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Allianz Unfallforschung: Aus dem Leben eines Crashtest-Dummys

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Die Hightech-Puppen des Allianz Zentrums für Technik halten seit Jahrzehnten den Kopf hin. Sie fahren absichtlich gegen Wände, um Autos sicherer zu machen. Ein Betroffener packt aus

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Seit mehr als 50 Jahren steht das Allianz Zentrum für Technik (AZT) für Kompetenz in der Kfz-Reparatur und Sicherheitsforschung. Ob Sicherheitsgurt, Airbag, Wegfahrsperre, Fahrassistenzsysteme oder Ablenkung am Steuer: Das 1971 gegründete AZT hat maßgeblich zur Etablierung von heute selbstverständlichen Sicherheitssystemen im Auto beigetragen. Dafür werden regelmäßig Crashtests mit Dummys durchgeführt, um wirkende Kräfte und deren Folgen bei einem Unfall zu visualisieren. Solche Versuche werden zu Themen wie Ladungssicherung, Hund im Auto sowie zum richtigen Umgang mit Sicherheitsgurt und Airbag durchgeführt. Wir haben uns das Crashtest-Zentrum angeschaut und uns von einem Insider rumführen lassen:

Autos crashen auf alle nur erdenklichen Weisen, von hinten, vorne oder von der Seite. Solange das so ist, werden wir gebraucht.

Max-Dieter, Crashtest-Dummy im AZT
Ein Crashtest-Dummy sitzt angegurtet auf dem Fahrersitz eines Autos.
Fest im Sitz: Im AZT werden mögliche Unfallszenarien nachgestellt

Die Dummys sind naturgetreu gebaut und besitzen, wie auch Menschen, Kniegelenke.
Die perfekte Ausrichtung: Vor jedem Aufprall wird der Dummy in die richtige Position gebracht
Bereit für den Crash: Ein letzter Blick in den Rückspiegel – jetzt kann es losgehen

Gleich geht das Licht an, und die Menschen kommen zu uns in den Keller. Meine beiden Betreuer Sebastian Dürnberger und Carsten Reinkemeyer sind wie immer die Ersten auf der unterirdischen Teststraße im Bauch des AZT. Sie schalten die Computer an und prüfen noch ein letztes Mal die Sitzposition und das Kabel, das aus meinem Körper zu den Messgeräten geht. Etwas später kommen Kameramann Martin Grimme und Versuchsingenieurin Melanie Kreutner hinzu. Gäste werden erwartet. Die wollen ein perfektes Spektakel. Einen sauberen Rums. Ich sitze schon die ganze Nacht über im Dunkeln am Steuer eines VW Sharan und warte. Das macht mir nichts aus, das Wichtigste bei meinem Beruf ist: Geduld haben. Es dauert jedes Mal fast einen Tag, bis ich endlich ans Steuer komme. Erst nimmt Oskar, mein mechanisches Double, für mich Platz. Mit seiner Hilfe wird stundenlang die genaue Sitzposition eingemessen. Vom Wartezimmer aus beobachtet meine Familie amüsiert die Prozedur. Oma unterhält die beiden Enkel mit Anekdoten und zeigt ihre Blessuren: abgerissene Finger, Schrammen, zerfledderte Silikonhaut. Sie war dabei, als man die WM-Autokorsos jubelnder Fans mit Dummys nachstellte. Sie stand mit Deutschlandschal und Fußballtrikot im offenen Schiebedach eines Audi A6. Beim Wandanprall schnitt die scharfe Kante in ihren Bauch. Meine Frau saß damals im offenen Fenster des Autos und demolierte mit dem Becken die B-Säule – alles festgehalten auf Highspeed-Video von Martin. Dabei setzt er uns stets ins beste Licht, was nicht immer einfach ist: Denn die Kameras müssen optimal positioniert sein und brauchen sehr viel und gleichmäßiges Licht. 

