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»Ich habe keine Sekunde gezögert, diese Chance zu ergreifen«

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Julian Lammering leidet an einer genetisch bedingten Bewegungsstörung. Lange Zeit dachte er, Spitzensport sei nur etwas für andere. Doch nach dem Abitur kam alles anders. Der heute erfolgreiche Rollstuhlbasketballer darf mit seinem Team auf die Teilnahme an den Paralympics in Paris hoffen – ein Porträt.

Zur Person

Credit: Katharina Kemme

Julian Lammering, Jahrgang 2004, spielt derzeit als Center beim BBC Münsterland. Er sitzt aufgrund der hereditären spastischen Spinalparalyse, kurz HSP, im Rollstuhl. Seit 2023 ist er Mitglied der Nationalmannschaft und feierte mit seinem Team bereits Erfolge als WM-Achter und EM-Vierter.

Credit: Katharina Kemme
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Mit 14 war Julian Lammering übergewichtig, fand Rollstuhlfahren uncool und dachte, Spitzensport sei nur etwas für andere. Für die, die beim Schulsport mitmachen konnten. Deren Beine gut genug funktionierten, um von einer Karriere als Fußballprofi zu träumen. Dass das bei ihm nichts werden würde, war klar. Mit einer genetisch bedingten Bewegungsstörung träumt man solche Träume nicht. Da hofft man, dass die Lehrer als Ziel für Klassenausflüge nicht wieder die 533 Treppenstufen hoch gelegene Aussichtsplattform des Kölner Doms oder einen Sport- und Erlebnispark auswählen. Lammering ist das passiert. »An einer Regelschule ist es hart«, sagt er.  

Heute ist Julian Lammering 19 Jahre alt, hat sein Abitur in der Tasche und ist mittlerweile in Topform. Sein Oberkörper ist muskelbepackt. An seinen
Händen zeugen dicke Schwielen von vielen Stunden im Rollstuhl. Der ist ihm längst nicht mehr peinlich, sondern sein Sportgerät. Er hegt und pflegt die
14.000 Euro teure Hightech-Sonderanfertigung mit Hingabe. Julian Lammering ist Rollstuhlbasketballer geworden. Einer der besten im Land. Seit 2023
Mitglied der Nationalmannschaft, WM-Achter und EM-Vierter. Er darf sich Hoffnungen auf eine Teilnahme an den Paralympischen Spielen im kommenden Sommer in Paris machen.

Höhenflug: Mit dem Rollstuhlbasketball hat er einen
Sport gefunden, der ihm neues Selbstbewusstsein schenkt
Schule ade: Julian Lammering darf nach Schulschluss in der Sporthalle der Josefschule in Warendorf trainieren

Ein Montagnachmittag Ende Oktober. Lammering fährt mit seinem in die Jahre gekommenen Toyota Yaris auf den Hof der Josefschule im münsterländischen Warendorf. Wenn dort kein Unterricht mehr ist, darf er das. Er lädt seinen Rollstuhl aus und schiebt ihn zur Sporthalle. Sehr kleine Strecken kann er noch gehen. Seine Erkrankung, eine hereditäre spastische Spinalparalyse, abgekürzt HSP, ist fortschreitend. Erblich bedingt kommt es zu einer zunehmenden Degeneration im Rückenmark. Eine erhöhte Muskelspannung (Spastik) und Schwäche in der Beinmuskulatur führen zu einer immer stärkeren Gangstörung.  

Bei Lammering fiel die Erkrankung im Alter von drei Jahren auf. Damals wurde sein Gang plötzlich unsicher. Seine Mutter hatte gerade seinen kleinen Bruder Maximilian zur Welt gebracht. Und da auch sie eine Bewegungsstörung hat, angeblich, weil sie bei ihrer Geburt einem Sauerstoffmangel ausgesetzt war, hieß es zunächst, der kleine Julian mache aus Eifersucht auf das neue Baby die Mutter nach. »Es war ein langer Weg, bis die Ärzte verstanden haben, dass ich nicht nur so tue«, sagt Lammering. 

Dabei kam auch heraus, dass die Mutter ebenfalls HSP hat. Man hatte ihr immer versichert, ihre Bewegungsstörung sei nicht vererbbar. Nun haben beide Söhne dieselbe Erkrankung wie ihre Mutter. »Sie sagt aber immer, dass sie uns trotzdem bekommen hätte, wenn sie es gewusst hätte«, erzählt Lammering. »Weil sie gelernt hat, dass man auch mit dieser Einschränkung sehr gut leben kann.« Für ihre beiden Söhne gilt das besonders, seit sie den Rollstuhlbasketball entdeckt haben.  

»Ich habe geweint und wollte nach Hause«

Julian Lammering, Rollstuhlbasketballer

Julian Lammering war 13 Jahre alt. Bis dahin hatte er Bogenschießen und Reiten ausprobiert. Viel mehr gab es nicht für Jungs wie ihn in seinem Heimatort Gescher im Kreis Borken nahe der niederländischen Grenze. So war er zum übergewichtigen Sportmuffel geworden. Rollstuhlbasketball wurde nur in Münster angeboten, eine knappe Stunde Fahrt von seinem Zuhause entfernt. Als Lammering das entdeckte, ging er dort einmal pro Woche zum Training – und wurde nur anderthalb Jahre später, mit 15, zu einem Sichtungslehrgang der U-19-Nationalmannschaft eingeladen. 

Es ging für drei Tage nach Köln. »Ich habe geweint und wollte nach Hause«, erinnert sich Lammering sechs Jahre später. »Ich bin ein absoluter Familienmensch und habe Ferienlager gehasst.« Aber er hielt durch. Und wurde am Ende ins U-23-Nationalteam berufen. Er sollte zwei Wochen später mit nach Dubai zu einem Turnier fliegen. »Ich war fassungslos. Aber ich habe keine Sekunde gezögert, diese Chance zu ergreifen.« Heute sind Reisen Normalität für Lammering. Er ist mit seiner Bundesligamannschaft BC Münsterland in Deutschland unterwegs und mit den Nationalmannschaften der U 23 und der Herren in der ganzen Welt. »Ich habe einen Sport gefunden, in dem ich gut sein kann, in dem ich andere abziehen kann, das war total wichtig für mein Selbstbewusstsein«, erklärt er.

Harte Zeiten: Der Schulsport war für Julian Lammering damals eine Qual
Lässig versenkt: Auch beim Sitzbasketball hängt der Korb mit 3,05 Metern so hoch wie bei den »Fußgängern«

Die Sporthalle hat Lammering an diesem Montagnachmittag ganz für sich allein. Er schaltet die Lichter ein und lässt einen der Basketballkörbe hinunter. »Shooting« steht auf seinem dicht getakteten Wochenplan. Am Abend folgt noch »Fitti«, eine Trainingseinheit im Fitnessstudio. Die Muskeln am Oberkörper sind nicht nur für die Optik, sondern helfen Lammering auch im Spiel. Beim Rollstuhlbasketball geht es körperlich fast noch etwas mehr zur Sache als beim »Fußgänger«-Basketball. Es wird geschoben und gerempelt, da gilt es gegenzuhalten. 

Lammering schnallt sich in seinem Rollstuhl fest. Füße, Knie, Oberschenkel, Hüften – alles wird mit breiten Gurten fixiert. Dann legt er los. Anschieben, dribbeln, den Rollstuhl nur mit den Hüften elegant in eine Kurve legen – und Wurf. Wieder und wieder schickt Lammering den Ball auf die Reise in Richtung Korb. Am Anfang gehen noch viele daneben, dann laufen die Systeme des Athleten langsam warm. Schließlich ist ein Ball nach dem anderen ein Treffer. Der Korb hängt wie bei den Fußgängern in 3,05 Metern Höhe. »Wir können nicht dunken«, sagt Lammering, »aber alles andere können wir genauso.«

Seit dem vergangenen Sommer absolviert er bei seinem Verein in Warendorf einen Bundesfreiwilligendienst. Er leitet eine AG an einer Schule und hilft bei diversen Arbeiten im Klub. Vor allem aber trainiert er. Zu den drei Trainingseinheiten mit seiner Bundesligamannschaft kommen viel »Shooting« und viel »Fitti«, außerdem steht einmal Physiotherapie auf seinem Wochenplan. »Das Wichtigste sind die Überstunden«, sagt Lammering. Inzwischen steht ihm der Schweiß auf der Stirn. Er rollt wieder los, dribbelt, wirft, trifft. »Wenn du den Ball nicht in den Korb wirfst, kann dir kein Trainer helfen.«

Klein, aber seins: Julian Lammering wohnt mit seiner Freundin in einem Einzimmerappartement in Warendorf

Der Sportmuffel ist längst zum disziplinierten Musterathleten mit klaren Vorstellungen hinsichtlich seiner Zukunft gereift. Nach einem Jahr »allein wohnen light« in der Nähe der Heimat will er im nächsten Herbst mit seiner Freundin Tuva vom beschaulichen Warendorf aus weiterziehen, in eine neue Stadt zu einem neuen Klub. Als Rollstuhlbasketball-Profi könne man gut genug verdienen, um sich sein Studium zu finanzieren, sagt Lammering. Psychologie soll es bei ihm werden. Sie will Tiermedizin studieren. Aktuell wohnen die beiden auf engstem Raum in einem Einzimmerappartement zusammen. Das funktioniere gut, sagen sie. Er trainiert, sie macht ihr Abitur. Da bleibt nicht viel Zeit, sich auf die Nerven zu gehen.

Und Partys? Enge Spiele seien besser, sagt Lammering: »Da ist man so unter Adrenalin, das toppt jede Party.« Mit 15, 16 Jahren sei er viel unterwegs gewesen. Inzwischen lebe er nach dem Credo: »Feiern muss sich lohnen. Man schließt es nicht komplett aus, sondern reduziert es auf ein paar Gelegenheiten, zu denen es sich dann richtig lohnt.« Seine Freundin ist da ganz auf seiner Wellenlänge. Sie hat keine Bewegungseinschränkung, spielt aber auch Rollstuhlbasketball beim BBC Münsterland. So hat sich das Paar kennengelernt. Ihre Schwester und sein Bruder sind ebenfalls im Verein. 

Dass die Lammerings über riesiges Talent verfügen, sei immer deutlich zu sehen gewesen, sagt Tuva: »Mir war immer klar, dass Julian irgendwann in die Nationalmannschaft kommt.« Und Maximilian folgt den Spuren seines Bruders – ins Bundesligateam und in die U-23-Nationalmannschaft ist der 16-Jährige bereits aufgestiegen. Als Nächstes will der Ältere den Sprung zu den Paralympischen Spielen vormachen. Paris 2024 ist sein großes Ziel. Er sagt: »Wenn man es zu den Paralympics geschafft hat, hat man alles geschafft.«

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Text Susanne Rohlfing
Fotos Katharina Kemme

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Menschen

»Als ich von der Militärpolizei verhört wurde, ging mir ganz schön die Düse«

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Pamela Beckmann und Sinje Gottwald teilen eine Leidenschaft: Mit dem Motorrad entdecken sie die ungewöhnlichsten Orte der Welt. Im Interview erzählen sie von ihren Reisen. Ein Gespräch über extreme Gastfreundschaft, unkonventionelle Reparaturtechniken und Schlager-Singen in der Wüste.

Zur Person

Pamela Beckmann (43) hat durch ihre Arbeit bei einer Agentur für BMW Motorrad vor rund zehn Jahren ihre Leidenschaft fürs Motorradfahren entdeckt. Inzwischen arbeitet sie für Suzuki. Seitdem unternimmt die Frankfurterin regelmäßig Abenteuerreisen – auch gemeinsam mit ihrer Freundin Sinje Gottwald – und berichtet darüber auf ihrem Blog unter Moto Pamikaze. 

Zur Person

Sinje Gottwald (40) jagt Rekorden hinterher. Als erster Mensch überhaupt hat sie den afrikanischen Kontinent von Norden bis Süden alleine auf dem Elektromotorrad durchquert. Zuvor war sie drei Jahre lang mit einer BMW auf der Straße unterwegs, um die Welt zu umrunden. Bis ihr von der Coronapandemie ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde. Mittlerweile lebt die Stuttgarterin in Barcelona.

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Ihre letzte große Reise war eine Tour durch Westafrika. Ausgerechnet nicht mit dem Motorrad, sondern mit dem Auto. Wie kam es dazu?

Sinje Gottwald: Der Anlass war tatsächlich ein sehr trauriger. Ich bin 2017 mit dem Motorrad losgefahren, um einmal die Welt zu umrunden. 2020 wollte ich als letzten Kontinent Afrika durchqueren. Als die Coronapandemie ausbrach, konnte ich die Reise nicht fortsetzen. Die Flughäfen und Grenzen wurden dichtgemacht. Ich schaffte es gerade noch, einen Flug von Dakar im Senegal zurück nach Deutschland zu bekommen. Leider musste ich dort mein Motorrad zurücklassen, weil ich so kurzfristig keine Transportmöglichkeit finden konnte. Außerdem hätte der Preis für eine Schiffsüberführung den Wert des Motorrads weit überstiegen. Vor Kurzem hat sich dann erst die Chance ergeben, gemeinsam mit Pamela nach Dakar zu reisen, um nach mehr als drei Jahren mein geliebtes Motorrad zurückzuholen. 

Pamela Beckmann: Wir sind in Deutschland gestartet und von Spanien nach Afrika übergesetzt. In fünf Tagen sind wir von Marokko nach Senegal durchgerauscht. Auf direktem Wege, eine lange, gerade Straße an der Küste entlang. Von der heißen, einsamen Wüste bis in die grüne Natur, wo wilde Affen herumspringen und der tosende Verkehr in Dakar einen komplett überwältigt.

