Kinder lernen in einem Schwimmbad schwimmenKinder lernen in einem Schwimmbad schwimmen

01.09.2022

Sicher schwimmen: »Kinder brauchen Zeit und Geduld«

Viele Eltern können sich nicht vorstellen, entspannt am See zu liegen, während das Kind baden geht. Denn dafür muss das Kind schwimmen können. Anke Nowak ist Allianz Mitarbeiterin und langjährige Schwimmlehrerin, und sie erklärt, wie Kinder richtig schwimmen lernen und worauf Eltern achten sollten

Zur Person

Anke Nowak arbeitet als Aktuarin bei der Allianz Versicherungs AG. Ihre Trainerlizenz für das Schwimmen hat sie seit 2004, Schwimmtraining gibt sie bereits seit 2003 im Verein. Früher war sie selbst als Leistungssportlerin im Schwimmen aktiv, heute unterrichtet sie Kinder und Jugendliche. Auch ihre Kinder sind aktive Schwimmer, einer davon sogar erfolgreicher Kadersportler.

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Ein Rettungsring hängt griffbereit am Rand eines Schwimmbeckens.

Der Sommer in diesem Jahr ist so heiß wie selten zuvor. Viele wollten sich deshalb in Freibädern oder an Badeseen abkühlen. Aber immer mehr Menschen in Deutschland können nicht schwimmen, vor allem Kinder und Jugendliche lernen es kaum noch oder gar nicht mehr. Im Jahr 2023 sind laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mindestens 355 Menschen ertrunken. Die Zahl steigt seit Jahren. Vielen fehlt die Schwimmkompetenz, was auch daran liegt, dass zu wenig Kursen angeboten werden. Doch was können Eltern tun? Zusammen mit Anke Nowak haben wir fünf Tipps zusammengestellt, wie Kinder erfolgreich das Schwimmen lernen:

1. Das Lernen beginnt schon im Badezimmer

Der erste Schritt zum Schwimmenlernen ist bei Kindern nicht erst, wenn man sie zu einem Kurs anmeldet. Es beginnt schon viel früher: in dem man sie gut ans Wasser gewöhnt. Dabei sind die Eltern gefragt: Sie müssen dem Kind das Element zuführen, es mit ihm vertraut machen und ihm zeigen, dass es keine Angst haben muss. Das beginnt in der Badewanne oder unter der Dusche, wenn das Kind mit Wasser spielen kann. Oder bei regelmäßigen Besuchen im Schwimmbad oder am See, bei dem sie ausgiebig planschen und sich so spielerisch ans Wasser gewöhnen können. 

»Kinder dürfen keine Angst vor dem Wasser haben. Dazu müssen sie es natürlich erst einmal kennenlernen. Darum sollten sich die Eltern kümmern, denn ohne ihren Einsatz geht es nicht«, erklärt Anke Nowak. Und sollten Eltern den Kindern auch das Schwimmen beibringen? Die Expertin rät zu einer professionellen Schwimmschule, aber sollte es dort keinen Platz geben, können auch Eltern erste Schwimmübungen mit ihren Kindern machen. Tipp: »Am besten frühzeitig für den Schwimmkurs anmelden, da gerade in Städten die Kurse sehr begehrt und oft ausgebucht sind.«

2. Das ideale Alter zum Schwimmen lernen? Mit vier oder fünf Jahren

Mit der Gewöhnung ans Wasser kann bereits sehr früh begonnen werden, etwa bei einem Baby-Schwimmkurs. Ab einem Alter von vier bis fünf Jahren können Kinder dann das »richtige« Schwimmen erlernen, denn dann können sie schon gut begreifen, was der Schwimmlehrer oder die Schwimmlehrerin ihnen sagt und diese Anweisungen ausführen. »In diesem Alter anzufangen ist sinnvoll, damit die Kinder sich bereits mit Schwimmbewegungen über Wasser halten können. Wenn sie dann in die Schule kommen, können sie ihre Technik weiter verbessern. »Schwimmen zu lernen erfordert aber vor allem eins: Geduld. Es braucht viel Zeit und Übung und klappt nicht von heute auf morgen«, weiß Anke Nowak. 

