Frauen sorgen fürs Alter vorFrauen sorgen fürs Alter vor

10.08.2022

Lernen von den Golden Girls: Die Klügere sorgt vor

Ein gelungener Ruhestand beginnt in jungen Jahren – mit wichtigen finanziellen Entscheidungen. Diese vier Frauen erzählen davon. Denn jede von ihnen kann von sich behaupten: Beim Thema Altersvorsorge habe ich alles richtig gemacht.

Die Sparsame

Name: Ilse Cornelius, Jahrgang 1926.
Foto: Beim Besuch der Ausstellung »Forever Young« im Museum Brandhorst in München.
Letzter Beruf: Hausfrau.
Strategie: Geld muss man arbeiten lassen.

»Muss ich das jetzt ausgeben?«

Ilse Cornelius
In der kindlichen Vorstellung von Ilse Cornelius war Geld etwas Schönes – aber sehr weit weg
Eine Gruppe von Männern und eine Gruppe von Frauen sitzen sich auf einer Schaukel gegenüber.

»Geld ist eine Macht, und man kann sich ihr nicht entziehen. Es ist schön, wenn man nicht zu sehr daran hängt und auch verzichten kann, aber ohne Geld geht gar nichts. Ich wurde 1926 geboren, drei Jahre nach der Hyperinflation, als ein Frühstücksei 320 Milliarden Papiermark kostete. Meine Eltern hatten eine Bäckerei, doch das Geschäft lief nicht gut. Wir sind immer gerade so durchgekommen. Als ich sieben war, starb meine Mutter, dann kam der Krieg. Schon als Kind musste ich im Geschäft aushelfen. Einen Lohn dafür habe ich nie gesehen. Geld war in meiner Vorstellung irgendwas Schönes, aber weit weg. So habe ich früh gelernt, zu sparen und sparsam zu sein. In allem. Bis heute prüfe ich mich vor jeder Anschaffung: Muss ich das jetzt ausgeben? Braucht es das?

Mein Vater hat mir verboten, eine Ausbildung zu machen. Aber ich durfte auf ein Gymnasium, das einen Wirtschaftszweig hatte. Da habe ich Buchhaltung gelernt. In den späten 1950er-Jahren traf ich meine große Liebe und gründete eine Familie. Durch eine kleine Erbschaft konnten wir ein Mietshaus finanzieren. Das Geld, das mein Mann verdient hat, haben wir in die Ausbildung der Kinder gesteckt und gespart. Bei den Banken gab es damals noch Zinsen. Das Wörtchen ›Zinseszins‹ muss man ja heute den Enkeln erklären. Eine Lebensversicherung hatten wir auch. Als sie ausgezahlt wurde, haben wir uns damit einen Traum erfüllt und sind nach Ägypten gereist. Die Pharaonen und Pyramiden haben mich seit jeher fasziniert. Es blieb sogar Geld übrig fürs Studium unserer Söhne. Seit zwei Jahren lebe ich in einem Seniorenheim. Es ist nicht gerade billig. Von der Rente könnte ich es mir nicht leisten. Geld ist trotzdem nicht das Maß aller Dinge. Familie ist wichtig – und ein Ziel vor Augen. Und man muss Achtung haben vor sich selbst. Das ist wichtig.«

Die Weitsichtige

Name: Beate Tiletzek, Geburtsjahr 1955.
Foto: Beim Meditieren zu Hause in Waldkraiburg.
Letzter Beruf: Therapeutin, Yogalehrerin.
Strategie: Fleiß bringt manchmal Sonderpreis.

»Mir ist nichts zu schwer«

Beate Tiletzek
Das Geld war knapp, deshalb wurde Beate Tiletzek als Kind äußerst erfinderisch

»Heute morgen hat mich mein Mann gesucht und mich auf dem Kopf stehend gefunden. Ich mache Yoga seit bald 50 Jahren, und es hat mich gelehrt, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Und noch etwas habe ich immer umgesetzt: Geh an deine Schmerzgrenze. Und dann einen Millimeter darüber hinaus. Nur wer seine Komfortzone verlässt, kann wachsen. Mein Vater ist gestorben, als ich zwei Jahre alt war. Ich kann mich noch erinnern, dass es an allen Ecken und Enden furchtbar knapp war. Meine Mutter sagte immer: ›Das können wir uns nicht leisten.‹ Das machte aber nichts, wir haben einfach viel selbst gemacht. Meinen Fernseher habe ich aus einer Schachtel und Zellophanfolie gebastelt.