Klicken Sie durch die Bildgalerie:
Oskar am Steuer
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Markus mag jetzt solche Unfallgeschichten nicht hören, er hat sich zu unseren Füßen schmollend eingerollt. Als Flughund segelte er gestern beim Crash durch die Luft. Unfreiwillig, wie immer. An der Stirn ist das Fell aufgeplatzt, und die Drähte hängen raus. Ich bin stolz auf ihn. Immerhin konnte er den Menschen zeigen, was passiert, wenn das Haustier beim Unfall ungesichert zum gefährlichen Geschoss wird. Morgen hat mein Neffe, der BioRid II, seinen Einsatz. Er ist Spezialist für den Heckaufprall und das Schleudertrauma – oder, wie Melanie als gelernte Unfallanalytikerin sagen würde, das HWS-Syndrom. Seine Wirbelsäule ist fast so wie die des Menschen, man hat ihm Halsmuskeln aus federndem Stahl eingebaut. Mit seinen sensiblen Sensoren testet er, wie gut oder schlecht Kopfstützen und Sitze neuer Autos vor Verletzungen der Halswirbelsäule schützen.

Sehen Sie im Video: Hunde-Dummys im Crashtest
Naturgetreu: Hinter jedem Crashtest-Dummy steckt
eine Menge ausgeklügelter Technik

Melanie geht es bei der Arbeit mit uns nicht schnell genug: »Der will nicht«, sagt sie oft, wenn ein Bein klemmt. Oder: »Der ist heute mal wieder völlig unbelehrbar und macht Sachen, die er nicht machen soll.« Carsten beruhigt sie: »Es sind nur Dummys, die lernen nicht aus ihren Fehlern.« Witzig. Aus meiner Perspektive ist es genau umgekehrt. Der Mensch mit seinem Leichtsinn ist doch das Problem!

Ein guter Dummy muss aber verzeihen können. Und er muss vor allen Dingen das Warten wirklich lieben. Ich freue mich jedes Mal wieder aufs Neue, wenn Sebastian mir wie gestern Abend den »Teletubby«, eine Ösenschraube, in den Kopf dreht. Dann hänge ich am Haken eines Stahlseils. Mit dem Kran werde ich vorsichtig hochgehoben und zum Wagen auf der Testbahn gefahren. Dieser Moment des Schwebens ist für mich das Schönste. Vom vielen Sitzen ist mein Po schon ganz breit geworden – jetzt in der Luft fühle ich mich so frei. Ein paar schwerelose Gedanken jagen durch meinen Kopf: Wäre es nicht wunderbar, wenn alles im Leben so einfach wäre wie Nescafé? Das große Glück, Reichtum oder unfallfreies Fahren? Ein bisschen Pulver genügt, heißes Wasser drüber, umrühren, fertig. Typische Menschenfantasie, sag ich da nur. Völlig unrealistisch. Wir Dummys wissen, dass das nur eine schöne Illusion ist. Autos crashen auf alle nur erdenklichen Weisen, von hinten, vorne oder von der Seite. Solange das so ist, werden wir gebraucht. Einer muss ja den Kopf hinhalten. Meiner ist aus Aluminium und hält eine Menge aus.

Weil Menschen sentimental sind, geben sie Dummys Namen. Die Kollegen im AZT sprechen mich mit Max-Dieter an: eine Hommage an Max Danner, der 1971 das Institut für Kraftfahrzeugtechnik – den Vorläufer der heutigen AZT Automotive GmbH – gegründet hat, und seinen Nachfolger Dieter Anselm. Mein Namensvetter Max war ein Pionier der Unfall- und Reparaturforschung. Vor 50 Jahren fehlten weitgehend objektive Beurteilungskriterien für die Kraftfahrzeugreparatur: Was geht unter bestimmten Bedingungen kaputt, wie kann man reparieren, was kostet das? Max Danner setzte uns Hybrid-Dummys in Autos und untersuchte den typischen Stadtschaden, der etwa bei einem leichten Auffahrunfall entsteht. Dieser bis heute gefahrene Niedriggeschwindigkeitstest mit 15 km/h ist die Grundlage für die Ersteinstufung in das Typklassensystem der Kfz-Versicherung. Die von Max Danner mit uns entwickelten Crashtests haben auch international den Standard gesetzt.

