02.05.2023

Fit für die Zukunft

Coronapandemie, Krieg, Klimakatastrophe: Die vergangenen Jahre haben die Unternehmen vor enorme Herausforderungen gestellt. Wir stellen drei Firmenkunden der Allianz vor und zeigen, wie sie ihren Betrieb durch die schwierige Zeit geführt haben und mit welchen Lösungen sie künftigen Krisen entgegentreten wollen.

Credit: Ramon Haindl

Folge 1: Das Familienunternehmen Nutz aus Ampfing

Energie sparen – das ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. In Ampfing weiß man, wie das geht und vor allem wo: Allein ein Drittel des Energiebedarfs in Deutschland geht auf das Konto des Gebäudesektors. In unseren Häusern, Hallen und Büro- und Gewerbeimmobilien schlummert entsprechend großes Potenzial. Wie wäre es zum Beispiel mit einem System, das vorrauschauend auf Wetterumschwünge reagiert? Und zwar so, dass Heizungsanlagen nicht gleich komplett herabgefahren werden, wenn nach zwei sonnigen Tagen mit einem Kälteeinbruch zu rechnen ist. Die Anlage neu zu starten, würde nämlich mehr Energie verbrauchen, als sie auf niedrigem Niveau durchlaufen zu lassen. Ein solches System gibt es tatsächlich schon und wird neben anderen innovativen Anwendungen hier von der Nutz GmbH in Ampfing programmiert: »Mit unserer Technik können wir im Gebäudebetrieb bis zu 30 Prozent Energieeinsparung erzielen«, sagt Geschäftsführer Thomas Wimmer.

Zielgerichtet: Gebäude müssen klimaschonender oder gar klimaneutral werden
Abbaufähig: Häuser, Hallen und Heime verursachen sehr viel Energie
Ein preisgekröntes Geschäftsmodell

Im Juli 2022 kürte das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie die 50 wachstumsstärksten mittelständischen Unternehmen – darunter die Nutz GmbH. Das Familienunternehmen mit den beiden Gesellschaftern Manfred Nutz und Christian Gruber bietet nachhaltige Lösungen in den Bereichen Elektrotechnik, Sicherheitstechnologie und Gebäudeautomation. Der Gebäudesektor ist tatsächlich laut einer Studie des Berliner Borderstep Instituts Hauptverursacher der CO2-Emissionen in Deutschland. Der Ausstoß muss nach dem Klimaschutzgesetz bis zum Jahr 2030 halbiert werden. Darin liegt eine große Chance, findet Thomas Wimmer: »Mit unserer Arbeit tragen wir dazu bei, dass Gebäude klimaschonender oder gar klimaneutral werden.«

Gebäudeautomation, was heißt das genau? Sie umfasst – wie das Eingangsbeispiel andeutet – die automatische Steuerung, Regelung, Überwachung und Optimierung haustechnischer Anlagen. Sie integriert unter anderem Heizung, Lüftung, Klima, Beleuchtung, Verschattung und andere Gebäudetechnik in ein digitales System. Eine so vernetzte Infrastruktur ermöglicht es schließlich sogar, den Energieverbrauch mehrerer Liegenschaften zentral zu überwachen. Abweichende Werte werden registriert, angezeigt und analysiert, Fehlerquellen schnell entdeckt. Die Anlagen können über App per Handy oder webbasiert via PC verwaltet werden.

Ein ausgezeichnetes Unternehmen: Darin ist die Nutz GmbH spitze
Mann steht mit Schutzkleidung vor einer Maschine und hat ein Holzbrett in der Hand

Das Geschäft der Nutz GmbH liegt vor allem im B2B-Bereich. Vereinzelt mischen sich Privatkunden darunter. Die Sparte Gebäudetechnik, zu der die Bereiche Daten- und Elektrotechnik und Sicherheitstechnik zählen, trug im Jahr 2021 52 Prozent zur Gesamtleistung der Firma bei. 48 Prozent brachte die Sicherheitstechnik ein. Die Kundschaft findet sich bundesweit und über die Grenzen hinweg. Dazu zählen Unternehmen wie Deutsche Bahn Fernverkehr AG, Hammer AG Optima-Aegidius-Firmengruppe oder das Schokoladenwerk Ferrero MSC GmbH & Co. KG. Eines der Highlights im Bereich Gebäudeautomation war im vergangenen Jahr der Auftrag der SAP SE mit einem Volumen von rund zwei Millionen Euro. 

