07.10.2022

Fünf Wege zum Uni-Abschluss im Seniorenalter

Seniorenstudium, Abschluss mit Zertifikat, Gasthörerstatus – im Ruhestand gibt es viele Möglichkeiten, die Uni zu besuchen. Hier erfahren Sie, wie die Einschreibung abläuft, was das kostet und worauf besonders zu achten ist 

Ob Sie bereits über einen Hochschulabschluss verfügen oder noch nie studiert haben – mit einer Hochschulzulassung (z. B. Abitur) können Sie sich regulär auf Studiengänge bewerben. Ein offizielles Höchstalter gibt es nicht, auch wenn manche Universitäten in zulassungsbeschränkten Studiengängen Studierende über 55 Jahren nicht mehr zulassen oder Jüngere bevorzugen. Zusätzlich entscheiden die Abiturnote und/oder weitere Zulassungsvoraussetzungen wie etwa Eignungsprüfungen. In zulassungsfreie Studiengänge können Sie sich meist bis eine Woche vor Vorlesungsbeginn einschreiben. Wie alle anderen Studierenden folgen Sie einem Studienverlaufsplan, absolvieren Prüfungen und können einen Bachelorabschluss oder höhere Abschlüsse erwerben. Bis auf wenige Ausnahmen liegen die Gebühren pro Semester unter 350 Euro. An manchen Universitäten müssen regulär studierende Senioren über 50, 55 oder 60 Jahren höhere Gebühren bezahlen. In Rheinland-Pfalz sind es 700 Euro pro Semester.

Tipp: Öffentliche Veranstaltungen

Die meisten Universitäten bieten jedes Semester Vorlesungen und Vortragsreihen an, die allen Menschen offenstehen und meist kostenlos sind. So können Sie ganz unverbindlich daran teilnehmen und sich weiterbilden. Beachten Sie die aktuellen Ausschreibungen auf den Webseiten der Universitäten – manchmal sind die Veranstaltungen digital, wodurch Sie nicht vor Ort sein müssen und Angebote an verschiedenen Universitäten wahrnehmen können.

Es geht auch ohne Abi – Ihr Weg zum Studium 

Gasthörerstudium

Als Gasthörer können Sie an fast allen Hochschulen in Deutschland studieren. Dort belegen Sie Vorlesungen aus dem Regelbetrieb, die für Gasthörerinnen und Gasthörer freigegeben wurden. Aber auch Seminare können eventuell nach Rücksprache mit den Dozierenden belegt werden. Prüfungen sowie Abschlüsse dürfen Sie aber nicht ablegen. Nur in Bayern brauchen Sie für das Gasthörerstudium eine Hochschulzulassung (z. B. Abitur). Die Semestergebühr unterscheidet sich stark je nach Universität und Anzahl der belegten Veranstaltungen und liegt zwischen 30 und 360 Euro. An vielen Universitäten dürfen Gasthörer auch die Veranstaltungen des Studium generale besuchen.  

Seniorenstudium

Ein Seniorenstudium (oft auch »Studieren 55plus« o. Ä.) bieten zahlreiche Hochschulen in Deutschland an. Hier können Sie Veranstaltungen aus dem Regelbetrieb besuchen, die für Gasthörer und -hörerinnen freigegeben wurden. Zusätzlich bieten die Hochschulen spezielle Kurse an, die sich ausschließlich an Seniorenstudierende richten und an deren Wünsche angepasst sind. An der Ludwig-Maximilians-Universität München sind das vor allem geisteswissenschaftliche Veranstaltungen oder Kurse wie Autobiografisches Schreiben, Life-Coaching oder Zeichnen. Prüfungen und Abschlüsse können Sie nicht ablegen. Eine Hochschulzulassung benötigen Sie nur in Bayern. Die Kosten variieren stark je nach Universität und Anzahl der belegten Veranstaltungen und liegen zwischen 50 und 500 Euro pro Semester.

Zertifikatsstudium

Ein Zertifikatsstudium folgt meist einem geordneten Semesterverlaufsplan und einem thematischen Schwerpunkt. In der Regel schließt das Studium mit einer Abschlussprüfung oder einer wissenschaftlichen Arbeit ab. Nach Bestehen aller Prüfungen werden die Studierenden mit einem Zertifikat belohnt, das gegebenenfalls die international anerkannten ECTS-Punkte nachweist. Der Abschluss qualifiziert nicht für weiterführende Masterstudiengänge. Ein Zertifikatsstudium bieten nur sieben Universitäten in Deutschland an, für die Sie keine Hochschulzulassung nachweisen müssen. Die Kosten pro Semester liegen zwischen 60 und 500 Euro – je nach Universität und der Anzahl der belegten Veranstaltungen.

Zwischen Büchern und jungen Leuten: Ein Studium im Seniorenalter kann nicht nur inhaltlich bereichernd sein, sondern auch zu neuen Bekanntschaften führen
Eifrig am Mitschreiben: Auch nach der Rente kann man an Vorlesungen und Seminaren teilnehmen – je nach Art des Studiums ist auch das Ablegen von Prüfungen möglich

Hochschulabschluss bestanden? So kann es danach weitergehen 

Weiterführendes Studium

Abschlüsse und damit verbundene Zulassungen verfallen nicht: Wenn Sie bereits einen Hochschulabschluss erworben haben, können Sie sich damit – auch lange Zeit später – für ein weiterführendes Studium (z. B. Master, Promotion) in ihrem Fach bewerben. Manche Universitäten erwarten aber eine bestimmte Abschlussnote oder stellen weitere Zugangsvoraussetzungen wie etwa Eignungsprüfungen, die Sie bestehen müssen. Bei Promotionen müssen Sie in der Regel vorher Dozierende finden, die Interesse an Ihrem Forschungsthema haben und Ihre Doktorarbeit betreuen. Beachten Sie, dass sich Forschungserkenntnisse und Standards des wissenschaftlichen Schreibens je nach Fach deutlich verändert haben können. Es fallen die normalen Semestergebühren der Hochschulen an, die bis auf wenige Ausnahmen unter 350 Euro liegen.

Zweitstudium

Falls Sie bereits einen Hochschulabschluss haben und ein neues Fach studieren, gilt das als Zweitstudium. In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz werden Zweitstudiengebühren von 650 bis 700 Euro fällig, in Sachsen-Anhalt je nach Hochschule bis zu 500 Euro. Beachten Sie, dass bei zulassungsbeschränkten Studiengängen nur wenige Plätze an Zweitstudienbewerber und -bewerberinnen vergeben werden. Beste Chancen haben nicht die diejenigen mit den besten Noten, sondern jene, die triftige Gründe für das Zweitstudium angeben können.  Studierende unter 50 Jahren werden oft bevorzugt.

Text Patrick Pfordt 
Fotos Maurice Kohl 

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