01.12.2023

Der Wellenmeister

Kapitän David Gouldsmith bringt die Arbeiter direkt zu den Offshore-Windparks. Er erzählt von riskanten Manövern, aktuellen Sicherheitsstandards und warum es ihm wichtig ist, woher der Strom aus der Steckdose kommt

Zur Person

David Gouldsmith ist Kapitän des Versorgungsschiffs Bibby WaveMaster Horizon. Er transportiert die Arbeiter direkt zu den Windkraftanlagen und wechselt sich während der Bauphase im 14-Tage-Rhythmus mit anderen Versorgungsschiffen ab. 

»Eigentlich wollte ich nie zur See fahren. Ich bin gelernter Elektriker, musste mich aber in jungen Jahren mit kleinen Jobs durchs Leben schlagen. Damals, in den 1980er-Jahren, gab es nicht viel Arbeit in England. Doch dann zog der Chefingenieur eines Frachtschiffs in unser Dorf. Sein Leben klang für meine gefrusteten Landei-Ohren nach Abenteuer. Und auf See wurden ausgebildete Handwerker gebraucht. Also heuerte ich an. Und bin nie mehr wirklich von Bord gegangen. 

Klicken Sie sich durch die Bildergalerie: Das ist die Bibby WaveMaster Horizon

Seitdem habe ich auf sehr vielen verschiedenen Schiffen gearbeitet. Erst als Elektriker. Dann als einfacher Matrose. Bis zum Kapitän habe ich mich hochgearbeitet – Fähren gesteuert, Halbtauchboote, Tanker, Reparatur- und Versorgungsschiffe von Bohrinseln. Verrückt. Ich bin tatsächlich mal für die Öl- und Gasindustrie über die Ozeane geschippert. 

Ausgerechnet das hat mich für meine Arbeit auf der Bibby WaveMaster Horizon qualifiziert. Denn das wohl Anspruchsvollste an meinem Job ist das Andocken an die Windradanlagen. So was habe ich für Bohrinseln auch gemacht. Bei Offshore-Windparks ist das Manöver aber riskanter, weil wir schlechtes Wetter oft nicht ganz abwarten können. Doch Wellenhöhen von drei Metern sind kein Problem. Wir haben einen Kran an Deck, mit dem wir eine Gangway zu den Anlagen ausfahren. Die Techniker gehen dann in 30 Metern über dem Wasser zu ihrem Arbeitsplatz. Unser Schiff sollte dabei seine Position selbst bei starkem Seegang nicht verlieren. Wir dürfen nicht zu nah an die Windradturbinen kommen und auch nicht zu weit wegdriften. Aber die Technik im Schiff gleicht das Schaukeln bis zu einem gewissen Grad aus, außerdem haben wir extrem hohe Sicherheitsstandards. Damals sind Arbeiter öfter auf der Gangway ausgerutscht oder hängen geblieben. Heute passieren kaum Unfälle. Da hat die Branche über die Jahre sehr viel dazugelernt. 

Heute bin ich sehr stolz darauf, als Kapitän der >Bibby< meinen Teil zum Ausbau von erneuerbaren Energien beizutragen. Es ist schon komisch: Als Elektriker habe ich mir damals nie Gedanken gemacht, ob es gute oder schlechte Stromquellen gibt. Dank meiner Arbeit ist mir das inzwischen nicht mehr egal. Am liebsten würde ich mir ja eine Solaranlage auf mein Dach bauen lassen. Aber ich wohne in einem über 200 Jahre alten Cottage in Südengland. Die Denkmalschutzbehörde war von der Idee nicht gerade begeistert. Na ja, das ist aber eine andere Geschichte.«

Auch diese Protagonist:innen haben ihren Teil dazu beigetragen, dass ein Megaprojekt wie He Dreiht gelingen kann: 

Text Sonja Hoogendoorn
Fotos Florian Manz

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