23.05.2022

Tierisch beliebt: Mit Katze und Hund läuft’s rund

Millionen Menschen in Deutschland holen sich einen Hund oder eine Katze in die eigenen vier Wände. Warum das mehr ist als eine Modeerscheinung  

Der Trend zum Tier gewinnt seit Jahren an Tempo. Bildhaft beschrieben verhalten sich die Zahlen wie ein Rennpferd beim Öffnen der Startbox: Sie galoppieren. 34,9 Millionen Haustiere gab es 2020 in Deutschland – über drei Millionen mehr als noch vier Jahre zuvor. Vor allem Katzen (plus 2,3 Millionen) und Hunde (plus 2,1 Millionen) werden immer zahlreicher. Weniger populär sind Ziervögel und sonstige Kleintiere.

Haustiere tun der seelischen und körperlichen Gesundheit gut

Seit März 2020 verstärkt die Pandemie den Trend, denn viele Menschen holten sich in Zeiten des Lockdowns Gesellschaft ins Haus. Was in einigen Regionen allein schon deshalb hilfreich war, um Ausgangssperren per Gassi-Runde zu umgehen, nützt auch in weniger dramatischen Zeiten medizinisch: Längst ist erwiesen, dass Haustiere der seelischen und körperlichen Gesundheit guttun. Tierhalter haben weniger Stress, ein geringeres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, und auch das Cholesterinlevel ist niedriger. Krankheiten werden schneller überwunden.

Dass die Menschen in Deutschland zunehmend auf den Hund oder die Katze kommen, führen Experten auch auf gesellschaftliche Veränderungen zurück, die nichts mit Corona zu tun haben: Klassische Familien- und Dorfstrukturen sind nicht mehr selbstverständlich. Es gibt mehr Single-Haushalte, den Nachbarn kennt man oft gar nicht, geschweige denn, dass man ihn aufs heimische Sofa einladen möchte, um ihm den Kopf zu kraulen. Die moderne Zivilgesellschaft lässt viele ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger (und auch immer mehr jüngere) einsam zurück. Einsamkeit ist eines der großen Probleme unserer Zeit, und ein Tier ist ein gangbarer Ausweg.

3,3 Milliarden Euro allein für Hunde- und Katzenfutter

Dabei ist die Affinität zu Vierbeinern mehr als eine Modeerscheinung – sie hat eine jahrtausendealte Kulturgeschichte. »Die ältesten Felszeichnungen, auf denen Menschen Hunde an Leinen führen, sind 9000 Jahre alt«, sagt Sozialwissenschaftler Frank Nestmann, der intensiv zur Mensch-Tier-Beziehung forscht. Schon Goethe ließ den Mephisto als Pudel in Dr. Fausts Leben treten. Auch andere äußerten sich eindeutig, sei es nun Franz Kafka (»Alles Wissen, die Gesamtheit aller Fragen und alle Antworten ist in den Hunden enthalten«), Albert Schweitzer (»Es gibt zwei Möglichkeiten, dem Elend der Welt zu entfliehen: die Musik und die Katzen«), Pablo Picasso (»Katzen sind die rücksichtsvollsten und aufmerksamsten Gesellschafter, die man sich wünschen kann«) oder Carl Zuckmayer (»Ein Leben ohne Hund ist ein Irrtum«).

Doch zurück zu den Zahlen. Dass die Menschen in Deutschland 2020 stolze 3,3 Milliarden Euro allein für Hunde- und Katzenfutter ausgaben, zeigt, dass das Thema auch eine wirtschaftliche Dimension hat. Was für Halter richtig teuer werden kann, ist, wenn Tiere unvorhergesehene Schäden anrichten, sich verletzen oder krank werden. Eine Tierhalterhaftpflicht- und eine Tierkrankenversicherung schützen vor diesen Risiken.

Junger Mann sitzt mit Hund und Laptop auf dem Schoß auf dem Fußboden in seiner frisch bezogenen Wohnung.
Angelika Kiefmann sitzt mit ihrem Hund Inka vor einer blauen Leinwand.

