09.04.2021

Für Ross und Reiter: Das Leben ist kein Ponyhof

Auf einem Gestüt geht es weniger romantisch zu, als man womöglich denkt. Es ist vor allem harte Arbeit. Und trotzdem ist es der Traumjob für jeden, der Pferde liebt – so wie für Yvonne Kirschbaum-Brill aus Dillenburg in Mittelhessen. Dass Ross und Reiter stets gut versichert sein sollten, das weiß sie nach einem schweren Unfall selbst am besten

Yvonne Kirschbaum-Brill, genannt »Kirsche«, steht mitten auf dem Paradeplatz. In einer braunen Jacke mit dem Logo des Gestüts und glänzenden Stiefeln. Vier Angestellte auf Pferden sind heute im Springunterricht, bewegen sich um sie herum und springen abwechselnd über die Hindernisse. Über ein Mikrofon gibt sie Anweisungen, korrigiert den Sitz, die Schenkellage und ob das Kommando zum Absprung rechtzeitig gegeben wurde. Auch die Schülerinnen und Schüler haben jeweils einen Knopf im Ohr und können sich jederzeit mit ihr unterhalten.

So funktioniert moderner Reitunterricht auf dem Landgestüt im mittelhessischen Dillenburg. Mit der Reiterhofromantik, wie sie die Hörspiel- und Filmheldinnen Bibi und Tina erleben, hat das nur wenig zu tun. Die Wirklichkeit ist pragmatischer, denn so ein Gestüt hat einen Bildungsauftrag – Pferde und Lehrlinge müssen sorgsam ausgewählt und ausgebildet werden. Hier sind es derzeit sechs Auszubildende in den Fachrichtungen klassische Reitausbildung, Haltung und Service.

Das Landgestüt Dillenburg hat neben den Azubis noch 20 Angestellte, drei Ställe, dazu Reithalle und Paradeplatz sowie mehrere weitere Gebäude, von denen die meisten schon 1886 erbaut wurden. Die romantische Kulisse beherbergt heute ein modernes Wirtschaftsunternehmen, das Teil des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen ist und unter anderem Pferde kauft sowie ausbildet. Auch an der Ausbildung von externen Interessenten, seien es Trainerinnen und Trainer wie auch Reiterinnen und Reiter, verdient man, ebenso wie mit der Vermietung. Das Gestüt ist die ideale Kulisse für klassische Konzerte, und auch Hochzeiten finden hier regelmäßig statt.

Klicken Sie durch die Bildgalerie: Alltag auf dem Gestüt

Für Ausbildungen verantwortlich ist unter anderem auch Yvonne Kirschbaum-Brill. Die 41-jährige Pferdewirtschaftsmeisterin hat drei Meistertitel: klassische Reitausbildung, Haltung und Service sowie Zucht. Sie ist Leiterin der hessischen Reit- und Fahrschule und hat auch drei eigene Pferde. Da auf dem Gestüt keine Privatpferde untergebracht werden, stehen ihre Tiere nicht weit entfernt im Stall von Burkhard Jung, Präsident der Bundesvereinigung der Berufsreiter. 

»So ein Pferd kann schon mal so viel kosten wie ein kleiner Mittelklassewagen«

Yvonne Kirschbaum-Brill

Ihre Liebe zur Reiterei entdeckte sie erst spät. Ihre Eltern hielten es für zu gefährlich, und so ritt sie, als sie 13 Jahre alt war, auf den Pferden ihrer Cousine – heimlich. Um die Ausbildung zur Pferdewirtin machen zu dürfen, musste sie kämpfen. Doch nach einem Ausbildungsjahr bei Paul Schockemöhle, einem der bekanntesten deutschen Reiter, Züchter und Gewinner mehrerer olympischer Medaillen, ahnten ihre Eltern, dass ihre Begeisterung nicht mehr zu unterdrücken war.

Seither geht es bei Yvonne Kirschbaum-Brill an mindestens 351 Tagen im Jahr um die edlen Tiere. Einzige Pause ist eine zweiwöchige Fernreise, die sie und ihr Mann Carsten Brill sich jedes Jahr gönnen. Aber schon ihren zweiten großen Urlaub verbringen sie wieder mit ihren Pferden – an der Nordsee, in einem Haus mit Stall. »Am Meer durch Watt und Heide zu reiten, ist eines der schönsten Erlebnisse überhaupt«, sagt Carsten Brill. »Mit dem Pferd und der Natur eins zu werden beruhigt und führt zu innerer Ausgeglichenheit.« 