Was ist die wichtigste Eigenschaft, wenn man durch Kontinente wie Afrika reist?

Sinje Gottwald: Geduld. Die braucht man schon allein an den Grenzübertritten. Wir mussten dort ständig mit Beamten diskutieren. Immigration, Zoll und Versicherung – wir saßen stundenlang herum und wussten gar nicht, wann es weitergeht. Ob es überhaupt weitergeht. Und gute Laune, weil viele Grenzbeamte eher hilfsbereit sind, wenn man auch mal lacht und ein paar Witze macht. Das ist aber nicht immer so. Viele Leute bieten den Grenzbeamten auch Geld an. Man braucht dafür eine gute Menschenkenntnis und muss Situationen lesen können. Jede Grenze funktioniert anders. 

Woran denken Sie am liebsten zurück?

Sinje Gottwald: Mein persönliches Highlight war die Fahrt durch Mauretaniens Hauptstadt Nouakchott. Der Verkehr ist chaotisch, ein bisschen aggressiv. Man muss cool bleiben, weil man ständig das Gefühl hat, gleich fährt einem von rechts, links, hinten oder vorne jemand rein. Die meisten Menschen hätten die Fahrt als puren Stress wahrgenommen, aber wir konnten zum Glück darüber lachen. Deswegen reise ich eigentlich lieber allein oder nur mit Menschen, die so ticken wie ich. Pamela ist so eine Person, die in solchen Situationen die Nerven und ihren Humor behält. 

Pamela Beckmann: Wir haben Tränen gelacht. Ich glaube, das ist eine wichtige Basis. Die Reise war ein echter Freundschaftsbeweis. Ich glaube, es hat unter anderem so gut funktioniert, weil wir auch in den unangenehmen Situationen Freude hatten. Während wir bei 40 Grad durch die Wüste gefahren sind, hat Sinje aus vollem Halse auf dem Beifahrersitz Schlager gesungen. 

Sinje Gottwald: Aber auch die Gastfreundschaft der Einheimischen ist eindrucksvoll. Einmal haben wir in einem marokkanischen Laden länger als eine Stunde nach Souvenirs gestöbert. Bis zur Mittagspause. Die Besitzerin des Ladens hat uns aber nicht nach draußen gebeten, sondern uns zum Tajine-Essen eingeladen. Diese Geste hat uns sehr berührt. Es war einfach schön zu sehen, wie schnell man dort Verbindungen aufbauen kann.

Gastfreundschaft, die durch den Magen geht: In Marrakesch teilte Ladenbesitzerin Farah ihre selbst zubereitete Tajine mit den Touristinnen

Was unterscheidet Motorradreisende von Tourist:innen?

Sinje Gottwald: Wenn man nicht alle Motorradfahrer:innen betrachtet, sondern wirklich nur Abenteuerreisende, ist es oft das Unbekannte, das sie reizt. Touristinnen und Touristen legen meist eher Wert auf Sicherheit und Komfort. Ich will nicht wissen, was mich erwartet. Ich will in Situationen geraten, die mich fordern und in denen ich eine Lösung finden muss. 

Pamela Beckmann:  Im Gegensatz zum Auto ist man komplett der Witterung ausgeliefert und bei Unfällen quasi schutzlos. Ich persönlich gehe bei meinen Reisen und Motorradabenteuern bis an meine Grenzen und darüber hinaus. 

Was darf in Ihrem Gepäck nicht fehlen?

Sinje Gottwald: Zur Grundausstattung gehören Medikamente und ein Satellitengerät. Falls ich mal irgendwo lande, wo ich keinen Handyempfang habe oder in eine Notsituation gerate. Passende Motorradklamotten für das jeweilige Klima, Kameraausstattung. Und dann natürlich Ersatzteile für das Motorrad und Werkzeug. Klamotten, Zahnbürste, eine Kreditkarte und ein bisschen Bargeld in verschiedenen Währungen. Und alle Dokumente mit digitaler Sicherheitskopie, von internationalen Führerscheinen bis zu Zolldokumenten fürs Motorrad.

Pamela Beckmann: Mir ist wichtig, dass ich hochwertige Funktionskleidung dabei habe. Meine Isomatte und mein Daunenschlafsack sind ein Muss, damit ich einigermaßen komfortabel übernachten kann. Damit habe ich schon auf 4000 Metern bei minus 4 Grad geschlafen und nicht gefroren. 

Wie spontan planen Sie Ihre Übernachtungen auf solchen Reisen? Einfach irgendwo das Zelt aufschlagen?

Pamela Beckmann: Bei mir ist es wirklich so. Manchmal nehme ich Unterkünfte. Oft aber auch keine. Oder wir fahren so lange, bis wir einen schönen Ort zum Übernachten entdecken. Wenn wir Kilometer machen müssen, fahren wir auch bis in die Nacht und schlagen dann schnell unser Zelt auf. 

Sinje Gottwald: Der ungewöhnlichste Ort, an dem ich bisher gecampt habe, war an einem Gaskrater in Turkmenistan. Damals war der Ort noch relativ unbekannt, ich war die ganze Nacht komplett alleine dort. Das ist eine der schönsten Erinnerungen aus allen meinen Reisen. Mitten in der Natur, wo keiner weiß, dass man existiert. 

Weite Wildnis: Zwei Drittel Mauretaniens sind Wüste. Auf dem Weg in den Süden, kurz vor der Grenze zu Senegal, wird die Landschaft grüner

Wie oft geht Ihnen unterwegs etwas an der Maschine kaputt?

Sinje Gottwald: Während meiner Weltreise gab es regelmäßig Probleme mit dem Motorrad. Es hatte aber schon bei Reisebeginn mehr als 100.000 Kilometer auf der Uhr. Einmal in Brasilien hatte ich plötzlich Wasser im Benzin. Ich habe mit anderen Reisenden gesprochen, um einen guten Mechaniker zu finden. Der konnte zwar das Problem beheben, hat dafür aber ein anderes Problem kreiert. Damit muss man immer rechnen. 

Pamela Beckmann: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in vielen ärmeren Ländern mehr repariert wird. Bei uns wird alles immer gleich ausgetauscht, und man muss ewig auf Ersatzteile warten. In Georgien war mal meine Lichtmaschine kaputt. Ein Mechaniker hat sie in seiner Werkstatt einfach mit einem Draht repariert. So war meine Maschine nach zwei Tagen wieder einsatzbereit, und ich konnte weiterfahren.

Was war bisher Ihr schlimmster Unfall?

Sinje Gottwald: Der war im Iran mit einem anderen Auto. Ich hatte mich dabei verletzt und konnte danach erst mal eine Weile nicht mehr richtig Motorrad fahren. Es kamen sofort die Polizei und der Krankenwagen, aber niemand hat Englisch gesprochen. Die Frau, die im Auto saß, hat stundenlang nur geschrien. Am Ende wurden mein Motorrad und mein Pass konfisziert. Ich wurde auf eine Polizeiwache gebracht, habe ein Bußgeld gezahlt und musste eine Vereinbarung in Farsi unterschreiben. Bis heute weiß ich nicht, was ich da unterzeichnet habe. Aber ich wusste, wenn ich es nicht tue, bekomme ich mein Motorrad nicht zurück.

Pamela Beckmann: Ich bin schon öfter gestürzt, aber nie richtig schlimm. Nur einmal, als ich in Kolumbien am Trampolin de la Muerte unterwegs war. Eine berüchtigte Straße, wo viele Menschen bei Autounfällen sterben. Ich bin damals mit dem Motorrad weggerutscht und habe mir dabei das Außenband vom Knie abgerissen. Das habe ich aber ausgehalten und bin bis zu meiner Rückreise nach Deutschland vier Tage weitergefahren. Hier im Krankenhaus war dann mein Knie ziemlich geschwollen. 

»Im Iran werden Tourist:innen häufiger beobachtet, weil sie auffallen.«

Pamela Beckmann

Hatten Sie auch mal richtig Angst? 

Pamela Beckmann: Ja. Im Iran wurde ich von der Militärpolizei angehalten. Am Tag zuvor hatte ich eine SIM-Karte gekauft und über einen VPN-Zugang Nachrichten nach Europa geschickt. Das ist im Iran für Ausländer verboten. Der Polizist hat mich direkt angesprochen, ob ich eine SIM-Karte habe. Ich habe gelogen. Er ist dann erst mal mit meinem Reisepass abgehauen. Als ich dann von der Militärpolizei verhört wurde, ging mir ganz schön die Düse. Aber ich bin ruhig geblieben und habe den Ausweis am Ende wieder bekommen. Zurück im Hotel habe ich die SIM-Karte sofort auseinandergebrochen und weggeschmissen. Im Nachhinein hatte ich den Verdacht, dass die Polizei mich zuvor beschattet hatte. Im Iran werden Touristen häufiger beobachtet, weil sie auffallen.

Hat es eigentlich Vorteile, als Frau zu reisen?

Sinje Gottwald: Es hat sowohl Vorteile als auch Nachteile. Viele Menschen begegnen mir als Frau gegenüber hilfsbereiter und offener. Gerade in Ländern, wo man es nicht vermutet. Im Iran beispielsweise haben sich die Leute gefreut, als sie mich auf meiner Maschine gesehen haben. Überall haben sie ihre Daumen hoch gezeigt, aus dem Auto, am Straßenrand. Manchmal haben mich kleine Kinder gefragt, ob ich eine Frau bin. Sie waren ganz verwirrt, mich auf dem Motorrad zu sehen. Aber ich hatte nie negative Erlebnisse. 

Trotzdem muss man als Frau in gewissen Situationen vorsichtiger sein. In manchen Ländern bin ich nachts lieber nicht durch die Stadt gelaufen. Wenn ich draußen in der Natur gezeltet habe, habe ich darauf geachtet, dass keiner wusste, dass ich da bin. Ich bin dennoch definitiv der Meinung, dass auch als Frau auf Reisen alles möglich ist, wenn man gewisse Regeln für sich definiert und diese auch einhält. Mir ist bisher auf meinen Reisen nichts Schlimmes passiert, dazu gehört viel Glück, und das weiß ich auch.

Als Motorradfahrer:in braucht man auch eine gute Versicherung. Worauf achten Sie hier besonders? 

Pamela Beckmann: Für meine Motorradreisen schließe ich immer eine spezielle Auslandskrankenversicherung mit einer integrierten Rückholungsklausel ab. Zusätzlich braucht man eine Motorradversicherung. Die muss man in vielen Ländern vorweisen können, wenn man von der Polizei angehalten wird. Beispielsweise in Marokko oder im Senegal. Für unsere Westafrika-Reise habe ich zur Vollkaskoversicherung meines VW-Busses einen Aufschlag bezahlt und wäre im Schadensfall – mit Selbstbeteiligung – abgesichert gewesen. 

Welche Reiseziele nehmen Sie als Nächstes ins Visier? 

Sinje Gottwald: Ich würde gerne noch einmal nach Südamerika fahren und den Kontinent durchqueren. Außerdem würde uns momentan Armenien interessieren. Aber das ändert sich ständig. 

Pamela Beckmann: Meistens hat eine von uns eine verrückte Idee und steckt die andere damit an. Das macht ja auch eine gute Freundschaft aus, dass die andere dann einfach blind sagt: »Na klar, da mach ich mit.«

Wieder vereint: Nach drei Jahren konnte Sinje Gottwald ihr geliebtes Motorrad in Dakar endlich wieder in die Arme schließen
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Text Magdalena Scheck
Fotos privat

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Mit Denise durch Paris

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Von rasant bis entspannt – Denise Schindler hat sich für uns aufs Fahrrad geschwungen. Bei der Fahrt durch Frankreichs Hauptstadt zeigt uns die Weltmeisterin im Paracycling ihre persönlichen Lieblingsorte. Eine Tour d’Amour in fünf Etappen

Über die Pariser Radler-Infrastruktur kann die dreifache Weltmeisterin im Paracycling nur eins sagen: »Ich bin begeistert!« So gut ausgebaute Radwege kenne sie aus keiner anderen Großstadt. Allein deswegen lohne es sich, auf Taxi, Metro oder Auto zu verzichten und die Metropole mit dem Velo zu erkunden. Die Ausnahmeathletin nimmt uns daher mit auf eine Radentdeckungsreise durch die Olympiastadt – auf den Spuren historischer Radsportereignisse und vorbei an touristischen Must-sees.

Bevor im Sommer die Pariser Straßen zur Radrenn-Wettkampfstätte werden, präsentieren wir in den kommenden Wochen alle Highlights in einer fünfteiligen Kurzvideoserie.

