11.06.2021

Auf Amtswegen: »Wer nicht fit ist, hat verloren«

Sie arbeiten für uns alle und stehen gerade in Zeiten von Corona vor großen Aufgaben. In Deutschland gibt es 1,8 Millionen Beamte. Wie kommen sie mit den Herausforderungen im Beruf zurecht – und welchen Schutz brauchen sie? Drei von ihnen erzählen

Christina Jaud
Polizeikommissarin

Dafür bin ich da: Als Dienstgruppenleiterin koordiniere ich Einsätze von der Zentrale aus, begleite Kommandos vor Ort, kümmere mich um Dienstpläne und das Wohlergehen meiner Kolleginnen und Kollegen.
Mein schönster Moment: Ich habe eine Frau aus einem brennenden Haus gezogen und ihr damit das Leben gerettet. Dabei hätte ich selbst sterben können. Aber ich würde es immer wieder tun. Für mich gibt es nichts Befriedigerendes, als einem Menschen zu helfen.
Das belastet mich: Seit Corona habe ich viel zu wenig Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern, das ist schade. Als Vertreterin des Staats wurde ich aber auch schon angefeindet.
Das tue ich für mich: Ich mache seit 25 Jahren Taekwondo und verbringe jede freie Minute mit Sport.

»Die erste Leiche vergisst man nicht«: Christina Jaud hat einen harten Job, aber er ist unverzichtbar

Dass sie Polizistin werden wollte, wusste Christina Jaud schon als kleines Mädchen. Eines Tages kam die Polizei in den Kindergarten zu Besuch, die Beamten waren mit dem Streifenwagen da, die damals vierjährige Christina durfte sich auf den Fahrersitz setzen. »Da war’s um mich geschehen«, sagt sie und lacht.

Heute ist Jaud 32 Jahre alt, 178 cm groß, schlank und durchtrainiert. Sie sitzt bei geöffnetem Fenster in einem hellen Besprechungsraum der Polizeiinspektion im oberbayerischen Wolfratshausen, wo sie seit Anfang des Jahres Dienstgruppenleiterin ist. Die Schulterklappen ihrer Uniform ziert je ein silberner Stern. Dienstgrad: Polizeikommissarin. Draußen scheint die Sonne auf das eindrucksvolle Alpenpanorama, der Frühlingswind weht herein – eine filmreife Kulisse. Tatsächlich wird in der 19 000-Einwohnerstadt eine Krimiserie gedreht, die früher als »Hubert und Staller« bekannt war, inzwischen »Hubert ohne Staller« heißt. Auch wenn es Parallelen zu ihrem Job gibt – nächtelange Gespräche mit den Kollegen im Streifenwagen etwa –, gleicht Jauds Berufsalltag keinem Fernsehkrimi. Dafür ist er zu spannend.

»Mich hat von Anfang an die Abwechslung gereizt«, sagt die Kommissarin. »Ich lerne die unterschiedlichsten Menschen kennen. Heute muss ich vielleicht einen Täter entwaffnen, morgen helfe ich einer alten Dame über die Straße.« Der Schichtdienst ist kräftezehrend, klar, aber »dafür habe ich bei der Polizei unterschrieben«. Das Wichtigste für Christina Jaud: »Ich helfe anderen Menschen.« Dass ihren Job nicht jeder machen kann, wurde ihr im Praktikum klar. Ein Einsatz führte sie an den Tatort eines Selbstmords, eine ältere Dame hatte sich mit dem Gewehr erschossen. Für erfahrene Kollegen ein Routineeinsatz: Unfallstelle sichern, Daten aufnehmen, warten bis die Kripo eintrifft. Für Christina Jaud war es ein Schlüsselerlebnis: »Ich war 18, und mir wurde klar: Das ist jetzt mein Alltag.« Dass sie nicht hinschmiss wie manch anderer Kollege in der Ausbildung, verdankt sie ihrer Zielstrebigkeit und ihrer Widerstandsfähigkeit. In der Ausbildung sagte man ihr, dass Polizisten resilienter seien als der Durchschnitt. »Aber ich bin da skeptisch. Das kann man nicht pauschalisieren. Irgendwann kommt jeder an seine Grenzen.«

Damit bei Christina Jaud der Druck nicht zu groß wird, macht sie Sport. Klettern, radeln, Taekwondo, so hält sie sich fit und kommt runter. Die körperliche Ausdauer ist wichtig bei Verfolgungsjagden und um nächtelang durcharbeiten zu können. Psychisch muss sie gesund bleiben, damit sie nicht irgendwann unter dem Leid zusammenbricht, dessen Zeuge sie oft wird. Was auch hilft: reden. Mit der Familie, mit Freunden und Kollegen.