Wer eine Ausbildung bei einem der zehn Landgestüte in Deutschland absolviert, hat gute Berufschancen. Mehrere hundert Interessierte bewerben sich deshalb jedes Jahr, doch nur, wer schon 18 Jahre alt ist, reiten kann und viel Erfahrung mit Pferden hat, wird in den jeweiligen Fachrichtungen zum Vorstellungsgespräch und zum Vorreiten eingeladen. »Viele bewerben sich mit 15 oder 16 Jahren, aber das ist zu jung«, sagt Ausbilderin Yvonne Kirschbaum-Brill. »Man braucht körperliche Fitness, Selbstdisziplin und Verantwortungsbewusstsein. Denn ein Pferd kann schon mal so viel kosten wie ein kleiner Mittelklassewagen.«

»Auch wenn mir jeder davon abgeraten hat – ich wollte zurück aufs Pferd«

Yvonne Kirschbaum-Brill

»Gut so, nur noch etwas früher das Signal zum Absprung geben«, ruft Yvonne Kirschbaum-Brill in ihr Mikrofon. Das Pferd galoppiert bereits auf das nächste Hindernis zu. Hier gelingt der Absprung besser, doch eine der Stangen fällt zu Boden. Zwei Lehrlinge eilen hin, um sie aufzuheben. Eine andere Reiterin fängt sich gerade wieder. Beim Sprung hat ihr Pferd eine Stange auf dem Hindernis gestreift, und als es wieder auf dem Boden aufkam, ging ein ordentlicher Ruck durch die beiden. Ganz normaler Lehrunterricht. Aber kaum einer stürzt wirklich vom Pferd. Und falls doch, sind meist nur blaue Flecken die Folge. Einmal brach sich ein Reiter das Schlüsselbein, das war der schlimmste Unfall in den sieben Jahren, die Yvonne Kirschbaum-Brill nun schon am Landgestüt arbeitet.

Wesentlich folgenreicher war das, was in ihrer eigenen Ausbildung passierte. Beim routinemäßigen Anreiten knickte das Pferd so unglücklich weg, dass es sich mitsamt Yvonne Kirschbaum-Brill überschlug. Dabei erlitt sie einige Rippenbrüche und schwere Blutergüsse. Im Krankenhaus wurde sie kurz ins künstliche Koma versetzt. »Das war echt heftig, ich hatte Glück, dass nicht mehr passiert ist«, erinnert sie sich. Aber: »Ich bin halt kein Püppchen, mein Körper ist robust und muskulös, das hat mich vor Schlimmerem bewahrt.« Das Pferd musste jedoch eingeschläfert werden. Als sie davon erzählt, verstummt sie kurz, in ihren blauen Augen ahnt man den Schmerz, und doch lächelt sie verbissen. »Auch wenn mir jeder davon abgeraten hat – ich wollte zurück aufs Pferd.«

Üben, üben, üben: Auf dem Paradeplatz finden regelmäßig Trainingseinheiten im Springen statt

… macht der Reiter plumps

Die einen fallen vom Pferd, andere entwickeln Rückenleiden, manche erkranken psychisch. Und dann? Plötzlich kann der eigene Beruf nicht mehr ausgeübt werden. Statistisch trifft es etwa jeden Vierten in Deutschland. Darunter auch viele Menschen mit vermeintlich »ungefährlichen« Berufen. Die finanziellen Folgen einer Berufsunfähigkeit fängt die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) der Allianz auf. Sie zahlt (je nach Tarif) eine monatliche Rente schon bei einer sechsmonatigen Krankschreibung. Auch lässt sich die BU flexibel an die Lebensumstände anpassen, z. B. bei Arbeitslosigkeit, Jobwechsel oder Auslandsaufenthalt.

»Man kann eine noch so gute Reiterin sein, wenn das Pferd stürzt oder durchgeht, kann schnell etwas passieren«

Yvonne Kirschbaum-Brill

Doch erst mal musste sie gesund werden. Das dauerte Wochen. Gut, dass sie richtig versichert war und sich passend behandeln lassen konnte. »Die wichtigste Versicherung ist die Berufsunfähigkeit«, sagt sie. »Man kann eine noch so gute Reiterin sein, wenn das Pferd stürzt oder durchgeht, kann schnell etwas passieren.« Auch eine private Krankenzusatz-, Zahnzusatz- und Unfallversicherung sind in ihren Augen sehr wichtig. »Eine Freundin von mir hat sich beim Sturz den Kiefer gebrochen und einige Zähne verloren. Sie war aber nur gesetzlich versichert und bekam daher nur Festzuschüsse.«

Neben dem Reiter sollte auch das Tier gut abgesichert sein. Pferde sind sowieso ein teures Hobby, aber richtig teuer wird es, wenn sie krank werden. Für Kirschbaum-Brill ist eine Pferde-OP-Versicherung daher unerlässlich. »Bei der OP-Versicherung der Allianz etwa sind in allen Tarifen auch Operationen unter Teilnarkose versichert, wie bei einer Zahnextraktion oder der Entfernung von Hauttumoren. Das ist schon exzellent.«

