Paris und darüber hinaus klappt. Mein Studium ist wichtig für mich, da ich auch eine Perspektive nach dem Sport haben möchte. Denn: Jeden Tag könnte man sich verletzen und die Karriere wäre möglicherweise beendet.

Meine Familie begleitet mich oft zu Wettkämpfen – auch ins Ausland. In Heidelberg sind eigentlich immer alle am Start, in Paris natürlich auch. Ich freue mich immer sehr, wenn die Familie in persona hinter mir steht und nicht nur über den Livestream zuschaut. Das ist für mich ein großer Rückhalt. Meine Familie und mein soziales Umfeld sind ein ganz wichtiger Anker für mich.

Aktuell bin ich Weltranglistenzweiter und habe damit eine recht sichere, positive Ausgangslage für die Paralympischen Spiele. Wenn ich bei den kommenden drei Wettkämpfen in Heidelberg, der Türkei und Georgien mein Niveau halte, dann sollte ich mich unter den Top-8 qualifizieren. Im besten Fall unter den Top-4, dann bin ich gesetzt. 

Ich bin dankbar und demütig über diese Möglichkeiten, wenn man bedenkt, dass es lange gedauert hat, überhaupt in der paralympischen Welt anzukommen. Dass ich mich jetzt für Paris qualifizieren könnte, ist wirklich gigantisch. Jeder Athlet, der dort antritt, strebt nach Gold – auch ich werde alles dafür geben. Trotz meiner Blindheit träume und visualisiere ich meine Ziele.

Ich bin ein Kämpfer. Auf der Matte stecken Emotionen, Freude und ein 100 %-iger Kampfgeist alles zugeben. Im Januar letzten Jahres habe ich einen Grand Prix in Lissabon gewonnen. Das war mein erster Kampf nach meiner Schulterverletzung im Dezember. Als die Nationalhymne gespielt wurde, war ich zwar völlig erschöpft, aber auch voller Stolz. In solchen Momenten bin ich nahe am Wasser gebaut.«

Gute Nachricht: Para-Judoka Lennart Sass hat das Ticket für Paris 2024 gelöst.
Durch seinen Sieg über den Weltranglistenersten beim Grand Prix in Heidelberg ist Lennart Sass auf Platz zwei der Weltrangliste vorgerückt. Damit kann er nicht mehr von den ersten acht Plätzen verdrängt werden, die zur Teilnahme an den Paralympischen Spielen berechtigen.

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Protokoll Maria Dünninger
Fotos Katharina Werle