Mein wirklicher Name ist Hybrid III, ich gehöre zur Spezies der am weitesten verbreiteten Dummys der Welt. Die Ersten von uns wurden in den 1950ern gebaut. Man nennt mich auch den 50-Prozent-Mann. Ich entspreche dem durchschnittlichen männlichen Autofahrer, wiege 78 Kilogramm, und könnte ich aufrecht stehen, wäre ich 1,75 cm groß. Mein Spezialgebiet ist der Front-Crash. In meinem Körper stecken bis zu 25 Sensoren, allein neun davon im Kopf. Die Messgeräte zeichnen auf, was mit mir passiert, wenn ich beispielsweise angeschnallt oder unangeschnallt gegen die Wand fahre. Wenn beim Aufprall etwas kaputtgeht, komme ich in die Dummyklinik zu Humanetics nach Heidelberg. Der Service dort ist okay, eine neue Rippe ist schnell eingebaut. Die Doktoren sind feinfühlig, das Öl für die Gelenke vom Allerfeinsten. Nur den Mann, den sie den »Masseur« nennen, fürchten wir. Er schraubt uns den Kopf ab und lässt ihn aus 40 cm Höhe fallen. Oder er schlägt mit einem Pendel auf unseren Brustkorb ein. Angeblich ist das eine Art Reset und Härtetest für die Sensoren.

»Noch fünf Minuten«, ruft Carsten. Gäste und Techniker begeben sich hinter gesicherte Scheiben. Ich höre sie lachen und die üblichen Scherze machen. Für manche sind wir die Idioten, die hirnlos und wehrlos immer und immer wieder platt gefahren werden. Einige verwechseln uns tatsächlich mit Schaufensterpuppen. Umgekehrt möchte ich nicht in eurer Haut stecken, wenn ihr aus Versehen mit Vollgas gegen den Baum rast. Ich weiß viel zu gut, welche Kräfte auf euren fragilen Körper wirken. Ein Aufprall mit 50 km/h ist gleichbedeutend mit einem Sturz aus zehn Metern Höhe. Autsch. Oder wie meine beiden Freunde Vince und Larry aus Amerika sagen würden: »You can learn a lot from a Dummy.« Die beiden sprechenden Dummys sind die Helden in Werbespots des US-Verkehrsministeriums. Sie reißen Witze über Menschen, die keinen Gurt tragen. Kinder lieben die Geschichten, wenn Vince und Larry vormachen, wie das ist, wenn man das 20-Fache seiner Körpermasse zu stemmen versucht. Das sind die Kräfte, die bei Frontalunfällen bereits bei 30 km/h wirken können. Das schafft noch nicht mal der beste Gewichtheber. Aber der Sicherheitsgurt kann es.

