Frau liegt auf dem Bauch, Mann malt mit seiner Hand eine Sonne mit Sonnencreme auf ihren RückenFrau liegt auf dem Bauch, Mann malt mit seiner Hand eine Sonne mit Sonnencreme auf ihren Rücken

26.07.2022

Safer Sun: 12 Tipps, die unter die Haut gehen

Zur Person

Dr. Hanna Halter ist Fachärztin für Dermatologie und Venerologie. Ihr Studium der Humanmedizin absolvierte sie an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit anschließender Promotion an der TU München. Internationale Erfahrungen sammelte sie in der Schweiz, den USA und Kanada. 

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Temperaturen über 30 Grad, Schwimmbad, Eis und Urlaubsstimmung: Der Sommer kann so schön sein. Doch wie viel UV-Strahlung verträgt die Haut? Die Dermatologin Dr. Hanna Halter erklärt, wie Sonnenmilch schützt, warum Öle nichts bringen und wie die Creme haltbar bleibt

Scheint die Sonne, sind wir nicht nur wacher und aktiver, die warmen Strahlen auf unserer Haut regen auch die Hautzellen zur Produktion von Vitamin D an. Dieses Vitamin ist für den Menschen in vielfacher Weise hilfreich: Es stärkt unsere Knochen und Immunsystem, gilt als krebshemmend und hat einen positiven Einfluss auf Krankheiten wie Rheuma, Bluthochdruck und Multiple Sklerose. Doch wie so oft im Leben, gilt es auch beim Aufenthalt in der Sonne das richtige Maß zu finden. Denn Sonnenbrand tut nicht nur weh – er fördert auch Hautkrebs. Mit mehr als 200.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist er die häufigste Krebsart in Deutschland. Damit Sie die sonnigste Zeit des Jahres brandfrei genießen können, haben wir 12 Tipps zusammengestellt.

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12 Tipps für ein sicheres Sonnenbaden
1. Der Schatten trügt

Egal ob unter einem Baum oder Schirm: Im Schatten lässt es sich an heißen Tagen gut entspannen. Es ist ein paar Grad kühler und die Sonne blendet nicht. Aber der Schatten trügt. Ein laues Plätzchen schützt nicht zwangsläufig vor Sonnenbrand. Trotz Wolken, Markise oder Blätterdach erreichen etwa 40 Prozent der UV-Strahlen die Haut. Das heißt: Auch im Schatten das Eincremen nicht vergessen. 

2. Empfindliche Kinderhaut schützen

»Da der natürliche Sonnenschutz bei Kindern noch nicht ausgereift ist, erhöht jeder Sonnenbrand im Kindesalter das Risiko, später an Hautkrebs zu erkranken«, sagt Hautärztin Dr. Hanna Halter. »In den ersten zwölf Lebensmonaten ist direkte Sonneneinstrahlung tabu – vor allem in den Sommermonaten. Ab dem zweiten Lebensjahr dürfen Kleinkinder auch mal in die Sonne. Aber nur mit entsprechendem Schutz und nicht in den strahlungsintensiven Mittagsstunden zwischen 11 und 16 Uhr.«

Bei Kindern und Babys empfiehlt die Expertin einen physikalischen Lichtschutzfaktor von 50, zum Beispiel mit Zinkoxid oder Titanoxid. Der Wirkstoff ist besser verträglich, wirkt schneller und dringt nicht so stark in die Haut ein. Stattdessen bildet sich auf der Haut ein Film, der die Lichtstrahlen reflektiert.

Wichtig: Der Sonnenschutz sollte gegen UVB-Strahlen und UVA-Strahlen schützen. Letztere sind noch gefährlicher, da sie tiefer in die Haut eindringen und sie schneller altern lassen. Zusätzlich sollten Kinder T-Shirt, Hose und Hütchen tragen – und an einem schattigen Platz bleiben.

3. Helle Haut besonders schützen

Ob hell oder dunkel, empfindlich oder robust – jede Haut ist anders und braucht deshalb individuellen Schutz. Selbst ein kurzer Aufenthalt in der Sonne führt bei helleren Hauttypen schnell zu einem Sonnenbrand. Das liegt an der vergleichsweise geringen Eigenschutzzeit von gerade einmal zehn Minuten, bei Kindern beträgt sie sogar nur fünf Minuten.