3. Etappe: Rue de Rivoli

2. Etappe: Steel Cycle Cafe

1. Etappe: Prachtstraße Champs-Élysées

Denise Schindler beim Eiffelturm in Paris
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Die Route zum Nachradeln 

Ihre Tour führt an Orten vorbei, die vor allem für Radsportfans interessant sind. Dauer: ca. 1 Stunde und 40 Minuten; Wegstrecke: ca. 24 Kilometer 

  • Vom Arc de Triomphe, dem mehrspurigen Kreisverkehr, geht es entlang der mehrspurigen Boulevards steil nach Nordosten.
  • In immer enger werdenden Kurven fährt man über jahrhundertealtes Kopfsteinpflaster hinauf zur Basilika Sacré-Coeur auf dem Montmartre.
  • Auf dem Rückweg in die pulsierende Stadt lohnt sich ein Abstecher zum Canal Saint-Martin. Ab der U-Bahn-Station Jaurès fährt man ca.
    1 Kilometer gemütlich und verkehrsberuhigt am Wasser entlang, bevor man links zum Père Lachaise abbiegt, dem Friedhof mit den Gräbern berühmter Persönlichkeiten, unter anderem des Radrennfahrers Laurent Fignon.
  • Für eine kurze Verschnaufpause bietet sich das Café »Steel Cyclewear« an, ein Treffpunkt für Rad- und Kaffeeliebhaber.
  • Paris hat in den vergangenen Jahren in den Ausbau von Radwegen investiert, so auch in unsere Tourstrecke, der Rue de Rivoli, die von der Bastille über den Louvre bis zur Place de la Concorde führt. 
  • Die Tour endet am Arc de Triomphe.
  • Ebenfalls einen Besuch wert: Eine halbe Autostunde entfernt liegt das Vélodrome National, eine große Mehrzweckhalle mit Radrennbahn, ein Austragungsort der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024. 
  • Etwas außerhalb des Stadtzentrums liegt das Stade de France, in dem die Eröffnungs- und die Abschlussfeier der Olympischen und Paralympischen Spiele stattfinden.
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Text Maria Dünninger
Video Max-Martin Bayer
Fotos Stephanie Füssenich
Illustration Melanie Gandyra

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»Das Wändetrocknen ist schlimm, das Augentrocknen ist schlimmer«

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Starke Regenfälle haben in diesem Winter viele Teile Deutschlands überschwemmt. Ein wachsendes Problem, dem sich die Allianz mit dem neuen Schadenaußendienstteam »Flex« angenommen hat. Wir haben das Spezialteam in Thüringen begleitet, wo die Flut besonders schlimm wütete. Ein Einsatz zwischen Tränen und Trümmern.  

###CustomElementStart###inform-teaser###{"title":"\u00bbDer Hagel klang wie ein Maschinengewehr\u00ab","text":"Entwurzelte B\u00e4ume, \u00fcberflutete Keller, zerst\u00f6rte Autos. Am 26. August 2023 fegte ein starkes Unwetter \u00fcber den s\u00fcddeutschen Raum. Die Gemeinden Benediktbeuern und Bad Bayersoien sind von den Folgen besonders stark betroffen. Gemeinsam mit der Schadenreguliererin Lena Sch\u00e4ffler haben wir vier Betroffene besucht.","isMail":false,"link":"https:\/\/www.allianz-vor-ort.de\/landingpage\/1890\/post\/18140?homepagekey=azd","newTab":true,"btn":"Zum Beitrag","btnColor":"#003781"}###CustomElementEnd###

Zur Person

Jens C. Becker ist Leiter des Schadenaußendiensts »Flex«. Der studierte Politikwissenschaftler ist seit mehr als 20 Jahren bei der Allianz tätig und engagiert sich ehrenamtlich als Reserveoffizier bei der Bundeswehr. Dort leitete er bereits den Einsatz bei einer Hochwasserkatastrophe. Mit seinem neuen Team unterstützt er flexibel bei Unwettern, die zu einer großen Zahl an Schäden führen.

Es verschlägt einem sofort den Atem, wenn man die Wohnung von Angelika Färber betritt. Der modrige Geruch von Schimmel beißt in der Nase und lässt nicht mehr los. Im Wohnzimmer ist von der Einrichtung nur noch die Tapete zu erkennen. Halb abgeblättert klebt sie an der Wand. Lediglich die fröhlich flatternden Schmetterlinge darauf zeugen von einer heilen Welt vor der Katastrophe. 

Die ereignete sich an Heiligabend 2023. In weniger als einer Stunde mutierte der kleine Bach Zorge im thüringischen Windehausen zu einem reißenden Strom. Der gesamte Ort wurde überflutet. Rund 300 Feuerwehrleute und Helfer:innen waren im dortigen Kreisgebiet Nordhausen im Einsatz. Mehr als 70.000 Sandsäcke wurden verbaut. »Das Wasser kam sturzartig«, erzählt die 70-Jährige, »wir haben mit Säcken die Tür abgedichtet, aber es hat nichts geholfen.« Frau Färber und ihr Lebenspartner konnten nur noch zuschauen, wie das Wasser im Erdgeschoss kniehoch stieg. »Da war mir klar, wir müssen hier raus«, erinnert sie sich. Familienmitglieder befreiten das Paar am ersten Weihnachtsfeiertag mit dem Traktor aus den Fluten. Der Strom wurde abgestellt, die Toiletten funktionierten nicht mehr. Alle Einwohner des Dorfes wurden evakuiert – teilweise in Booten. 

Eine Woche später kam Frau Färber zurück in ein zerstörtes Zuhause. Ihre Habseligkeiten trieben auf dem Wasser. Die meisten Möbel konnten nicht mehr gerettet werden. Der Schmutz war durch die nassen Wände hochgekrochen. Jetzt galt es für die Allianz Kundin, die entstandenen Schäden schnell feststellen zu lassen. Sie informierte ihren Allianz Generalvertreter vor Ort ein, Karsten Schmidt. Der versprach ihr, sich sofort zu kümmern. 

Einfach nur raus: Das Hochwasser hat Angelika Färbers Zuhause zerstört. Dort wieder einzuziehen, kann sie sich nicht vorstellen
In Sicherheit: Als das Wasser die Wände hochkroch, wurden in vielen Haushalten Leitungen beschädigt. Zeitweise wurde der Strom abgestellt
Direkt vor Ort: Unser Videoteam hat das Schadenteam der Allianz einen Tag lang begleitet

Er meldete den Schaden. Es wurde unverzüglich ein Schadenregulierer aus dem Flex-Team des Schadenaußendiensts beauftragt, den die Allianz für Katastrophenfälle wie diesen ins Leben gerufen hat. Die neue Spezialeinheit kommt bei Massenschadenereignissen und Unwettern zum Einsatz, die kurzfristig eine große Zahl an Sachschäden verursachen. »Wenn die regionalen Schadenaußendienst-Teams die Schäden nicht mehr alleine bewältigen können, müssen wir los«, erklärt Jens C. Becker. Der Leiter Flex-SAD alarmiert sein Team, wenn es zu extremen Wetterlagen kommt. Dann schickt er umgehend Schadenregulierer aus ganz Deutschland in die Schwerpunktregionen – ein Service, der aus den wachsenden Extremwetterlagen resultiert. Denn diese häufen sich leider, wie Becker weiß: »Naturkatastrophen nehmen zu. Allein die immer kürzere Abfolge unserer Einsätze zeigt das. Wir rechnen heute in Deutschland mit zwei bis drei Einsätzen pro Jahr.« 

Ein aktuelles Beispiel bot das Sturmtief »Zoltan« kurz vor Weihnachten. Mit gleich vier Kollegen ist er nach Thüringen ausgerückt, um die Schäden rasch und vor Ort zu begutachten. Einer seiner Mitarbeiter ist Milan Schlösser. Der in Essen wohnhafte Schadenregulierer ist direkt zu Neujahr nach Thüringen gereist. Seitdem besucht er täglich Kundinnen und Kunden, begutachtet Schäden und leistet außerdem seelischen Beistand. »Wenn man sieht, was die Leute hier erlebt haben, ihre Geschichten hört, dann fühlt man automatisch mit«, erzählt er. Gerade so eine Katastrophe zu Weihnachten habe die Menschen besonders schlimm getroffen. 

Klicken Sie sich durch die Bildergalerie: Das flexible Schadenteam im Einsatz
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Eisige Temperaturen: Nachdem ein Campingplatz im Kreis Nordhausen überflutet wurde, ließen Minusgrade die Anlage einfrieren
Dicht gemacht: An Weihnachten versuchten mehr als 300 Feuerwehrleute und Helfer:innen, das Wasser mit Sandsäcken von den Dörfern fernzuhalten
Tragisch schön: Was aussieht wie großflächige Seen, in denen sich die Bäume spiegeln, sind in Wahrheit überschwemmte, gefrorene Felder

So wie Familie Bahr, bei der das Wasser auch nach mehr als drei Wochen noch im Keller steht. Stephanie Bahr schildert die Ereignisse vom Heiligabend. Die vierfache Mutter erzählt unter Tränen: »Zuerst drückte das Grundwasser den Pool aus der Erde. Da konnten wir noch nicht ahnen, wie schlimm es wird.« Während die sechsköpfige Familie im Erdgeschoss mit den Großeltern Weihnachten feierte, schöpfte ihr Mann noch hoffnungsvoll Wasser aus dem Keller. Bis er nicht mehr gegen die Massen ankam. Die Pegel stiegen gnadenlos. Als das Wasser von der anderen Straßenseite in den Vorgarten schoss, konnte die Familie nur noch die Hunde aus den Zwingern holen, den Strom abstellen, ihre Koffer packen und sich selbst in Sicherheit bringen. Zunächst kamen sie bei Verwandten unter.

»Als wir wieder in unser Haus zurückkamen, traf uns der Schlag«, sagt Bahr. Das gesamte Grundstück war überschwemmt. Der Keller war komplett vollgelaufen. Die Heizung stand unter Wasser. Die Öltanks hingen schief. Der stechende Geruch des ausgelaufenen Öls liegt bis heute in der Luft. Die Schäden sind enorm. Die Elektroinstallationen des Hauses sind beschädigt. Der Keller muss trocknen. Was lange dauern wird, denn die Feuchtigkeit ist schon in die Wände hochgezogen. »Der schlimmste Moment kam aber, als mir mein sechsjähriger Sohn sein Weihnachtsgeld angeboten hat«, erinnert sie sich und schluchzt,  »damit wir unser Haus reparieren können.« Mehr rührende Hilfe kam von den besten Freunden der Familie, die Spenden sammelten.

Die Familie hält zusammen: Stephanie Bahr ist Mutter von vier Kindern, ihr sechsjähriger Sohn wollte sogar sein Weihnachtsgeld hergeben, um Reparaturen am Haus zu zahlen

Die finanziellen Sorgen konnte der Familie aber vor allem ihre Versicherung nehmen, denn die Bahrs haben solche Schäden in ihrem Vertrag abgedeckt. »Wichtig ist, dass Kund:innen bei ihrer Wohngebäude- und Hausratversicherung den Zusatzbaustein für Elementarschäden abgeschlossen haben«, erklärt Schadenregulierer Schlösser. Nur dann sind sie bei Überschwemmungen, Sturmschäden, Lawinen oder sogar Erdbeben finanziell abgesichert. »Die schlimmsten Schäden sind die, die nicht versichert sind«, sagt er, »weil ich dann dastehe und nichts machen kann.« 

Sein Haus, sein Lebenswerk: Rentner Ullrich Kerber packt mit voller Kraft an, um das Erdgeschoss wieder bewohnbar zu machen

Glück im Unglück hatte auch Ullrich Kerber – nicht nur wegen seiner Versicherung. Der 79-jährige Rentner lebt mit seiner Ehefrau in Bielen bei Nordhausen. Als sein Grundstück am Weihnachtsabend überschwemmt wurde, stellten Einsatzkräfte den Strom ab. Doch der pensionierte Ingenieur konnte ein Notstromaggregat ergattern. So liefen die Wasserpumpen weiter und verhinderten schlimmere Schäden an seinem Haus. Dennoch sind die Fußböden kaputt, die Türen müssen ausgetauscht werden. 

Auch wenn Kerber vergleichsweise glimpflich davongekommen ist, hat die Flut an seinem sonst so sonnigen Gemüt Spuren hinterlassen. Immer wieder stockt seine Stimme, während er versucht, von den Ereignissen zu berichten. Wie er gegen die Wassermassen kämpfte, gemeinsam mit Familienmitgliedern Sandsäcke befüllte und bis heute versucht, sein Haus und den Garten von Schlamm zu befreien und bestmöglich zu renovieren. »Das Wändetrocknen ist eine Sache, aber das Augentrocknen ist viel schlimmer«, gesteht er. Auch der ihn betreuende Allianz Generalvertreter Schmidt war schockiert, als er am ersten Weihnachtsfeiertag zur Schadenaufnahme kam: »Er stand weinend in der Tür. Dabei ist Ulli immer voller Lebensfreude.« 

Trotz allen Leides zieht sein Kollege vom SAD-Team Schlösser auch ein positives Fazit: »Am Ende des Tages kann ich den Menschen helfen. Es ist so ein schönes Gefühl, wenn ich ihnen sagen kann: Macht euch keine Sorgen, es wird alles gut.« 

Glücklicherweise konnte Schlösser auch Angelika Färber und ihrem Partner in Windehausen eine gute Nachricht überbringen. Ihre Haushaltversicherung, die sie noch zu DDR-Zeiten abgeschlossen hatte, beinhaltet eine Elementardeckung. Die alten Verträge wurden von der Allianz übernommen. Ihr Hausrat ist damit abgesichert. 

»Ich wache morgens auf und denke, es ist vorbei. Dann komme ich die Treppe runter und bin wieder mittendrin.«

Allianz Kundin Angelika Färber

Trotzdem zieht es das Paar aus ihrem Heimatort. Angelika Färber lebt seit 25 Jahren in Windehausen. Ihr Lebensgefährte ist hier geboren.  Noch nie haben sie ein solches Hochwasser erlebt. »Ich bin in einem Albtraum gefangen«, beschreibt Färber die Situation. »Ich wache morgens auf und denke, es ist vorbei. Dann komme ich die Treppe runter und bin wieder mittendrin.« 

Deswegen wollen sie so schnell wie möglich eine Wohnung in der Stadt mieten. Wie es mit ihrem Haus weitergeht, wenn die Wände trocken sind, wissen sie noch nicht. Nur für die Gartenarbeit will Färbers Lebensgefährte zurückkommen. Um Salat, Radieschen und Kartoffeln anzupflanzen. Wenn sich die Natur wieder erholt hat von der Katastrophe.