Klicken Sie durch die Bildgalerie: Arbeitsalltag im AZT
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Eigentlich müsstet ihr uns Kunstmenschen beneiden. Wir bleiben ewig jung und sterben nie. Wenn ich könnte, würde ich jetzt gerne aussteigen und den Besuchern vom allerersten Dummy erzählen. Er war ein Mensch und doch fast einer von uns. Colonel John Paul Stapp stellte sich in den späten 40ern und Anfang der 50er-Jahre freiwillig zur Verfügung. Er misstraute den Tier- und Kadaverversuchen, mit denen man vor uns experimentierte: »Ein Schimpanse kann nicht erzählen, wo es wehtut und ob der Gurt locker sitzt.« Für die U.S. Air Force testete Stapp Schleudersitze, Pilotenhelme und Sicherheitssysteme. Er setzte sich als menschlicher Dummy auf Raketenschlitten und ließ sich auf bis zu 1000 km/h beschleunigen und dann auf null bremsen. Dabei wirkte die 46,2-fache Erdanziehungskraft auf ihn ein. Auf Fotos und alten Filmaufnahmen kann man sehen, wie durch den Luftwiderstand sein Gesicht zur Knete wird. Ein anderer wäre dabei draufgegangen, aber er war einzigartig. Nach seinem Vorbild entstanden meine Vorfahren, Urgroßvater Sierra Sam, der vor allem für die Air Force arbeitete. Zur Familie der frühen Dummys zählen auch Stan, der Standardmann, und die VIP-50-Serie, die als »Very Important People« in den 1950er-Jahren für die Autohersteller GM und Ford zum Einsatz kamen. Der erste deutsche Dummy war ein ausgemusterter amerikanischer VIP-50, der unter einem Decknamen zu Mercedes kam. Beim ersten deutschen Crashtest im Jahr 1959 saß ein gewisser Oscar am Steuer. Heute beschäftigen die Stuttgarter einen modernen Klimadummy, der in memoriam Dr. Oscar heißt. Für Crashtests ist sich der Doktor zu fein, dafür wird er schockgefrostet und misst Lufttemperatur, Strömungen und Strahlungswärme. Im Auftrag des Kunden muss mancher Dummy eben auch mal frieren können.

Alltäglicher Arbeitsweg: Vom Rollstuhl …
… an der Dummy-Familie vorbei …
… bis zum Arbeitsplatz

Es geht los. »Messtechnik?« Okay. »Kamera?« Okay. »Ich beginne jetzt mit dem Countdown«, sagt Melanie. »5, 4, 3, 2, 1 und Crash.« Stille. Surren. Ein Knall. Die Zuschauer halten sich vor Schreck die Ohren zu. Während es mich nach vorne katapultiert und dann nach hinten in den Sitz schleudert, denke ich an Sisyphos. Er ist mein Idol, und ich glaube, die modernen Menschen haben seine Geschichte nie richtig verstanden. Für uns Dummys ist er ein positiver Held. Wir bewundern seine Ausdauer. Wie der Mann unermüdlich einen gewaltigen Felsblock mit aller Kraft einen Hügel hinaufrollt. Doch jedes Mal, wenn er oben angelangt ist und Sisyphos den Stein schon fast über die Kuppe werfen könnte, dreht ihn das Übergewicht zurück. Der Block rollt bergab. Aber Sisyphos gibt nicht auf, er macht immer weiter und stemmt ihn von Neuem Schritt für Schritt nach oben.

Wir im AZT machen das genauso. Nach dem Crash ist vor dem Crash. Der Blechschaden wird oben in der Werkstatt repariert. Wenn das Fahrzeug wieder heile ist, kommt es zum Bumper-Test noch mal auf die Crashbahn und wird danach erneut repariert. So geht das für uns Dummys wie bei Sisyphos jahrein, jahraus. Im Unterschied zum griechischen Mythos aber lernen die Forscher jedes Mal viel Neues über das Material, testen Reparaturmethoden und entwickeln Ideen für noch mehr Sicherheit.

Sicherheit geht vor: Auch die Funktionalität der Sitzgurte wird regelmäßig getestet

Am Steuer: Der nächste Heckaufprall steht an

Unsere Tage sind gezählt, sagen die Menschen. In Mountain View/Kalifornien, München und Wolfsburg haben sie Autos erfunden, die selbst fahren. »Autonom« ist das neue Zauberwort. Sensoren überwachen die Straße, während der Exfahrer Däumchen dreht, ein Nickerchen macht oder im Internet surft. Unfälle, so versprechen die Erfinder, wird es nicht mehr geben: »Computer machen keine Fehler.«

