06.08.2025

PS: Ich liebe dich

Kommt das eigene Auto in Zeiten von Carsharing aus der Mode? Die Statistik zeigt ein anderes Bild: Die Pro-Kopf-Zahl an Pkw ist in Deutschland so hoch wie nie. Und wie sieht es mit der emotionalen Beziehung aus? Drei Menschen erzählen, was sie mit ihrem Oldtimer, Van und E-Auto verbindet.

Emotionales Erbstück: Ein Oldtimer mit Kindheitserinnerungen

Name: Alina
Alter: Jahrgang 1998
Auto: BMW 325i E36
Typ: Die Nostalgische

»Erinnerungen an meine Kindheit«

»Die erste Erinnerung an mein Auto liegt schon fast zwei Jahrzehnte zurück. Ich war acht oder neun Jahre alt. Damals gehörte das BMW Cabrio meinem Onkel und war noch ziemlich neu. Wir haben einen Ausflug gemacht. Besonders toll fand ich den Kippschalter, mit dem man die Sitzheizung an- und ausmachen konnte. Die ganze Fahrt über habe ich daran herumgespielt, ständig auf den Knopf gedrückt. 

Es war der erste warme Frühlingstag und perfektes Cabriowetter. Wir haben einen kurzen Stopp an der Landstraße eingelegt. Danach wollte das Auto nicht mehr anspringen. Die Batterie war leer. Das ständige Betätigen des Kippschalters war wohl schuld daran. Ewig standen wir am Straßenrand, bis endlich der Abschleppdienst kam. Mein Onkel fand es zum Glück sehr lustig.

Ein paar Jahre später, als ich 17 war, starb mein Onkel leider. Wir hatten immer ein sehr enges Verhältnis, er wohnte nur ein paar Minuten von uns entfernt. Nach seinem Tod war klar, dass ich das Auto erben würde. Ein bisschen musste ich noch warten, bis ich allein damit fahren durfte. Auch das ist jetzt über zehn Jahre her. Das Auto habe ich immer noch.

Das Gefühl, das ich mit dem Cabrio verbinde, hat sich über die Jahre verändert. Als Kind hatte ich vor allem Spaß an den Autofahrten und daran, Zeit mit meinem Onkel zu verbringen. Als ich 18 wurde, bot es mir plötzlich die große Freiheit. Das ist bis heute geblieben. Hinzugekommen ist ein Gefühl der Nostalgie. Das Cabrio weckt in mir schöne Erinnerungen an meine Kindheit und meinen Onkel.

Jetzt ist das Auto schon so alt, dass ich letztes Jahr das Oldtimerkennzeichen beantragen konnte. Außerdem habe ich eine Oldtimerversicherung bei der Allianz abgeschlossen. So ist mein Auto gut geschützt – und das sogar günstiger als vorher. Viele freuen sich ja vor allem darüber, durch das Oldtimerkennzeichen und die entsprechende Versicherung Geld sparen zu können. Ich betrachte es aber auch als Auszeichnung, es so lange am Leben erhalten zu haben. Das hatte ich zwischendurch gar nicht zu hoffen gewagt. Immer wieder mussten Dinge repariert und ersetzt werden. Viele Werkstattbesuche liegen hinter uns. Aber das Auto hat durchgehalten – und mir sehr früh gezeigt, wie wichtig es ist, auf wertvolle Dinge achtzugeben, aus finanziellen und emotionalen Gründen.

Inzwischen hat es nur noch ein Saisonkennzeichen. Aber ich freue mich immer, wenn der Frühling kommt und ich wieder damit fahren darf. Letztes Jahr bin ich von der Stadt aufs Land gezogen, einen Bus gibt es hier nicht. Deswegen ist ein Leben ohne Auto für mich nicht mehr vorstellbar. Das Modell hätte ich mir selbst nie gekauft, verkaufen möchte ich es aber auf keinen Fall. Es ist ein echter Klassiker. Solche Dinge zu pflegen, vor allem wenn ich sie bereits lange besitze, bedeutet für mich Nachhaltigkeit.«

Reisemobil und Hobby: Der eigene Van weckt Freiheitsgefühle

    

Name: David
Jahrgang: 1996
Auto: Mercedes-Benz Sprinter
Typ: Der Spontane

»Unser Van bedeutet Freiheit pur«

»Auch wenn es nach einem Klischee klingt: Für mich bedeutet mein Van Freiheit pur. Schon immer habe ich Camper stark romantisiert. Das blieb auch so, als ich meinen Van das erste Mal gefahren bin. Die Fahrt war zwar toll, aber auch ziemlich holprig. Die Servolenkung ist eben schon älter – genau wie das ganze Auto. Aber irgendwie fühlt es sich auch gut an, so viel Kraft beim Autofahren aufbringen zu müssen. Ruppig, aber auch charmant. 

Ich denke, wir müssen uns noch ein bisschen aneinander gewöhnen. Denn meine Freundin und ich haben den Van erst vor kurzem gekauft. Länger im Urlaub waren wir damit noch nicht. Aber wir haben schon jetzt dieses starke Gefühl von: Wir können überall hin, egal wann, egal wie. Das stimmt zwar nicht ganz, wir müssen ja arbeiten, aber wenn man im Van sitzt, fühlt man sich trotzdem so. Der Wunsch nach diesem Gefühl hat bei uns auch den Wunsch nach einem Camper ausgelöst. Dann haben wir angefangen, einfach mal zu schauen, ob wir ein gutes Angebot finden.