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Text Magdalena Scheck
Fotos Maximilian Gödecke
Video Max-Martin Bayer, Sven Dittgen

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Menschen

»Den Franz nannten alle nur Billy the Kid«

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Als Auszubildende bei der Allianz lernten sich Hubert Windsperger und Franz Beckenbauer 1959 in München kennen. Aus den gemeinsamen Lehrjahren entstand eine enge Freundschaft. Der heute pensionierte Versicherungsvertreter erzählt über seine schönsten »Kaiser«-Erlebnisse und lustige Berufsschulzeiten

Zur Person 

Hubert Windsperger (geb.1945) wuchs mit sieben Geschwistern im bayerischen Wolfratshausen auf. Von 1959 bis 1962 absolvierte er bei der Allianz seine Lehre als Versicherungskaufmann. Dort lernte er Franz Beckenbauer kennen, mit dem er bis kurz vor dessen Tod eng befreundet war. Neben der Arbeit spielte er viele Jahre als Profi-Fußballer bei Clubs wie dem FC Bayern, FC Freiburg oder Preußen Münster

Herr Windsperger, Sie sind der Trauerfeier zu Ehren von Franz Beckenbauer in der Allianz Arena ferngeblieben. Warum?
Das ist mir zu viel Trubel. Wenn sich die große Aufregung gelegt hat, werde ich in aller Ruhe und Stille sein Grab besuchen und mich verabschieden. 

Wie haben Sie Franz Beckenbauer kennengelernt?
Wir haben uns im Sommer 1959 in der Bayerischen Versicherungsbank getroffen. Die BVB war damals eine Tochtergesellschaft der Allianz, in der ein großer Teil des Sachversicherungsgeschäfts gebündelt war, also ein Vorläufer der heutigen Allianz Versicherungs-AG. Das war während unserer Aufnahmeprüfung. Die fand damals den ganzen Tag in den Räumen am Hauptsitz in der Theresienstraße in München statt. 

Was hat er für einen Eindruck auf Sie gemacht?
Er war sehr schüchtern. Aber ich auch. Wir beide waren auch mit Abstand die Jüngsten. Gerade mal 14 Jahre alt. Und wir waren die Einzigen, die nur einen Volksschulabschluss hatten. Die andern hatten alle ihre Mittlere Reife und waren schon um die 16. 

Warum durften Sie trotzdem an der Prüfung teilnehmen?
Weil wir beide super Abschlusszeugnisse hatten. Es heißt ja immer, dass der Franz seine Ausbildung nie so ernst genommen hat. Das stimmt auch in gewisser Weise. Aber er war ein sehr schlauer Schüler. In der Volksschule hatte er gute Noten. 

Aber Sie waren auch sehr gut. Ihre Ausbildung haben Sie 1962 mit Auszeichnung abgeschlossen.
Das stimmt. Ich habe meine Handelskammerprüfung als bester Lehrling von München und Oberbayern abgeschlossen. 

War die Lehrzeit bei der Allianz sehr schwer?
Ja. Wir hatten sehr strenge Lehrer, und die Ausbildung war sehr umfangreich. Wir hatten einmal die Woche Berufsschule und Abteilungsunterricht, einen Tag die Woche Schadensunterricht, Stenografie, Maschinenschreiben und Hausunterricht. Dazu gab es aber sehr schöne Lehrfahrten in die Umgebung, wo wir die Chance hatten, die anderen Allianz Lehrlinge besser kennenzulernen. Die anderen Berufsschüler:innen haben uns beneidet, dass wir so vieles lernen durften. Franz und ich waren ja in der Berufsschulklasse die Einzigen von der Allianz. Die anderen kamen von anderen Versicherungen. 

Klicken Sie sich durch die Bildergalerie: Hubert und Franz: eine Allianz fürs Leben
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Was haben Sie sich von ihrem ersten Lehrlingsgehalt gekauft?
Ich habe damals 69 Mark im Monat verdient. Davon gingen 16 Mark für die Bahnfahrkarte ab, weil ich ja am Anfang immer von meinem Wohnort Wolfratshausen nach München gependelt bin. Vom restlichen Geld habe ich mir tatsächlich meinen ersten Anzug gekauft. Ein dunkelgraues Teil mit feinen Streifen. Dafür bin ich mit meiner Mutter zu C&A nach München gefahren. 

Den mussten sie für die Arbeit tragen?
Ja. Damals mussten alle Männer mit Anzug und Krawatte ins Büro kommen. Ich weiß noch, wie ich diesen Anzug dann das erste Mal auf dem Weg zur Arbeit getragen habe. Es hat stark geregnet. Als ich bei der Allianz ankam, war die Hose unten zehn Zentimeter kürzer. Es war leider nicht der beste Stoff. (lacht)

Haben Sie während Ihrer Lehrzeit viel mit Franz Beckenbauer zu tun gehabt?
Wir wurden dicke Freunde. Obwohl er am Anfang ja schüchtern war, konnten wir prima über Fußball sprechen. Das war unsere gemeinsame Leidenschaft. Da taute er auf. Er spielte ja schon in der B-Jugend beim FC Bayern. Was ich besonders genossen habe, waren die gemeinsamen Pausen bei ihm Zuhause in Giesing.

Was haben Sie dort gemacht?
Zusammen gegessen und Fußball gespielt. Seine Mutter hat immer für uns Mittagessen gekocht. Ich war schon ein halber Sohn für sie. Am liebsten mochten wir ihre Petersilienkartoffeln mit gebratenem Rindfleisch. Danach ging es für ein halbes Stündchen zum Kicken. Franz wohnte in einem alten Haus am Ostbahnhof. In der Nähe gab es einen kleinen Ascheplatz. Da haben wir immer zu zweit gekickt. Das machten wir so einmal die Woche, wenn wir aus Harlaching am Vormittag vom Versicherungsunterricht kamen. Da hatten wir drei Stunden Zeit, bis wir am Nachmittag dann nach Steinhausen ans andere Ende der Stadt mussten. Dort hatten wir dann Stenografie und Maschinenschreiben. 

War Franz Beckenbauer ein guter Stenografie-Schreiber?
Nun, er war ein besserer Maschinenschreiber. Da haben wir uns gegenseitig geholfen. Ich konnte Steno besser. Irgendwie hatte er es nicht so mit Abkürzungen beim Schreiben. Selbst auf seinen Autogrammkarten hatte er als Spieler immer mit vollem Namen unterschrieben. Obwohl der ja relativ lang war.

Sie sagten, dass Franz Beckenbauer manchmal seine Ausbildung nicht ganz so ernst genommen hatte. Wie äußerte sich das?
Nun, den Franz nannten wir alle nur Billy the Kid, weil er in der letzten Reihe sehr oft heimlich Wildwestromane gelesen hatte. (lacht) 

Am Ende hat er dann aber wie Sie seine Ausbildung abgeschlossen und in der Kraftbetriebsabteilung der Allianz gearbeitet. Hat man als Sachbearbeiter damals eigentlich mehr Autounfälle als heute bearbeitet? Immerhin gab es noch keine Anschnallpflicht, und auch mit dem Alkohol am Steuer nahm man es in Deutschland noch nicht so ernst.
Nein. Die Anschnallpflicht kam zwar erst 1970, und die Promillegrenze war 1953 bei 1,5 und wurde erst 1973 auf 0,8 gesenkt. Aber in den 50er- und 60er-Jahren gab es auch noch nicht so viele Autos wie heute. Außerdem konnten die alten Automodelle noch nicht so schnell fahren, und sehr viele Straßen glichen eher einer Buckelpiste als einer glatten Asphaltbahn. Das hat das Tempo automatisch gedrosselt. (lacht)

Junger Abwehrstar: Eine Autogrammkarte von Hubert Windsperger, Profispieler beim FC Bayern von 1962–1966

Auch Sie haben nach der Ausbildung weiter für die Allianz als Versicherungsvertreter gearbeitet. Sowohl Franz Beckenbauer als auch Sie haben aber zeitgleich Profifußball gespielt. Wie konnten Sie das vereinbaren?
An diesem Punkt verdanke ich der Allianz eine ganze Menge. Auch deswegen bin ich ihr bis heute immer treu geblieben. Ich bin 1964 Profi beim FC Bayern geworden. Franz selbst hat mich in den Verein geholt. Ich hätte mir das vorher nie zugetraut. Aber einmal kam er heimlich mit einem Trainer vom FC, und sie haben mich beim Spielen beobachtet. Da habe ich mich ganz gut angestellt. (lacht) Na ja, als wir dann 1965 mit der Mannschaft in die erste Bundesliga aufgestiegen sind, habe ich von der Allianz eine Sondergenehmigung bekommen. Ich habe von acht bis zwölf Uhr gearbeitet und durfte nachmittags trainieren. Außerdem haben sie mich in den Außendienst versetzt, damit ich mir den Beruf und das Spielen freier einteilen konnte. 

Sie haben auch für andere deutsche Klubs gespielt.
Ja. Und die Allianz war da immer sehr kulant – zum Beispiel als ich vier Jahre für Preußen Münster gespielt habe. Da konnte ich in einer dortigen Allianz Vertretung arbeiten. Natürlich war ich als Bundesligaspieler aber auch für die Versicherung interessant. Ich habe sogar einmal während eines Spiels in der Halbzeit Werbedurchsagen für die Allianz durch den Stadionlautsprecher gemacht. Außerdem konnte ich durch meine zunehmende Bekanntheit auch viele Versicherungskundinnen und -kunden gewinnen.

Warum haben Sie dann Ihre Fußballerkarriere aufgegeben?
Ich bin sehr heimatverbunden und wollte wieder zurück nach Wolfratshausen. Außerdem hat mir die Arbeit bei der Versicherung wirklich mehr Spaß gemacht. Ich habe dann dort meine eigene Allianz Vertretung aufgebaut. Das war für mich auch die sicherere Zukunftsperspektive. Selbst als erfolgreicher Fußballer ist irgendwann das Spiel vorbei, und du musst schauen, wie es beruflich weitergeht. 

Franz Beckenbauer hatte sich anders entschieden. Waren Sie jemals neidisch auf ihn?
Nie! Im Gegenteil. Wissen Sie, Franz war damals sogar mal kurz davor, das Fußballspielen ganz aufzugeben. Er ist ja schon mit 18 Jahren Vater geworden. Die Mutter des Kindes, seine damalige Freundin Ingrid Grönke, lernte er bei der Allianz kennen. Als sein Trainer das mitbekam, hat er ihn in die 2. Mannschaft degradiert. Ein uneheliches Kind war ein Skandal. Franz hat das sehr mitgenommen. Er wollte aufgeben, aber ich habe ihm Mut gemacht. Durch mich hat er weitergemacht. Es wäre Wahnsinn gewesen; so ein Ausnahmetalent gehört auf den Fußballplatz. 

Wie werden Sie Franz Beckenbauer in Erinnerung behalten?
So wie auf dem Plattencover mit seinem Schlager »Gute Freunde kann niemand trennen«. Die Erstpressung mit der Widmung von Franz steht heute noch in meinem Schlafzimmer. Da schau ich jeden Tag drauf. Das war 1966. Wir haben das Lied mit der Mannschaft im Tonstudio aufgenommen und hatten so viel Spaß. Wir haben uns alle nicht so ernst genommen. Jeder wusste natürlich, dass er nicht singen kann. Ich weiß, dass das Lied auch viel Spott geerntet hat – Fußballer, die so einen banalen Text trällern. Aber diese einfachen Worte sagen heute mehr denn je, wie ich zu Franz stehe: Uns kann niemand trennen. Auch der Tod nicht. 

Freunde für immer: Die Erstpressung von Franz Beckenbauers Schlager-Single mit Widmung (1966) hält Windsperger bis heute in Ehren
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Text Sonja Hoogendoorn
Fotos privat, IMAGO / WEREK

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Menschen

»Auch ein Sehender sollte beim Judo die Augen schließen«

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Liebe auf den zweiten Wurf: Alles, was er nach seiner Erblindung plötzlich nicht mehr konnte, klappte auf der Judomatte noch. Die Sportart hat Lennart Sass motiviert, nicht aufzugeben. Jetzt will er Gold bei den Paralympischen Spielen in Paris gewinnen

Die Allianz und ihre Agenturen fördern Sportveranstaltungen auf allen Ebenen – vom örtlichen Jugendturnier bis zum Spitzensport. Denn Gesundheit, Inklusion und Teamgeist liegen einem Versicherer am Herzen. Seit 2021 ist die Allianz auch weltweiter Partner der olympischen und paralympischen Bewegungen. Das Engagement ist auf acht Jahre ausgelegt und baut auf der seit 2006 bestehenden Zusammenarbeit mit der paralympischen Bewegung auf.

Jahrgang: 2000

Wohnort: Heidelberg

Beruf: Jura-Student                         

Disziplin: Para-Judo; Schadensklasse: J1 (blind), Gewichtsklasse: 73  

Heimatverein: Rendsburger TSV

Größte Erfolge: 2022 Vize-Weltmeister, Vize-Europameister, 2023 Dritter bei den World Games, Vize-Europameister

Meine bislang schlimmste Sportverletzung: Schultereckgelenksprengung

Ritual vor Wettkampf: Motivationsmusik hören, Körper von oben bis unten abklopfen

Ritual nach Wettkampf: Wettkampf Revue passieren lassen

»Handball war mein Sport, den ich viele Jahre leidenschaftlich gespielt habe. Im Jahr 2016, mit 16 Jahren, erblindete ich plötzlich. Die Erbkrankheit LHON brach aus. Das hat natürlich mein Leben verändert. Unter anderem musste ich mich schweren Herzens von meiner Mannschaft verabschieden. Zum Glück aber hatte ich noch eine zweite große Leidenschaft: Judo.