Als meine Mutter schwer verunglückte und lange Zeit krank zu Hause lag, kümmerte ich mich um den Haushalt, ging zur Schule und jobbte als Verkäuferin. Ich war 14 und hatte irgendwie immer Geld. Ich lernte schnell: Wenn es einem gut gehen soll, muss man etwas dafür tun. Vielleicht kommt daher mein Grundsatz: ›Mir ist nichts zu schwer.‹ An den halte ich mich bis heute, egal ob ich den Pilotenschein gemacht habe oder im Alter noch Kitesurfen auf Sansibar lerne. Nach der Wende ergab sich die Chance, die alte Handschuhfabrik meines Großvaters bei Chemnitz zurückzubekommen. Unser Plan war, das Firmengelände in Mietwohnungen umzuwandeln und uns damit fürs Alter abzusichern. Das Ganze dauerte länger als geplant und brachte uns an unsere Grenzen. Doch am Ende ist es gelungen. Mein Mann kümmert sich um die Zahlen, ich um die Menschen, das ist unser Erfolgsmodell. Ja, ohne Fleiß kein Preis, aber manchmal gibt es noch ein Geschenk als Zugabe zur Anstrengung, das sich nicht beziffern lässt. Nur aufs Glück sollte man sich nicht verlassen. Meine Enkelkinder haben schnell begriffen, woher das Geld kommt. Sie jobben schon als Schüler.«

Die Bewegliche

Name: Herta Mößner, Geburtsjahr 1947.
Foto: Beim Golfen in ihrer Wahlheimat Kapstadt.
Letzter Beruf: Lehrerin.
Strategie: Vorsorge fängt schon bei der Berufswahl an.

»Ich fühle mich reich, weil ich tun kann, was ich gerne möchte«

Hertha Mößner
Manchmal muss man auf sein Herz hören, so wie Herta Mößner

Icon Allianz Kurz gefragt

3 Fragen zur Altersvorsorge an Laura Gersch

Laura Gersch ist Finanz­vorständin der Allianz Versicherungs-AG und setzt sich für das Thema »Equal Pension« ein.

Frauen bekommen oft nur halb so viel Rente wie Männer. Was können sie tun, um im Alter besser abgesichert zu sein? Frauen sollten sich früh und ehrlich mit ihren eigenen Finanzen auseinandersetzen. Auch in einer Partnerschaft sollte finanzielle Selbstständigkeit das Ziel sein.

Sollten Frauen anders vorsorgen als Männer? Nein, genauso konsequent.

Ist es nicht verständlich, wenn angesichts geringerer Einkommen kein Geld für die Vorsorge übrig bleibt? Auch kleine Beträge können sich lohnen, schon mit fünf Euro monatlich erhalten Geringverdiener die vollen Riester-Zulagen. Und Paare, bei denen ein Elternteil das Haupteinkommen verdient und das andere Teilzeit arbeitet und sich mehr um die Kinder kümmert, sollten besprechen, wie mit dem Familieneinkommen für beide Partner vorgesorgt wird. Sei es betrieblich oder privat.

»Um glücklich zu sein, brauche ich mir kein teures Schickimicki-Zeug zu kaufen. Ich fühle mich reich, weil ich tun kann, was ich gerne möchte. Klar, dafür braucht man auch Geld. Gut essen, auf den Golfplatz und am Strand spazieren gehen: Für diesen Lebensstandard haben mein Mann und ich rechtzeitig vorgesorgt. Heute leben wir als Auswanderer unweit von Kapstadt in Südafrika. Da wir beide Lehrer waren, lässt es sich mit zwei Beamtenpensionen hier im Vergleich zu Deutschland sehr entspannt leben. Wir wohnen in einer Seniorenresidenz in einem eigenen Haus mit Garten. Ich bin 1947 in Eschenbach in der Oberpfalz geboren und verbrachte die ersten Jahre meiner Kindheit dort in einem Flüchtlingslager. Meine Eltern waren nach Kriegsende über die nahe Grenze aus Eger, dem heutigen Cheb, geflohen.