Monatelang haben wir nach dem perfekten Auto gesucht, uns immer wieder Angebote angeschaut und keins genommen. Nichts hat gepasst. Der Gebrauchtwagenmarkt ist zwar groß, aber viele Modelle sind nicht gut in Schuss. Weder meine Freundin noch ich sind große Autoexperten, aber wir wollten uns auch nicht übers Ohr hauen lassen. Unser Auto haben wir irgendwann auf einer Plattform gefunden. Als wir es zum ersten Mal besichtigt haben, war ein wichtiges Motorteil kaputt – das war uns zu riskant. Also haben wir nein gesagt, obwohl es uns sonst gut gefallen hat. Dann war es online weg, und wir waren sogar ein bisschen traurig. Ein paar Wochen später stand es plötzlich wieder drin. Eine andere Person hatte es gekauft, repariert und dann wieder zum Verkauf angeboten. Das war für uns ein Zeichen. Wir sind hingefahren und haben es gekauft.

Wir sind voll nach dem Motto ›Einfach mal machen‹ vorgegangen. Selbst um das Thema Versicherung haben wir uns erst ein paar Tage vorher Gedanken gemacht. Mir war gar nicht bewusst, dass wir eine extra Wohnmobilversicherung brauchen. Dadurch sind jetzt zum Beispiel auch die Möbel im Van abgesichert. Natürlich war der Gedanke da: Was ist, wenn schnell etwas kaputtgeht? Oder der Van doch nicht so einwandfrei funktioniert? Wir kennen uns beide nicht wirklich gut aus. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Wir freuen uns sehr darauf, daraus ein Hobby zu machen und so viel wie möglich selbst zu erledigen. An die Elektrik gehen wir aber nicht ran, da kann zu viel schieflaufen. Alles andere trauen wir uns zu.

Uns ist wichtig: Das Auto soll uns nicht im Alltag mobiler machen, sondern uns das Reisen ermöglichen. Für die Stadt brauche ich kein Auto. Ich bin froh, wenn ich so selten wie möglich einen Parkplatz suchen muss. Eigentlich war ich auch immer aus Nachhaltigkeitsgründen gegen ein eigenes Auto. Aber so, wie wir es jetzt gemacht haben, fühlt es sich für mich okay an. Es ist ja kein neues Auto.«

Das gute Gewissen fährt mit: Das E-Auto als Familienwagen

Name: Beat
Alter: Jahrgang 1990
Auto: Hyundai IONIQ 5
Typ: Der Umweltbewusste

»Ein guter Kompromiss zwischen Umweltbewusstsein und Mobilität«

»Ich war nie ein großer Autofan. Aber Elektroautos haben mich schon immer interessiert, auch als sie noch sehr neu waren. Mir gefiel die Technik, der Umweltaspekt und natürlich auch die Vorstellung von deutlich geringeren Kosten. Vor drei Jahren brauchte ich dann selbst ein Auto. Vorher habe ich mir immer mal wieder den Verbrenner meiner Frau oder der Familie ausgeliehen. Das war natürlich praktisch, aber richtig überzeugt hat es mich nie. Also habe ich angefangen, gründlich zu recherchieren, mit Leuten zu sprechen, die sich auskennen, und habe irgendwann das erste E-Auto probegefahren. Der Versuch hat mich direkt überzeugt. Es ist so leise, erzeugt keine Abgase, und das Fahrgefühl ist besser. Danach konnte ich mir keinen Verbrenner mehr vorstellen.

Das genaue Modell war dann vor allem eine Kostenentscheidung. Ich bin selbstständig und habe das Auto als Firmenwagen geleast. Trotzdem fühlt es sich an wie mein Auto. Diese Gewissheit ›Ich kann jederzeit irgendwohin fahren‹ hat schon was. Gerade wenn ich das Auto für Kurzstrecken nutze, habe ich ein weniger schlechtes Gewissen. Am liebsten hätte ich aus Klimaschutzgründen gar kein Auto, aber das kann ich wegen Arbeit und Kind nicht umsetzen. Nur öffentlich oder mit dem Fahrrad unterwegs? In meiner Lebensrealität funktioniert das nicht. Das E-Auto ist für mich ein guter Kompromiss zwischen Umweltbewusstsein und Mobilität.

Als ich das Auto vor drei Jahren bekommen habe, war das Thema E-Auto in meinem Umfeld noch ziemlich neu. Ich habe viele Fragen dazu bekommen. Freunde und Bekannte meinten oft, dass sie sich das mal anschauen wollen, bevor sie über ein eigenes nachdenken. Die häufigste Frage bekomme ich zum Akku und Laden, aber das ist viel entspannter, als viele denken. Der Akku ist über unsere Allgefahren-Deckung mitversichert und wir haben bei unserem Modell darauf geachtet, dass es eine Schnellladefunktion hat. Bei längeren Strecken machen wir zwischendurch 15 Minuten Pause, um uns die Beine zu vertreten oder auf die Toilette zu gehen. Das Thema Laden ist einfach eine Planungsfrage. Wir haben das Glück, kostenlos bei der Arbeit laden zu können. 

In unserer aktuellen Wohnung haben wir keine Lademöglichkeit. Wir fahren also immer zur öffentlichen Ladestation, aber das klappt gut. Wenn wir dort Strom kaufen, zahlen wir etwa acht Euro für 100 Kilometer. Im Herbst ziehen wir aufs Land, dort haben wir dann auch Strom aus unserer eigenen Photovoltaikanlage. Das bringt noch mal ein ganz anderes Maß an Unabhängigkeit und ist günstiger. Außerdem sind die Leasing-Konditionen bei einem E-Auto besser. Im September brauche ich ein neues Auto. Das Leasing läuft aus. Ich habe mich wieder für das gleiche Modell entschieden.«

Text Selena Gruner
Fotos Niklas Bornemann; privat; privat

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