Mit fünf Jahren stand ich zum ersten Mal auf der Judomatte. Ich war ein energiegeladener Junge und habe schon immer das Kämpfen und Raufen gesucht. Judo ist ein Sport, bei dem ich diese Energie rauslassen konnte. Ich bin damals wie heute für meinen Heimatverein in Rendsburg auf die Matte gegangen. Nach meiner Erblindung empfing mich der Verein wie selbstverständlich mit offenen Armen. Viele der Bewegungen und Techniken hatte ich noch im Kopf und konnte deshalb weiterhin aus dem Vollen schöpfen. Der einzige Unterschied zu früher: Ich starte jetzt mit dem Griff am Gegner.

Ich durfte in beiden Welten kämpfen und ich würde sagen, dass ich jetzt ein stärkeres Körpergefühl habe. Ich würde jedem raten, die Augen beim Kampf zu schließen, weil man dann nicht durch visuelle Reize abgelenkt ist, sondern voll und ganz bei sich bleibt. Sobald ich gegriffen habe, kann ich meinen Gegner genau fühlen, kontrollieren und im besten Fall meinen Stil durchkämpfen.

Mein starkes Selbstvertrauen auf der Matte hat mir auch im Alltag Selbstbewusstsein und damit Unabhängigkeit gegeben. Alles, was ich damals plötzlich nicht mehr konnte, ging auf der Matte noch. Judo war mein Fels in der Brandung. Daran bin ich gereift. Wenn ich meine sportliche Entwicklung anschaue, stelle ich stolz fest: Ich bin in den letzten Jahren über mich hinaus gewachsen. Wer hätte gedacht, dass sich meine Leidenschaft aus der Kindheit so positiv entwickeln würde?

In Heidelberg trainiere ich nun seit gut einem Jahr. Dort konnte ich mein Jura-Studium (4. Semester in Kiel), nahtlos fortsetzen. Heidelberg ist mein paralympischer Stützpunkt, dort sind meine Nationaltrainer und weitere paralympische Athleten. Ich trainiere dort außerdem im Bundesliga-Team Heidelberg/Mannheim mit sehenden Judoka. Davon profitiere ich sehr, weil es Topathleten sind, die sich auch auf unseren Griff, neutrale Kampfstellung, eine Hand am Arm Rever, einstellen.

Über die Nationalmannschaft durfte ich bisher Länder bereisen, die ich sonst nie besucht hätte. Anders als beim Handball reise ich für einen Wettkampf nicht ins nächste Dorf, sondern eher in weiter entfernte Länder. Es ist schon eine ziemliche Herausforderung Sport, Studium und Freizeit unter einen Hut zu bekommen. Doch mit Struktur, Willenskraft und Disziplin funktioniert das. Ich spreche immer gerne von Zeit haben und mehr Zeit nehmen. Aber bisher funktioniert es und ich bin auch optimistisch, dass es bis Paris und darüber hinaus klappt. Mein Studium ist wichtig für mich, da ich auch eine Perspektive nach dem Sport haben möchte. Denn: Jeden Tag könnte man sich verletzen und die Karriere wäre möglicherweise beendet.

Meine Familie begleitet mich oft zu Wettkämpfen – auch ins Ausland. In Heidelberg sind eigentlich immer alle am Start, in Paris natürlich auch. Ich freue mich immer sehr, wenn die Familie in persona hinter mir steht und nicht nur über den Livestream zuschaut. Das ist für mich ein großer Rückhalt. Meine Familie und mein soziales Umfeld sind ein ganz wichtiger Anker für mich.

Aktuell bin ich Weltranglistenzweiter und habe damit eine recht sichere, positive Ausgangslage für die Paralympischen Spiele. Wenn ich bei den kommenden drei Wettkämpfen in Heidelberg, der Türkei und Georgien mein Niveau halte, dann sollte ich mich unter den Top-8 qualifizieren. Im besten Fall unter den Top-4, dann bin ich gesetzt. 

Ich bin dankbar und demütig über diese Möglichkeiten, wenn man bedenkt, dass es lange gedauert hat, überhaupt in der paralympischen Welt anzukommen. Dass ich mich jetzt für Paris qualifizieren könnte, ist wirklich gigantisch. Jeder Athlet, der dort antritt, strebt nach Gold – auch ich werde alles dafür geben. Trotz meiner Blindheit träume und visualisiere ich meine Ziele.

Ich bin ein Kämpfer. Auf der Matte stecken Emotionen, Freude und ein 100 %-iger Kampfgeist alles zugeben. Im Januar letzten Jahres habe ich einen Grand Prix in Lissabon gewonnen. Das war mein erster Kampf nach meiner Schulterverletzung im Dezember. Als die Nationalhymne gespielt wurde, war ich zwar völlig erschöpft, aber auch voller Stolz. In solchen Momenten bin ich nahe am Wasser gebaut.«

Gute Nachricht: Para-Judoka Lennart Sass hat das Ticket für Paris 2024 gelöst.
Durch seinen Sieg über den Weltranglistenersten beim Grand Prix in Heidelberg ist Lennart Sass auf Platz zwei der Weltrangliste vorgerückt. Damit kann er nicht mehr von den ersten acht Plätzen verdrängt werden, die zur Teilnahme an den Paralympischen Spielen berechtigen.

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###CustomElementStart###inform-teaser###{"title":"F\u00fcr alle F\u00e4lle: die Allianz Unfallversicherung","text":"","isMail":false,"link":"https:\/\/www.allianz.de\/vorsorge\/unfallversicherung\/?adobe_mc=MCMID%3D37183664419437477654708762013305983342%7CMCORGID%3DD5E8DFCB5937BEF30A495CEB%2540AdobeOrg%7CTS%3D1687857953&AZDforeignUVID=azdallianzde%7Catl%7CvisitID%7C24836f13-8593-43ca-a9ab-aeec34142226&AZDforeignUVID=azdallianzde%7Catl%7CvisitorID%7C89057566-6e38-43dc-b10b-d0beab272bba&AZDforeignUVID=azdallianzde%7Catl%7CvisitID%7C9a52937f-c3ab-45d7-8b18-20387b1c8fb2&AZDforeignUVID=azdallianzde%7Catl%7CvisitorID%7C89057566-6e38-43dc-b10b-d0beab272bba&AZDforeignUVID=azdallianzde%7Catl%7CvisitID%7C09f7575d-e91c-4dda-8b36-74a1a23d345f&AZDforeignUVID=azdallianzde%7Catl%7CvisitorID%7Cf04ee35d-330c-4f4f-bb1b-aa2dfe4e9d81","newTab":true,"btn":"Jetzt informieren","btnColor":"#F86200"}###CustomElementEnd###

Protokoll Maria Dünninger
Fotos Katharina Werle

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Menschen Olympia

»Ich liebe das, was ich mache«

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Kraft, Ausdauer und Eleganz: Mit sechs Jahren hat Emma Malewski mit dem Turnen begonnen. Schon damals hat sie eine Teilnahme bei Olympia in Paris anvisiert. Seit dem Gewinn der EM-Goldmedaille hat sie ihr Ziel stärker vor Augen als je zuvor

Die Allianz und ihre Agenturen fördern Sportveranstaltungen auf allen Ebenen – vom örtlichen Jugendturnier bis zum Spitzensport. Denn Gesundheit, Inklusion und Teamgeist liegen einem Versicherer am Herzen. Seit 2021 ist die Allianz auch weltweiter Partner der Olympischen und Paralympischen Bewegungen. Das Engagement ist auf acht Jahre ausgelegt und baut auf der seit 2006 bestehenden Zusammenarbeit mit der Paralympischen Bewegung auf.

Alles für Olympia: Emma trainiert bereits seit sie sieben Jahre alt ist für ihren Traum

Disziplin: Kunstturnen                

Jahrgang: 2004      

Beruf: Schülerin     

Heimatverein: TuS Chemnitz-Altendorf

Größte Erfolge: Goldmedaille bei der Europameischaft 2022 am Schwebebalken

Mein größtes Vorbild: Sunisa Lee

Meine bislang schlimmste Sportverletzung: Wirbelbruch, Syndesmosebandriss

Ritual vor dem Wettkampf: Musik hören (eher ruhige Lieder) 

Ritual nach dem Wettkampf: Pizza essen gehen

Essen und Trinken vor Wettkampf: Nudeln mit Tomatensauce und eine Apfelschorle

Getränk nach dem Gewinn einer Medaille: Cola

»Ich habe als Kind viele verschiedene Sportarten ausprobiert. Turnen hat mir dabei am meisten Spaß gemacht. Flexibilität, Kraft, Ausdauer und Eleganz machen den Sport für mich zu etwas ganz Besonderem. Deswegen war für mich bereits mit sieben Jahren klar: 2024 will ich zu den olympischen Spielen fahren. Das ist mein Traum und dafür gebe ich alles. Neben der Schule trainiere ich circa 30 Stunden pro Woche. Das ist ein Tagesablauf, der natürlich anstrengend ist. Aber: Ich liebe das, was ich mache. Ich freue mich jedes Mal auf das Training und auf das Gefühl, dass ich besser werde. Das würde ich niemals hergeben. Noch vor einem Jahr hätte ich gesagt, dass mir etwas fehlt. Doch seit meiner Goldmedaille bei der Europameisterschaft 2022 in München habe ich das Ziel Olympia klarer vor Augen als je zuvor. Darauf konzentriere ich mich und alles andere muss sich hintenanstellen.

Wenn ich an die olympischen Spiele denke, freue ich mich einfach nur wahnsinnig. Die Qualifikation wäre wie ein Stein, der mir vom Herzen fallen würde. Ich habe mein ganzes Leben lang für diesen Moment trainiert, für mein Land antreten zu dürfen. Den olympischen Geist machen für mich vor allem die vielen Athleten und Athletinnen aus, die dort zusammenkommen. Jeder von ihnen ist für sich etwas ganz Besonderes. Eine solche Veranstaltung hautnah mitzuerleben und sich als Teil von etwas Großem zu sehen, ist bestimmt etwas anderes, als es sich nur vorzustellen. Ich hoffe, dass ich das erleben darf und es danach in Worte fassen kann.

Leider hat die Qualifikation mit der Mannschaft für Paris 2024 nicht geklappt. Sollte ich die Einzelqualifikation schaffen, ist mein Ziel, mich auf meine eigene Leistung zu konzentrieren. Klar wäre ein Einzelfinale ein Traum von mir. Dort dabei zu sein, bedeutet zu den besten Acht zu gehören. Allein das wäre ein großes Gefühl. Auch die ganzen Menschen zu erleben, die extra gekommen sind, um meine Sportart zu sehen, wäre eine große Ehre, weil das Turnen sonst nicht so im Fokus der Öffentlichkeit steht.

Ich bin zwar ein Wettkampftyp aber trotzdem hat man beim Turnen immer nur maximal 1:30 Minuten Zeit am Gerät, in denen sich alles entscheidet. Hier kann alles passieren und dem bin ich mir bewusst. Sollte etwas schief gehen, würde ich mich natürlich ärgern. Aber ich hätte es trotzdem zu Olympia geschafft und durfte es hautnah miterleben. Sollte ich eine Medaille gewinnen: Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Bei meinem Europameisterschafts-Titel 2022 war ich absolut überrascht und konnte das überhaupt nicht realisieren. So etwas noch einmal bei den olympischen Spiel zu erleben, stelle ich mir noch überwältigender vor. Das zu erleben ist mein größter Traum.«

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Protokoll
Theresa Atzl
Fotos Felix Adler

Kategorien
Menschen

»Ich will kein anderes Leben«

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Skirennfahrerin Lara Markthaler und ihre Eltern ordnen alles dem Traum von einer Olympiateilnahme unter: Sie reisen mit dem Schnee um die Welt und tüfteln an Trainings- und Ernährungsplänen – mit Erfolg

Zur Person

Name: Lara Markthaler

Disziplin: Ski Alpin

Jahrgang: 2007

Lebt in: Leogang (A)

Beruf: Schülerin

Social Media: spunkiiiiii (Instagram)

Heimatverein: SC Leogang 

Ihr größter Traum: Olympiateilnahme 2026 in Cortina d’Ampezzo (Italien)

Lara, zwischen der aktuellen Skisaison in Europa und der südamerikanischen Saison, die du im deutschen Sommer von Chile aus zusätzlich bestritten hast, warst du nur für sieben Wochen an eurem Hauptwohnsitz in Österreich. Hast du nicht auch mal die Nase voll vom Schnee und Skifahren?
Ich gehe Skifahren, seit ich eineinhalb, zwei Jahre alt war. Ich kann mir mein Leben ohne Skifahren gar nicht vorstellen. Nach zwei, zweieinhalb Monaten im Schnee freue ich mich dann aber schon, die Ski auch mal wieder abzuschnallen und mit Freunden in die Stadt zu gehen. Aber trainiert wird immer. Bevor die Rennen jetzt wieder losgegangen sind, hatten wir sechs Wochen Konditionstraining, zweimal zwei Stunden am Tag.

Wie sah das aus? 
Wir wechseln immer ab zwischen Ausdauer-, Schnelligkeits- und Krafttraining. In den vergangenen Jahren hatte ich viele verschiedene Konditionstrainer, da haben wir so viel gesehen und gelernt, dass wir inzwischen aus all den Sachen ein ganz eigenes Trainingsprogramm für mich zusammengestellt haben. 

Du trainierst an rund 320 Tagen im Jahr, 180 Tage davon im Schnee. Macht dir das noch Spaß?
Ja klar. Das ist ein Lifestyle. Ich bin wirklich ein Fan dieses Sports. Mein ganzer Tag dreht sich um Sport, um Leistung, um Ernährung, das gehört auch dazu. Ich will kein anderes Leben. Abwechslung ist wichtig. Und natürlich auch, dass ich zwischendurch etwas mit meinen Freunden mache. So, wie es ist, passt alles für mich.