Eine schöne Fantasie. Als ich meiner Dummyfamilie im AZT davon erzählt habe, erhob sich im Dunkeln ein schepperndes Gelächter. Rex, unser großer Hund, kugelte durch den Raum, Oma schnippte trotz gebrochener Finger, und der Kopf des BioRid II wippte wie verrückt. Wenn Dummys lachen, klingt das in menschlichen Ohren wie metallisches Knirschen. Plötzlich hörten wir Schritte von oben. Ein Wachmann kam die Treppen heruntergestürzt und machte das Licht an. Wir saßen längst alle wieder auf unseren Stühlen. Alles war wie immer – fast. Wenn jemand genauer hingesehen hätte, wäre aufgefallen, dass das Grinsen auf unseren Gesichtern eine Spur süffisanter war als sonst. Aber so genau achtet ja keiner auf uns.

Voller Blessuren: Crashtest-Dummys müssen so einiges aushalten …
… und regelmäßig mit neuen Ersatzteilen ausgestattet werden
Sehen Sie im Video: 50 Jahre AZT
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Text
    Michael Cornelius
Fotos  Enno Kapitza

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Kraftfahrzeug Service

Psst, Geheimtipp! Was gegen Müdigkeit hilft

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Klingt harmlos, endet aber oft tödlich: der Sekundenschlaf. Die Experten Jörg Kubitzki und Roland Popp erklären das einzige Mittel, das dagegen wirkt. Spoiler: Es ist etwas, das im Bett passieren sollte

Herr Popp, Herr Kubitzki, ich bin mit dem Auto da. Wie viel Prozent der Verkehrsteilnehmer waren auf dem Weg wohl zu müde zum Fahren?

Dr. Roland Popp: Das ist sehr schwer zu beurteilen, und zwar aus zwei Gründen: Zum einen gibt es keine wirklich verlässlichen statistischen Daten. Zweitens gibt es keine objektiv messbaren Kriterien, wie etwa beim Alkoholmissbrauch, nach denen man objektiv beurteilen könnte, ob oder gar wie sehr jemand zu müde zum Autofahren ist. Aber nach einer Untersuchung unseres Schlafmedizinischen Zentrums kann ein Viertel aller tödlichen Unfälle auf bayerischen Autobahnen mit Schläfrigkeit in Verbindung gebracht werden!

Dr. Jörg Kubitzki: Nach einer Umfrage des Deutschen Verkehrssicherheitsrates geben 30 Prozent der Autofahrer an, dass sie hin und wieder eigentlich zu müde sind, um Auto zu fahren. Aber daraus lässt sich nicht ableiten, wie viele von 100 Autofahrern zu einem gegebenen Zeitpunkt x eigentlich gerade nicht fahren sollten – das ist eine Wunschfrage. Sicher existieren Müdigkeitsstatistiken, zum Beispiel in den amtlich erfassten Unfallursachen, auch das Allianz Zentrum für Technik hat eine eigene Auswertung. Aber für alle gilt: Mehr als Hinweise lassen sich selten ermitteln. Müdigkeit als Hauptursache ist kaum zu belegen.

»Ein Viertel aller tödlichen Unfälle auf bayerischen Autobahnen kann mit Schläfrigkeit in Verbindung gebracht werden«

Dr. Roland Popp, Psychologe und Somnologe

Wie lange dauert eigentlich der Sekundenschlaf?

Popp: Wir Schlafmediziner sprechen von sogenannten Mikroschlafepisoden, die wir zum Beispiel in unserem Schlaflabor per EEG überwachen. Die können ganz kurz sein – aber leicht auch mal 10, 15 Sekunden oder gar länger dauern. Dabei müssen übrigens die Augen nicht unbedingt geschlossen sein, der Zustand der Schläfrigkeit oder Müdigkeit sieht bei jedem Menschen anders aus.

Kubitzki: Der Begriff des Sekundenschlafs suggeriert für manche: “Die Gefahr dauert ja nicht lange.” Aber ab einer gewissen Müdigkeit ist einfach die Fahrtüchtigkeit insgesamt nicht mehr gegeben! Und wenn man ein, zwei Sekunden einnickt, sind die Minuten davor und danach auch gefährlich oder im Grunde die ganze Fahrt.