3. Nicht mit Brustschwimmen starten

Man sollte generell nicht mit dem Brustschwimmen anfangen, da das die anspruchsvollste Technik ist, wenn man sie korrekt ausführt. Anfangs sollten die Kinder einfach im Wasser planschen und mit den Beinen strampeln. Viele Kinder führen dadurch ganz automatisch eine Rückenschwimm-Bewegung aus. 

Die erste Schwimmtechnik, die Kinder aktiv und bewusst lernen, ist in Deutschland trotzdem meist das Brustschwimmen. »Die leichte Variante, also Kopf über Wasser, ist für Anfänger deswegen einfach, weil sie immer sehen, wo sie hinschwimmen. Wenn die Kinder aber gut an das Wasser gewöhnt und keine Angst haben unterzutauchen, so spricht auch nichts gegen Kraul- oder Rückenschwimmen. Gerade für jüngere Kinder sind diese oft einfacher zu erlernen, da die Bewegungsabläufe weniger komplex sind«, sagt Anke Nowak. Für das »Seepferdchen« ist die Schwimmtechnik übrigens egal: Kinder müssen lediglich 25 Meter in einer erkennbaren Rücken- oder Brustlage zurücklegen.

4. Niemanden ins kalte Wasser werfen

Denn das ist sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinn keine gute Idee. Kinder brauchen Zeit und Geduld, damit sie Schwimmen lernen. Andererseits ist es tatsächlich wichtig, dass das Wasser nicht zu kalt ist. »Die ideale Wassertemperatur, um Kindern das Schwimmen beizubringen liegt zwischen 28 und 30 Grad. Sonst frieren die Kinder und haben dann natürlich keinen Spaß mehr«, erklärt Anke Nowak. Deswegen sind viele Schwimmkurse für Kinder an Warmbadetagen oder am Tag danach, wenn das Wasser noch Restwärme hat. »Sollten im Herbst die Schwimmbäder die Wassertemperatur runterdrehen, sollte man den Kindern einfach erklären, wieso das so ist und dass es trotzdem wichtig ist, Schwimmen zu lernen. Auch wenn das bei einem vierjährigen Kind schwierig ist«, meint Anke Nowak.

5. Mit dem »Seepferdchen« kann ein Kind noch nicht schwimmen

Kann ich mein Kind alleine zum Baden lassen, wenn es das Schwimmabzeichen »Seepferdchen« erworben hat? Besser nicht, warnt Anke Nowak. »Das Seepferdchen ist kein Nachweis, dass jemand sicher schwimmen kann. Denn das ist mehr, als nur Arme und Beine zu bewegen und sich gerade so über Wasser halten zu können«, sagt Nowak. Und genau das kann ein Kind mit dem Seepferdchen: Sich über Wasser halten und 25 Meter ohne Pause schwimmen. »Das Seepferdchen ist natürlich eine tolle Motivation für die Kinder – aber nur eine erste, wichtige Stufe für das sichere Schwimmenlernen«, sagt Nowak. 

Der nächste Schritt sind dann die drei weiteren Schwimmabzeichen: Bronze, Silber und Gold. Dafür wurden Anfang 2020 die Voraussetzungen noch einmal angepasst. Für das Abzeichen in Bronze müssen Kinder nun unter anderem 15 Minuten ohne Pause und Festhalten schwimmen. »Da lässt sich dann eher sagen: Mein Kind kann jetzt schwimmen.« Doch auch zum Silber- und Goldabzeichen rät Anke Nowak, da hier unter anderem geübt wird, wie man anderen im Notfall Hilfe leisten kann.

Außerdem sollten Kinder sich auch in offene Gewässer wagen – natürlich erst, wenn sie schon sicher schwimmen können. Auch hierfür hat Anke Nowak einen Tipp: »Eine gute Hilfe für’s offene Wasser ist eine aufblasbare Schwimmboje.« Die können sich Kinder (oder auch Erwachsene) umschnallen und hinter sich herziehen. Falls einen doch einmal die Kräfte verlassen oder man einen Krampf bekommt, kann man sich durch den zusätzlichen Auftrieb gut an der Boje  festhalten. Weiterer Pluspunkt:  Retter erkennen und sehen Personen in Not durch die Boje leichter im Wasser.

Text Theresa Atzl
Foto iStock-microgen, privat

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