Musst du dich beim Essen einschränken? Oder achtest du nur darauf, dich gesund zu ernähren? 
Ich muss mich schon einschränken. Ich esse glutenfrei, verzichte also auf bestimmte Getreidearten, etwa auf Weizen und Roggen. Insgesamt will ich mich gesund und natürlich ernähren, also keine verarbeiteten Sachen zu mir nehmen. Den Verzicht auf Gluten – und auch auf Schweinefleisch – praktiziere ich, um meine Leistungsfähigkeit zu steigern. Beides fördert Entzündungen im Körper und schwächt ihn dadurch. Meine Mutter kümmert sich darum, sie kocht und hat das alles im Blick. 

Deine Mutter als Ernährungsberaterin, dein Vater als Coach – ihr seid ein ziemliches Familien-Dream-Team. Deine Mutter ist Südafrikanerin, dein Vater Deutscher. Welche Sprache sprecht ihr zu Hause? 
Ich wechsele am Tag ununterbrochen hin und her. Mit meiner Mama rede ich Englisch, mit meinem Papa Deutsch – und die beiden sprechen Deutsch miteinander. Aber ich wurde noch nie auf Deutsch unterrichtet, ich war immer auf englischsprachigen Schulen. Im Deutschen tue ich mich beim Schreiben etwas schwer, und beim Lesen, wenn es so ultralange Wörter sind. In beiden Sprachen fallen mir manchmal Wörter nicht ein, die ich in der anderen Sprache dann gerade weiß. 

Dein Trainer ist dein Vater. Wie funktioniert das? Geht ihr euch auch mal so richtig auf die Nerven?
Ich verbringe sehr viel Zeit mit meinen Eltern, das hat seine Vor- und Nachteile. Insgesamt passt das sehr gut, aber ich schaue auch, dass ich immer mehr meiner Sachen selbst regele und so meinen Freiraum bekomme. Ski- und Fitnesstraining machen wir zusammen, das geht nicht anders. Da haben mein Vater und ich ein ziemlich professionelles Coach-Athleten-Verhältnis.  

Er muss Höchstleistungen aus dir herauskitzeln und kann dann sicher nicht immer der liebevolle oder rücksichtsvolle Vater sein, den man sich als junges Mädchen vielleicht wünscht. Wie bekommt ihr das hin?
Mein Papa hat zwei Rollen: Papa sein und schauen, dass es beim Skifahren vorwärtsgeht. Es ist nicht immer einfach, beides zu trennen. Wenn es beim Skifahren nicht so gut läuft, reden wir natürlich auch zu Hause darüber. Aber letztlich dreht sich ja mein ganzes Leben ums Skifahren. Ich denke, das ist im Leistungssport völlig normal.  

Vielseitig: Lara ist sowohl auf Skiern als auch auf dem Mountainbike sehr talentiert

Dein Vater ist mit dir von klein auf Ski und Mountainbike gefahren. Während eurer Zeit in Kanada hat sich gezeigt, dass du in beidem sehr talentiert bist. Warum hast du dich fürs Skifahren entschieden?Mir macht beides gleich viel Spaß. Aber Skifahren ist weniger gefährlich, das war für meine Eltern ein wichtiger Punkt. Und was ich beim Skifahren auch wahnsinnig cool finde, ist, dass es olympisch ist. Downhill-Mountainbiken ist es leider nicht. Ich habe mich ja dann mit zwölf Jahren entschieden. Das hört sich ziemlich früh an, aber im Leistungssport muss man das in dem Alter machen, man kann nicht zwei Sportarten so professionell durchziehen. Im Sommer fahre ich noch immer sehr, sehr gern Mountainbike – aber das wird jetzt immer weniger.    

Hast du keine Sorge, dass noch während deiner Karriere dem alpinen Ski-Zirkus aufgrund des Klimawandels der Schnee ausgeht?
Ich denke schon, dass es noch passt. Wir müssen aber sicherlich immer höher oder weiter in den Norden. Man hat in den vergangenen Jahren schon gemerkt, dass das Gletschertraining im Sommer immer schlechter wird, manche Gletscher sind schon geschlossen. Wir sind deshalb auf die Südhalbkugel gefahren, in Südamerika hatten wir gute Trainingsbedingungen. Man kann den Klimawandel nicht ignorieren, der ist da, aber es wird schon noch eine Weile gehen.

Dein erstes großes Ziel hast du erreicht: Du bist für die Youth Olympic Games Ende Januar in Südkorea qualifiziert. Mit welchen Erwartungen reist du dorthin?
Jugend-Olympia, Wahnsinn, das wird eine tolle Erfahrung. Ich bin im jüngeren von zwei Jahrgängen, es wird sicher sehr schwierig, da ganz oben auf dem Treppchen zu landen. Mein Ziel ist die Top Ten, ich denke, das ist realistisch. Es fahren da einige Mädels mit, die schon Weltcup-Niveau haben. Ich starte bislang erst bei FIS-Rennen (Anm. d. Red.: vom Internationalen Skiverband (FIS) veranstaltete Wettbewerbe, die keiner Rennserie angehören). Aber vielleicht habe ich auch den Lauf meines Lebens, und es geht was. Mal sehen. Ich freue mich auf jeden Fall richtig darauf. Ich war noch nie in Asien und bin sehr gespannt, wie es in Südkorea sein wird. Ich glaube nicht, dass ich ohne Jugend-Olympia jemals in diese Ecke gekommen wäre.

Euer Leben ist sehr ungewöhnlich, auch für Spitzensport-Nachwuchs. Du besuchst eine amerikanische Online-Schule und reist mit deinen Eltern das ganze Jahr um die Welt, alles ist auf dein Training und deine Wettbewerbe ausgerichtet. Wünschst du dir manchmal ein Leben, wie es die meisten anderen Teenager in Europa führen?
Ja und nein. Ich liebe mein Leben, aber manchmal würde ich schon gern mehr auf Partys gehen oder mehr mit Freunden machen. Da gibt es daheim dann schon ein paar Diskussionen. Aber ich weiß ja selbst, dass sich das mit meinem Training nicht ausgeht. Und das ist mir wichtiger. Außerdem habe ich im Ski-Zirkus so viele Freunde auf der ganzen Welt, die ich immer wieder treffe. Das ist auch schön.  

Welche Vorteile hat es für dich, eine Online-Schule zu besuchen?
Ich bin wesentlich flexibler, ich kann Schule und Training super aufeinander abstimmen. Wenn es regnet, mache ich auch mal nur Schule. Dafür kann ich dann bei Sonnenschein den ganzen Tag zum Training. Das ist wesentlich effizienter, und ich fühle mich nicht überfordert oder übermüdet durch die Schule. Im Sommer mache ich mehr Schule, so kann ich mich im Winter auf die Rennsaison konzentrieren.   

Dein ganz großes sportliches Ziel ist die Olympiateilnahme 2026 in Cortina d’Ampezzo. Wann hast du zum ersten Mal gedacht, dass Olympia etwas für dich sein könnte?
Ich wusste immer, was Olympia ist, ich bin ja quasi seit Tag eins sportlich. Meine Eltern sind bis heute beide sehr sportlich, ich hatte gar nicht die Option, keinen Sport zu machen. Deshalb war Olympia schon immer irgendwie mein Traum. Realistisch geworden ist es aber erst mit den ersten Skirennen, als ich gesehen habe, dass ich ganz gut bin.   

Was verbindest du mit Olympischen Spielen? 
Viele, viele Emotionen. Stolz. Die ganzen Höhen und Tiefen, die ein Athlet so durchstehen muss, um dorthin zu kommen. Die Aufregung. Die Hoffnung, dass all die harten Jahre Arbeit es wert waren. Ob man dann erfolgreich ist, ist wieder eine andere Frage. Aber auf dem Weg dahin erlebt man so viel, das ganze Athletenleben ist schon eine tolle Erfahrung.

Sechs Übungen für einen gelungenen Skitag

Das alpine Skifahren ist eine körperlich sehr fordernde Sportart, Spitzenfahrer:innen benötigen neben der technischen Expertise auch ausgeprägte konditionelle Fähigkeiten. Vor allem Krafttraining für Rumpf und Beine sowie Dehnübungen für eine gute Beweglichkeit stehen auf dem Programm. Lara schafft Kniebeugen mit einer 120 Kilogramm schweren Langhantel. Für Hobbyskifahrerinnen und -fahrer ist das nicht zu empfehlen. Trotzdem kann man sich einiges von der jungen Skirennfahrerin abschauen. Sie zeigt uns sechs Übungen aus ihrem Training, mit denen sich jeder auf ein paar schöne Pistentage vorbereiten kann. 

Die Übungen nacheinander jeweils einmal mit der angegebenen Wiederholungszahl absolvieren und je nach Fitnessgrad ein bis zwei weitere Durchgänge dranhängen.   

Übung 1: Side Squat – 10 x pro Seite

Eine von Laras Lieblingsübungen. Kräftigt die Oberschenkelstrecker, dehnt die Innenseite der Oberschenkel und fördert die skispezifische Balance. 

Schritt 1: In einer breiten Grätsche stehend, die Hände sind übereinandergelegt und vor der Brust, Oberkörper leicht nach vorn gelehnt, Bauchmuskulatur aktiviert
Schritt 2: Wechselweise Kniebeuge mit einem Bein, dabei wandert der Oberkörper mit geradem Rücken weiter nach vorn, das Knie kommt über den Fuß, Beugung bis in den rechten Winkel oder weiter, das Knie dabei bewusst etwas nach außen drehen
Übung 2: Side Plank – 10 x pro Seite

Tut richtig weh, sorgt aber für eine Kräftigung des gesamten Rumpfes; Beine und Schultern sind zusätzlich gefordert. 

Schritt 1: Seitlich auf einen Unterarm gestützt, Beine lang, der Fuß des unteren Beins steht vorn, der Fuß des oberen Beins dahinter, Wirbelsäule und Beine bilden eine gerade schiefe Ebene, Bauchmuskulatur aktivieren, weder ins Hohlkreuz gehen noch seitlich einknicken
Schritt 2: Die Hüfte wird in Richtung Boden abgesenkt und wieder in die schiefe Ebene gebracht. Wichtig ist es, sehr stabil zu bleiben – ansonsten lieber die Wiederholungszahl reduzieren
Übung 3: Skifahrerhocke – 10 x 10 Sekunden pro Seite halten

»Fühlt sich an wie Skifahren«, sagt Lara. Trainiert die Oberschenkelmuskulatur und das skispezifische Gleichgewicht. 

Schritt 1: Füße parallel, hüftbreit auseinander, Hände ineinandergelegt vor dem Gesicht, Ellenbogen gebeugt, Knie gebeut, Oberkörper weit über die Oberschenkel gebeugt, Gesäß abgesenkt
Schritt 2: Abwechselnd einen Fuß vom Boden heben, das Gewicht verlagert sich auf das Standbein, Position halten, ohne seitlich wegzuknicken
Übung 4: Schwimmer – 10 bis 20 x

Kräftigt den Rückenstrecker rechts und links der Wirbelsäule und die Schultermuskulatur. 

Schritt 1: In Bauchlage, die Arme nach vorn gestreckt, Arme mit Oberkörper und Beine möglichst weit vom Boden abheben
Wichtig: Bei Bandscheibenproblemen nicht zu weit ins Hohlkreuz gehen
Schritt 2: Die Hände wie beim Brustschwimmen nach hinten führen und hinter dem Rücken kurz ineinanderlegen. Dann wieder nach vorn ausstrecken
Übung 5: Hip Thrust – 10 x pro Seite

Trainiert die Gesäßmuskulatur und die Oberschenkelrückseite. 

Schritt 1: Rückenlage, die Arme seitlich des Körpers, Beine aufgestellt, dann das Gesäß nach oben drücken, sodass von den Schultern bis zu den Knien eine schiefe Ebene entsteht, Bauchmuskulatur aktivieren
Schritt 2: Bauchmuskulatur ist immer noch aktiv und nun ein Knie in Richtung Kopf ziehen, sodass in Hüft-, Knie- und Fußgelenk rechte Winkel entstehen
Schritt 3: Das Gesäß zum Boden absenken und wieder hoch in die schiefe Ebene drücken
Übung 6: Ganzkörper-Liegestütze – 5 bis 10 x

Kräftigt Trizeps und Brustmuskulatur, aktiviert dabei aber die gesamte Oberkörpermuskulatur und fordert auch die Beine. Für Lara eine gute Vorbereitung auf den Stockeinsatz und das Wegboxen der Slalomstangen.  