»Irgendwann kommt jeder an seine Grenzen«: Polizistin Christina Jaud (re.) weiß, wie wichtig die körperliche und psychische Gesundheit in ihrem Job ist

»Es nimmt mich mit, wenn ein Kind leidet und ich nichts daran ändern kann«: Lehrer sind besonders gefährdet, an Burn-out zu erkranken
Monika Faltermeier
Lehrerin an der Mittelschule

Dafür bin ich da: Jedem Kind die bestmögliche Förderung zu geben.
Mein schönster Moment: Es berührt mich immer, wenn ich sehe, wie gut ein Kind sich entwickelt hat – ob es im Abendkleid zur Abschlussfeier kommt oder mir nach Jahren noch Briefe schreibt.
Das belastet mich: Wir Lehrer müssen heutzutage viel mehr leisten als nur zu unterrichten: Wir bereiten die Schüler auf die Welt von morgen vor – und das
tun wir gern. Aber die Rahmenbedingungen sind veraltet, sodass wir den Kindern oft nicht gerecht werden können.
Das tue ich für mich: Sobald es wieder möglich ist: Reisen! Und mit meinen Freunden reden. Aber nicht über die Schule.

Bei Monika Faltermeier ist es andersherum. Die Lehrerin an der Marie-Pettenbeck-Schule in Wartenberg ist froh, wenn sie privat den Job auch mal vergessen kann. Die 36-Jährige unterrichtet seit sieben Jahren an der Mittelschule und sagt: »Ich kann mir keinen schöneren Job vorstellen.« Weil sie ehrenamtlich Erste Vorsitzende der Junglehrer im Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband ist, kennt sie aber auch das Risiko, an einem Erschöpfungssyndrom wie Burnout zu erkranken. Es ist deutlich höher als in anderen Berufsgruppen, Tendenz: steigend. Das liege zum einen an längeren Arbeitszeiten und immer umfangreicheren Aufgaben, die Lehrer heute haben. Faltermeier etwa ist Klassenlehrerin der 6a und unterrichtet ihre Schüler von 8 bis 16 Uhr – in Zeiten von Corona kümmert sie sich sogar parallel um die Kinder in der Notbetreuung und diejenigen, die von zu Hause per Video am Unterricht teilnehmen. »Hybrid« nennt sich das Modell, enorm anstrengend sei es, sagt Faltermeier. Dazu kommen Vor- und Nachbereitung der Unterrichtseinheiten, Gespräche mit Eltern, Jugendheimen und Förderpädagogen.

»Es ist wichtig, eine Grenze zu ziehen«, sagt Faltermeier. Sie trägt eine kurze Jacke in fröhlichen Farben, darunter ein weißes T-Shirt, das am Ende eines langen Arbeitstages noch wie frisch gebügelt aussieht. Ihr Job beschäftigt sie auch am Wochenende, etwa wenn es einem Kind nicht gut geht. E-Mails erreichen sie von früh bis spät, auch nach 20 Uhr klingelt häufig noch das Telefon. Mittlerweile hat sie es sich zur Regel gemacht, mindestens Samstag oder Sonntag komplett freizuhalten – und dann möglichst wenig über den Job zu sprechen. Das hilft ihr beim Abschalten.

»Die sozialen Kontakte fallen weg«: Während der Corona-Krise ist der Unterricht emotional und organisatorisch anstrengend
Julia Eckerlein
Verwaltungsbeamtin bei
der Stadt München

Dafür bin ich da: Im Personal- und Organisationsreferat unterstütze ich
in allen Bereichen, wenn es um Veränderungen
oder die Digitalisierung geht.
Mein schönster Moment: Zu Beginn der Corona-Krise habe ich im Jobcenter ausgeholfen.
Da ging es vielen Menschen finanziell schlecht, aber ein Mann hat sich bei mir bedankt, wie gut und verständlich ich ihn beraten hätte.
Das belastet mich: Meine erste Stelle hatte ich beim Jugendamt. Wenn es etwa um Kindesunterhalt ging, haben mich die Sorgen der Eltern auch nach Dienstschluss oft nicht losgelassen.
Das tue ich für mich: Beim Fotografieren
und Handlettering kann ich
kreativ werden – ganz ohne Vorschriften.

»Ich habe nicht das coolste Studium im Freundeskreis, aber einen krisenfesten Job«: Julia Eckerlein ist mit ihrer Vernunftentscheidung glücklich

Julia Eckerlein – schulterlange Haare, Bluse, dunkelblaue Hose – fotografiert in ihrer Freizeit und macht Handlettering, eine kreative Schreibtechnik, bei der man schöne Buchstaben zeichnet und entwirft. Die 29-Jährige ist bei der Stadt München verbeamtet und bezeichnet sich als »Verwaltungswirtin aus Überzeugung«. Weil sie weiß, wie ungewöhnlich das klingt, ergänzt sie: »Ich begreife es als sinnvolle Tätigkeit, für das Gemeinwesen zu arbeiten.«

Aus ihrem Bedürfnis nach Sicherheit und finanzieller Unabhängigkeit heraus hat ihre Berufswahl sich als Weg zum Traumjob entwickelt. Seit Beginn der Pandemie hat Eckerlein Freundinnen gesehen, die in Kurzarbeit waren, die nicht wussten, ob sie im nächsten Monat noch eine Stelle haben würden.