Unfallursache »Sekundenschlaf«: Psychologe und Somnologe Dr. Roland Popp forscht zum Einfluss von krankheitsbedingter Schläfrigkeit auf die Fahrtauglichkeit

Ich muss gestehen, dass ich im Handschuhfach immer eine Dose Energydrink habe. Bringt die was?

Kubitzki: Wenn Sie sich fragen, was Sie dagegen machen können, wenn Sie auf der Fahrt müde werden, ist ehrlich gesagt schon etwas schief gelaufen. Das gilt auch, wenn Sie sich auf technische Systeme verlassen – es sind bestenfalls Notlösungen.

Popp: Das beste Mittel gegen Müdigkeit ist tatsächlich Schlaf – aber eben bitte nicht am Steuer, sondern auf dem Rastplatz. Ein, wie die Schweizer sagen, Turboschlaf von 20 oder 30 Minuten hilft wirklich. Aber nicht länger, sonst fährt der Kreislauf herunter, und Sie kommen in tiefere Schlafstadien. Wenn Sie vor dem Nickerchen noch ein, zwei Kaffees trinken, dann verstärkt das sogar dessen Wirkung. Denn so lange braucht das Koffein, bis es im Blut ankommt.

Radio laut, Fenster runter …

Popp: Nützt beides nichts, das hat man im Fahrsimulator und bei Echtfahrten untersucht. Im Gegenteil: Wenn Sie sich subjektiv bei lauter Musik oder kühlerer Luft wacher fühlen – was aber objektiv nicht stimmt –, dann unterschätzen Sie den Grad Ihrer Schläfrigkeit auch noch.

Eine im Comic-Stil gehaltene Bildreihe zeigt einen beinahen Frontal-Crash zweier Autos, der erst im letzten Moment durch ein Ausweichmanöver verhindert werden kann.
Müdigkeit am Steuer: Nur eine Sekunde die Augen geschlossen, schon driftet der Wagen auf die falsche Spur

Autohersteller bieten ja Warn- oder Korrekturvorrichtungen gegen Sekundenschlaf an. Hilft das?

Kubitzki: Es ist ein Widerspruch in sich, wenn ich von einem Fahrzeug erwarte, dass es mich zuverlässig davor warnt, ein Fahrzeug zu führen! Kein System kann den Moment des tatsächlichen Wegnickens vorhersehen. Man kann über Parameter wie zum Beispiel das Lenkverhalten oder Spurmessungen charakteristische Veränderungsbilder erkennen und dann davor warnen, und das machen die unterschiedlichen Systeme der Automobilhersteller zur Fahrerzustandserkennung ja auch. Aber inwiefern all das wirklich geeignet ist, die Zahl der müdigkeitsbegründeten Unfälle zu verringern, dazu fehlen uns die entsprechenden Daten. Solange die fehlen, sind die Assistenzsysteme ein recht pragmatischer Ansatz, die Spurverlassens- oder Abstandswarner, die Notbremssysteme und andere. Aber nochmal: Das sind für Müdigkeitsfehler bestenfalls Notlösungen!

Popp: Die Müdigkeitssysteme gehen von globalen Müdigkeitsanzeichen aus. Aber es gibt da von Fahrer zu Fahrer deutliche Unterschiede. Die Müdigkeit wirkt sich auf das Fahrverhalten, auf den Augenlidschluss etc. zu unterschiedlich aus, um daran etwas Allgemeingültiges festzumachen.

Jeder ist quasi auf seine eigene Weise schläfrig?