Bei empfindlicher Haut ist deshalb Sonnencreme mit einem Lichtschutzfaktor (LSF) von mindestens 30 Pflicht. Trotz allem gilt: Gehen Sie auf Nummer sicher und meiden Sie die pralle Sonne – vor allem zur Mittagszeit. 

4. Trotz Sonnencreme nur maßvoll sonnen

Was bedeutet eigentlich Lichtschutzfaktor (LSF)? Er lässt auf die Zeit schließen, in der die Haut geschützt ist. Nehmen wir als Beispiel eine Sonnenmilch mit LSF 30: Sie erhöht – rein theoretisch – die Dauer des Sonnenschutzes um das 30-Fache. Bei einem körpereigenen Schutz von 10 Minuten wären das 300 Minuten – spätestens ab fünf Stunden wird es also mit Sicherheit gefährlich, selbst unter Laborbedingungen. In der Praxis aber hält der Schutz wegen des Einflusses von Wasser, Schweiß und anderen Faktoren viel kürzer. Nachcremen ist deshalb unerlässlich, um ihn aufrechtzuerhalten. Der maximale Zeitraum vergrößert sich nicht durch erneutes Auftragen. 

Und auch das ist wichtig: Kein Produkt kann die UV-Belastung vollständig verhindern, eine gewisse Menge an Strahlung erreicht die Haut immer. Hautärztin Dr. Halter empfiehlt deshalb, den theoretisch errechneten Schutzzeitraum der Sonnencreme nur zu maximal 60 Prozent auszuschöpfen. 

5. Gut dosiert: So viel Sonnenmilch braucht der Mensch

Für einen sicheren Aufenthalt in der Sonne ist die richtige Menge entscheidend. Ein erwachsener Mensch braucht rund 20 bis 40 Milliliter Sonnencreme. Bildlich gesprochen: Pro Arm, für das Gesicht und für den Hals sollten es jeweils ein halber Esslöffel sein. Für die Beine sowie für die Vorder- und Rückseite des Körpers braucht man die doppelte Portion.

»Bei Kindern sollte die Menge für Gesicht, Hals und Nacken höher sein als bei Erwachsenen, da ihr Kopf im Verhältnis zum Körper größer ist«, sagt Dr. Halter. Wer nach dem Schwitzen oder Schwimmen nachcremt, dem reicht eine 200-Milliliter-Flasche für höchstens fünf Tage. 

6. Nicht nur den Körper schützen – auch die Umwelt

Nach jedem Badegang sollte die Haut neu eingecremt werden, da sich die Sonnencreme durch das Wasser von der Haut löst. In diesem Satz wird das Dilemma deutlich. Denn: Der ölig-cremige Sonnenschutz schwimmt jetzt im See oder Meer. Und das tut der Umwelt gar nicht gut. Dr. Halter kennt die Gründe: »Das liegt vor allem an den chemischen Filtern: Das Octocrylen schädigt Korallen und wirkt sich auch negativ auf die Entwicklung von Gehirn und Leber bei Fischen aus. Außerdem reichert es sich in Muscheln und Austern an.«

Kosmetikfirmen achten immer häufiger darauf, nur noch Stoffe zu nutzen, die für Wasserpflanzen und -tiere unbedenklicher sind. Eindeutige Siegel auf der Verpackung weisen dies aus, weitere Informationen stehen in der Packungsbeilage.

Falls Sie deswegen dennoch Bedenken haben: Eine Alternative zur Sonnencreme ist spezielle Sonnenschutzkleidung. Diese Textilien sind für das Wasser geeignet und mit einem hohen Lichtschutzfaktor ausgestattet.

7. Extra vorsichtig sein bei Tattoos

Sie haben sich vor Kurzem tätowieren lassen? Vorsicht! »Mit einem frisch gestochenen Tattoo sollten Sie zwei bis drei Wochen die direkte Sonne meiden. Die Nadel hat die Haut verletzt und den natürlichen UV-Schutz der Haut geschädigt«, erklärt Dr. Halter.

Generell gilt für jeden Tattoo-Träger: Zu viel UV-Strahlung lässt die Körperkunst verblassen. Spezielle Produkte für Tattoo-Fans sind aber nicht notwendig – eine handelsübliche Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor reicht aus. 

