Foto von Roy von der Locht in einem BehandlungsraumFoto von Roy von der Locht in einem Behandlungsraum

Roy von der Locht und seine Tochter waren selbst Krebspatienten. Heute geht es ihnen wieder gut

01.06.2020

Eine zweite Meinung – denn doppelt hält besser

Bei einer Krebsdiagnose hängt alles von der richtigen Therapie ab. Roy von der Locht war selbst betroffen. Als Vorstand der HMO AG (krebszweitmeinung.de) erklärt er, wie wichtig eine zweite Einschätzung ist.

Herr von der Locht, 2015 haben Sie selbst eine Krebsdiagnose erhalten. Welche Gefühle hat das in Ihnen geweckt? 
Tatsächlich war es nicht das erste Mal, dass wir mit so einer Diagnose konfrontiert wurden. Meine Tochter hatte vor elf Jahren, damals war sie erst 13, Krebs. Ich habe zu diesem Zeitpunkt mein gesamtes Netzwerk genutzt, um herauszufinden, welche die beste Vorgehensweise für ihre Therapie ist. Schließlich geht es dabei um eine Entscheidung über Leben und Tod. Für meine Tochter haben wir mehrere Expertenmeinungen eingeholt. Jede von ihnen hat die Erstdiagnose und die vorgeschlagene Therapie bestätigt. Das hat uns Sicherheit gegeben.

Wie geht es Ihnen und Ihrer Tochter heute? 
Sehr gut! Wir haben alles überstanden. Denn auch, als man bei mir vor ein paar Jahren Krebs diagnostizierte, habe ich mir weitere Meinungen eingeholt. Wie sich gezeigt hat, war das am Ende entscheidend für meine Genesung.

»Hätte ich mir keine Zweitmeinung geholt, wäre meine Therapie vermutlich anders verlaufen«

Roy von der Locht, Vorstand des Dienstleisters HMO

Inwiefern? 
Der Hauptbestandteil meiner Therapie war Rituximab, ein biotechnologisch hergestellter Antikörper, der in der Krebsimmuntherapie eingesetzt wird. Ein Zweitmeinungsgeber erklärte mir, wie wichtig ein hoher Vitamin-D-Spiegel sei, damit der Antikörper seine volle Wirkung entfalten könne. Wie sich bei der Überprüfung meiner Blutwerte herausstellte, war meiner allerdings sehr niedrig. Hätte ich mir keine Zweitmeinung geholt, wäre meine Therapie vermutlich anders verlaufen. Daher kann ich nur jedem empfehlen, bei einem weiteren Experten Rat einzuholen.

Worauf sollte ich als Patient dabei achten? 
Holen Sie sich die Meinung bei einem kompetenten Krebszentrum ein. Studien zeigen, dass Therapieempfehlungen aus solchen Zentren die Überlebenswahrscheinlichkeit um bis zu 19 Prozent erhöhen. Geben Sie für eine gesicherte Zweitmeinung Einsicht in alle medizinischen Unterlagen. Ein dritter und sehr wichtiger Tipp: Achten Sie unbedingt darauf, dass der Meinungsgeber keine monetären Interessen an Ihrer Diagnose hat. Bei krebszweitmeinung.de beauftragen wir deshalb immer ein Team, das weit entfernt vom Wohnort des Patienten tätig ist.

»Eine zweite Meinung ist zu jedem Zeitpunkt nützlich«

Roy von der Locht

Zu welchem Zeitpunkt lasse ich mir eine Zweitmeinung geben? 
Die Therapie bei Krebserkrankungen wird maßgeblich von der Psyche beeinflusst. Studien haben bewiesen: Wenn Menschen an die Wirkung der Therapie glauben, ist diese erfolgreicher als bei Patienten, die von vornherein von einem Misserfolg ausgehen. Wenn Sie sich also schon zu Beginn Ihrer Behandlung eine Zweitmeinung geben lassen, die möglicherweise die Erstdiagnose und die daran angeschlossene Therapie bestätigt, fühlen Sie sich als Patient viel sicherer. Eine zweite Meinung ist zu jedem Zeitpunkt nützlich, direkt nach der Erstdiagnose, aber auch noch einige Jahre später. Denn die Krebsforschung macht enorme Fortschritte. Jahre nach der Erstdiagnose sind durchaus neue Behandlungen oder Diagnostiken möglich.

Wenn bei meiner Zweitmeinung nun aber ein ganz anderes Ergebnis rauskommt, verunsichert mich das dann nicht eher? 
Bei 27 Prozent unserer Fälle ist die bisherige Behandlung oder Diagnose verbesserungswürdig. Bei 17 Prozent, also jedem sechsten Fall, ist die gewählte Therapie sogar schlichtweg falsch. Damit wollen wir die Patienten nicht verunsichern, im Gegenteil. Wir helfen ihnen, korrektive Maßnahmen zu ergreifen, um eine Genesung wahrscheinlicher zu machen. Kein Arzt ist frei von Fehlern oder übersieht absichtlich etwas. Trotzdem kann es passieren. Um absolut sicherzugehen, sollten Patienten deshalb die Chance wahrnehmen.

Hat jeder Anspruch auf eine professionelle Zweitmeinung? 
Das Recht auf Zweitmeinung ist im Sozialgesetzbuch in Paragraf 27b festgelegt. Die aktuelle Empfehlung des Gemeinsamen Bundesausschusses, kurz G-BA – er ist das höchste Beschlussgremium der Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen – lautet allerdings, dass Krebserkrankungen davon ausgenommen sind. Das ergibt natürlich keinen Sinn, denn gerade bei diesen Diagnosen sind Zweitmeinungen besonders wichtig. Das bedeutet, es gibt zwar den Paragrafen, aber er ist in den Leistungskatalogen der meisten Krankenkassen noch nicht ordentlich umgesetzt. Die Allianz ist da eine Ausnahme und bietet in Kooperation mit uns und 88 Krebszentren einen Zweitmeinungs-Service an.

Was würden Sie einem Patienten raten, der zweifelt, ob er den ganzen Aufwand auf sich nehmen soll? 
Haben Sie keine Angst davor. Eine Zweitmeinung ist in jedem Fall sinnvoll, auch wenn Sie sich bei Ihrem Onkologen bereits gut aufgehoben fühlen. Ich hatte damals einen sehr guten Arzt, trotzdem hat er nicht erkannt oder gewusst, dass ein hoher Vitamin-D-Spiegel bei mir der Schlüssel für die Bekämpfung des Tumors ist. Im Falle meiner Tochter haben uns die zusätzlichen Meinungen erst die Sicherheit gegeben, dass sie auch wirklich die bestmögliche Therapie erhält.

Gut zu wissen: Zweitmeinung bei Krebserkrankung: 
Jeder zweite Deutsche erhält im Lauf seines Lebens eine Krebsdiagnose. Entscheidend ist dann, schnell die richtige Therapie zu finden. Die Allianz Private Krankenversicherung (APKV) bietet ihren Vollversicherten kostenfrei einen Zweitmeinungs Service bei Krebserkrankung an. Die APKV kooperiert dazu mit dem Servicedienstleister HMO und 88 Krebszentren. Mehr Infos unter krebszweitmeinung.de

Interview  Madita Tietgen
Foto            Daniel Delang

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