Popp: Genau. Deshalb sind unterschiedliche Maßnahmen wichtig, um der Gefahr von Müdigkeit am Steuer zu begegnen. Zum Beispiel die »Rumble Stripes« oder Rüttelstreifen, die durch Vibration oder Töne darauf hinweisen, wenn jemand über Mittel- und Seitenstreifen hinausfährt. Und es bräuchte ausreichend Rast- und Parkplätze. LKW-Fahrer, die merken, dass sie müde sind, finden häufig gar keinen Platz für eine Pause, weil die Plätze überfüllt sind. Eine andere Möglichkeit wären architektonische oder farbliche Gestaltungsmaßnahmen auf besonders monotonen Streckenabschnitten, damit es quasi immer wieder ein bisschen was zu sehen gibt. Am wichtigsten wäre allerdings, dass sich vor allem Menschen mit chronischen Ermüdungserscheinungen untersuchen und behandeln lassen!

Crashtest-Dummys simulieren Müdigkeit: Im Allianz Zentrum für Technik erforscht Dr. Jörg Kubitzki, wie das Verhalten der Verkehrsteilnehmer und des Fahrerzustands das Unfallgeschehen beeinflussen

Illustration_weißes Zukunftsauto_KFZ-Teaser
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Können wir dann wenigstens auf das Google-Auto hoffen? Da wird es ja hoffentlich immer genug zu sehen geben.

Kubitzki: Seitens der Unfallforschung habe ich da gemischte Gefühle: Gerade automatisiertes Fahren birgt die Gefahr der Unterforderung und somit Müdigkeit und verleitet daher auch zu überzogener Ablenkung. Die Fahrer haben weiterhin Fahrerpflichten, müssen weiterhin Gefahren erkennen können. Für Lkw-Fahrer ist die automatisierte Fahrt Dienst. Müssen sie in dieser Zeit andere dienstliche Aufgaben erledigen? Würden sich Lenkzeiten wieder verlängern? Weil der Fahrer juristisch Fahrer bleibt, ist Schlafen beim automatisierten Fahren übrigens nicht vorgesehen, es gelten weiter die Kriterien für Fahrtüchtigkeit. Etwas anderes ist die autonome Fahrt im Shuttle, wo der Fahrer nur Fahrgast ist

Popp: Auch der Flugzeugpilot im Cockpit muss ja jederzeit eingreifen und reagieren können, selbst wenn das Flugzeug vom Autopiloten gesteuert wird. Wenn ich allerdings eingenickt war im Auto, dann dauert es möglicherweise viel zu lange, bis ich aus dem Zustand der sogenannten Schlaftrunkenheit heraus wieder wirklich reaktionsfähig bin.

»Es ist ein Widerspruch in sich, wenn ich von einem Fahrzeug erwarte, dass es mich zuverlässig davor warnt, ein Fahrzeug zu führen«

Dr. Kubitzki, Unfallforscher

Wenn ich nach unserem Gespräch wieder auf der Autobahn nach Hause fahre, wie viel Prozent meiner Mitfahrer im Verkehr sind überhaupt hellwach?

Kubitzki: Das Nachmittagstief müsste eigentlich schon vorbei sein – aber ich würde dafür meine Hand nicht ins Feuer legen …

Popp: Es hängt ja auch immer davon ab, wie viel Schlaf die Leute im Laufe der Woche bekommen haben. Am Ende der Arbeitswoche, sehr gut zu sehen zum Beispiel in der U-Bahn in Japan, baut sich ein zusätzlicher Schlafdruck auf. Aber heute ist ja Mittwoch, es ist es ja noch nicht Wochenende…

Kubitzki: Seit Jahrzehnten hat das gesamte Unfallgeschehen über den Tag verteilt zwei Spitzen: einmal, wenn die Menschen zur Arbeit fahren, und dann wieder, wenn sie von der Arbeit kommen. Wenn wir Feierabend haben nach diesem Gespräch und nach Hause fahren, ist unsere Verunfallungswahrscheinlichkeit erhöht. Aber wenn wir noch bis 19 Uhr in der Cafeteria warten, dann lässt der Heimreisestau wieder nach – das Unfallrisiko sinkt.

Mal ehrlich: Was haben Sie als Männer vom Fach für Rezepte gegen den Sekundenschlaf?

