Karneval, Fasching, Fastnacht und Co. – 52 Tage vor Ostern ziehen jedes Jahr Millionen Menschen in Feier-Metropolen wie Köln, Düsseldorf oder Mainz. Dann werden die Straßen zur riesigen Partyzone. Doch die närrische Zeit hat auch Risiken und Nebenwirkungen. Damit Sie optimal vorbereitet sind, verrät unser Experte die zehn wichtigsten Überlebenstipps
Zur Person
Agenturleiter Andreas Bulich (45) aus Köln-Holweide ist inoffizieller Allianz-Karnevals-Experte. Der gebürtige Bonner, seit 1999 in Kölner Karnevalsvereinen aktiv, schaffte es 2017 sogar als Bauer ins Kölner Dreigestirn. Etwa 400 Auftritte hatte er mit Jungfrau und Prinz während der Session.
Die wichtigsten Policen für die 5. Jahreszeit
Im Gedränge das Kostüm eines anderen mit Bier oder Zigarettenstummel ruiniert? Auf einer Privatparty die Vase vom Fensterbrett gestoßen? »Klassische Fälle für die Haftpflichtversicherung, die vor allem in der närrischen Zeit die Geldbörse schonen kann«, erklärt Andreas Bulich. »Diese Versicherung ist für jeden relevant, aber vor allem im Karneval kann sie sich als besonders nützlich erweisen.«
Wenig überraschend ergeben Menschenmassen ein erhöhtes Unfallrisiko. Ein Rempler kann zum Sturz führen, eine Glasflasche auf dem Boden lässt Bänder im Fußgelenk schneller reißen als so manches Tennismatch auf Gummibelag. »Wer im Feiermodus einen Unfall hat, freut sich über die richtige Absicherung«, sagt der Experte.
In der Weiberfastnacht müssen Schlipsträger damit rechnen, dass eine Frau ihnen den Schlips abschneidet. Auch wenn es sich hierbei um einen alten Brauch handelt, liegt bei fehlender Zustimmung des Schlipsträgers eine Sachbeschädigung vor. Diese kann einen Schadensersatzanspruch nach sich ziehen, bei dem die Rechtsschutzversicherung helfen kann.
Krawatte weglassen
Die Lieblingskrawatte sollte vor allem an Weiberfastnacht im Schrank bleiben, denn an diesem Tag haben viele Frauen eine Schere dabei und schneiden kurzerhand jeden Schlips ab, den sie sehen. Egal, ob an der Supermarktkasse oder in der U-Bahn. Am besten direkt in ein Kostüm schlüpfen, dann ist man vor Übergriffen sicher.
Küsschen zulassen
An Karneval ist Körperkontakt kaum zu vermeiden. Es kann passieren, dass man von einer wildfremden Person »gebützt« wird. Ob auf die Wange oder auf den Mund – ein »Bützchen« (dt. Küsschen) ist Ausdruck karnevalistischer Lebensfreude und nicht zu verwechseln mit anderen Begehrlichkeiten. Ergreifen Sie nicht gleich die Flucht, sondern reagieren Sie locker. Ein freundliches Bützchen auszuschlagen ist ein Stimmungskiller.
Zwiebelprinzip anwenden
Da der Februar in Deutschland (noch) kälter ist als der in Brasilien, sollte ein Kostüm für den Straßenkarneval vor allem ausreichend warm sein. Plant man, einen Großteil der Zeit in einer Kneipe oder auf einer Saalveranstaltung zu verbringen, empfehle ich das Zwiebelprinzip. Denn beim Feiern in geschlossenen Räumen wird es sehr heiß.
Körper vorbereiten
An Karneval trinken viele Menschen viel Bier. Damit das kleine Blonde einem nicht zu schnell die Schuhe auszieht, ist eine gute Grundlage wichtig. Viele Kneipen bieten so manch deftigen Schmaus, der Körper und Seele perfekt auf einen langen Kneipentag vorbereitet. Dazu natürlich viel Wasser trinken.
Wildpinkeln meiden
An Karneval übermäßig viel Alkohol zu konsumieren, ist sicher der größte Fehler, den man machen kann. Denn es geht im Karneval um ein gemeinsames Erleben von Brauchtum und Freude. Wer dann auch noch im Vollrausch an Häuser pinkelt, muss mit hohen Bußgeldern rechnen. Denn das Ordnungsamt kontrolliert während der närrischen Tage ganz genau.
Chaos planen
Auch wenn der Karneval die verrückte Zeit ist, so sollte er im Vorfeld geplant werden. Touristen aus ganz Deutschland und Nachbarländern versammeln sich in der Stadt, um sich richtig wohlzufühlen. Lassen Sie Ihr Auto Zuhause, kommen Sie lieber mit der Bahn. Hotels sind oft drei bis vier Monate im Voraus ausgebucht. Planen Sie, wohin Sie gehen wollen, besorgen sich entsprechende Tickets und mindestens ein Kostüm.
Barhocker reservieren
Meiden Sie große Brauhäuser und Partyzelte. Am besten feiert es sich in einer kleinen Eckkneipe, wo man Kontakt zu Alteingesessenen und damit zum echten Brauchtum bekommen kann. Extra Tipp: Früh da sein und einen Steh- oder Sitzplatz reservieren.
Bierkonsum regulieren
Einige Menschen trinken an Karneval schlicht viel zu viel Alkohol. Immer wieder sieht man einzelne Personen, die schon um die Mittagszeit im Vollrausch mitten in der Kneipe oder sogar auf der Straße einschlafen. Mit Karneval hat das unkontrollierte Trinkgelage nichts mehr zu tun. Wer das gemeinsame Feiern genießen und eine außergewöhnliche Gemeinschaft und Kultur erleben will, sollte daher nur hemmungslos Tanzen, aber nicht hemmungslos trinken.
Provokationen wegschunkeln
Ein Rempler in der Warteschlange? Ein verschüttetes Bier auf dem Kostüm? Erwachsene, die Kindern die Süßigkeiten wegschnappen? Versuchen Sie stets gelassen zu bleiben. Wo Menschen sind, kommt es zu Konflikten. In Köln versuchen wir an Karneval die Problemchen gemeinsam wegzuschunkeln. Manchmal kann man Konflikte allerdings nicht vermeiden.
Brustbeutel tragen
Menschenmassen wie an Karneval sind natürlich ein Eldorado für Taschendiebe. Vor ihnen schützt man sein Geld am besten mit dem guten alten Brustbeutel nah am Körper unter dem Kostüm.
Text Sebastian Schellschmidt
Illustration Anja Stiehler
Foto privat