Ihren krisensicheren Arbeitsplatz weiß sie nun erst recht zu schätzen. Als sie vor fünf Jahren Beamtin auf Lebenszeit wurde, war das »wie heiraten«, sagt sie. Dass ihre Stelle ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein erfordert, wurde ihr zu Beginn der Pandemie vor mehr als einem Jahr besonders deutlich. Eckerlein half drei Monate lang im Jobcenter aus, fuhr mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit und konnte persönliche Kontakte nicht vermeiden. »Natürlich habe ich manchmal gedacht, dass ich jetzt lieber im Homeoffice wäre«, sagt sie.

»Verwaltungswirtin aus Überzeugung«: Julia Eckerlein (li.) erzählt unserer Autorin (re.) von ihrem Weg zum Traumjob

Starke Kombi: Die Allianz Berufs- und Dienstunfähigkeitspolice

Wenn Beamte durch eine Erkrankung den Arbeitsplatz verlieren, haben sie zwar Anspruch auf Versorgung durch den Dienstherrn, doch oft reicht diese nicht aus. Auch haben sie am Anfang ihrer Beamtenlaufbahn in der Regel keine gesetzliche Absicherung. Dafür gibt es seit 2021 die Allianz Berufs- und DienstunfähigkeitsPolice mit »echter« DU-Klausel. Der Clou: Es ist möglich, zwei Phasen der Leistungshöhe zu vereinbaren. In der 1. Phase ist die Absicherung höher und deckt im Optimalfall die volle Höhe der Dienstbezüge ab.

Ab Verbeamtung auf Lebenszeit und Erfüllung der Wartezeit greift die Versorgung durch den Dienstherrn und verringert die Versorgungslücke. Deshalb versichert die Allianz in dieser 2. Phase eine bedarfsgerecht niedrigere Rente. Der Beitrag bleibt dabei über die gesamte Laufzeit konstant.

Einer, der sich mit dem Berufsalltag von Beamten besonders gut auskennt, ist Rainer Nachtigall. Der 56-Jährige ist Polizist, mittlerweile im Innenministerium und Vorsitzender des Bayerischen Beamtenbundes. Was die gute staatliche Versorgung seiner Kolleginnen und Kollegen betrifft, hat er eine klare Haltung: »Die gibt es – aber nur, solange sie sich auf der Sonnenseite des Lebens befinden.« Ein Beamter auf Widerruf etwa – der also mit seiner Ausbildung noch nicht fertig ist – wird bei Dienstunfähigkeit entlassen. »Der steht auf der Straße«, sagt Nachtigall. Was die Polizistin Christina Jaud von sich selbst sagt, scheint auf die gesamte Berufsgruppe zuzutreffen: »Wer nicht fit ist, hat verloren.« Deshalb rät Nachtigall besonders den jungen Beamtinnen und Beamten zu einer zusätzlichen privaten Versicherung bei Dienstunfähigkeit.

Die Allianz kennt die besondere Lage der Staatsbediensteten. Carolin Broll von der Allianz Maklerakademie sagt: »Die Absicherung von Beamten durch den Dienstherrn ist in der Tat gut. Aber: 30 Prozent der Beamten werden im Laufe ihres Berufslebens dienstunfähig, immer mehr von ihnen gehen schon mit Mitte 50 in den Ruhestand.« Deshalb hat die Allianz zusätzlich zur passgenauen privaten Krankenversicherung und Diensthaftpflicht für Beamte die Berufs- und DienstunfähigkeitsPolice entwickelt: weil Beamte gerade zu Beginn ihrer Laufbahn hohen Absicherungsbedarf haben.

Der Grund: Beamte auf Widerruf (Beamtenanwärter) und Beamte auf Probe haben in der Regel keinen Versorgungsanspruch durch ihren Dienstherrn. Wenn sie wegen Krankheit oder Freizeitunfall dienstunfähig werden, werden sie entlassen und in der gesetzlichen Rentenversicherung nachversichert. »Beamte auf Lebenszeit, welche die fünfjährige Wartezeit erfüllt haben, werden in den Ruhestand versetzt und haben zwar Ansprüche auf Ruhegehalt wegen Dienstunfähigkeit, genießen aber keinen vollumfänglichen Schutz«, erklärt Carolin Broll. Die Versorgung steigt Schritt für Schritt mit jedem Dienstjahr. In den ersten Jahren läuft es finanziell aber meistens auf die sogenannte Mindestversorgung hinaus. »Der Fallschirm der Beamtenversorgung verhindert allenfalls den ungebremsten Aufprall bei Dienstunfähigkeit«, sagt Broll.

Die Berufs- und Dienstunfähigkeitsvorsorge der Allianz schließt die Lücke bei Versetzung in den Ruhestand. Sie leistet aber auch bei Entlassung wegen Dienstunfähigkeit. Noch ein Plus: Anders als bei der Berufsunfähigkeitsversicherung muss der Kunde nicht beweisen, dass er dienstunfähig ist. Die Allianz akzeptiert die Bescheinigung des Dienstherrn – bzw. den Entlassungsbescheid bei Beamten auf Widerruf oder Probe.


Text
    Sandra Michel
Fotos  Oliver Fiegel

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