Kubitzki: Zum Glück war ich selbst nie in der Situation, dass ich auf eine lange Autofahrt angewiesen war oder spürte, nicht fahrtüchtig zu sein. Aber ich lege lieber mehr Rastpausen ein als weniger, auch wenn ich meine, ich bräuchte sie nicht.

Popp: Mein Rezept für mich, wenn’s mal länger und später wird: kurze Nickerchen zwischendurch und grüner Tee aus der Thermosflasche.

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Text     
           Christian Thiele
Illustration  Niklas Hughes

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Kraftfahrzeug

Stromaufwärts: E-Autos richtig versichern

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Elektroautos werden immer beliebter. Die Allianz bietet für die neuen Risiken und Herausforderungen der Elektromobilität passende Lösungen in der Autoversicherung

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2020: Rekordjahr für Elektroautos

Bei Haftpflichtfragen unterscheiden sich E-Autos nicht von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Im Bereich der Kaskoversicherung gibt es jedoch deutliche Unterschiede. Reparatur- und Abschleppkosten sind zum Beispiel bei Elektroautos wesentlich teurer, und es können Schäden beim Laden entstehen. Für diese erhöhten Risiken braucht es entsprechende Versicherungslösungen. Die Allianz bietet für E-Autos und für Voll- oder Plug-in-Hybridmodelle den passenden Schutz – und gewährt bei den Produktlinien Komfort und Premium Rabatte von 10 beziehungsweise 20 Prozent, je nach Antriebsart.

Rundumschutz für den Akku
Das Besondere am E-Auto ist der Akkumulator, also die Hochvoltbatterie. Muss der Akkumulator in einem Elektroauto nach einem schweren Unfall ersetzt werden, kann das in vielen Fällen einen Totalschaden bedeuten. Reparaturen am Akku können zudem nur in spezialisierten Werkstätten ausgeführt werden – das macht die Angelegenheit zusätzlich teuer. Bei der Allianz ist in der Voll- wie auch in der Teilkaskoversicherung die Batterie als Fahrzeugteil über alle Produktlinien mitversichert. In der Linie Premium gibt es sogar den Rundumschutz – hier sind auch Bedienfehler an der Ladestation abgedeckt oder der Diebstahl des Ladekabels. Ebenso sind indirekte Folgeschäden am Akku durch andere Schadenereignisse wie zum Beispiel Kurzschlüsse, Überspannung, Tierbisse, Lade- und Bedienfehler mitversichert. Das Fahrzeug selbst ist gegen Beschädigung, Zerstörung oder auch Diebstahl geschützt. Die Neupreisentschädigung zum Beispiel bei einem Unfallschaden ist sowohl für den Akku als auch für den gesamten Wagen bei der Allianz je nach Produktlinie bis zu 36 Monate möglich und kann über den Zusatzbaustein WerterhaltGarantie sogar bis auf 60 Monate erweitert werden.

Keine erhöhte Gefahr
Entwarnung gibt es beim Thema Sicherheit von E-Autos: Crashtests im Allianz Zentrum für Technik Automotive (AZT Automotive) zeigten, dass bei Unfällen mit Elektroautos keine erhöhte Gefahr von unter Hochspannung stehenden Fahrzeugteilen ausgeht. Auch das Brandrisiko eines E-Autos ist nicht höher als bei einem Wagen mit herkömmlichem Antrieb. Gehen die Lithium-Ionen-Batterien eines E-Autos nach einem schweren Unfall oder einem technischen Defekt doch mal in Flammen auf, sind diese aber oft nur schwer zu löschen. Außerdem können sich die Akkus erneut von selbst entzünden und verursachen zusätzlich höhere Aufwendungen an Zeit und Löschwasser. Neben den eigentlichen Löschkosten kommen noch hohe Summen zum Beispiel für die Entsorgung des kontaminierten Löschwassers oder für einen Spezialtransport der beschädigten Fahrzeuge dazu.

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Text 
Melanie Berggold
Foto  iStock/externe Media