Yvonne Kirschbaum-Brill bildet nicht nur Lehrlinge am Landgestüt in Dillenburg aus, sondern auch DOSB-zertifizierte Trainer. »Das ist so wichtig. Leider gibt es viel zu viele Amateure, die sich als Trainer bezeichnen, aber nie richtig ausgebildet wurden.« Dabei könne viel schiefgehen. Pferd und Reiter können sich verletzen, Pferde können durchgehen und weglaufen. Bei Unfällen und Schäden haftet der Halter – oder aber der Trainer. »Dessen sind sich viele nicht bewusst. Ein Schüler muss nur behaupten, der Trainer hätte die falsche Anweisung gegeben, und schon ist man in der Haftung.«

Wäre sie nicht Pferdewirtschaftsmeisterin geworden, hätte sie sich auch gut vorstellen können, Tiermedizin zu studieren. »Aber das war mir zu theoretisch, ich bin zu gern draußen und mitten im Geschehen.« Sie weiß dennoch viel über Medizin, so wie alle, die hier arbeiten. Denn jeder wird zum Ersthelfer ausgebildet und bekommt Grundwissen zur medizinischen Versorgung der Pferde beigebracht. »Das fängt mit Verbänden bei Hufgeschwüren an und geht bis zum richtigen Dosieren des Hustensaftes fürs Pferd«, sagt sie.

Eines wird klar: So ein Gestüt ist kein Ponyhof. Und trotzdem arbeiten hier nur Menschen, die sich nichts Schöneres vorstellen können. »Ich komme zwar oft spät nach Hause, aber ich kann den ganzen Tag mit Pferden arbeiten«, sagt Yvonne Kirschbaum-Brill und lächelt. Dabei wollte sie als Kind immer Pippi Langstrumpf werden, denn: »Das Pferd im Wohnzimmer und den Koffer voller Geld fand ich toll.«

Zur Person

Alina Voigt ist Underwriterin der Allianz

»Es besteht immer ein Risiko«

Die neue Leibesfruchtversicherung der Allianz ist ein Muss für alle, die Pferde züchten. Denn es kann einiges passieren, wenn eine Stute trächtig ist. Welche Risiken die neue Versicherung abdeckt, erklärt Underwriterin Alina Voigt

Frau Voigt, was ist eigentlich eine Leibesfruchtversicherung? Sie richtet sich an all diejenigen, die eine Hobby- oder sogar professionelle Pferdezucht betreiben. Denn Muttertier und Decktaxe können schnell vier- bis fünfstellige Beträge kosten. Daher wollen sich Halter absichern, falls bei der Geburt etwas schiefgeht oder der Embryo nicht überlebt. Bei der neuen Leibesfruchtversicherung gehen wir sehr individuell auf jeden Züchter und jede Stute ein und können das ungeborene Fohlen in beinah jedem Trächtigkeitsstadium versichern. Bei den alten Tarifen ging das nicht. Auch für den Embryotransfer gibt es jetzt spezielle Versicherungslösungen.

Wurde deshalb die neue Versicherung entwickelt? Ja, denn viele unserer Kunden fragen immer wieder nach Möglichkeiten der Absicherung: Sei es nach den ersten Untersuchungen, während der Trächtigkeit der Stute – aber auch kurz vor der Geburt, wenn es ernst wird. Dazu kommt noch die gestiegene Nachfrage nach einer speziellen Absicherung für den Embryotransfer. Denn der ist für die Züchter extrem teuer. In der Produktentwicklung kommen fast alle Kollegen selbst aus der Praxis, sind also Züchter, aktive Reiter oder Sachverständige für Pferde. Deshalb können wir alle uns sehr gut in den Kunden hineinversetzen und erkennen, wann wir reagieren müssen. Während der Einwicklung haben wir natürlich auch gezielt Kunden befragt. Die Ergebnisse zeigten uns, dass die neue Produktstruktur vielen Züchtern weiter- helfen würde. Also wurde sie so umgesetzt.

Wie ist die Resonanz? Die Nachfrage ist sehr hoch, insbesondere nach unserer kurzfristigen Absicherungsmöglichkeit kurz vor der Geburt. Viele Züchter können so zumindest ihre Investition absichern, natürlich in der Hoffnung, dass das Fohlen gesund sein wird. Aber es besteht immer ein gewisses Risiko, und es kann zu Komplikationen kommen. Besonders gefürchtet ist der infektiöse Abort, etwa durch Herpes. Inzwischen ist die Leibesfruchtversicherung nicht mehr nur ein Saisongeschäft. Aufgrund der unterschiedlichen Haftzeiträume ist sie ganzjährig gefragt.


Text 
  Hannah Luginsland
Fotos  Sebastian Krawczyk, privat

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