Schritt 1: Stütz auf Händen und Füßen, das Gesäß ist oben (ähnlich dem »Hund« aus dem Yoga), Knie leicht gebeugt, der Kopf ist vorne und nicht zwischen den Armen
Schritt 2: Knie stärker beugen, Kopf zwischen den Armen und leicht nach hinten lehnen
Schritt 3: Arme wieder in den Stütz, Beine ausstrecken, Rücken gerade
Schritt 4: Die Knie strecken und das Gesäß tiefer bringen, dann im Bogen nach vorn in die tiefe Liegestützposition gehen und wieder hoch in die Ausgangsposition drücken
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Text Susanne Rohlfing 
Fotos Thomas Roetting, privat

Kategorien
Menschen

»Den Job muss man lieben, um durchzuhalten«

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Wenig Personal, mehr Aufgaben – und die Belastung steigt: Beamt:innen müssen aktuell extreme Herausforderungen bewältigen. Drei erzählen, wie sie den Arbeitsalltag meistern und welche Aktivität bei ihnen für Ausgleich sorgt

Credit: iStock-holaillustrations
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»Wenn ich aus dem Gefängnis raus bin, warte ich vor dem Tor auf dich!« Solche Drohungen sind keine Seltenheit im Arbeitsalltag von Marcel Schoberth. Der 43-Jährige ist Justizvollzugsbeamter in einer Strafanstalt in der Nähe von Hamburg. Gefährliche Situationen gehören zu seinem Job. »Erst vor Kurzem wurde ein Kollege von mir mit kochendem Wasser überschüttet«, erzählt er. Es komme auch vor, dass man in eine Zelle gehen müsse, in der ein bewaffneter Insasse sitze. Für Marcel Schoberth heißt es dann: ruhig bleiben. Wirklich schlimme Unfälle sind ihm bisher noch nicht passiert. Diesen Umstand verdankt er auch seinem Team. »Ich habe großes Glück, mit extrem guten Kolleginnen und Kollegen zusammenzuarbeiten. Wir helfen uns, zum Beispiel wenn es brenzlig wird«, betont er. Dass er erfahrene Mitarbeitende hat, ist in seinem Bereich tatsächlich ein Glücksfall. Seit 2016 sind in deutschen Justizvollzugsanstalten rund 2000 Stellen nicht besetzt. »Viele fallen altersbedingt weg, aber es rückt kaum neues Personal nach«, sagt René Müller, Personalratsvorsitzender der Justizvollzugsanstalt Hamburg. 120 Ausbildungsplätze gibt es hier jährlich für den Beruf als Justizvollzugsbeamter. Nur 25 Personen haben 2023 diese Chance genutzt und eine Ausbildung begonnen. Wer sie auch abschließen wird, ist jetzt noch nicht klar. » Gleichzeitig steigt die Belastung für die aktuellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie kämpfen nicht nur mit dem Personalmangel, auch der Job wird härter. Denn die Anzahl an psychisch kranken Gefangenen ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Woran das liegt, weiß Müller: »Der Maßregelvollzug, also die geschlossene Abteilung, ist hoffnungslos überfüllt.« Dadurch gebe es viele Insassen, die trotz einer psychischen Auffälligkeit im Justizvollzug untergebracht werden. »Für den Umgang mit solchen Personen sind wir aber nicht ausgebildet«, merkt Justizvollzugsbeamter Schoberth an. Und das macht den ohnehin schweren Job noch belastender. »Ich kann nach der Arbeit zwar gut abschalten, aber man nimmt immer etwas mit nach Hause«, erzählt er. Er kennt viele Kolleginnen und Kollegen, die das nicht so gut wegstecken. Das merke man auch am Krankenstand.

In guter Gesellschaft: Etwa 1,7 Millionen Beamt:innen gibt es derzeit in Deutschland
Jobzufriedenheit trotz Stress: Rund zwei Drittel der Staatsdiener mögen ihren Beruf

Doch der Justizvollzug ist nicht der einzige betroffene Bereich im öffentlichen Dienst. Dem Beamtentum steht ein Jahrzehnt des Wandels bevor: Aktuell gibt es rund 5,2 Millionen Staatsdiener in Deutschland. Verbeamtete Personen machen mit mehr als 1,7 Millionen rund ein Drittel dieser Zahl aus. Die Unternehmensberatung McKinsey geht davon aus, dass bis 2025 altersbedingt 1,5 Millionen aus dem Dienst ausscheiden werden. Gleichzeitig rücken immer weniger junge Leute nach. Aktuell sind bereits 360 000 Stellen im öffentlichen Dienst unbesetzt. Schätzungen zufolge werden bis zum Jahr 2030 rund 840 000 Stellen offen bleiben. Gerade an den Schulen wächst der Personalbedarf stark. Der Babyboom in den 2010er-Jahren sorgt dafür, dass es immer mehr Schüler:innen geben wird. Bis 2025 werden bundesweit weitere 30 000 Lehrkräfte benötigt. Zugleich gibt es in den Lehrerberufen einen besonders hohen Krankenstand. Alice Müller-Grünow kann davon ein Lied singen. Sie ist Grundschullehrerin im Großraum Bergisch Gladbach. »Aktuell fallen jede Woche mindestens zwei Lehrerinnen aus«, erzählt sie. Gerade Vertretungsunterricht sei eine hohe Belastung – sowohl für die Kinder als auch für die Lehrerinnen und Lehrer, die einspringen müssen. Obendrein sind viele Schulen bereits ohne Ausfälle knapp besetzt. Dabei sei es bei einer Tätigkeit wie dieser besonders wichtig, in einem guten gesundheitlichen und psychischen Zustand zu sein. »Bei Kindern muss man immer zu 100 Prozent präsent sein. Wenn ich gestresst oder unruhig bin, überträgt sich das immer auf meine Schülerinnen und Schüler und dann schaukelt es sich hoch«, so die 55-Jährige. 

»Die erste Phase von Corona war wahnsinnig überfordernd. Jeden Tag war man mit etwas Neuem konfrontiert«

Stefan Wesselmann, Schulleiter

Auch in der Schulverwaltung ist die Belastung in den vergangenen Jahren stark gestiegen. »Die erste Phase von Corona war wahnsinnig überfordernd. Jeden Tag war man mit etwas Neuem konfrontiert«, fasst Stefan Wesselmann die zwei Ausnahmejahre zusammen. Er arbeitet als Rektor einer großen Schule in Hessen, zugleich ist er ehrenamtlicher Landesvorsitzender des Verbands für Bildung und Erziehung. »Durch mein Ehrenamt bekomme ich auch von anderen Schulen im Land mit, vor welchen Herausforderungen Lehrkräfte aktuell stehen«, erklärt er. Neben den Nachwehen der Coronakrise sei durch den Ukrainekrieg auch eine Welle an Flüchtlingskindern nach Deutschland gekommen, die in der Schule besondere Betreuung benötigten. In Hessen gebe es an großen Schulen Intensivklassen für Kinder ohne Deutschkenntnisse. »Dafür muss aber auch das passende Lehrpersonal gefunden werden«, meint Wesselmann. An der Schule von Lehrerin Müller-Grünow dagegen werden die Kinder in der Regel in den regulären Klassen untergebracht. »Man muss davon ausgehen, dass man pro Klasse ein bis drei geflüchtete Schülerinnen oder Schüler betreut. Für die muss man natürlich den Unterricht anpassen und meistens auch die Zusatzförderung selbst übernehmen«, berichtet sie. Ein weiteres Problem für viele Berufsgruppen im öffentlichen Dienst ist die fehlende Sichtbarkeit in der Gesellschaft. Dies zumindest bestätigt das »Bleibebarometer«, eine Studie des Bundesministeriums des Innern und für Heimat aus dem Jahr 2021. Dort haben 68 Prozent der Teilnehmenden angegeben, dass ihre Behörde keine klare Arbeitgebermarke habe oder sie diese gar nicht beurteilen könnten. Eigentlich müsste man gerade in der schwierigen Zeit die eigene Marke stärken, damit die verschiedenen Berufsgruppen mehr gesehen und als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen werden. Doch aktuell arbeiten die wenigsten Bereiche aktiv daran. Zu viele andere Themen und Aufgaben gibt es, die bearbeitet werden müssen. 

Marcel Schoberth

Beruf: Justizvollzugsbeamter
Jahrgang: 1980
Verbeamtet seit: 2015
Mein Job in drei Worten: Spannend, herausfordernd und erfüllend.
Meine Aufgaben: Sicherheit in der Anstalt gewährleisten, Insassen versorgen und an der Resozialisierung arbeiten.
Deswegen mag ich meinen Job: Ich mag die Action und meine tollen Kolleg:innen.
Das belastet mich: Es fehlt Personal. Zusätzlich kommen immer mehr psychisch auffällige Personen zu uns, die wir besonders intensiv betreuen.
Mein persönlicher Ausgleich: Ich gehe ins Fitnessstudio, aber es hilft auch, ein Stück Kuchen mit meinen Kolleg:innen zu essen. Und natürlich meine Familie.

Alice Müller-Grünow

Beruf: Grundschullehrerin
Jahrgang: 1968
Verbeamtet seit: 1994
Mein Job in drei Worten: Aufregend, spannend, herausfordernd.
Meine Aufgaben: Unterrichten, Kinder emotional auffangen und im Austausch mit den Eltern stehen.
Deswegen mag ich meinen Job: Ich mag die Arbeit mit den Kindern und im Team, das gibt einem wahnsinnig viel zurück.
Das belastet mich: Es kommen immer neue Aufgaben dazu, die Klassen werden größer und die Kinder brauchen eine intensivere Betreuung. Hinzu kommen Probleme wie ein großer Mangel an Lehrkräften und fehlende Ausstattung.
Mein persönlicher Ausgleich: Tennisspielen, Joggen oder Golfen.

Stefan Wesselmann

Beruf: Schulleiter
Jahrgang: 1974
Verbeamtet seit: 1999
Mein Job in drei Worten: Täglich eine Wundertüte.
Meine Aufgaben: Schulorganisation, Beratung von Lehrkräften, Ansprechpartner für außerschulische Organisation und Eltern und viel Konfliktmanagement.
Deswegen mag ich meinen Job: Weil ich mit so vielen tollen Menschen zusammenarbeiten darf.
Das belastet mich: Der Fachkräftemangel, aber auch, dass immer mehr Aufgaben in die Schule verlegt werden. Schule wird häufig als Dienstleister angesehen.
Mein persönlicher Ausgleich: Ich bin gerne draußen und fahre nach Möglichkeit jeden Tag mit dem Fahrrad in die Schule. Aber auch mein Ehrenamt.

Gemeinsam stark: Die Allianz Berufs- und Dienstunfähigkeitspolice und die private Krankenversicherung

Beamt:innen, die durch eine Erkrankung ihren Arbeitsplatz verlieren, haben Anspruch auf Versorgung durch den Dienstherrn. Das reicht jedoch oft nicht aus. Denn Beamt:innen haben am Anfang ihrer Berufslaufbahn in der Regel keine gesetzliche Absicherung. Die Allianz Berufs- und DienstunfähigkeitsPolice wirkt in zwei Phasen dagegen. In der ersten Phase ist die Absicherung höher, da keine Versorgung durch den Dienstherrn besteht. Ab Verbeamtung auf Lebenszeit greift die Versorgung durch den Dienstherrn und verringert die Versorgungslücke. Deshalb versichert die Allianz in die- ser zweiten Phase eine bedarfsgerecht niedrigere Rente. Der Beitrag ändert sich dabei nicht. Die Rentenhöhe für beide Phasen ist bei Abschluss wählbar und kann zusätzlich über Anlässe erhöht werden.

Die Private Krankenversicherung ist essenziell für Beamt:innen und unterstützt bereits vor der Dienstunfähigkeit. Denn auch die Krankenversicherung wird nur zum Teil vom Dienstherrn gedeckt. Die Beihilfetarife der Allianz vermeiden hohe Restkosten und schließen wichtige Versorgungslücken. Besonders interessant für Personen in belastungsintensiven Jobs: Es gibt umfangreiche Leistungen für die Psychotherapie oder für Coachingangebote.

Mehr als nur Stress: Jede vierte Lehrkraft in Deutschland zeigt Burn-out-Symptome
Fehlende Sichtbarkeit: Beschäftigte im öffentlichen Dienst wünschen sich mehr Anerkennung

Mit der Außenwahrnehmung haben auch Justizvollzugsbeamter Schoberth und seine Kolleg:innen zu kämpfen. »Wir sind für große Teile der Bevölkerung unsichtbar«, beklagt er. Und wenn die Berufsgruppe doch mal in Serien oder Filmen auftauche, würde sie als Wärter oder Schließer dargestellt. »Das finde ich unmöglich. Unser Job ist so viel mehr als das«, sagt er. Trotz aller Widrigkeiten und Vorurteile macht Schoberth seine Arbeit sehr viel Spaß. »Ich mag den Nervenkitzel und das unglaublich enge kollegiale Verhältnis.« Und selbst Insassen können an vielen Tagen auch sehr nett sein. »Manchmal kommt man mit ihnen auch ins Gespräch. Aus solchen sehr persönlichen Unterhaltungen nehme ich viel mit – beruflich wie auch privat.« Leider bleibe für Resozialisierungsmaßnahmen häufig am wenigsten Zeit, obwohl diese zum Berufsprofil eines Justizvollzugsbeamten gehören. »Wir haben einfach viel zu viel mit der Wahrung von Sicherheit und Ordnung zu tun«, kritisiert Schoberth. 