8. Pflanzliche Öle sind kein wirksamer Sonnenschutz

Viele Sonnenanbeter greifen im Sommer auf pflanzliche Öle zurück, wie zum Beispiel Oliven- oder Kokosnussöl. Als effektive Alternative zur Sonnencreme eignen sie sich aber nur bedingt, erläutert Dr. Halter. »Keines dieser Öle bietet ausreichend Schutz vor UVA-Strahlung. Der Lichtschutzfaktor liegt bei höchstens 2.«

Unser Tipp: Verwenden Sie pflanzliche Öle daher lieber für die pflegende Nachsorge Ihrer Haut. Sie geben ein angenehmes Hautgefühl, spenden viele Vitamine, verhindern eine trockene Haut und beugen einer Zellalterung vor.

9. Ältere Menschen sollten ihre Haut besonders gut schützen 

Ab dem 60. Lebensjahr ist der Hautschutz besonders wichtig. Ältere Menschen bekommen nicht nur schneller einen Sonnenbrand, er verheilt auch langsamer. Aber nicht nur das: »Gleichzeitig steigt das Hautkrebsrisiko, da die Zellteilung langsamer verläuft und die Haut trockener und sensibler ist. Ab 60 sieht man auch manchmal erste Spätfolgen eines früheren Sonnenbrandes. Die Haut vergisst nämlich nichts«, erzählt Dr. Halter.

Die Hautärztin empfiehlt deshalb: »Meiden Sie die direkte Sonne und schützen Sie Ihre Haut ähnlich intensiv, wie es auch für Kinder empfohlen wird.«

10. Sonne und Medikamente nicht kombinieren

Manche Arzneien lassen die Haut schneller und empfindlicher auf Sonne reagieren. Dazu zählen Betablocker, einige Antibiotika oder Johanniskraut.

Dr. Halter rät: »Wenn Sie diese Medikamente einnehmen, sollten Sie auf ein ausgiebiges Sonnenbad verzichten. Es kann zu unangenehmen Nebenwirkungen kommen, wie zum Beispiel Rötungen, Bläschen oder Verbrennungen.«

11. Sonnencreme überwintert nicht gern

Der Herbst ist da, die Temperaturen sinken und der nächste Strandurlaub ist noch in weiter Ferne. Die Sonnencreme-Tube ist aber noch halb voll und wandert deshalb in den Badezimmerschrank. Rückt der nächste Sommer näher, erwacht sie aus ihrem Winterschlaf und könnte wieder zum Einsatz kommen. Aber schützt eine alte, bereits geöffnete Sonnencreme noch zuverlässig vor Sonnenbrand?

Orientierung bietet das Tiegel-Symbol auf der Flasche, sagt Dr. Halter. »Ein geöffneter Tiegel mit einer Zahl daneben gibt an, wie lang Sie die geöffnete Sonnencreme verwenden können: 12M steht beispielsweise für 12 Monate. Falls Sie Ihre Sonnenmilch nach längerer Zeit wiederverwenden möchten, prüfen Sie diese im Vorfeld immer auf Geruch, Aussehen und Konsistenz. Riechen Sie einen scharfen, ungewöhnlichen Geruch? Hat sich die Konsistenz oder die Farbe verändert? Wenn ja, sind das Hinweise darauf, dass Sie die Sonnencreme nicht mehr verwenden sollten.« Je länger die Sonnenmilch geöffnet ist, desto schwächer wird außerdem der UV-Schutz. Das liegt am Sauerstoff, der eintritt und die Inhaltsstoffe verändert.

Credit: Illustration: Ayse Dincer
12. Die Haltbarkeit der Sonnencreme verlängern

Wer seine Tube über einen längeren Zeitraum hohen Temperaturen aussetzt, riskiert, dass die schützende Wirkung rasch nachlässt. Das kann zum Beispiel im Auto der Fall sein oder in der prallen Sonne am Strand. Achten Sie daher im Anschluss an Ihr Sonnenbad auf die richtige Lagerung: »Der richtige Ort für die Sonnencreme ist ein dunkler, kühler Raum. Dafür eignet sich der Keller oder noch besser: der Kühlschrank«, erklärt Hautärztin Dr. Hanna Halter. 

Darüber hinaus sollten Sie stets die Öffnung säubern, sobald Sie sich eingeschmiert haben. Das minimiert das Risiko, dass Keime hineingelangen.

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Text                     
Maria Dünninger
Fotos                   iStock / fotostorm, Ina Zabel (Fotostudio Get in Style) 
Illustrationen   Ayse Dincer Aktas

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