»Unternehmen suchen angesichts hoher Energiekosten verstärkt nach Alternativen und Einsparmöglichkeiten.«

Thomas Wimmer, Geschäftsführer

»Unsere Auftragsbücher sind voll«, freut sich Thomas Wimmer. Sein Unternehmen ist gut durch die Coronakrise gekommen. Der Manager beobachtet, dass Unternehmen nun angesichts hoher Energiekosten verstärkt nach Alternativen und Einsparmöglichkeiten suchen. Er sieht aber auch die Herausforderungen, die dieses Jahr mit sich bringt: steigende Preise, Lieferengpässe, Fachkräftemangel. Die Kosten – auch die Finanzierungskosten – fallen weit höher aus als eingeplant. »Sie sind explodiert«, sagt Wimmer und führt Material-, Kraftstoff- und Leasingkosten als Beispiele an. Er befürchtet, dass viele Unternehmen inflationsbedingt ihre Investitionen einschränken. Was die Lieferengpässe betrifft, verrät der Kaufmann: »Wir haben im vergangenen Jahr einen Lagerbestand von bis zu zwei Millionen Euro aufgebaut.« Er rechnet damit, dass die Nutz GmbH auch in diesem Jahr ausreichend bevorratet ist, um ihre Kundinnen und Kunden zu bedienen.

Interne Ausbildung gegen Fachkräftemangel

Ihm und seiner Kollegin Elke Stienert, Head of Human Resources, macht zudem der Fachkräftemangel zu schaffen. »Er trifft uns schwer«, gesteht Stienert. Als Gegenmaßnahme bildet das Unternehmen sehr stark selbst aus – beispielsweise Elektroniker:innen in drei verschiedenen Fachrichtungen, Informatiker:innen, technische Systemplaner:innen, Kaufleute für Büromanagement und Lagerfachkräfte. Zusammen mit den dualen Studierenden beschäftigt die Nutz GmbH bundesweit 48 Auszubildende über alle Lehrjahre hinweg. Es wird auch intern weitergebildet: »Wir haben im vergangenen Jahr die Nutz-Akademie gegründet. Es ist wichtig und notwendig, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst von der einen Stelle hin zur anderen weiterzuentwickeln«, weiß die Personalchefin.

Dass die Firma zeitgemäße Anreize setzt, um ihr Personal zu halten, scheint zu überzeugen: Die Fluktuation ist gering, und in den vergangenen fünf Jahren stieg die Zahl der Mitarbeitenden von 227 auf 385 im In- und Ausland. Der Umsatz des Unternehmens hat sich in diesem Zeitraum von 28 auf 57 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Neben dem Hauptsitz in Ampfing unterhält die Nutz GmbH jetzt sechs weitere Standorte in Deutschland sowie zwei Tochtergesellschaften in Tschechien und der Schweiz. Und auch in Ampfing selbst ist der Erfolg jetzt unübersehbar: An das bestehende Firmengebäude wurde vor Kurzem ein 1500 Quadratmeter umfassender Neubau angeschlossen – als Showcase für die Zukunft.

Attraktive Altersvorsorge

Auf den Fachkräftemangel reagiert das Unternehmen Nutz mit besonderen Anreizen für seine Beschäftigten: Ihnen wird ein überdurchschnittlich hoher Zuschuss zur betrieblichen Altersvorsorgen (bAV) gewährt. Personalchefin Elke Stienert hatte bei ihrem Eintritt ins Unternehmen vor rund acht Jahren selbst eine bAV mitgebracht. Seither wird dieses Angebot im Haus systematisch vorangetrieben: »Wir fangen schon bei den Azubis mit einem sehr hohen Zuschuss von monatlich 40 Euro an. Die Azubis selbst wandeln nur 10 Euro ihrer Vergütung um, wobei sie keinen steuerlichen Vorteil haben, denn sie zahlen ja noch keine Steuern. Der Anreiz, etwas für die Altersvorsorge zu tun, liegt hier im hohen Zuschuss.« Alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten einen Zuschuss in Höhe von 20 Prozent – 5 Prozent mehr, als gesetzlich vorgeschrieben. Außerdem besteht für die Mitarbeitenden auch die Möglichkeit, ihre vermögenswirksame Leistung in die bAV umzuwandeln. So kann jeder einen Höchstbeitrag von rund 75 Euro an Arbeitgeberzuschuss erreichen.

Text Petra Benesch
Foto Verena Kathrein

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