25.05.2021

Meditationstrend: Welcher Achtsamkeitstyp sind Sie?

Von Naturtalenten, Suchenden und Spirituellen – die Wege zur Achtsamtkeit sind vielfältig. Entdecken Sie mit unserer Typologie Möglichkeiten zu mehr Entspannung im Alltag

Achtsamkeit, die moderne und weniger spirituelle Form der Meditation, kann zu innerer Ruhe und Gelassenheit verhelfen, zu weniger Stress und mehr Lebensfreude. Manche sehen endlich ihre Gefühle und Empfindungen klar. Und all das, indem man herumsitzt und ganz bewusst nichts tut. In einem sind sich alle einig: Man sollte Achtsamkeit regelmäßig praktizieren, am besten jeden Tag.

Stöbern Sie doch mal durch die folgenden Achtsamkeitstypen, die alle grundverschieden sind. Wer mag, kann in den Beschreibungen sich selbst erkennen – oder auch zu sich selbst finden.

1. Naturtalente

Naturtalente brauchen eigentlich nicht zu meditieren, es scheint, als sei ihnen die Achtsamkeit in die Wiege gelegt worden. Sie finden ihre Erfüllung beim Kochen, in der Natur oder als »Flow« sogar bei der Arbeit. Wer sich als Naturtalent an die Meditation wagt, begegnet vor allem der Herausforderung des Nichtstuns, das diesem Charakter eher fremd ist. Wer in allem, was er tut, Erfüllung findet, für den kann bewusstes Passivsein eine schwierige Übung sein.

2. Leistungsträger

Wenn Leistungsträger meditieren, dann oft, um noch leistungsfähiger zu werden. Sie ähneln dabei Karatekämpfern. Das weite Feld des mentalen Trainings kennt ebenfalls Meditationsübungen. Kämpfernaturen, die gerne ihre Leistungsgrenzen ausloten, können sich an ein Vipassana-Retreat heranwagen: zehn Tage lang sitzen, meditieren und schweigen. Wer einen solchen Marathon aushält, gehört eindeutig zum Achtsamkeitstyp Leistungsträger – darf darüber aber nicht vergessen, dass auch die Starken ihre Schwächen haben.

3. Energetische

Charaktere mit viel Energie wissen manchmal nicht, wohin damit. Der Körper will sich bewegen, aber der Geist zwingt ihn an den Schreibtisch. Rastlos die Beine, die laufen wollen, ruhelos der Geist, der eigene Kreise dreht. Meditation, also noch mehr sitzen, erscheint widersinnig – bis sich der Widerspruch auflöst. Besonders gut geeignet für Rastlose sind bewegungsintensive Meditationsformen wie Yoga, Tai Chi – oder im weitesten Sinn auch Joggen und Wandern. In der islamischen Mystik tanzen sich die Derwische ins Nichts.

4. Suchende

Das Ziel der Suchenden ist klar: Sie wollen finden. Aber für welche der vielen Meditationsvarianten soll man sich entscheiden? Achtsamkeitsmeditation? Geführte Meditation? Mit Gebeten, Mantra oder Visualisierung? Sich für einen Weg zu entscheiden, ist die Lebensaufgabe der Suchenden. Irrwege, Hindernisse und Rückschläge gehören dazu.

Klicken Sie durch die Bildergalerie: Die acht Typen der Achtsamkeit

5. Gesellige

In der Meditation ist jeder mit sich und seinen Gedanken allein. Wer das auch äußerlich unterstreichen will, zieht sich für seine Übungen zurück ins stille Kämmerlein. Gesellige mögen das nicht, sie meditieren lieber in der Gruppe. Die Gemeinschaft hilft dabei, die Meditation in ein Ritual zu verwandeln. Jeder Gottesdienst, bei dem die Gemeinde gemeinsam betet und singt, kann auch als Achtsamkeitsübung für Gesellige verstanden werden.

6. Skeptiker

Skeptische Geister sind unverzichtbar, denn es gibt Scharlatane und Psychosekten, die weniger Achtsamkeit vermitteln wollen, als ein Geschäft zu machen. Interessant für Skeptiker sind wissenschaftlich fundierte Meditationsformen, die von spirituellen oder esoterischen Inhalten weitgehend befreit wurden. Etwa das Programm »Search Inside Yourself«, das vom Suchmaschinen-Anbieter Google entwickelt wurde. Skeptiker könnten jetzt einwenden, dass sich das Unternehmen besser mit Daten als mit Seelen beschäftigen sollte.

7. Emotionale

Emotionalen Typen kann Meditation helfen, sich ihrer Gefühle klar zu werden. Eine große Rolle spielt für sie das Loslassen. Die Erfahrung, dass man negative Empfindungen einfach ausblenden darf, kann heilsam sein. Im nächsten Schritt können sich emotionale Menschen in der Meditation auf positive Gefühle konzentrieren, zum Beispiel auf Liebe, Mitgefühl und Dankbarkeit.

8. Spirituelle

Spirituelle Charaktere meditieren, um dem großen Ganzen oder dem Gott, an den sie glauben, nahe zu sein. Sie suchen Erleuchtung, wobei sich beispielsweise buddhistische Schulen einst an der Frage entzweiten, ob die Erleuchtung plötzlich oder allmählich kommt – als Aha-Effekt oder als langsame, verworrene Entwicklung. Unabhängig von der Religion: Spirituelle Menschen, die glauben, die Wahrheit gesehen zu haben, entwickeln oft einen ziemlich unachtsamen Eifer.

Zur Person

Ines Vincze ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und zertifizierte Achtsamkeitslehrerin

Drei Fragen an Ines Vincze

Ines Vincze ist zertifizierte Achtsamkeitslehrerin und weiß, was es mit diesem neuen Trend auf sich hat.

Was steckt eigentlich genau hinter dem Begriff Achtsamkeit? Mit Achtsamkeit ist eine positive Grundhaltung mir selbst und der Welt gegenüber ge­meint. Wir rasen oft durch unser Leben, als wären wir im Autopilotmodus. Und das stresst. Es geht darum, auf die Bremse zu treten, um Selbstfürsorge und da­rum, das Gedankenkarussell einmal anzuhalten. Das klappt zum Beispiel mit Meditation.

Wie genau funktioniert das? Ein guter Einstieg ist, sich einfach fünf Minuten am Tag Zeit zu nehmen, das Han­dy wegzulegen, die Augen zu schließen und sich nur auf seinen Atem zu konzentrieren. Meditation ist Übungssache, aber wenn sie regelmäßig ange­wandt wird, hat sie positive Auswirkungen auf unseren Körper und Geist.

Kann Achtsamkeit tatsächlich vor Krankheiten schützen? Wenn die Gedanken zur Ruhe kommen, schüttet der Körper weniger von dem Stresshormon Cortisol aus. Und das hilft Krankheiten wie zum Beispiel Burn­out vorzubeugen.

Text                     Christian Gottwalt
Illustrationen  Peter Diamond
Foto
                    privat

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