19.04.2024

Kaffeetipps to go

Auf Infoscreens in ganz Deutschland erscheinen derzeit Gesundheitstipps, präsentiert von der Allianz Private Krankenversicherung. 1890 digital nimmt die Ratschläge auf – und vertieft das Wissen in Experteninterviews. Teil 13: Dr. Matthias Riedl deckt Mythen rund um den Muntermacher Kaffee auf.

Zur Person

Dr. Matthias Riedl, Jahrgang 1962, ist ärztlicher Direktor am Medicum Hamburg, Europas größtem Zentrum für Ernährung und Diabetes. Er zählt zu den renommiertesten Ernährungsmedizinern Deutschlands, hat die App »myFoodDoctor« entwickelt und mehr als 30 Bücher über gesunde Ernährung geschrieben. Sein Werk »Unser Essen – Killer und Heiler« war »Spiegel«-Bestseller.

Herr Dr. Riedl, der erste Kaffee am Morgen – und kurze Zeit später geht’s auf die Toilette. Gibt es hier einen kausalen Zusammenhang?
In der Tat. Der im Kaffee enthaltene Wirkstoff Koffein erhöht die Filterfunktion der Nieren, wodurch mehr Urin gebildet wird.

Besteht dann bei übermäßigem Kaffeekonsum die Gefahr einer Dehydrierung, also eines akuten Flüssigkeitsmangels?
Da zitiere ich Franz Kafka: »Kaffee dehydriert den Körper nicht. Ich wäre sonst schon Staub.« Aber im Ernst: Diese vermeintliche Gefahr gehört in den Bereich der Ernährungsmythen. Denn die harntreibende Wirkung von Kaffee ist nur von kurzer Dauer und hat somit keinen negativen Einfluss auf unsere tägliche Flüssigkeitsbilanz.

Ist also die Tradition, zum Espresso ein Glas Wasser zu trinken, aus besagtem Mythos entstanden?
Unter anderem. Aber diese Gewohnheit finde ich sehr gut. Denn es ist eine weitere Möglichkeit, den täglichen Flüssigkeitsbedarf zu decken. 

»Ein mäßiger Kaffeekonsum, also drei bis vier Tassen pro Tag, ist sogar gesund.«

Dr. Matthias Riedl

Wie viel Kaffee pro Tag ist gesundheitlich unbedenklich?
Eine allgemeingültige Empfehlung ist schwer zu treffen, da sich Kaffee von Mensch zu Mensch unterschiedlich auswirkt. Aber Studien belegen: Ein mäßiger Kaffeekonsum, also drei bis vier Tassen pro Tag, ist sogar gesund.

So wirkt sich die antientzündliche Wirkung von Koffein positiv auf den Leberstoffwechsel aus. Wer beispielsweise an einer nichtalkoholischen Fettleber erkrankt ist, sollte Kaffee auf seinen Speiseplan setzen. Außerdem steigert Koffein in Maßen den Antrieb, die Stimmung und Denkgeschwindigkeit sowie das Konzentrationsvermögen eines Menschen. 

Wie lange dauert es, bis der Körper Koffein abgebaut hat?
Nach fünf Stunden wurde circa die Hälfte des Koffeins abgebaut. Die Geschwindigkeit hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab, wie etwa dem Gewicht, Geschlecht, Alter oder der Stoffwechselrate. 

Gibt es so etwas wie eine Koffeinabhängigkeit? 
Ja. Die chronische Abhängigkeit von koffeinhaltigen Getränken wird Coffeinismus genannt. Koffein wirkt als psychoaktive Substanz, die das zentrale Nervensystem stimuliert. Aber je mehr Koffein man zu sich nimmt, desto größer ist die körpereigene Toleranz gegenüber dem Wirkstoff. Wird beispielsweise der Kaffeekonsum reduziert, können Entzugssymptome auftreten. Angefangen bei Kopfschmerzen über Müdigkeit bis hin zu Reizbarkeit und Depressionen.

Filterkaffee, Espresso oder French Press: Welche Zubereitungsart ist am gesündesten? 
Fast alle Studien beziehen sich auf schwarzen Filterkaffee ohne Milch und Zucker. Welche Rolle die Sorte und die Zubereitung spielen, muss noch genauer untersucht werden. Aber so viel lässt sich sagen:

Im Vergleich zu Filterkaffee enthält Espresso weniger Säure, da diese beim langen Rösten verloren geht. Daher ist Espresso verträglicher für den Magen. Wer erhöhte Cholesterinwerte im Blut hat, sollte aber lieber Filterkaffee trinken. Hintergrund ist, dass das Filterpapier die Stoffe Cafestol und Kahweol auffängt, die sich negativ auf den Cholesterinspiegel auswirken. Auch bei einer French Press empfehle ich den Einsatz eines Filters. So lassen sich die sogenannten Diterpene herausfiltern, die ebenfalls nicht förderlich für den Cholesterinspiegel sind. 


Text
Steffen Geggus
Foto Simon Koy, privat

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