30.01.2024

Wie Kuscheln das Immunsystem stärkt

Auf Infoscreens in ganz Deutschland erscheinen derzeit Gesundheitstipps, präsentiert von der Allianz Private Krankenversicherung. 1890 digital nimmt die Ratschläge auf – und vertieft das Wissen in Experteninterviews. Teil 11: Diplom-Psychologin Gabriele Bringer erklärt, warum gegenseitige Berührung effektiver ist als Selbstliebe

Zur Person

Portrait von Diplom-Psychologin Gabriele Bringer

Die Diplom-Psychologin Gabriele Bringer ist Leiterin der Beratungsstelle »Stresszentrum Berlin«. Seit 1991 arbeitet sie als selbstständige Trainerin, Beraterin und Seminarleiterin im Bereich Wirtschaftspsychologie. Ihre Schwerpunkte liegen auf den Bereichen Stress und Burn-out, Kommunikation und betriebliches Gesundheitsmanagement.

Warum stärkt ausgerechnet Küssen unser Immunsystem?
Küssen auf den Mund wirkt ein bisschen wie eine Schluckimpfung. Wer küsst, nimmt natürlich Speichel des Kusspartners auf. Der enthält Bakterien und Viren, die unser Immunsystem stimulieren, weil es sich mit den neuen Keimen auseinandersetzen muss. Aber auch die anderen Zärtlichkeiten können indirekt die Abwehrkräfte stärken.

Wirklich? Inwieweit?
Wenn Menschen sich einander liebevoll zuwenden, streicheln oder Händchen halten, werden das »Kuschelhormon« Oxytocin und das »Glückshormon« Endorphin ausgeschüttet. Diese wiederum hemmen das Stresshormon Cortisol. Sinkt der Stresslevel und steigert sich das Wohlbefinden, stärken diese Mechanismen automatisch auch das Immunsystem des Körpers. Das funktioniert sogar, wenn man sich selbst streichelt. 

Aber trotzdem ist eine gegenseitige Berührung effektiver als die Selbstliebe, oder?
Definitiv. Der Mensch braucht die gegenseitige Berührung. Nicht nur für sein Immunsystem. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass es auch weniger Aggressionen unter Freunden gibt, in denen Berührungen untereinander häufig sind. Das Gleiche gilt für Sportmannschaften. Eine US-Studie mit Basketballern hat gezeigt, dass Teams eine viel bessere Leistung zeigten, in denen besonders viele Po-Klapse und Schulter-Boxer gängige Praxis waren. 

Es reichen also schon kurze Berührungen?
Ja. In den USA konnten Wissenschaftler:innen zeigen, dass eine leichte und kurze Berührung am Arm oder an der Schulter ihrer Kund:innen genügte, damit Kellner:innen mehr Trinkgeld bekamen. Dabei war es egal, ob die Gäste Männer oder Frauen waren. 

Haben Berührungen noch mehr positive Effekte?
Massagen werden zum Beispiel bei Krebspatientinnen und -patienten eingesetzt, um die Nebeneffekte von Chemotherapie und Bestrahlung zu verringern. Verschiedene Meta-Studien haben gezeigt, dass solche Massagetherapien helfen, Ängste abzubauen, Depressionen entgegenzuwirken und sogar Schmerzen zu lindern. 

Interview Sonja Hoogendoorn
Fotos Simon Koy, privat

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