»Unsere Tätigkeit ist wichtig für die ganze Bevölkerung.«

Marcel Schoberth, Justizvollzugsbeamter

Auch Müller-Grünow ist nach 29 Jahren immer noch mit ganzem Herzen Lehrerin. »Die Arbeit mit den Kindern macht mir großen Spaß und man bekommt wahnsinnig viel zurück«, betont sie. »Den Job muss man lieben, um durchzuhalten.« Diese Zufriedenheit spiegelt sich auch im »Bleibebarometer« wieder – trotz der steigenden Belastung. Zwei Drittel der Befragten waren mit ihrer Arbeit zufrieden. Auffälligerweise ist dabei die Aufgabenzufriedenheit höher als die Arbeitgeberzufriedenheit. Das bedeutet, dass die Sinnhaftigkeit der Arbeit für Angestellte im öffentlichen Dienst, und damit auch für Beamtinnen und Beamte, einen hohen Stellenwert hat. Wer die Aufgaben in seinem Job als wichtig erachtet, macht sie auch lieber. Dazu zählt für Schulleiter Wesselmann die positive Rückmeldung von Eltern, Schüler:innen und Lehrkräften. »Wenn ich in stressigen Phasen auch nur eine positive Rückmeldung bekomme, fühle ich mich in meiner Arbeit ernst und wichtig genommen. Das entschädigt für vieles«, erzählt er. Auch für ihn ist sein Beruf eine Berufung. »Als junger Mensch konnte ich mich damals nicht entscheiden, ob ich lieber Jurist, Seelsorger oder Lehrer werden wollte. Jetzt bin ich alles«, scherzt Wesselmann. Auch das »Bleibebarometer« bestätigt die Wahrnehmung. Wertschätzung ist unter den Befragten der am häufigsten genannte Faktor für mehr Jobzufriedenheit. Auch für Justizvollzugsbeamten Schoberth besonders entscheidend: »Unsere Tätigkeit ist wichtig für die ganze Bevölkerung. Ohne ein funktionierendes Strafvollzugssystem würde vieles andere auch nicht funktionieren. Außerhalb meines Arbeitsplatzes bekomme ich von der Gesellschaft wenig Dankbarkeit.« 

Auch wenn Lob und Anerkennung über manchen Ärger hinwegtrösten, artet die steigende Belastung inzwischen zu einem ernsthaften Problem aus. »Burn-out ist auch unter Staatsdienern ein wachsendes Phänomen«, weiß DiplomPsychologin Gabriele Bringer. Sie ist Geschäftsführerin der Stresszentrum Berlin GmbH und arbeitet als Trainerin und Beraterin für betriebliches Gesundheitsmanagement. Hier liegen ihre Schwerpunkte in den Bereichen Stress und Burnout. Ganz wichtig sei, bereits auf die ersten Anzeichen zu achten und dann direkt zu handeln. »Zu den Anfangssymptomen gehören anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung«, so Bringer. Gleichzeitig merkten viele Betroffene, dass die Leistung im Job leidet. Auch wenn man sich immer weiter aus dem sozialen Umfeld zurückziehe, solle man aktiv werden. Zudem könnten sich auch körperliche Symptome zeigen, wie diffuse Schmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden. Bringer betont: »Es ist wichtig, dass man diese Symptome ernst nimmt. Denn aus einem Burn-out können sich weitere psychische oder psychosomatische Störungen entwickeln.« Depression, Angststörung und körperliche Beschwerden sind da nur einige Beispiele. Ein Weg aus dem Stress führt über den Ausgleich. »Bewegung und Sport am Abend sind besonders wichtig, um abzuschalten«, sagt Bringer. Wenn man sich nach der Arbeit durch andere Aktivitäten fordere, könne man den Arbeitstag wirklich mental hinter sich lassen.

»Das Vorurteil, dass Lehrerinnen und Lehrer so viele Ferien und freie Zeit haben, hält sich hartnäckig, aber es stimmt gar nicht.«

Alice Müller-Grünow, Grundschullehrerin

Erste Warnzeichen für Erschöpfung hat auch Schulleiter Wesselmann schon bei sich beobachtet. Erst vor Kurzem war er bei einem Vortrag zum Thema Burn-out im Job und musste sich selbst eingestehen, dass auch er unter einigen Symptomen leidet. Aber er macht auch schon vieles richtig. »Wann immer es geht, fahre ich 17 Kilometer mit dem Rad in die Schule. Und auch wieder zurück. Da kommt und geht man viel fitter.« Auch die ehrenamtliche Arbeit ist für ihn ein Ausgleich. Für die richtige Work-Life-Balance sorgt auch Schoberth. Nach seinem Job im Gefängnis verbringt er gern Zeit im Fitnessstudio. Seine Prävention gegen ein Burn-out. »Mir ist es wichtig, die Anzeichen zu erkennen«, erzählt er, »denn ich bekomme es immer häufiger bei Kollegen mit. Man ist schneller weg, als einem lieb ist.« Lehrerin Müller-Grünow geht nach der Arbeit gerne joggen oder am Wochenende zum Tennis. Wenn sie nicht gerade arbeitet. »Das Vorurteil, dass Lehrerinnen und Lehrer so viele Ferien und freie Zeit haben, hält sich hartnäckig«, sagt sie, »aber es stimmt gar nicht.« Sie arbeite regelmäßig am Wochenende oder in den Ferien, kontrolliere Arbeiten und bereite den Unterricht vor. Das Problem der schlechten gesellschaftlichen Wahrnehmung wird in Beamtenberufen häufig beobachtet. Denn trotz der stetig wachsenden Anforderungen und der zunehmenden Stressfaktoren im Berufsalltag haben Beamt:innen häufig mit Spott zu kämpfen, wenn sie über Burn-out sprechen. Zu Unrecht, wie schon das »Bleibebarometer« zeigt. Bereits im Jahr 2021 gibt ein Drittel der Befragten an, dass sie die Arbeit krank mache.

Doch wie kann man die Belastung in Berufen des öffentlichen Diensts reduzieren? Laut des »Bleibebarometers« sind eine höhere Bezahlung, mehr Flexibilität und eine bessere Ausstattung für alle Befragten wichtig. Doch das Geld dafür scheint immer noch zu fehlen. Immerhin ist die Bundesrepublik Deutschland verschuldeter denn je. Trotz der klammen Staatskassen wünscht sich Lehrerin Müller-Grünow mehr Unterstützung aus der Politik: »Es wäre schon ein Fortschritt, wenn die Ausstattung besser werden würde. Wenn etwas mehr Geld in die Bildung fließen würde, könnten auch mehr Leute eingestellt werden.«

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Text Selena Gruner
Fotos Henning Kretschmer, Martin Lamberty, Felix Schmitt

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Menschen

Oh, du Unerfreuliche

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Gerichtsstreit bringende Weihnachtszeit: Wir haben die Akten der Allianz Rechtsschutzversicherung durchgesehen und erkannt, dass nicht jeder Advent besinnlich bleibt. Einige Konflikte in Tannenbaum-Nähe enden vor Gericht. Fünf echte Fälle aus gegebenem Anlass 

###CustomElementStart###inform-teaser###{"title":"So meistern Sie die Weihnachtszeit","text":"Fr\u00f6hliche Weihnacht \u00fcberall. Na ja, fast. Denn alle Jahre wieder gehen mit den Feiertagen in vielen Familien Stress, Streitigkeiten und Sticheleien einher. Wir glauben, es geht auch ohne. Hier ein paar Tipps, wie Sie das Fest auf jeden Fall genie\u00dfen k\u00f6nnen.","isMail":false,"link":"https:\/\/www.allianz-vor-ort.de\/landingpage\/1890\/post\/19271?homepagekey=azd","newTab":true,"btn":"Zum Beitrag","btnColor":"#003781"}###CustomElementEnd###
###CustomElementStart###inform-teaser###{"title":"Neu: Allianz Sofort-Rechtshilfe","text":"Selbst wer keine Allianz Versicherung hat, kann jetzt unkompliziert f\u00fcr nur 29 Euro eine telefonische Erstberatung durch eine\u00a0unabh\u00e4ngige, erfahrene Rechtsanw\u00e4ltin oder einen Rechtsanwalt erhalten. Das Deutsche Institut f\u00fcr Service-Qualit\u00e4t\u00a0(DISQ) zeichnete die Allianz Sofort-Rechtshilfe als Versicherungsprodukt des Jahres 2023 aus.","isMail":false,"link":"https:\/\/www.allianz.de\/recht-und-eigentum\/rechtsschutzversicherung\/rechtsberatung\/","newTab":true,"btn":"Jetzt informieren","btnColor":"#F86200"}###CustomElementEnd###
Fall 1: Ausgerutscht

Rechtzeitig alle Weihnachtsgeschenke zu besorgen, ist der Schlüssel zu einem entspannten Advent. Denkt auch Sabine K., als sie von einem erfolgreichen Einkaufsbummel mit der S-Bahn nach Hause fährt. Als dann noch Schnee vom Himmel fällt, scheint die Vorweihnachtszeit perfekt. Doch die weiße Pracht wird ihr schnell zum Verhängnis. Sie rutscht auf dem noch nicht gestreuten Bahnsteig aus und bricht sich das Bein. Die Folge: zwei schmerzhafte Wochen im Krankenhaus und ein zusätzlicher Rechtsstreit mit dem Betreiber der S-Bahn. Der weist nämlich alle Verantwortung von sich – da der Schnee plötzlich einsetzte, sei es nicht seine Verpflichtung, den Bahnsteig sofort zu streuen. Außerdem hätte Sabine K., so der Betreiber, einfach nicht genug aufgepasst. Das lässt Frau K. nicht auf sich sitzen, zu Recht: Ein Gericht spricht ihr Schadensersatz und Schmerzensgeld zu.

Fall 2: Abgerutscht

Warum nur andere an Weihnachten beschenken und nicht auch sich selbst, denkt sich Max E.? Also erfüllt er sich pünktlich zum Fest einen Herzenswunsch und kauft einen Oldtimer. Den will er am 2. Weihnachtsfeiertag seinen Verwandten vorführen, fährt damit zum Familientreffen und parkt vor einem Einfamilienhaus. Da es in den Vortagen viel geschneit hat, löst sich eine Dachlawine und richtet bei dem Oldtimer erheblichen Schaden an. Max E. verlangt daraufhin Schadensersatz, doch die Hausbesitzer sehen die Schuld nicht bei sich: Sie seien nicht für den Schnee auf ihrem Dach verantwortlich. Max E. schaltet daraufhin seinen Anwalt ein, und der verhilft ihm schließlich zur Erstattung der Reparaturkosten.

Fall 3: Durchgerutscht

Von O bis O – also Oktober bis Ostern –, so lautet der Merkspruch für die Umstellung auf Winterreifen. Wem dieser Termin durchrutscht, muss mit Gefahren rechnen, wie der nächste Fall zeigt. Weil ein Autofahrer nach einer schneereichen Nacht trotzdem mit Sommerreifen unterwegs ist, kann er bei einer roten Ampel nicht rechtzeitig bremsen und kracht in den vor ihm fahrenden Bus. In diesem befindet sich Luis S., der durch den Aufprall stürzt und sich dabei seinen Arm bricht. Deswegen verlangt er nun Schmerzensgeld und Schadensersatz vom Autofahrer. Der sieht die Schuld nicht bei sich: Da seine Reifen auf der schneebedeckten Straße ausrutschten, sei der Unfall durch höhere Gewalt entstanden. Luis S. schaltet seine Anwältin ein, doch auch die Ankündigung einer Klage kann den Autofahrer nicht von seiner Meinung abbringen. Ein Gericht spricht Luis S. schließlich Schmerzensgeld und Schadensersatz zu. Zudem wird der Autofahrer noch zu einem Bußgeld und einem Punkt in Flensburg verurteilt. 

Fall 4: Anwalt eingeschaltet

Viele Menschen gehen mit besonders liebevoller Sorgfalt auf die Suche nach Weihnachtsgeschenken. Umso ärgerlicher, wenn man nach der Bescherung feststellen muss, dass das Geschenk sich nicht in einwandfreiem Zustand befindet. So geschehen bei einem Kaschmirpullover, bei dem während der Bescherung ein Loch entdeckt wird. Das Problem soll schnell durch einen Umtausch gelöst werden, doch der Onlinehändler weigert sich und will auch nicht den Kaufpreis erstatten. Das Loch sei erst nach dem Verkauf entstanden. Es muss erst wieder ein Anwalt eingeschaltet werden, um den Onlinehändler umzustimmen. 

Fall 5: Handy ausgeschaltet

Weihnachtsurlaub als besinnliche und erholsame Zeit zwischen den Jahren, das hat auch Nina M. geplant und deswegen ihr Diensthandy bei Urlaubsantritt ausgeschaltet. Ihr neuer Chef verlangt allerdings permanente Erreichbarkeit, auch im Urlaub. Nina M.s bewusste Entscheidung gegen seine Forderung ist für ihn Grund genug, sie zu entlassen. Pünktlich zu Heiligabend findet Nina M. also die Kündigung in ihrem Briefkasten. Da sie auf ihr Recht auf Erholung besteht, geht sie gerichtlich gegen die Kündigung vor und gewinnt. Die Kündigung muss zurückgezogen werden. Da Nina M. aber nicht in einem solchen Arbeitsklima tätig sein will, lässt sie mithilfe ihres Anwalts ihren Arbeitsvertrag aufheben und erhält außerdem noch eine Abfindung. 

###CustomElementStart###inform-teaser###{"title":"Damit Sie Ihr gutes Recht bekommen: die Allianz Rechtsschutzversicherung","text":"","isMail":false,"link":"https:\/\/www.allianz.de\/angebot\/recht-und-eigentum\/rechtsschutzversicherung\/?gclid=Cj0KCQiA4NWrBhD-ARIsAFCKwWu-JZHqGizkIIZYaxZSJuN2SU1MdfdeC4CS0l04HttxVNS8cc4BUJIaAg2NEALw_wcB&AZMEDID=SEM_SE-GG_VT-g_PR-SP.RSP.RS_KA-perma%7Copen%7CRSVBRechtsschutz_AG-RSV.B.Rechtsschutz_KW-allianz%20rechtsschutzversicherung_MT-b_AZ-609060096908_SL-keinSL_EG-Multiple&g_accid=4203771334&g_mccid=2538697020&ef_id=Cj0KCQiA4NWrBhD-ARIsAFCKwWu-JZHqGizkIIZYaxZSJuN2SU1MdfdeC4CS0l04HttxVNS8cc4BUJIaAg2NEALw_wcB:G:s&s_kwcid=AL!8161!3!609060096908!b!!g!!allianz%20rechtsschutzversicherung&gclsrc=aw.ds&gad_source=1","newTab":true,"btn":"Jetzt informieren","btnColor":"#F86200"}###CustomElementEnd###

Text Melanie Kiefersauer
Illustrationen Elsa Klever