Schon früh hat mich geprägt, sich nur das zu leisten, was man sich leisten kann. Wenn die anderen Kinder sich eine Kugel Eis für 20 Pfennige gegönnt haben, verzichtete ich lieber. Nach dem Abitur verdiente ich mein erstes Geld als Ingenieurassistentin. Dann habe ich für das Lehramt studiert. Mein Mann war auch Lehrer. So konnten wir in den Ferien gemeinsam die Welt bereisen. Afrika fanden wir besonders schön. Vorgesorgt haben wir mit Bausparvertrag, Wohnungskauf und zwei Lebensversicherungen. Auch ein paar Aktien hatten wir, die sich über die Jahre gut entwickelten. Das kam uns zugute, als wir das Abenteuer Auswanderung wagten. Als mein Mann frühpensioniert wurde, war ich 58. Ich fragte mich: Willst du noch sieben Jahre arbeiten oder in der Sonne leben? Mein Herz sagte: Auf nach Südafrika! Da habe ich mich bis zur Pensionierung ohne Bezüge beurlauben lassen. Die Auszahlung der Lebensversicherungen kam genau zur richtigen Zeit. Seitdem scheint für uns die Sonne, jeden Tag.«

Die Furchtlose

Name: Margrit Hellstern, Jahrgang 1942.
Foto: Beim Kartenspiel zu Hause in Freiburg.
Letzter Beruf: Unternehmerin.
Strategie: Kaufen und mit Gewinn verkaufen.

»Man bekommt nichts geschenkt, es sei denn, man tut etwas dafür«

Margrit Hellstern
Hatte ein gutes Händchen für lohnende Geschäfte: Margrit Hellstern

»Unglaublich, wenn ich heute auf mein Leben zurückblicke. Ich besitze Immobilien, habe ein kleines Vermögen aufgebaut und bin zufrieden. Wie mir das gelungen ist? Die einfache Antwort: mit harter Arbeit. Und ich hatte ein Händchen, das Verdiente gut anzulegen. Günstig Wohnungen kaufen und mit Gewinn verkaufen, das war die Grundlage. Die etwas kompliziertere Erklärung: Ich habe mich nie gefürchtet, ein Risiko einzugehen und mich quer zum vermeintlichen Schicksal zu stellen. In die Wiege gelegt war mir das nicht. Wir waren ärmer als arm. Meine Mutter hat sechs Kinder allein großgezogen, der Vater war erst im Krieg, dann in Gefangenschaft. Damit wir über die Runden kamen, musste sie sich immer wieder Geld leihen. Da habe ich mir geschworen: Das machst du nicht! Du wirst nie arm sein und Schulden machen. Das war für mich so sicher wie das Amen in der Kirche. Man bekommt nichts geschenkt, es sei denn, man tut etwas dafür.

Sehr früh nahm ich alles selbst in die Hand. Mit 13 arbeitete ich auf dem Verladebahnhof in Hamburg. Nach der Lehre als Konditorin ergriff ich die erste Gelegenheit, um mich selbstständig zu machen. Ich hatte nachts für eine Reinigungsfirma geputzt und dachte mir: ›Du machst die ganze Arbeit, und der Chef verdient das Geld. Das kann ich auch.‹ Aus heutiger Sicht war das gewagt. Meine Tochter war noch klein. Aber es ist gut gegangen, und meine eigene Putzfirma wuchs. Nach der Scheidung fing ich in Freiburg neu an und leitete eine Gebäudereinigungsfirma mit über 300 Angestellten. Als ich mit 70 Jahren aufhören wollte, sagte ein großer Kunde: ›Was, Sie wollen in Rente? Dann suche ich mir einen anderen Dienstleister.‹ Also verschob ich meinen Ruhestand, machte mich noch mal selbstständig – und der große Kunde kam zu mir. Geld bedeutet für mich Sicherheit. Aber nicht mehr. Ich habe mein Leben genossen, in jeder Beziehung. Das Spannende ist doch: Man weiß nie, was morgen ist.«

Protokolle  Michael Cornelius
Fotos            Saskia Wegner, Anne-Sophie Stolz, Manuel Nieberle, Florian Generotzky

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