Der Duft von gerösteten Mandeln liegt in den Lübecker Produktionshallen von Niederegger ganzjährig in der Luft. Seit über 200 Jahren steht das Traditionsunternehmen für höchste Marzipanqualität.

Rund 30 Tonnen süße Spezialitäten produziert Niederegger täglich zur Weihnachtszeit. Damit alles zuverlässig läuft, setzt das Familienunternehmen seit Generationen auf die Allianz. Die Verbindung reicht bis ins Jahr 1953 zurück und wird seitens der Allianz Agentur Sellin & Beckmann bereits in dritter Generation betreut.
Es ist eine beeindruckende Geschichte, die 1806 ihren Anfang nahm, als sich der Konditormeister Johann Georg Niederegger in Lübeck mit einem eigenen Geschäft niederließ. Heute ist das in achter Generation inhabergeführte Familienunternehmen Deutschlands ältester Marzipanhersteller und ein Betrieb, der wie kaum ein anderer die Balance zwischen Tradition und Moderne meistert.
Aktuell ist Hochsaison. Das Weihnachtsgeschäft brummt. Rund 30 Tonnen süße Köstlichkeiten werden täglich produziert. »Das Schöne ist, dass es bei uns eigentlich immer irgendwo weihnachtet«, schwärmt Kathrin Gaebel, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei Niederegger. Denn: Während sich in der Produktion die Weihnachtssaison bald dem Ende zuneigt – sie läuft seit September auf Hochtouren – startet die Marketingabteilung mit neuen Produkt- und Grafikideen für das kommende Fest.
Handwerk, das man schmeckt
Was das Unternehmen Niederegger Marzipan – das auch Nougat und Pralinen herstellt – unter anderem besonders macht, ist die Treue zu traditionellem Handwerk. So wird das Marzipan beispielsweise noch heute in Röstkesseln über offener Gasflamme geröstet. Ein aufwendiges, kleinteiliges Verfahren, auf das die moderne Massenproduktion gern verzichtet. Auch Niederegger nutzt technischen Fortschritt, aber »wir verfolgen dabei den Grundsatz, dass wir nur Schritte modernisieren, wenn das Ergebnis – Qualität und Geschmack – gleich bleibt«, erklärt das Unternehmen. Fehlt der Röstvorgang, leidet der Geschmack.
In der Produktion überwachen Mitarbeitende jeden einzelnen Röstkessel persönlich, beurteilen, wann die Masse fertig ist, und schaufeln die Kessel dann leer. Im Röstprozess karamellisiert der Zucker und trägt entscheidende Geschmacksaromen ins Marzipan – ein Schritt, auf den man bei Niederegger niemals verzichten würde.
Auch an anderen Stellen ist Handarbeit gefragt: Aufwendig produzierte Weihnachtsmänner etwa erhalten rote Bäckchen und blaue Augen mit geübtem Pinselstrich; figürliches Marzipan wird geformt, zugeschnitten und gesetzt wie beispielsweise das Holstentor-Motiv auf süßem Boden. Oder die an Silvester besonders beliebten Glücksschweinchen: Sie werden alle noch per Hand geschminkt und bekommen ihre Augen aufgesetzt.

Das bei Niederegger zu jeder Zeit mit Abstand beliebteste Produkt ist ein »Klassiker«, der unter genau diesem Label geführt wird: ein 12,5 Gramm schweres Stück Marzipan, überzogen mit Zartbitterschokolade – früher auch »kleines Schwarzbrot« genannt. Eine Bezeichnung, die folgende Legende erklärt: Während einer Hungersnot in Lübeck seien nur noch Mandeln und Zucker in den Speichern zu finden gewesen. Man vermischte beides und gestaltete die Masse der Form nach wie ein Laib Brot, der dann mit dunkler – also schwarzer – Schokolade überzogen wurde.
Qualität ohne Kompromisse
Klasse statt Masse lautet das Credo der Unternehmensführung. Von vier branchenweiten Qualitätsstufen in der Marzipanproduktion setzt Niederegger ausschließlich auf die höchste. Das heißt: Es wird immer mit dem Grundmischungsverhältnis von zwei Dritteln Mandeln zu einem Drittel Zucker gearbeitet. »Wir verwenden den geringsten Zuckeranteil, mit dem Marzipan hergestellt werden kann. Dieses Mischungsverhältnis behalten wir bei, egal ob die Ware für Supermärkte oder das eigene Stammhaus produziert wird. Wo unser Logo draufsteht, ist immer die gleich hohe Qualität drin«, verspricht der Hersteller.
Der Klassiker bleibt ungeschlagen
Welche Produkte sind an Weihnachten die Highlights? Tatsächlich der Klassiker: schlichtes Marzipan mit Zartbitterschokolade überzogen. Ob in Herz-, Stern- oder Tannenbaumform, diese Geschmackskombination rangiert unangefochten an der Spitze – auch außerhalb der Saison. Neben dem auch als »Klassiker« bezeichneten, 12,5 Gramm schweren Gaumenschmaus finden etwa Adventskalender oder süßer Baumbehang jetzt besonderen Absatz. Auf dem traditionellen Weihnachtsbasar im Stammhaus besteht zudem die größte Marzipanauswahl Lübecks. 40 Marzipan-Geschmacksvarianten hat Niederegger im Programm. Hier gibt es Produkte, die sonst nirgends erhältlich sind wie figürliches Marzipan, fertig gebundene Präsente oder lose Produkte. Insgesamt macht das Weihnachtsgeschäft rund 50 Prozent des Jahresumsatzes aus. Die Leckereien werden für die Festtage in rund 40 Länder exportiert; die weiteste Reise führt sie bis nach Neuseeland.
Süße Sieger über Social Media
Niederegger ist auch interaktiv unterwegs: Jedes Jahr werden beispielsweise über Social Media ein »Klassiker des Jahres« und ein »Brot des Jahres« gewählt. Zudem kann man sich als Produkttesterin oder -tester bewerben. Knapp 25.000 Interessierte haben dies in diesem Jahr getan. Produkt des Jahres 2025 wurden bei den Klassikern die Geschmacksrichtung »Zimtschnecke« und beim Brot der Typ »Pflaume-Nuss-Karamell«.
Gefertigt werden alle Naschereien – auch Nougat und Pralinen zählen dazu – ausschließlich am Stammsitz Lübeck. 500 Beschäftigte sorgen in Produktion, Verwaltung und Logistik für einen reibungslosen Ablauf. Zu saisonalen Spitzen unterstützen 200 Saisonkräfte die Mannschaft. Außerdem arbeiten etwa 150 Kolleginnen und Kollegen in eigenen Kaffeefilialen in und um Lübeck, wo sie Kundinnen und Kunden mit allerlei Köstlichkeiten verwöhnen – nicht nur zur Weihnachtszeit.
Text Petra Benesch
Fotos Niederegger