Angelika Kiefmann (67) & Hündin Inka (7) 

»Meine Münsterländerin Inka habe ich als Welpen bekommen. Eigentlich bin ich gar kein Hundemensch. Mein Mann ist Jäger, daher hatten wir aber immer einen Hund, seit wir verheiratet sind. Als der letzte Hund starb, wollte ich kein Tier mehr. Ich bin sehr aktiv, arbeite noch, treibe Sport und passe oft auf meine Enkelkinder auf. Aber ich merkte, dass mein Mann einen vierbeinigen Freund braucht und habe zugestimmt. Natürlich habe ich Inka längst ins Herz geschlossen. Ich möchte, dass es ihr gut geht und gehe bei jedem Wetter mit ihr raus. Sie hält mich fit: Walken oder joggen brauche ich zurzeit nicht.«

Heiko Schlukowski-Bieneksitzt sitzt im Pferdestall auf seinem Wallach Twister vor einer blauen Leinwand.

Heiko Schlukowski-Bienek (61) & Wallach Twister (25)

»Jeden Morgen auf dem Weg zum Dienst fahre ich an Twisters Weide vorbei, wo er und ein anderer Wallach ihren Lebensabend verbringen. Im Herbst ist das ein besonders schönes Bild, wenn der Frühnebel über der Wiese liegt und die Pferde die Ohren spitzen. Ich bin Polizist, und Twister war mein Dienstpferd bei der Reiterstaffel. Mit 16 war er gesundheitlich angegriffen und konnte nicht mehr im Dienst eingesetzt werden. Ich übernahm ihn dann privat. Da musste ich nicht lang überlegen: Ich hatte viel Freude an ihm gehabt und wollte ihm einen ruhigen Lebensabend ermöglichen. Früher war er ungestüm, und es war nicht immer einfach mit ihm. Wir mussten uns erst aneinander gewöhnen. Mittlerweile kenne ich ihn in- und auswendig. Twister hat mich noch nie im Stich gelassen. Und das werde ich auch nicht tun.«

Eine 20 steht groß mittig und das Prozent hochkant rechts
Illustration: Ein kranker Hund hat ein Fieberthermometer im Mund
Brigitte Vermeulen sitzt mit ihrem schwarz-weißen Kater Dusty vor einer grünen Leinwand.

Brigitte Vermeulen (69) & Kater Dusty (15)

»Ich hatte gerade mein ganzes Leben umgekrempelt, als Dusty vor meiner Tür saß: Hinter mir lagen eine Scheidung und ein Umzug – und ich hatte meine Katze weggeben müssen, da sie sich in der neuen Umgebung nicht wohlfühlte. Dusty hat nur drei Beine und streunte bereits seit Jahren durch die Nachbarschaft und ließ sich von keinem anfassen. Ich gab ihm zu fressen, und er fasste Vertrauen zu mir. Das war 2009, heute ist er total anhänglich und liebesbedürftig. Für mich ist Dusty auch sehr wichtig. Ich habe einen Partner und viele Freunde, aber wenn ich abends nach Hause komme, freue ich mich auf meine Ruhe – und seine Gesellschaft. Dustys Schnurren entspannt mich. Das merke ich auch, wenn ich mich über etwas geärgert habe und mein Blutdruck in die Höhe schießt: Den Kater zu streicheln, beruhigt mich. Tiere hatten schon immer diese Wirkung auf mich. Sogar bei der Geburt meiner Tochter hat meine damalige Katze mir durch die ersten Wehen geholfen, in dem sie sich auf meinen Bauch gelegt hat.«

Heidi Rothenbach gibt ihrem Kakadu Phelinchen einen Kuss, während sie vor einer pinken Leinwand stehen.

Heidi Rothenbach (80) & Kakadu Phelinchen (40)

»Phelinchen ist eine Gelbhaubenkakadu-Dame, die ich vor 15 Jahren von dem Vorsitzenden des Vereins Papageienfreunde Nord übernommen habe. Ihr Partner ist vor einiger Zeit gestorben, sodass sie jetzt leider allein lebt – gar nicht gut für einen Kakadu. Das sind hochsensible Vögel. Aber ich kümmere mich so gut ich kann um sie, sorge für Tannen- und Lärchenzapfen, Löwenzahn und frische Zweige. Ich habe immer eine Baumschere dabei. Im Sommer sammle ich bis zu 4000 Hagebutten, die ich für den Winter einfriere. Tiere sind mein Leben – und sie halten mich auf Trab. Außer Phelinchen leben bei mir ein weiteres Kakadu-Pärchen und eine Katze. Auf dem Balkon füttere ich Eichhörnchen und Spechte. Tiere sind so ehrlich und dankbar für die Liebe, die ich ihnen schenke. Das ist ein schönes Gefühl. Da kommt so viel Vertrauen zurück.«

Text Detlef Dreßlein, Sandra Michel
Illustration Veronika Kieneke
Foto Lara Freiburger

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