Husten- und Bronchialtee, Mischungen für die innere Mitte oder süßer Bratapfel – im Handel findet sich das passende Heißgetränk für jede Lebenslage. Aber halten die Beutel auch, was sie versprechen? Tee-Sommelière Sandra Burghardt hat fünf Sorten verkostet – und erklärt im Video, wie sich auch loser Tee ganz einfach zubereiten lässt.
Der Sinnliche
Was ist das für ein Typ? Hüttenzauber, Wintertraum, Gebrannte Mandel oder Bratapfel – mit klangvollen Namen und Zusatzstoffen gaukeln aromatisierte Früchtetees jahreszeitlich passende Szenerien vor. Macht Lust darauf, mit einer Süßspeise auf dem Sofa zu entspannen.
Was ist drin? Äpfel, Hagebutten, Zimt, Orangenschalen, Aroma, Süßblätter, Säuerungsmittel
Damit muss man rechnen: 4,78 Euro / 100 g
Was er verspricht: Soulfood aus der Tasse
Das sagt die Expertin: »Schmeckt besser als er riecht. Sehr süß – klar, denn Aroma enthält in der Regel Zucker. Der Geschmack ist oberflächlich, verfliegt sehr schnell – typisch für Beuteltee.«

Der Medizinische
Was ist das für ein Typ? Ein Arzneitee mit Kräutern, der auf natürliche Weise gesund machen will. Laut Hersteller werden die enthaltenen Kräuter gemäß Jahrtausende altem Wissen sowie aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen der Pflanzenheilkunde angebaut und verarbeitet.
Was ist drin? Lindenblüten, Anis, Thymian
Damit muss man rechnen: 16 Cent / Beutel
Was er verspricht: Genesung
Das sagt die Expertin: »Lindenblüten helfen gegen Erkältungen im Allgemeinen, aber nicht spezifisch gegen Husten. Ich würde eher Eibischwurzel oder Spitzwegerich als Zutat erwarten. Geschmack und Geruch könnten intensiver sein. Der Thymian ist zu vordringlich. Das ist zwar eine tolle Heilpflanze, die als natürliches Antibiotikum gilt. Wenn ich mir aber wirklich etwas Gutes tun wollte, käme ich nicht auf die Idee, einen Beutel in die Tasse zu hängen. Ich vermute, dass bei diesem Produkt der medizinische Nutzen nicht im Vordergrund steht.«

Der Günstige
Was ist das für ein Typ? Besonders preiswerter Tee der Eigenmarke eines Supermarkts.
Was ist drin? Pfefferminze
Damit muss man rechnen: 1,58 Euro / 100 g
Was er verspricht: Nichts, was er nicht halten kann
Das sagt die Expertin: »Dürftig für Minze: Schmeckt im ersten Moment nach nichts, irgendwann kommt auf der Zunge eine minzige Note an. Die verschwindet aber auch schnell wieder. Normalerweise füllt Pfefferminztee den Mund mit seinem Aroma aus. Im Nachgang leicht muffiger Geschmack. Bei dem Preis war aber auch keine hochwertige Ware zu erwarten. Wenn man den Beutel aufschneidet, sieht man, dass da nur klein gehäckselte Kräuter drin sind. Ganze Blätter, idealerweise loser Tee, sind die bessere Wahl. Der Beutel ist mit einer Metallklammer zusammengeheftet, das ist nicht umweltfreundlich.«

Zur Person

Sandra Burghardt ist ausgebildete Tee-Sommelière. Sie trinkt Tee seit ihrer Kindheit und verkaufte jahrelang Heilkräuter und Genusstees in einer Apotheke. Sie gibt Seminare, bietet Verkostungen an und hat einen Onlineshop. Mehr unter die-teekammer.de
Tee richtig zubereiten:
Der Achtsame
Was ist das für ein Typ? Yoga to go – dieser Tee hat eine eigene Philosophie. Will wahrhaftig und authentisch sein und inspirieren.
Was ist drin? Kamillenblüten, grüne Minze, Süßholzwurzel, Lavendel, Ashwagandhawurzel, Hanfsamenölgranulat
Damit muss man rechnen: 13,30 Euro / 100g
Was er verspricht: Die innere Mitte zu finden und wahre Gelassenheit
Das sagt die Expertin: »Lavendel und Minze schmeckt man deutlich heraus. Ashwagandha ist ein klassisches Nahrungsergänzungsmittel, das im Tee eher ungewöhnlich ist. Auch Hanfsamenöl kenne ich nicht in dem Zusammenhang. Der Geschmack ist ausgewogen, hat genug Volumen. Ob er geeignet ist, um die innere Mitte zu finden? Ich kann mir gut vorstellen, eine Tasse davon nach der Yogastunde zu trinken.«

Der Handgemachte
Was ist das für ein Typ? Exklusive Mischung von Alpenkräutern aus einer Manufaktur im Chiemgau.
Was ist drin? Melisse, Pfefferminze, Erdbeerstücke, Holunderblüten, Kamille
Damit muss man rechnen: 23,50 Euro / 25 g
Was er verspricht: Ein Schluck Wohlbefinden und Gesundheit
Das sagt die Expertin: »Lecker. Pfefferminze und Melisse ergänzen sich gut. Leicht herbe Note. Die Waldbeere, die als Zutat angegeben ist, nehme ich nicht wahr. Den Geschmack vermisse ich bei einem Tee aus Alpenkräutern aber auch nicht. Den Preis finde ich allerhand. So viel kosten normalerweise handgepflückte Grüntees aus Japan. Der Preis muss in Relation zum Inhalt stehen. Das Geschmackserlebnis ist mir für das Geld nicht exklusiv genug.«

Text Sandra Michel
Illustrationen Claudia Klein
Video Max-Martin Bayer